Klotzen, nicht kleckern: Das Thömus Lightrider E2 Pro hat die höchste Akkukapazität im gesamten Vergleichstest, ganze 726 Wh. Aber ist so ein großer Akku nicht eigentlich zu schwer und klobig? Macht er das Lightrider nur zu einem Bike für lange Touren oder kann das schicke Carbon-Bike auch auf dem Trail überzeugen?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test

Thömus Lightrider E2 Pro | Shimano EP8/726 Wh | 160/160 mm (v/h)
22,6 kg in Größe L | 9.550 € | Hersteller-Website

Die Schweizer Edelschmiede Thömus setzt mit dem Lightrider E2 Pro auf eine modulare Rahmenplattform: Je nach Konfiguration ändern sich Federweg, Charakter und Einsatzbereich. Herzstück ist der Shimano EP8-Motor, der von einem 726 Wh großen Darfon-Akku gespeist wird. Nicht nur wegen der höheren Kapazität, sondern auch wegen seiner Form hat sich Thömus gegen den Standard Shimano-Akku entschieden. Der Darfon-Akku baut zwar etwas breiter, ist aber relativ kurz, wodurch der Schwerpunkt trotz großem Akku zentral ist. Rein optisch sorgt das für ein wuchtiges Unterrohr, das die sonst sehr gelungene Optik des Vollcarbonrahmens unterbricht. Dennoch ist die Integration des Motorsystems auf Spitzenniveau. Alle Züge verlaufen durch einen speziellen Vorbau gebündelt und klapperfrei in den Rahmen. Während andere Hersteller ihre ungenutzten Ports einfach abdecken, hat Thömus konsequent auf Kabelports im Rahmen verzichtet. Sehr schick!

Das Thömus Lightrider E2 Pro ermöglicht eine individuelle Wunschausstattung

In Sachen Ausstattung lässt euch Thömus die Wahl: Federweg, Komponenten und Farbe könnt ihr im Konfigurator anpassen. Allerdings ist die Auswahl z. B. beim Fahrwerk sehr eingeschränkt und nicht immer sinnvoll. Auf persönliche Nachfrage verbaut Thömus aber auch Komponenten, die nicht im Konfigurator gelistet sind. Unser 9.550 € teures Test-Bike hat Thömus für uns als Allrounder mit 160 mm an Front und Heck aufgebaut. Statt der FIT4-Kartusche im Inneren der FOX 36 hätten wir eigentlich lieber die bessere GRIP2-Dämpfung gehabt, aber sie ist nicht im Konfigurator vorhanden und wir wollten euch ein realistisches Bild der Möglichkeiten im Konfigurator vermitteln. Am Heck kommt ein FOX DPX2 zum Einsatz. Gebremst und geschaltet wird mit der Shimano XT 12-fach-Schaltung und -Vierkolbenbremse mit 200-mm-Scheiben vorne wie hinten. Durch diese Kombination ist das Cockpit super aufgeräumt und ergonomisch. Die KS LEV-Ci-Sattelstütze liefert lediglich 150 mm Hub, baut sehr hoch und hat sich im Laufe unseres Tests verabschiedet. Statt der KS-Optionen empfehlen wir euch z. B. eine E*thirteen Vario Infinite, die z. B. im Lapierre Overvolt GLP 2 Team das Maximum an Stützenhub trotz langem Sitzrohr rausholt. Das 22,6 kg schwere Lightrider E2 Pro rollt auf hochwertigen DT Swiss Alu 29”-Laufrädern, gepaart mit den megarobusten Schwalbe Eddy Current-Reifen in 2,6”.

Robust, zuverlässig, traktionsstark
Mit der Kombination aus DT Swiss Alu-Laufradsatz und dem robusten Schwalbe Eddy Current gehören Platten der Vergangenheit an! Hier könnt ihr gefahrlos mit dem Luftdruck experimentieren und sehr viel Grip rausholen.
Einen Schritt weiter
Der Shimano EP8 ist gleich mit mehreren aufwendigen Covern zum Abdecken und Schutz versehen: super edel.
Unnötig lang
Das Sitzrohr ist mit 480 mm unnötig lang, denn auch gekürzt wäre ausreichend Einstecktiefe für eine Dropper mit viel Hub vorhanden. So sind maximal 150 mm Hub drin und die Bewegungsfreiheit ist limitiert.

Thömus Lightrider E2 Pro

9.550 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Darfon 726 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel FOX 36 Factory FIT4 160 mm
Dämpfer FOX Factory DPX2 160 mm
Sattelstütze KS LEV-Ci 150 mm
Bremsen Shimano XT-Vierkolbenbremse 200/200 mm
Schaltung Shimano XT 1x12
Vorbau Thömus Integrated V2 60 mm
Lenker Thömus Alu Riser 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX1501 29"
Reifen Schwalbe Eddy Current 2,6"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 22,6 kg
Zul. Gesamtgewicht 150 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 127 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Konfigurator


Big Battery inside!
Thömus setzt auf einen 726-Wh-Akku von Darfon. Er baut zwar deutlich breiter als der Standard-Shimano-Akku, ist dafür aber bei höherer Akkukapazität recht kurz. Das sorgt für einen guten Schwerpunkt, allerdings auch für ein wuchtiges Unterrohr.
Konsequent und fast perfekt
Alle Züge und Leitungen werden super schick und klapperfrei durch den Vorbau in den Rahmen geführt. Das Team von Thömus ist so konsequent, dass es auf sämtliche Kabelports am Rahmen verzichtet.
Nur auf Nachfrage
Im Konfigurator stehen euch lediglich eine DT Swiss F535 One oder die FOX 36 FIT4 mit 160 mm zur Auswahl. Auf persönliche Nachfrage sind auch andere Gabeln möglich. Wir empfehlen euch ein Upgrade auf die bessere FOX GRIP2-Dämpfung!

Das Thömus Lightrider E2 Pro ist in vier Größen verfügbar und zeigt sich sportlich modern. Einzige Ausnahme ist die Sitzrohrlänge, die in den Größen L (480 mm) und XL (500 mm) viel zu lang ist. Der Sitzwinkel ist mit 74,7° relativ flach und flacht – durch den Knick im Sitzrohr – mit zunehmendem Sattelauszug weiter ab. Während kleinere Fahrer sowohl in der Ebene als auch bergauf relativ zentral auf dem Bike positioniert sind, sitzen langbeinige Biker weit über dem Hinterrad. Die Sitzposition auf dem Thömus ist – nicht zuletzt wegen des langen 60-mm-Vorbaus – sportlich gestreckt, aber noch immer ausreichend komfortabel, um die hohe Reichweite mit dem großen Akku auszunutzen.

Größe S M L XL
Sattelrohr 400 mm 440 mm 480 mm 500 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 125 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel 75,4 75° 74,7° 74,5°
Kettenstrebe 453 mm 453 mm 455 mm 455 mm
Reach 415 mm 445 mm 475 mm 500 mm
Stack 615 mm 624 mm 634 mm 638 mm
Helm POC Kortal | Rucksack USWE Airborne 15 | Shirt POC Essentials DH L/S | Shorts POC Resistance
Knieschoner POC Joint VPD System Knee | Schuhe ION Scrub Amp
Socken POC Essential Road Sock | Handschuhe POC Essential

Der Konfigurator von Thömus hat noch einige Lücken. Wer aber genau weiß, welche Komponenten er braucht, kann mit Thömus direkt an einer ganz individuellen Ausstattung arbeiten.

Flowtrails sind seine Stärke
Das Vorderrad des Thömus lässt sich trotz des großen Akkus erstaunlich leicht in die Luft ziehen. Auf flowigen Trails macht das agile Handling richtig Spaß!

Trotz großem Akku agil – Das Thömus Lightrider E2 Pro hat uns im Test überrascht

An steilen Rampen zeigt sich beim Thömus ähnlich wie beim Trek Rail, dass Langbeiner zu weit über dem Hinterrad platziert werden, während kleinere Fahrer relativ zentral sitzen. Generell muss das Vorderrad des Lightrider E2 Pro aber aktiv belastet werden, um es unter Kontrolle zu halten. Dabei hilft der lange Vorbau. Gelingt das, schlängelt sich das leichte E-Mountainbike auf flowigen Trails problemlos nach oben. Wird es rutschig, ist der Eddy Current-Hinterreifen in seinem Element und kann so viel Traktion generieren wie kein anderer Reifen im Test. Durchdrehen? Fehlanzeige! An steilen Stufen, Kanten und Hindernissen ist mit den langen 170-mm-Kurbeln das richtige Timing gefragt, um Bodenkontakt zu vermeiden.

Tuning-Tipp: kürzeren Vorbau im Konfigurator wählen, Variostütze mit minimaler Bauhöhe und verstellbarem Hub, Langbeiner sollten außerdem den Sattel ganz nach vorne schieben

Bergab ist das Lightrider E2 Pro vor allem auf flowigen Strecken eine echte Überraschung: Trotz des großen Akkus lässt sich das Vorderrad erstaunlich leicht in die Luft ziehen. Kaum ein anderes Bike kann bei vergleichbarer Reichweite so viel Fahrspaß bieten! Die Geometrie sorgt vor allem auf flacheren Trails für eine ausgewogene Lastverteilung und eine zentrale Fahrposition. In offenen Kurven lässt sich das Carbon-Bike ebenso einfach und präzise handeln wie in Anliegern und liefert nicht zuletzt dank der griffigen Reifen viel Traktion. Wird der Trail steiler und technischer, verlässt das Thömus seine Komfortzone und ist im Testfeld nur Mittelmaß. Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und die bei harten Schlägen überforderte Gabel lassen einen früher zur Bremse greifen – das Gleiche gilt für den langen Vorbau, der den Fahrer weit über das Vorderrad zieht.

Positive Überraschung
Das Thömus hat uns überrascht und ist der Beweis dafür, dass hohe Reichweiten und ein agiles Fahrverhalten keine Gegensätze sind. Kein anderes Bike im Testfeld vereint beides so gut!

Fahreigenschaften

7

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspaß

  1. langweilig
  2. lebendig

Motor-Feeling

  1. digital
  2. natürlich

Motor-Power

  1. schwach
  2. stark

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. top

Einsatzbereich

Forstweg

1

Flowtrail bergauf

2

Flowtrail bergab

3

Technischer Singletrail bergauf

4

Technischer Singletrail bergab

5

Downhill-Strecken

6

Fazit

Das perfekt verarbeitete Thömus Lightrider E2 Pro ist ein guter Allrounder, der mit jedem Terrain zurechtkommt. Kein anderes Bike im Test bekommt so hohe Reichweiten und ein so agiles Fahrverhalten unter einen Hut! Wird es bergab steil und fordernd, weisen allerdings Geometrie und Fahrwerk das Lightrider in seine Grenzen. Der Konfigurator glänzt zwar noch mit massiven Lücken, auf expliziten Wunsch verbaut Thömus dennoch eure Wahlkomponenten. Nutzt das Angebot!

Tops

  • große Akkukapazität bei agilem Handling
  • top Shimano-Integration
  • individuelle Wunschausstattung auf Anfrage

Flops

  • langes Sitzrohr
  • Sitzposition ergauf
  • wuchtiges Unterrohr

Mehr Informationen findet ihr unter thoemus.ch

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test

Alle Bikes des Vergleichstest in der Übersicht:
Cannondale Moterra Neo Carbon 1 (Zum Test) | Canyon Spectral:ON CF 9 (Zum Test) | CENTURION No Pogo F3600i (Zum Test) | CUBE Stereo Hybrid 140 HPC SLT Nyon (Zum Test) | CUBE Stereo Hybrid 160 C:62 SLT Kiox (Zum Test) | Ducati TK-01 RR (Zum Test) | FLYER Uproc6 9.50 (Zum Test) | FOCUS JAM² 6.9 NINE (Zum Test) | GIANT Trance X E+ 1 (Zum Test) | Haibike AllMtn 7 (Zum Test) | KTM Macina Kapoho Prestige (Zum Test) | Lapierre Overvolt GLP 2 Team (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 10K (Zum Test) | Mondraker Crafty Carbon XR (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Trail 8 (Zum Test) | ROTWILD R.X375 ULTRA (Zum Test) | Santa Cruz Bullit X01 RSV Air (Zum Test) | SCOTT Ransom eRIDE 910 (Zum Test) | SIMPLON Rapcon PMAX (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo SL (Zum Test) | STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF (Zum Test) | Thömus Lightrider E2 Pro (Zum Test) | Trek Rail 9.9 X01 (Zum Test) | Whyte E-150 RS 29ER V1 (Zum Test)


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Photos: Diverse