Ihr wolltet euch schon immer mal ein E-Mountainbike nach den eigenen Wünschen zusammenstellen? Durch den Konfigurator und das modulare Konzept könnte euer Traum bei Thömus in Erfüllung gehen. Wir haben uns ein Lightrider E2 Pro 2021 mit neuem Shimano EP8-Motor mit 726-Wh-Akku und FOX-Fahrwerk zusammenstellen lassen und sagen euch, ob eure Träume bei Thömus Wirklichkeit werden können oder nicht.

Thömus Lightrider E2 Pro | Shimano EP8/726 Wh | 160/160 mm (v/h) | 22,1 kg in Größe L | 9.470 € | Hersteller-Website

Ihr wollt euch ein Thömus kaufen? Dann habt ihr die Qual der Wahl. Im Konfigurator der Schweizer Firma könnt ihr euer Bike bis ins kleinste Detail selbst zusammenstellen. Um die Auswahl zu vereinfachen, gibt es von Thömus bereits Startvarianten. Wer also nicht alles selbst durchexerzieren will, kann trotzdem eines der Schweizer Edel-Bikes fahren. Ein paar Entscheidungen müsst ihr allerdings auf jeden Fall treffen, denn es gibt nicht nur zwei verschiedene Carbon-Varianten E2 und E2 Pro, sondern auch drei unterschiedliche Federweg-Varianten mit 140/140, 160/160 und 170/160 mm. Bei so vielen Möglichkeiten gibt es einiges zu beachten. Die wichtigsten Unterschiede haben wir euch bereits hier zusammengefasst. Für unseren Test haben wir uns von Thömus ein Lightrider E2 Pro-Version mit 160 mm FOX-Fahrwerk, Shimano EP8-Motor und 726-Wh-Akku zusammenstellen lassen. Ob es Traum-Bike-verdächtig ist, erfahrt ihr im ausführlichen Test.

Unser Thömus Lightrider E2 Pro im Detail

Das Thömus Lightrider E2 Pro ist ein hochwertiges E-MTB, bei dem auf Details geachtet wurde und das von vorne bis hinten durchdesignt ist. Der Pro-Carbon-Rahmen, der ca. 500 g leichter ist als der Standard Carbon-Rahmen (E2) von Thömus, wirkt wie aus einem Guss. Ecken und Kanten wurden abgerundet, alle Übergänge sind geschmeidig. Am Hinterbau wurden alle Lager aufwendig nach innen gelegt, sodass sie für eine cleane Optik sorgen. Beim Kabelmanagement verzichtet Thömus auf Kabelports am Rahmen und setzt auf einen eigenen Vorbau, in den die Kabel am Cockpit laufen und von dort in den Rahmen geführt werden. Hier merkt man, dass sich die Schweizer richtig Gedanken gemacht haben. Auch die Funktion ist top: Die Silhouette des edlen Rahmens ist super clean, zudem scheuert nichts am Lack und nichts klappert. Nur beim Shimano EP8-Motor ist ein Klappergeräusch zu vernehmen – dazu später mehr. Auch die Integration des neue Shimano EP8-Motor ist formschön gelungen. Lediglich das kantige Unterrohr sticht etwas aus den sonst organischen Formen hervor. Grund dafür ist die Form des Darfon-Akkus, der etwas breiter als der Shimano-Akku aufbaut, dafür aber auch deutlich kürzer ist. Wie sich das auf den Schwerpunkt auswirkt, erfahrt ihr im Testeindruck. Noch gibt es bei Thömus den alten Shimano STEPS E8000-Motor im Konfigurator zur Wahl. In unserem direkten Vergleich der beiden Motoren (zum Test) erfahrt ihr, welches die bessere Option ist.

Ein Kunstwerk! Gerundete Formen und geschmeidige Übergänge – der Rahmen ist bis ins kleinste Detail durchdacht und durchdesignt. Einzige Dysbalance: das kantige Unterrohr im sonst organisch geformten Rahmen.
Die Integration des Shimano EP8-Motors ist optisch super gelungen.
Das Lightrider kommt mit SC-EM800-Display …
… und Anschaltknopf auf dem Oberrohr.
Der eigene Vorbau sorgt für ein aufgeräumtes Cockpit, klapperfreie Züge und eine cleane Silhouette des Rahmens. Win, Win, Win.
Auch das Heck wirkt clean.
Nicht zuletzt, weil einige Lager im Hinterbau von außen nicht sichtbar sind.

Geladen wird der Energielieferant über eine eigens entwickelte Ladebuchse mit cleverem Magnetverschluss, die sich am Steuerrohr befindet und bequem erreichbar ist. Beim Display setzt Thömus auf das SC-EM800. Die Unterstützungsstufen werden mit der neuen Shimano Remote kontrolliert. Wer eine Ständeraufnahme und Gepäckträger möchte, muss zum Lightrider E2 greifen, die Pro-Version kommt ohne Anbaumöglichkeiten für Alltags-Ausstattung, verfügt aber über einer Anhängerfreigabe und ein hohes zulässiges Gesamtgewicht von 150 kg. Mit 22,1 kg ist unser Lighrider E2 Pro zwar nicht super leicht, aber für ein Bike dieser Klasse mit dieser Ausstattung dennoch tadellos gut. Allerdings ist das Bike meilenweit von den proklamierten 18,5 kg entfernt, die Thömus auf ihrer Website nennt. Die 18,5 kg gibt’s nur in einer kleinen Rahmengröße der 140-mm-Variante und mit extrem gewichtsoptimierter Ausstattung, unter der die Funktion auf dem Trail deutlich leidet und die für den Einsatzzweck des Bikes keinen Sinn macht. Finger Weg von der Leichtbau-Ausstattung!

Die Ausstattung des Thömus Lightrider E2 Pro 160 im Detail

Im umfangreichen Konfigurator gibt es drei Federweg-Varianten zur Auswahl (140/140,160/160 und 170/160 mm). Wir haben uns für die 160/160er entschieden. Dann gibt es im Online-Konfigurator zwar 14 unterschiedliche Sättel, 11 Pedale und 17 Griffe zur Auswahl, aber leider nur zwei Federgabeln: eine DT Swiss F535 One und eine FOX 36 Factory mit FIT4-Kartusche. Das sind per se keine schlechten Gabeln, an eurem potenziellen Traum-Bike sehen wir allerdings eine FOX 36 mit der noch besseren GRIP2-Kartusche als die geeignete Wahl. Die GRIP2-Variante liefert die bessere Performance, ermöglicht ein besseres Setup und ist dank des ausführlichen Setup-Guides von FOX auch für Neulinge einfach einzustellen. Der Konfigurator ist zum Glück nicht das Ende der Möglichkeiten bei Thömus, in einer persönlicher Beratung stehen weitere Optionen in Aussicht.

Der Online-Konfigurator lässt zahlreiche Individualisierungen zu, dennoch kann man leer ausgehen: Es gibt 14 Sättel zur Auswahl, aber keine sinnvolle Performance-Federgabel. Wer das Beste bei der Ausstattung herausholen will, muss sich persönlich mit Thömus in Verbindung setzen, dann soll es mehr Möglichkeiten geben als im Online-Konfigurator.

Am Heck sorgt ein FOX DPX2-Factory-Dämpfer mit 160 mm Federweg für gute Performance, ist allerdings neben einem DT Swiss R353 ohne Ausgleichsbehälter die einzige Dämpfer-Variante, die zur Auswahl steht. Ähnlich verhält es sich mit der Vario-Sattelstütze: Kind Shox LEV I oder CI stehen im Konfigurator mit 100, 125 oder 150 mm Hub zur Wahl. Mehr geht leider auch nicht, dafür ist das Sattelrohr mit 480 mm zu lang. Während unseres Tests hat die gewählte CI-Version komplett den Geist aufgegeben und musste getauscht werden.

Thömus Lightrider E2 Pro

9.470 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Darfon 726 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel Fox Factory 36 Fit4 160 mm
Dämpfer Fox Factory DPX2 160 mm
Sattelstütze KS LEV-CI 150 mm
Bremsen Shimano XT 4-Kolben 200/180 mm
Schaltung Shimano XT 1x12
Vorbau Thömus Integrated V2 45 mm
Lenker Thömus Alu Riser 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX1501 29"
Reifen Schwalbe Hans Dampf, Super Trail 2.6"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 22.10 kg
Zul. Gesamtgewicht 150
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 127 kg
Anhänger-Freigabe Ja
Ständeraufnahme nein

Im Konfigurator gibt es die FOX 36 mit 160 mm Federweg nur als Factory FIT4-Variante zur Auswahl. Wer die bessere GRIP2 Kartusche will, muss sich persönlich mit Thömus in Verbindung setzen, dann soll es mehr Möglichkeiten geben als im Online-Konfigurator.
Am Heck kümmert sich ein FOX Factory DPX2-Dämpfer um die 160 mm Federweg.
Während an unserem Test-Bike vorne 203-mm-Bremsscheiben zum Einsatz kamen, waren entgegen unserer Bestellung hinten nur 180-mm-Bremsscheiben verbaut – zu wenig!
Die Kind Shock LEV CI mit 150 mm Federweg hat während unseres Test komplett versagt und musste getauscht werden.
Das Cockpit ist extrem aufgeräumt und die Ergonomie nach unserem Geschmack.
Unser Testmodell kam mit Schwalbe Hans Dampf an Front und Heck. Vor allem am Vorderrad lieferte er bei ambitionierter Fahrweise zu wenig Traktion.

Unser Testmodell kam mit Schwalbe Hans Dampf-Bereifung in 2,6 “. Der im Konfigurator erhältliche Eddy Current mit Super Trail-Karkasse vorne und Super Gravity-Karkasse hinten hätte an dem Lighrider E2 Pro für bessere Performance gesorgt. Obwohl diese Kombination um einiges schwerer ist, liefert sie sehr guten Pannenschutz und im Vergleich zum Hans Dampf ein Vielfaches mehr an Traktion und Sicherheit. Das Cockpit ist aufgeräumt und bietet mit den verbauten Shimano-Parts inklusive I-Spec-Adapter eine super Ergonomie. Leider wurde die Shimano XT-Bremse entgegen unserer Bestellung (203/203 Bremsscheiben vorne und hinten) nur mit 180-mm-Bremsscheibe hinten geliefert. Unserer Meinung nach gehören an einem E-Mountainbike mindestens 200er Bremsscheiben – Safety first! Die restliche Ausstattung mit Shimano XT-Schaltung, XT-Bremse und DT Swiss HX1501 29”-Laufräder ist tadellos.

Der Konfigurator ermöglicht zwar viele Anpassungen an die persönlichen Vorlieben, die Auswahl an Federgabeln und Sattelstützen ist leider gering, wodurch die Performance des Bikes und sein Potenzial eingeschränkt werden. Zum Glück ist das aber nicht das Ende der Möglichkeiten bei Thömus, sondern stellt nur eine Art des Bestellvorgangs dar. Prinzipiell erfüllt euch Thömus jeden Wunsch, dafür müsst ihr anrufen oder bei Thömus in der Schweiz vorbeischauen.

Die Geometrie des Lightrider E2 Pro

Das Thömus Lightrider E2 Pro gibt in den vier Größen S, M, L, XL und wird von Thömus für Fahrer unter 170 cm bis über 190 cm empfohlen – leider etwas zu ungenau. Hier wären detaillierte Herstellerangaben hilfreich. Es ist in drei Farben, weiß, rot und schwarz erhältlich. Während der Reach mit 475 mm in L modern ist und ausreichend Bewegungsfreiheit verspricht, lässt das lange Sattelrohr mit 480 mm bereits auf dem Papier vermuten, dass nach hinten die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Sitzwinkel und Lenkwinkel sind mit 74,7° bzw. 65,5° auf der flachen bzw. steilen Seite.

Größe S M L XL
Sattelrohr 400 mm 440 mm 480 mm 500 mm
Oberrohr 575 mm 612 mm 648 mm 677 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 120 mm 125 mm
Lenkwinkel 65.5° 65.5° 65.5° 65.5°
Sitzwinkel 75.4° 75° 74.7° 74.5°
Kettenstrebe 453 mm 453 mm 455 mm 455 mm
Tretlagerhöhe 353 mm 351 mm 353 mm 353 mm
Reach 415 mm 445 mm 475 mm 500 mm
Stack 615 mm 624 mm 634 mm 638 mm

So fährt sich das Lightrider E2 Pro: Uphill und Ebene

Der große 726-Wh-Akku, gepaart mit dem geringen Gesamtgewicht, der angenehm komfortablen Sitzposition und der leichten Front, macht das Thömus Lightrider E2 Pro zu einem guten Touren-Bike. Genussvolle, lange Tage im Sattel sind genau sein Ding. In flowigen Uphill-Passagen zaubert es einem mit seinem wendigen und agilen Charakter ein Grinsen ins Gesicht. Wird’s so richtig steil, erfordert das Thömus Lightrider E2 bergauf einen aktiven Fahrstil. Der flache Sitzwinkel positioniert den Fahrer, besonders bei hohem Sattelstützen-Auszug, weit über das Hinterrad, wodurch die ohnehin schon leichte Front aktiv am Steigen gehindert werden muss. Hier lohnt es sich, den Sattel weit nach vorne zu schieben. Wer richtige knifflige Uphills bewältigen will, kommt zwar richtig ins Schwitzen, durch die gute Traktion vom Hinterbau gibt es aber nicht viel, was das Lightrider zum Scheitern bringt – besonders dann, wenn ihr die Schwalbe Eddy Current-Bereifung aufziehen lasst. In technischen Sektionen hatten wir mit Kurbelaufsetzern zu kämpfen. Noch eine Schwäche des Konfigurators: Kürzere als die verbauten 170er Kurbeln gibt es leider nicht zur Auswahl.

Das Thömus ist ein klasse Allrounder, der erst auf anspruchsvollen Trails Schwächen offenbart – im Uphill und im Downhill.

Das Thömus Lightrider E2 Pro im Downhill-Test

Senkt man die Sattelstütze ab und neigt die Front des Lightrider E2 Pro gen Tal, fällt erneut die erstaunlich leichte Front auf. Manuals, Wheelies und Bunny Hops gelingen mit dem Lightrider E2 Pro trotz des großen 726-Wh-Akkus kinderleicht. Das Schweizer Edel-Bike ist präzise und gutmütig zugleich und lässt sich einfach fahren, wodurch es sich auch für Einsteiger eignet. Die Lastverteilung zwischen Vorder- und Hinterrad ist sehr ausgewogen, auch in offenen Kurven. Hier wird das Bike nur durch die fehlende Traktion der Hans Dampf-Bereifung am Vorderrad limitiert. Mit seinem agilen Charakter kommt auf flowigen Strecken richtig Fahrspaß auf. Auf technischen Singletrails empfanden wir den 60-mm-Vorbau allerdings als etwas zu lang, die 45-mm-Variante ist hier die bessere Wahl. Das Fahrwerk nutzt seinen Federweg gut aus, ohne vom Untergrund zu isolieren. Durch das lange Sattelrohr und die damit einhergehende eingeschränkte Bewegungsfreiheit und die bedingt einstellbare FIT4-Kartusche der FOX 36 wird der Fahrspaß von ambitionierten Piloten limitiert. All in all ist das Thömus ein klasse Allrounder, der bergab erst auf anspruchsvollen Trails und schnellen Downhill-Strecken Schwächen offenbart. Hier fehlt ihm auch die nötige Laufruhe. Obwohl Thömus mit einer klasse Verarbeitungsqualität und gut verlegten Zügen punktet, ist das Bike leider nicht leise. Das Problem liegt aber nicht bei Thömus, sondern beim Shimano EP8. Das Motorklappern macht die Ruhe des Waldes zunichte.

Helm Bell Sixer MIPS | Jersey POC Essential Enduro Jersey | Knieschoner POC Joint VPD System Knee | Schuhe ION Scrub Amp | Rucksack Fox Utility Hydration Pack

Tuning-Tipps: Kurzen Vorbau, 200-mm-Bremsscheiben und Schwalbe Eddy Current-Bereifung im Konfigurator auswählen.

Im Wheelie durch die Kurven heizen? Klar, hier kann das Thömus seine Stärken ausspielen, die Front ist leicht, trotz großem Akku.

Unser Fazit zum Schweizer Edel-Bike

Das Thömus Lightrider ist ein klasse Allrounder, der sowohl auf langen Touren, im Uphill und im Downhill mit seinen gutmütigen, präzisen und agilen Fahreigenschaften überzeugt. Schwächen zeigen sich erst, wenn es im Uphill und im Downhill richtig anspruchsvoll wird. Der Online-Konfigurator ermöglicht zwar viele Anpassungen an die persönlichen Vorlieben, die Auswahl an Federgabeln und Sattelstützen ist leider gering, wodurch die Performance des Bikes und sein Potenzial eingeschränkt werden. Wenn ihr euch persönlich mit Thömus in Verbindung setzt, stehen euch mehr Möglichkeiten offen, dann sollte wirklich jeder Ausstattungswunsch erfüllt werden.

Tops

  • Allround-Fähigkeiten
  • große Akkukapazität bei geringem Gewicht
  • top Integration des Shimano-Motors
  • Verarbeitungsqualität

Flops

  • Konfigurator nicht umfangreich genug für ein Traum-Bike
  • langes Sitzrohr

Für weitere Informationen besucht die Thömus Website.


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