Swissness pur! Thömus schreit seine Schweizer Herkunft mit dem 15,8 kg leichten Lightrider E Ultimate Light-E-MTB nur so heraus. Ob das besonders leichte Light-E-MTB mit super kompaktem maxon BIKEDRIVE AIR E-Motor auch das Zeug zum neuen Nationalstolz hat und ob es sich auf dem Trail mit Ruhm oder eher Käsefondue bekleckert, haben wir für euch herausgefunden.

Thömus Lightrider E Ultimate | Maxon BIKEDRIVE AIR E/250 Wh | 120/120 mm (v/h)
15,8 kg in Größe M/L | 11.690 € | Hersteller-Website

Käsefondue ist nicht gerade bekannt dafür, schlank zu machen, trotzdem haben es die Schweizer von Thömus laut eigener Aussage mit dem Lightrider E Ultimate geschafft, ein E-MTB mit weniger als 15 kg auf den Markt zu bringen. Mit seinen wahlweise 120 mm bis 150 mm Federweg vorne und 120 mm bis 140 mm hinten bietet es eine ordentlich variable Plattform. Der Aufbau mit 120 mm Federweg spricht besonders Puristen und Gewichtsfetischisten mit Cross-Country-Hintergrund an. Hier geht es um effizienten Antrieb und geringes Gewicht, denn im Cross-Country tickt die Uhr bergauf genauso wie bergab. Wenn einem Gewicht nicht alles bedeutet oder man es auch gern mal auf Trails krachen lässt, ist man mit dem Trail-lastigeren 140-mm-Aufbau besser bedient. Um dieses vielseitige und vor allem leichte Konzept umzusetzen, hat sich die Bike-Schmiede Thömus mit dem Schweizer Motorenhersteller maxon zusammengetan. Der bis zu 40 Nm starke maxon BIKEDRIVE AIR-Antrieb wird komplett in der Alpenrepublik entwickelt und hergestellt – Swissness pur eben! Das einzige, was dieses Bike noch schweizerischer machen würde, ist, wenn es Kindern Äpfel vom Kopf schießen könnte. So viel Swissness hat allerdings auch seinen Preis und unser Lightrider E Ultimate Test-Bike geht für 11.690 CHF über die rot-weiße Ladentheke.

Das Thömus Lightrider E Ultimate 2023 im Detail

Das Design des Thömus Lightrider E Ultimate ist schlicht, kommt aber edel daher. Die klaren Linien sind wie aus einem Guss und der rote Hauptrahmen wird durch weiße Schriftzüge ergänzt. Wem der Look in den Schweizer Nationalfarben dann doch etwas viel Patriotismus wird, hat noch die Wahl zwischen den Farben Schwarz, Weiß, Blau und Grün. Aluminiumteile sucht man am Rahmen vergebens – neben dem Hauptrahmen ist auch der komplette Hinterbau inklusive Anlenkung aus Carbon gefertigt. Der Hinterbau ist sehr filigran gehalten, aus gutem Grund: einteilig aufgebaut, spart er sich durch die dünnen flexenden Sitzstreben ein Lager im Vergleich zu einer ähnlichen Horst Link-Anlenkung. Das spart Gewicht und findet bei Mountainbikes dieser Klasse häufiger Anwendung, wie zum Beispiel am Trek E-Caliber.

Der cleane Look wird auch durch die interne Zugführung unterstrichen. Die Züge verschwinden hier durch das hauseigene futuristisch anmutende Carbon-Cockpit in den Rahmen, wodurch der Rahmen frei von Kabelports bleibt. Leider wird das edle Gesamtbild etwas vom überladenen Lenker gestört. Dagegen sieht der gewellte und weit in Richtung Kettenblatt gezogene Kettenstrebenschutz wieder sehr edel aus. Auch eine kleine Abdeckung zwischen Hauptrahmen und Kettenstreben ist formschön integriert und sorgt dafür, dass hier keine Steinchen zermalmt werden.

Das maxon-Motorsystem – maxon BIKEDRIVE AIR E

Der Schweizer Motorenhersteller maxon macht nicht erst seit gestern Elektromotoren – bereits seit vielen Jahren ist er auf elektronische Antriebe spezialisiert. Dass die Firma auch schon Motoren für Mars-Rover hergestellt hat, bringt euch auf irdischen Trails zwar eher weniger, ist aber ein super Smalltalk-Thema für den Traileinstieg. Der BIKEDRIVE AIR E-Motor ist der erste E-MTB-Antrieb der Schweizer und kommt mit einem Gewicht von 1,9 kg bei einem Systemgewicht von insgesamt 3,5 kg. Der Motor liefert 30 Nm Drehmoment, das laut Hersteller in der Spitze auf bis zu 40 Nm ansteigen kann. Das Ganze geschieht sehr geräuscharm – man möchte ja schließlich ungestört die Kuhglocken hören können. Der patentierte innovative Freilauf kommt laut Hersteller ohne spürbaren Widerstand beim Treten aus, auch bei ausgeschaltetem Motor. maxon bietet euch die drei Unterstützungsstufen Cruise, Push und Blast, mit denen ihr für alles gerüstet sein sollt.

Der 250 Wh große Akku ist bei Bikes mit maxon-Motor fest im Unterrohr verbaut, kann nur vom Händler entnommen werden und bringt 1,4 kg auf die Waage. Thömus bietet in Kooperation mit maxon für ihre Bike-Modelle bereits zwei weitere Akkus mit 360 Wh und 426 Wh an – sie sollen bald auch für andere Bikes verfügbar sein. Der Ladeport sitzt seitlich am Sitzrohr und wird mit einem Gummistöpsel gut vor den Elementen geschützt. maxon gibt die Ladezeit für den BIKEDRIVE AIR E mit flotten 3,5 Stunden bis zur vollständigen Ladung an. Für alle, die bei der Reichweite nochmal einen oben drauf setzen wollen, gibt es einen maxon-Range-Extender. Der ist 250 Wh groß, wiegt 1,4 kg und ist kompatibel mit dem speziellen maxon BIKEDRIVE AIR-Flaschenhalter. Der Range-Extender funktioniert im System wie eine Powerbank und lädt den im Bike integrierten Akku.

Die Integration des Systems am Bike ist recht minimalistisch gehalten. Am Lenker findet sich ein kleiner Shifter, der mit nur einem Hebel und einem Knopf auskommt. Die Verarbeitung wirkt hochwertig und liefert eine gute Haptik. Im Oberrohr ist eine kleine Kontrolleinheit integriert, die den Akkustand in acht Stufen und die gewählte Unterstützungsstufe anzeigt. Verbinden lässt sich das Ganze via Bluetooth mit eurem Handy, und über die maxon Connect-App können die Unterstützungsstufen nach eigenem Gusto getuned werden. Auch Fans von Bike-Computern kommen nicht zu kurz: Via ANT+ LEV können alle gängigen Geräte problemlos gekoppelt werden.

Die Ausstattung unseres Thömus Lightrider E Ultimate 2023 Test-Bikes

Thömus bietet für das Lightrider E Ultimate die Möglichkeit, sich seine individuelle Traumausstattung zusammenzustellen. Zuerst hat man hier die Wahl zwischen dem Aufbau mit 140 mm Federweg an Front und Heck oder 120 mm. In einem zweiten Schritt lässt sich der Akku nach Vorliebe von 250 Wh auf 360 Wh oder 426 Wh upgraden. Hier kann man sich entsprechend seiner persönlichen Bedürfnissen nach Reichweite und Unterstützung entscheiden.

Das Test-Bike, das wir von Thömus bekommen haben, ist mit 120 mm Federweg und kleinem 250-Wh-Akku stark auf Leichtbau getrimmt. Realisiert wird das Konzept mit einer Mischung aus Komponenten aus der Schweiz und Japan – Fans der Präzisionsfertigung dürfte bei dieser Kombination bereits das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Schweizer Fahne wird dabei von DT Swiss hochgehalten, die Gabel, Dämpfer und Laufräder stellen. An der Front werkelt die DT Swiss F232-Gabel mit 120 mm Federweg und am Heck ein R585 ONE-Dämpfer, der per Knopfdruck am Lenker gesperrt werden kann. Die edlen DT Swiss XRC 1501-Carbonlaufräder verpassen dem Bike den letzten Schweizer Schliff. Antrieb und Bremsen stammen beide aus dem Hause Shimano und kommen aus der Highend-Baureihe XTR. Thömus macht hier keine Kompromisse und packt vorne wie hinten 203 mm große Bremsscheiben auf das Bike – für ein Bike mit Cross-Country-Genen ist das ganz schön ordentlich, aber ganz nach unserem Gusto!

Straffe Angelegenheit
Die 120-mm-Gabel geht nicht gerade schonend mit euren Händen um.
Zack und zu
Der Dämpfer kann vom Lenker gesperrt werden, um den sowieso schon effizienten Hinterbau im Uphill noch weiter zu beruhigen.
Alles unter Kontrolle!
Mit 203-mm-Bremsscheiben vorne wie hinten stellt das Lightrider für kompromisslose Bremspower Leichtbau hinten an.
Knackig wie eh und je
Die Shimano XTR-Schaltgruppe überzeugt mit knackigen Schaltvorgängen.

Das hauseigene Monocoque Carbon-Cockpit macht optisch ziemlich was her, hat allerdings den Nachteil, dass die Höhe der Front nicht auf persönliche Vorlieben angepasst werden kann. Am Vorderrad wie am Hinterrad sind Nobby Nic-Reifen von Schwalbe mit der Super Ground Seitenwand verbaut. Die sind schön leicht und sorgen durch ihren geringen Rollwiderstand auch für eine zusätzliche gute Akkureichweite. Allerdings sind sie recht dünn und schränken das Bike damit in seinem Einsatzgebiet nach oben stark ein. Mit stabileren Reifen könnte das Lightrider E Ultimate sein Potenzial als straffes Trail-Bike noch mehr ausschöpfen. Trotz Leichtbau-Trimm kommt unser Test-Bike in Größe L auf ein Gewicht von 15,8 kg und erreicht so nicht ganz den versprochenen Wert von unter 15 kg. Wer partout in den Genuss eines Sub-15-kg E-Bikes kommen will, muss im Thömus-Konfigurator noch einige Stellschrauben bei kleinen Bremsen, leichteren Laufrädern und Reifen anziehen. Aus unserer Sicht würde das aber nur die Fahr-Performance verschlechtern und nur begrenzt Sinn ergeben.

1, 2 oder 3?
Am Lenker ist beim Lightrider ganz schön was los. Hier kann man schon mal den Überblick verlieren.
Inhouse Carbon-Kunst
Das One Piece Carbon-Cockpit kommt direkt von Thömus. Hier kann allerdings nicht die Höhe der Front angepasst werden.
Leicht, aber gefährlich
Die Schwalbe-Reifen mit dünnen Seitenwänden halten das Gewicht niedrig, sind dafür aber lebensgefährlich für die edlen Carbon-Felgen.
Ruhe bitte!
Der großzügige gewellte Kettenstrebenschutz hält die Kette gut im Griff und sorgt für Ruhe am Hinterbau.

Thömus Lightrider E Ultimate

11.690 €

Ausstattung

Motor Maxon BIKEDRIVE AIR E 40 Nm
Akku Maxon 250 Wh
Display Maxon
Federgabel DT Swiss F232 120 mm
Dämpfer DT Swiss R585 ONE 120 mm
Sattelstütze Kind Shock LEV-I 150 mm
Bremsen Shimano XTR 203/203 mm
Schaltung Shimano XTR 1x12
Vorbau Thömus Carbon UD 60 mm
Lenker Thömus Carbon UD 760 mm
Laufradsatz DT Swiss XRC 1501 29"
Reifen Schwalbe Nobby Nic Super Ground 2,35"

Technische Daten

Größe XS/S M/L L/XL
Gewicht 15,8 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 124 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

optionaler Range-Extender

Die Geometrie des Thömus Lightrider E Ultimate

Das Lightrider gibt es in den drei Größen XS/S, M/L und L/XL. Mit einem Reach von 431 mm in Größe XS/S bis zu 500 mm in L/XL wird eine breite Spanne an Körpergrößen abgedeckt. Allerdings fallen die Schritte zwischen den Größen mit 35 mm auch recht groß aus. Die Kettenstrebenlänge bleibt über alle Größen hinweg 445 mm lang. Besonders beim Lenk- und Sitzwinkel scheinen die Cross-Country-Gene durch: Der Sitzwinkel fällt mit 76° recht flach aus, was für eine gestreckte Sitzposition sorgt, und der Lenkwinkel mit 66,5° recht steil.

Größe XS/S M/L L/XL
Sitzrohr 390 mm 420 mm 450 mm
Oberrohr 553 mm 592 mm 631 mm
Steuerrohr 95 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 66,6° 66,5° 66,5°
Sitzwinkel 76,8° 76,5° 76,2°
Kettenstreben 445 mm 445 mm 445 mm
Reach 431 mm 466 mm 500 mm
Stack 601 mm 615 mm 628 mm
Helm Sweet Protection Trailblazer | Brille 100% Glendale | Jacke Specialized x Fjällräven Adventure Vest | Shirt GORE Windstopper Baselayer | Shorts GORE Fernflow | Schuhe Crankbrothers Mallet BOA | Socken Crankbrothers Crew socks

Das Thömus Lightrider E Ultimate 2023 im ersten Test

Startet man mit dem Lightrider auf die erste Trailtour, fällt einem erstmal recht wenig auf. Die Unterstützung durch den maxon-Motor fällt sehr natürlich aus und bietet ein sehr rundes Fahrgefühl. Trotzdem hat der Motor für die kleine Größe einiges an Power und schiebt an steilen Anstiegen gut mit an. Im Vergleich zu anderen Light-E-MTBs muss man allerdings noch etwas kräftiger in die Pedale treten und der 250-Wh-Akku unterstützt leider auch nicht ewig. Der Hinterbau wippt bergauf kaum und man kommt effizient vorwärts. Den Griff zum Lockout-Hebel für Gabel und Dämpfer kann man sich getrost sparen. Die Sitzposition ist dank des flachen Sitzwinkels recht gestreckt und sportlich. Damit ist das Lightrider nicht primär das Bike für die gemütliche Feierabendrunde auf die Alm, sondern eher ein sportlich-straffes Bike für fitte Leute, das den fiesesten Anstiegen etwas den Schrecken nimmt. Die Schweizer Schokolade ist mit dem Lightrider ratzfatz wieder abtrainiert. Auch als Trainingsgerät für Sportler, die körperliche Leistungsspitzen in ihrem täglichen Training vermeiden wollen, ist das Bike eine super Ergänzung.

Und bergab? Da fühlt es sich auf dem Trail sehr leicht an: Das spritzige und direkte Handling vermittelt fast schon Analog-Bike-Feeling. Das Fahrwerk und der Hinterbau arbeiten sehr gut zusammen und liefern viel Gegenhalt und gute Endprogression. Damit vermittelt das Thömus Lightrider viel Sicherheit und fühlt sich trotz seiner nur 120 mm Federweg bergab mehr nach Trail-Bike als nach Cross-Country-Bike an. Der Hinterbau kann dem Untergrund gut folgen und generiert verlässlich Grip. In Kombination mit den dünnen, traktionsschwachen Schwalbe-Reifen büßt das Bike allerdings wieder einiges an Grip ein, besonders auf losem Untergrund. Durch die niedrige Front wandert das Gewicht beim Fahren weit nach vorne. Das erleichtert es zwar, Druck auf die Front zu bekommen, macht die Front aber auch etwas träge und erschwert es, die Front anzuheben oder das Bike aufs Hinterrad zu ziehen. Besonders beim Bergabfahren ist uns auch ein starkes Klappern im Tretlagerbereich negativ aufgefallen, das auf Dauer an den Nerven zieht. Thömus gibt an, dass es sich dabei noch um eine Kinderkrankheit an unserem Prototypen-Testbike handelt, die an den Serienbikes bereits ausgemerzt wurde.

Tuning-Tipp: Stabilere Reifen werden dem Trail-Bike-Potenzial des Lightrider noch mehr gerecht! Wem die Front zu tief ausfällt, sollte ein verstellbares zweiteiliges Cockpit im Konfigurator wählen.

Fazit

Mit dem Lightrider E Ultimate hat Thömus ein besonders leichtes und vielseitiges Light-E-MTB entwickelt. Dank des Konfigurators kann die vielfältige Plattform entweder als sportliches Touren-Bike oder als Trail-Waffe aufgebaut werden. Bevor man das Lightrider bestellt, sollte man sich allerdings im Klaren darüber sein, dass man hier definitiv nicht ohne Schwitzen am Gipfel ankommt. Dafür bekommen sportliche Fahrer ein stimmiges Gesamtpaket mit sehr natürlichem Fahrgefühl.

Tops

  • sehr natürliches Fahrgefühl
  • variable Rahmenplattform mit individuell anpassbarer Ausstattung
  • gelungenes Gesamtkonzept

Flops

  • Testbike klapperte in der Abfahrt
  • Durcheinander am Lenker
  • dünne Reifen

Mehr Informationen über das Thömus Lightrider E Ultimate 2023 findet ihr auf der Website von Thömus.


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Words: Felix Rauch Photos: Peter Walker