Mehr Power, mehr Potenz und mehr Spaß soll das neue Specialized Turbo Levo SL 2023 liefern. Es bekommt dafür nicht nur einen stärkeren Motor und mehr Federweg, sondern vor allem den Auftrag, das ultimative Trail-Bike zu sein – was bislang die Aufgabe seines analogen Vorgängers war. Die Messlatte sitzt also hoch!

Specialized S-Works Turbo Levo SL 2023 | Specialized Turbo SL 1.2/320 Wh | 160/150 mm (v/h)
17,7 kg in Größe S5 | 14.000€ | Hersteller-Website

Anfang Februar 2020 waren die Augen groß, als Specialized die erste Generation ihres Light-E-Mountainbikes Turbo Levo SL vorstellte. Auch wenn sie zum damaligen Zeitpunkt nicht die ersten Hersteller mit einem solchen Konzept waren, galt das Turbo Levo SL als erstes ernstzunehmendes Light-E-MTB auf dem Markt und hat die Ära einer neuen Generation erst so richtig ins Rollen gebracht. Nach kurzer Ruhepause – die auch dem Problem mit den Fledermäusen geschuldet war – folgten dann neue Light-Motorsysteme und weitere große Hersteller dem Trend und bescherten dem Bike-Markt eine Vielzahl an unterschiedlichen Modellen und Konzepten. Während jedoch die meisten Hersteller noch in der ersten Generation ihrer Light E-MTBs stecken und mit vielen Kinderkrankheiten zu kämpfen haben – was der jüngste ENDURO-Vergleichstest an Light E-MTBs gezeigt hat – ist Specialized bereits einen Schritt weiter und stellt nun die zweite Generation seines Levo SL vor.

Schokoseite
Wir haben selbstverständlich getestet, ob man auf dem neuen Turbo Levo SL Spaß haben kann 😉

Die Devise für das neue Specialized Turbo Levo SL 2023 ist klar: maximaler Fahrspaß und eine bestmögliche Usability. Denn abgesehen davon, dass die wenigsten E-Mountainbiker Rennen fahren, gibt es für ein solches Light-E-Mountainbike gar keine Renn-Disziplin und somit auch keinen Grund, es auf maximale Geschwindigkeit auszulegen. Für dieses Ziel setzt das neue Levo SL nicht nur auf die Basis des analogen Stumpjumper EVO, sondern übernimmt auch gleich dessen Versprechen als das ultimative Trail-Bike. Wir waren im portugiesischen Trail-Paradies Sintra, um herauszufinden, ob es das Versprechen halten kann.

Mit dieser Basis aus eigenen Reihen besitzt das neue Stumpjumper Levo SL 160 mm Federweg an der Front und 150 mm am Heck. Auch das variable Geometrie-Konzept wurde vom analogen Bruder übernommen, allerdings rollt das Levo SL direkt im Mullet-Setup vom Band – sprich mit 29”-Vorderrad und 27,5”-Hinterrad. Das überarbeitete und von Specialized eigens entwickelte Turbo SL 1.2-Motorsystem, das in Kooperation mit MAHLE produziert wird, liefert nun mehr Power, mehr Drehmoment und soll dabei wesentlich leiser sein. Damit stehen euch beim neuen Specialized Levo SL nun 50 Nm Drehmoment zur Verfügung, die wie auch bei der ersten Version von einem 320 Wh großen fest verbauten Akku versorgt werden. Bei Bedarf kann er mit einem 160 Wh großen Range Extender im Trinkflaschen-Format ergänzt werden.

Zudem wurde die Hinterbau-Kinematik des neuen Levo SL optimiert und soll nun progressiver sein. Damit verspricht es, mehr Support im mittleren Federwegsbereich und bessere Klettereigenschaften zu liefern, ohne an Sensibilität zu verlieren. Das neue Levo SL ist das erste Bike von Specialized, das auf diese Optimierung setzt, viele weitere sollen folgen. Auch die Ausstattung des Levo SL ist progressiver geworden und die robusten Komponenten sollen dem SL ordentlich Potenz verpassen. Dennoch bleibt das 14.000 € teure S-Works Modell damit unter 18 kg Gesamtgewicht.

Die Details des neuen Specialized S-Works Turbo Levo SL 2023

Ja, Specialized ist dafür bekannt, teure Bikes zu bauen, allerdings spiegelt sich der Preis in vielen Belangen wider – wenn auch erst auf den zweiten Blick. Viele der Detaillösungen sind sehr durchdacht und ausgeklügelt. Gewohnt hochwertig ist die Verarbeitung des Vollcarbon-Rahmens und der edle Look des S-Works-Modells mit seinen schimmernden Logos. Am Dämpfer-Yoke blitzen die Lagen der Kohlefasern durch und die polierte Alu-Umlenkung matcht gekonnt die silbernen Akzente der Ausstattung.

„Mit Liebe zum Detail und ausgeklügelten Features rundet Specialized sein S-Works Turbo Levo SL ab und sorgt so dafür, dass ihr selbst im Pannenfall noch gute Laune habt.“

Der Kettenstrebenschutz aus Kunststoff zieht sich an der gesamten Strebe entlang und sorgt durch sein dämpfendes Material und die unterschiedlichen Erhöhungen für Ruhe. Auch alle Leitungen, die durch Cable-Ports am Steuerrohr geführt werden, sind sauber geklemmt. Sollte wie an unserem Test-Bike keine Leitung durch den Port laufen, ist dieser sauber verschlossen und durch die Größe der Cable-Ports fällt das Verlegen von Leitungen einfacher.

Hügellandschaft
Die Wellenform des Kettenstrebenschutzes dämpft gekonnt das Schlagen der Kette und schützt euren Rahmen.
Deckel drauf
Sollten keine Leitungen aus dem Cable-Port laufen, ist er sauber verschlossen.

Ein altbekanntes, aber sehr wertvolles Feature ist das im Gabelschaft versteckte SWAT-Tool. Es findet sich so ziemlich an jedem Specialized-Mountainbike und wird mit einer kleinen Feder aus der Halterung geschoben, sobald ihr den Deckel aufschiebt. Specialized geht auch hier einen Schritt weiter und versteckt nicht nur ein praktisches, aber kleines Multitool, sondern passt zusätzlich alle Schrauben am Bike so an, sodass sie mit dem kleinen Tool geöffnet oder eben angezogen werden können. Selbst die Griffklemmungen haben dafür einen größeren Schraubenkopf verpasst bekommen – geil!

Retter in der Not
Durch einfaches Drehen wird das kompakte SWAT-Tool aufgedeckt und durch eine Feder herausgeschoben, damit ihr es easy entnehmen könnt.

Am Übergang zwischen Hauptrahmen und Hinterbau findet sich eine dezente und flexible Kunststoffabdeckung. Sie soll verhindern, dass Dreck oder Steine dazwischen kommen und die dort verlaufenden Leitungen schützen. Am Unterrohr übernimmt das großzügige Motor-Cover den Schutz des Rahmens und lässt sich bei Bedarf einfach nachspannen oder austauschen. Zudem wurde das gesamte Unterrohr mit einer klaren Schutzfolie überzogen, um den Wert des Bikes zu wahren, denn hier findet sich zweifelsohne eine Menge Dreck und Steine wieder. Platz für eine große Trinkflasche oder auch für den Range Extender gibt das Rahmendreieck ebenfalls her. Weitere Anschraubpunkte für einen Tool-Strap oder Ähnliches gibt es jedoch nicht.

Überdach
Der flexible Kunststoffschutz hält Steine und Dreck aus dem Bereich zwischen Sitzrohr und Kettenstreben.
All in one
Das Motor-Cover geht formschön in einen Schutz fürs Unterrohr über und ist breit designt, damit keine Steine gegen den Rahmen schlagen können.

Das Specialized Turbo SL 1.2-Motorsystem

Specialized ist seit jeher dafür bekannt, alles selbst in die Hand zu nehmen und entwickelt neben dem Rahmen und vielen Komponenten auch ihr Motorsystem selbst. Das bringt eine Menge Vorteile, was wir bei unserem exklusiven Besuch in dem E-Bike Entwicklungszentrum, der Turbo-Unit in der Schweiz bereits erfahren durften und was auch bei der Entwicklung des Specialized Turbo SL 1.2-Motorsystems eine entscheidende Rolle gespielt hat.

Hausbesuch
Wir waren Anfang 2023 exklusiv zu Besuch in der Specialized Turbo Unit in der Schweiz, um mehr über die Motorenentwicklung zu erfahren.

Von außen betrachtet hat sich erstmal nicht viel verändert, denn der neue Turbo Levo SL 1.2-Motor hat beinahe dieselbe Form und mit ca. 1,9 kg auch das gleiche Gewicht wie der bisherige 1.1-Motor. So schwebt er in Sachen Gewicht in derselben Kategorie wie der TQ HPR 50- und der FAZUA Ride 60-Motor. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger liefert der neue Levo SL 1.2-Motor jedoch 50 Nm Drehmoment – anstelle der bisherigen 35 Nm – und eine maximale Leistung von 320 Watt. Sprich, 33 % mehr Power und 43 % mehr Drehmoment.

Herzstück
Der Levo SL 1.2-Motor steckt eigentlich in einem Magnesiumgehäuse und wurde hier zur besseren Ansicht mit durchsichtigem Kunststoff überzogen.
Die inneren Werte zählen
Von außen ähnelt der neue Motor stark seinem Vorgänger. Auf dem Trail liefert er aber mehr Power und mehr Drehmoment.

Mit Energie versorgt wird der SL 1.2-Motor weiterhin von einem internen Akku mit 320 Wh Kapazität. Dieser ist im Falle des Levo SL leider nicht so einfach zu entnehmen. Das erlaubt zwar eine schlankere Bauweise und eine Gewichtseinsparung am Rahmen, bedeutet aber auch Bike-Schleppen, wenn man an seinem Abstellplatz keine Lademöglichkeit hat. Allerdings könnt ihr weiterhin einen 160 Wh großen Range Extender zuschalten, der seinen Platz im Flaschenhalter findet und einfach am Ladeport eingesteckt wird. Der Range Extender ist übrigens unverändert zu seinem Vorgänger und falls ihr schon Besitzer eines Specialized SL-Bikes seid, könnt ihr ihn entspannt weiterverwenden.

Mehr Trails? Mehr Trails!
Der 160 Wh große Range Extender findet seinen Platz im Flaschenhalter und wird einfach an der Ladebuchse eingesteckt.

Auch die restliche Hardware, wie z. B. der Ladeport, die Remote oder das MasterMind TCU-Display, wurden von bekannten Turbo-Modellen übernommen. Sie haben sich bereits in der Vergangenheit bewährt und machen den Service und die Ersatzteilbeschaffung einfacher. Der oberhalb des Tretlagers angebrachte Ladeport ist mit einer gefederten Klappe verschlossen und lässt sich auch mit nur einer Hand leicht öffnen oder wieder verschließen. Ist ein Ladekabel eingesteckt, solltet ihr allerdings etwas mit der Kurbel aufpassen, um es nicht aus seiner magnetischen Verbindung zu reißen. Das ist zwar nicht sonderlich schlimm, kann aber auf Dauer zu Beschädigung führen. Die schlichte Lenker-Remote findet sich an allen Turbo-Modellen und kann, je nach Bedarf, auf der linken oder rechten Seite des Lenkers angebracht werden. Durch ihre Beschriftung ist sie intuitiv zu bedienen und beherbergt neben einem Plus- und Minus-Knopf auch einen Schalter für die Menü-Bedienung und zur Aktivierung des Walk-Modus. Die Remote hat in unserem Test eine angenehme Ergonomie ermöglicht und ein sehr gutes haptisches Feedback von sich gegeben.

Mehr braucht’s nicht
Die schlichte Remote lässt sich auf beiden Lenker-Seiten montieren, ist intuitiv zu bedienen und gibt gutes haptisches Feedback.

Neu am Levo SL ist das im Oberrohr integrierte MasterMind TCU-Display, das man bereits vom „großen“ Levo oder Kenevo SL kennt. Bislang wurde am Levo SL auf das Vorgänger-Modell mit farbigen Balken gesetzt, nun könnt ihr aber mithilfe des Farb-Displays wesentlich mehr Informationen über euer Motorsystem abrufen. Mit der hauseigenen Specialized Mission Control-App könnt ihr neben der Anpassung der Unterstützungsstufen unzählige unterschiedliche Darstellungen des TCU-Displays auswählen. Neben der Standard-Einstellung, die den Akku-Ladezustand in Prozent, die Unterstützungsstufe, die gefahrene Geschwindigkeit und die Uhrzeit anzeigt, lassen sich auch individuelle Anzeigen wählen. Das System verfügt beispielsweise über eine recht akkurate Kilometer- und Höhenangabe, die ihr euch während eurer Ausfahrt live anzeigen lassen könnt. Zudem könnt ihr mit der App eure Trail-Runde aufzeichnen und z. B. mithilfe der Jump Stats-Funktion die Anzahl, Weite und Dauer eurer Sprünge sehen, auch wenn sich die Funktion bislang noch mit einem gekonnten Manual überlisten lässt 😉

Alter Bekannter
Das MasterMind TCU-Display findet nun auch am neuen Levo SL seinen Platz im Oberrohr. Hier gibt es alle wichtigen Infos über euer Motorsystem und eure Ausfahrt.
Hold my beer
Wir haben zwar nicht die gesamten 82,9 m in der Luft verbracht, aber dafür gleich noch eine Auflistung, wie lange wir im Manual gefahren sind. Denn jeder „Sprung“ wird euch auch einzeln in Weite und Dauer angezeigt.

Specialized bringt zudem regelmäßig neue Over-the-air Software-Updates raus, welche den Funktionsumfang ständig erweitern und bestehende Funktionen verbessern sollen. So ist erst vor Kurzem die sogenannte System Lock-Funktion dazugekommen, mit der ihr per App euer Motorsystem verriegeln könnt. Das hält zwar Diebe nicht vom physischen Entwenden eures Bikes ab, macht das System aber unbrauchbar und zudem gibt es einen bislang etwas leisen Alarmton von sich, der aber dennoch für Aufmerksamkeit sorgt. Gechillt euren Aperol schlürfen, während das Bike ein paar Meter weiter an der Wand lehnt, könnt ihr also dennoch. Auch die Micro-Adjust-Funktion wurde vor einiger Zeit per Update in den Umlauf gebracht und ermöglicht es euch, die Motorunterstützung in 10-%-Schritten anzupassen. Vor allem bei den SL-Bikes macht das viel Sinn, um auf der einen Seite Akku zu sparen und auf der anderen Seite die benötigte Unterstützung an die Gegebenheiten und die gewollte Belastung anzupassen.

Schritt für Schritt
Mithilfe der Micro Adjust-Funktion könnt ihr die Unterstützung in 10-%-Schritten anpassen, was euch dann im linken oberen Eck der MasterMind TCU angezeigt wird.

Die Ausstattung des neuen Specialized S-Works Turbo Levo SL 2023

Für unseren ersten Test sind wir das 14.000 € teure Specialized Levo SL S-Works in Größe S5 gefahren. Das hat es auf ein Gewicht von 17,7 kg gebracht, was in Anbetracht der Ausstattung und Größe mehr als akzeptabel ist. Im Vergleich dazu haben die Light-E-Mountainbikes in unserem Vergleichstest im Schnitt 18,6 kg gewogen, obwohl sie meist weniger Federweg und nur geringfügig mehr Akkukapazität besitzen. Der Range Extender des Levo SL – der übrigens beim Kauf eines S-Works-Modells direkt dabei ist – wiegt 1,2 kg inklusive dem benötigten Kabel.

Specialized S-Works Turbo Levo SL 2023

14.000 €

Ausstattung

Motor Specialized Turbo SL 1.2 50 Nm
Akku Specialized 320 Wh
Display Specialized MasterMind TCU
Federgabel FOX 36 GRIP2 Factory 160 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 150 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 170 mm
Bremsen SRAM CODE Stealth Ultimate 200/200 mm
Schaltung SRAM Eagle Transmission XX 1x12
Vorbau DEITY Copperhead 35 mm
Lenker Roval Traverse SL Carbon 800 mm
Laufradsatz Roval Traverse Carbon 29"/27,5"
Reifen Specialized Butcher GRID Trail T9 / Eliminator GRID Trail T7 2,5"/2,4"

Technische Daten

Größe S1 S2 S3 S4 S5 S6
Gewicht 17,7 kg
Zul. Gesamtgewicht 127 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 109 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Range Extender
SWAT-Tool

Als Fahrwerk dient beim Levo SL S-Works eine FOX Factory 36-Federgabel mit 160 mm Federweg und GRIP2-Dämpfungskartusche an der Front und ein FOX Factory FLOAT X-Luftfederdämpfer mit 150 mm Federweg am Heck. Beide lassen sich auf eure Bedürfnisse fein abstimmen und liefern eine top Trail-Performance. Ebenfalls tadellose Arbeit leistet die neue elektronische und kabellose SRAM Eagle Transmission XX-Schaltgruppe, die durch die UDH-Aufnahme direkt am Rahmen montiert wird und mit 12 Gängen eine Bandbreite von 520 % bereitstellt. Einziges Manko ist hier die Position der neuen Schalthebel – auch Pods genannt –, die durch eine Matchmaker-Klemme direkt mit der Bremse verbunden sind. Solltet ihr hier eine flache Bremshebel-Position – wie wir mit 35° – bevorzugen, wandern die Pods durch ihre Verbindung weit von eurem Daumen weg und sind so nur schwer zu erreichen. SRAM bietet jedoch sogenannte Infinity-Klemmen an, die separat am Lenker befestigt werden und so eine ergonomischere Einstellung zulassen, falls ihr dieses Problem haben solltet.

Directmount
Das neue SRAM Eagle Transmission XX-Schaltwerk wird direkt am Rahmen verschraubt und verzichtet somit auf ein Schaltauge.
Matchmaker
Die sogenannten Pods sind direkt mit der Klemme der Bremse verbunden. Das sieht schick aus, schränkt aber etwas die Ergonomie-Optionen ein.

Auch die RockShox Reverb AXS-Sattelstütze funktioniert kabellos und reagiert verdammt schnell und präzise. Sie lässt sich bei Rahmengröße S5 vollständig versenken, bietet allerdings lediglich 170 mm Hub, was für ein modernes Bike in dieser Größe leider etwas kurz ist. Eine längere Version der elektronischen Sattelstütze gibt es jedoch noch nicht. Für ordentlich Bremspower sorgen die neuen SRAM CODE Stealth Ultimate-Bremsen, die durch ihre Form näher am Lenker verlaufen und durch ihren Carbon-Hebel und den etwas dickeren HS2-Bremsscheiben für ein knackiges Bremsgefühl sorgen. Specialized stattet ihre Levo SL-Modelle mit 200-mm-Bremsscheiben an Front und Heck aus, was sehr gut zum Einsatzgebiet und Charakter des Bikes passt. Leider verlief das Kabel der Hinterradbremse durch die neue Bauweise der Geber sehr nah am Vorbau vorbei und hat hier gelegentlich für Klappergeräusche gesorgt. Hier hilft es, die Bremsleitungen beider Bremsen zu verbinden, damit sie nicht so leicht gegen den Vorbau schlagen.

Aufgeräumt, aber …
Die Leitungen der neuen SRAM CODE Stealth Ultimate-Bremse verlaufen sehr eng am Lenker. Das sieht schick aus, aber leider klappern sie gelegentlich gegen den Vorbau, da sie dort nicht geführt sind.
It’s a match!
Die schicken silbernen Bremssättel sind mit den dickeren HS2-Bremsscheiben kombiniert und sorgen für ein knackiges Bremsgefühl.

Durch die vielen elektronischen Komponenten, die neuen Stealth-Bremsen und die Kombination der Hebel durch Matchmaker entsteht ein aufgeräumtes Cockpit. Specialized setzt hier auf seinen hauseigenen Roval Traverse SL Carbon-Lenker mit 800 mm Breite und kombiniert diesen mit einem 35 mm langen DEITY-Vorbau. Auch die Laufräder und die darauf montierten Reifen stammen von Specialized selbst. Auf den Roval Traverse Carbon-Laufrädern sind ein 2,5” Butcher an der Front und ein 2,4” Eliminator am Heck montiert. Dabei ist eine weichere T9-Gummimischung an der Front und eine härtere T7-Gummimischung am Heck gewählt. Diese Kombination aus mehr Grip an der Front und besserer Laufleistung am Heck macht absolut Sinn. Beide Reifen kommen in einer GRID Trail-Karkasse, die für die meisten Fahrer ausreichend Pannenschutz bietet. Wer seinen Carbon-Felgen ein Extra an Sicherheit gewährleisten möchte, viel auf steinigen Strecken unterwegs ist, oder ein hohes Fahrergewicht aufbringt, kann hier durch eine robustere Karkasse nachbessern – wie z.B. GRID GRAVITY.

Die weiteren Ausstattungsvarianten des neuen Specialized Turbo Levo SL 2023

Beim neuen Specialized Turbo Levo SL 2023 gibt es neben den S-Works-Modellen auch eine Pro- und Comp-Variante mit Carbonrahmen und ein Frame-Kit zu kaufen. Die Rahmen unterscheiden sich dabei in ihrer Beschaffenheit nicht, allerdings kommen die Comp-Modelle mit einem Alu- anstatt einem Carbon-Yoke. Auch steht euch einiges an Farbauswahl beim neuen Levo SL zur Verfügung: Die S-Works- und Comp-Modelle kommen in jeweils zwei unterschiedlichen Lackierungen und das Pro-Modell bringt noch eine fünfte Farbvariante ins Spiel. Preislich bewegen sich die Komplett-Bikes zwischen 7.900 € und 15.000 €. In Sachen Motorsystem, Software und Detaillösungen wie der Kettenstrebenschutz oder das SWAT-Tool müsst ihr bei den Pro- und Comp-Modelle keine Abstriche in Kauf nehmen. Allerdings wird in der Ausstattung und damit auch dem Gewicht eingespart oder eben draufgelegt. Modelle mit Alu-Rahmen sind bislang nicht erhältlich, allerdings gab es die erste Levo SL-Generation bereits mit einem Alu-Rahmen und wir sind gespannt, ob auch dieses Mal eine Alu-native auf den Markt kommen wird.

Specialized S-Works Turbo Levo SL 2023 | 14.000 €
Specialized S-Works Turbo Levo SL LTD 2023 | 15.000 €
Specialized Turbo Levo SL Pro 2023 | 11.500 €
Specialized Turbo Levo SL Comp 2023 | 7.900 €
Specialized Turbo Levo SL Comp 2023 | 7.900 €

Die Geometrie des neuen Specialized Turbo Levo SL 2023

Specialized setzt seit einigen Jahren auf das sogenannte S-Sizing-System, bei dem die Größen von S1 bis S6 unterteilt werden. Das soll den Fahrer ermöglichen, seinen Rahmen anhand der für ihn richtigen Rahmenlänge und nicht stupide nach der Größe zu kaufen. So könnt ihr z. B. für ein laufruhigeres Bike eine längere oder für ein wendigeres Bike eine kürzere Größe wählen. Wichtig dabei ist, dass das Sitzrohr in allen Größen niedrig bleibt, damit ihr weiterhin eine niedrige Überstandshöhe bekommt, auch wenn das Bike etwas länger ausfällt. Das hat Specialized beim neuen Levo SL über alle Größen hinweg geschafft und selbst bei unserem Bike in Größe S5, das einen Reach von 495 mm besitzt, liegt die Sitzrohrlänge bei lediglich 445 mm und die Sattelstütze lässt sich dennoch vollständig versenken.

Headset-Cups
Mithilfe von unterschiedlichen Lagerschalen – oder auch durch simples Drehen – könnt ihr den Lenkwinkel des Levo SL anpassen.
29” oder Mullet?
Auch ein größeres 29”-Hinterrad könnt ihr im SL fahren. Dazu dreht man den Flip-Chip der Kettenstrebe und passt so die Geometrie darauf an.

Allerdings besitzen alle Rahmengrößen Kettenstreben mit 432 mm Länge. Diese wachsen also nicht mit dem Hauptrahmen mit und es kann bei bestimmten Größen zu einem Ungleichgewicht kommen. Bei unserem Test-Bike hatten wir damit keine Probleme – es ist allerdings beinahe unmöglich, das in allen Rahmengrößen zu testen und zu vergleichen. Mithilfe von unterschiedlichen Geometrie-Verstellungen könnt ihr zudem das Bike auf eure Bedürfnisse und euer Einsatzgebiet anpassen. So könnt ihr mit einem Flip-Chip am Dämpfer-Yoke das Tretlager um +/- 5 mm in der Höhe anpassen und mit einem Flip-Chip an der Kettenstrebe die Geometrie auf ein 29”-Hinterrad angleichen. Sprich, dieser Umbau ist ebenfalls möglich. Zudem könnt ihr durch Drehen oder Tauschen der Steuersatz-Schalen den Lenkwinkel um bis zu 2,5° verändern. Wir sind primär im mittleren Setting mit 64,25° Lenkwinkel und tiefem Tretlager unterwegs gewesen.

Die Geometrie des neuen Specialized Turbo Levo SL 2023 ( Mullet | Nominal HTA | Low BB )

Größe S1 S2 S3 S4 S5 S6
Oberrohr 560 mm 582 mm 604 mm 631 mm 659 mm 691 mm
Sattelrohr 385 mm 385 mm 405 mm 425 mm 445 mm 465 mm
Steuerrohr 95 mm 100 mm 110 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 64,6° 64,6° 64,6° 64,6° 64,6° 64,6°
Sitzwinkel 75,8° 75,8° 75,8° 75,8° 75,8° 75,8°
BB Drop 34 mm 29 mm 29 mm 29 mm 29 mm 29 mm
Kettenstrebe 432 mm 432 mm 432 mm 432 mm 432 mm 432 mm
Radstand 1.158 mm 1.184 mm 1.208 mm 1.238 mm 1267 mm 1301 mm
Reach 405 mm 425 mm 445 mm 470 mm 495 mm 525 mm
Stack 609 mm 617 mm 626 mm 635 mm 645 mm 654 mm

Das neue Specialized Turbo Levo SL S-Works 2023 im ersten Test

Bevor ihr mit dem neuen Specialized Turbo Levo SL 2023 auf die Trails startet, empfehlen wir euch, das Bike per Mission Control-App zu verbinden, um die Einstellungen am Motor auf eure Bedürfnisse anzupassen. Denn die gewählte Maximalleistung und der Support haben einen großen Einfluss auf die Motorcharakteristik.

Setup
Mithilfe der Mission Control-App könnt ihr die Power und Charakteristik eures Motors tunen.

Sobald ihr euch auf das Levo SL schwingt, werdet ihr mit einer angenehmen Sitzposition empfangen, die euch auch nach langen Touren nicht wie Lucky Luke aus der Garage laufen lässt. Geht es steil bergauf, bleibt das Vorderrad ohne viel Arbeit auf dem Boden und ermöglicht es euch so, weiterhin präzise dem Trail zu folgen. Der Hinterbau bleibt dabei angenehm aktiv und generiert auch bei rutschigen Bedingungen ausreichend Traktion, um die Power des SL-Motors auf den Boden zu bringen. Selbst bei langen Anstiegen auf flachem Untergrund haben wir die Finger vom Lockout-Hebel gelassen.

Der Specialized SL 1.2 Motor unterstützt dabei natürlich und setzt auch im Turbo-Modus weder zu abrupt ein noch aus. Dennoch schiebt er spürbar, aber nicht zu stürmisch an und nimmt – mit der richtigen Trittfrequenz – einiges an Arbeit ab. Allerdings dürft ihr dabei nicht erwarten, dass er euch wie ein Full-Power-Motor den Berg hinauf shuttelt. Und apropos Trittfrequenz: Diese solltet ihr bei ca. 80 Umdrehungen pro Minute halten, um die meiste Power und den geringsten Stromverbrauch zu erreichen. Dennoch liefert der SL-Motor auch bei niedriger Trittfrequenz – etwa bei einem plötzlichen Gegenanstieg – ausreichend Power, um euch nicht verhungern zu lassen. Die genannte hohe Trittfrequenz von ca. 80 Umdrehungen pro Minute passt auch gut zum sportlichen Charakter des Levo SL und verlangt ein paar Schweißtropfen, bietet aber trotz Unterstützung einen Trainingseffekt. Den SL-Motor hört man dabei nur geringfügig arbeiten und die Verbesserung der Lautstärke im Vergleich zu seinem Vorgänger ist enorm. Lediglich der TQ HPR-Motor ist auch dank seiner Ping-Ring-Technologie noch leiser. Aber nicht nur die Lautstärke selbst hat abgenommen: Auch die Tonlage hat sich verändert und ist durch ihr tiefes Summen wesentlich angenehmer zu ertragen. Die Lautstärke variiert hierbei leicht, je nachdem, in welcher Kadenz und Unterstützung ihr den Motor bewegt.

„Mit einem sportlichen Charakter lässt euch das Specialized Turbo Levo SL 2023 den Berg erklimmen und unterstützt euch dabei unauffällig und ganz nach euren Wünschen.“

Wir haben uns im Uphill meist mit der Micro Adjust-Funktion beholfen und so die Unterstützung präzise an unsere Bedürfnisse und den Gegebenheiten angepasst. Eine exakte Angabe über die Reichweite des Levo SL zu treffen, wäre jedoch unprofessionell. Denn diese hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, wie dem Fahrergewicht, der Reifenwahl und dem Reifendruck, dem Untergrund, der Temperatur und vielem mehr. Dennoch können wir aus unserer großen Erfahrung mit Light E-Mountainbikes sagen, dass das Levo SL bei richtiger Trittfrequenz verhältnismäßig sparsam mit seinen Körnern umgeht und so lange Touren zulässt. So haben wir mit einem Fahrergewicht von ca. 100 kg und einem Range Extender eine Distanz von über 50 Kilometern und ca. 1.800 Höhenmetern zurückgelegt. Dabei sollte man auch immer bedenken, dass eine geringere Motorleistung auch einen geringeren Akku-Verbrauch bedeutet und Light-E-Mountainbikes mit kleinerem Akku in Sachen Reichweite auch mit Full-Power-E-Mountainbikes mithalten können. Ihr könnt ähnlich weit kommen, braucht aber länger oder müsst mehr eigenen Input liefern.

Biegt ihr jetzt auf den Trail ein, kommt bereits nach ein paar Kurven der klassische Specialized Wohlfühl-Effekt auf. Auch das neue Levo SL positioniert euch zentral und ausgewogen im Bike und vermittelt so viel Vertrauen. Gerade Linie durchs Steinfeld oder mal eben am nächsten Sprung ordentlich abziehen? Mit dem neuen SL kein Problem! Dabei hat das Specialized eine angenehme Balance zwischen Laufruhe und Agilität, ohne in eine Richtung zu extrem auszuschlagen, und liefert so auf einer Vielzahl an unterschiedlichen Trails einen hohen Spaßfaktor. Egal ob schnelle Flowline, dicke Steinfelder oder kniffliges Umsetzen. Einen großen Einfluss auf das Fahrverhalten des Levo SL hat auch der neue und progressivere Hinterbau. Denn dieser nimmt euren Impuls gekonnt entgegen und setzt ihn direkt auf dem Trail um, ohne viel Energie im Fahrwerk versickern zu lassen. Das lässt euch flink die Linie wechseln oder durch enge Wellen und Anlieger pushen. Dennoch liefert der Hinterbau ordentlich Traktion beim Anbremsen oder Grip in offenen Kurven und auch bei großen Sprüngen oder harten Landungen kam das Bike nicht spürbar an sein Limit. So vermittelt das Levo SL das Gefühl, mehr Federweg zu besitzen und man kann es auch mal so richtig über den Trail fliegen lassen. Wie ihr an unseren Jump-Stats sehen könnt, lässt es sich auch gut aufs Hinterrad ziehen, um im Manual die Straße Richtung After-Ride Bier zu nehmen 😉

Für wen ist das neue Specialized Turbo Levo SL 2023 das richtige Bike?

Das Konzept des Specialized Turbo Levo SL 2023 geht voll auf. Die erhöhte Motor-Power und die verfeinerte Charakteristik passen super zur potenten Ausstattung und der progressiven Trail-Performance und machen das SL zu einem gewillten Begleiter für allerlei Touren. Klar, ein paar mehr Schweißtropfen werden fließen, aber dafür habt ihr weiterhin einen Trainingseffekt und mit dem variablen Akku-Konzept ordentlich Reichweite, um neue Trails zu erkunden. Das zugehörige Software-Interface ist intuitiv zu bedienen und bietet euch coole und praktische Features für euren Trail-Alltag, ohne dabei gleich mit einem riesigen Display oder einer Million Kabel zu nerven. Auf dem Trail selbst stehen euch die Türen – äh Linien – offen und egal ob ihr Einsteiger, alter Hase oder Trail-Künstler seid: Das Levo SL beglückt euch mit einem intuitiven Handling, hohem Wohlfühleffekt, dem vielfältigen Fahrwerk – und das allerwichtigste: einer Menge Spaß! Damit hat es gekonnt den Titel seines analogen Bruders übernommen und wir würden auf der Suche nach einem allroundfähigen Trail-Bike direkt zum neuen Levo SL greifen.

Das Fazit zum neuen Specialized Turbo Levo SL 2023

Draufsetzen und Wohlfühlen ist die Devise des neuen Specialized Turbo Levo SL 2023. Das gewohnte gute Handling in Kombination mit dem neuen progressiven Hinterbau lassen euch verspielt, schnell und mit einem dicken Grinsen über jegliche Trails fliegen. Damit euch danach der Turbo SL 1.2-Motor mit seiner magischen Hand wieder den Trail hochschiebt. In Kombination mit der potenten Ausstattung und den spaßigen Software-Features bleibt da nur noch der Preis, der uns am Kopf kratzen lässt.

Tops

  • sehr stimmiges Gesamtkonzept
  • großes Einsatzgebiet
  • hoher Wohlfühl- und Spaßfaktor
  • viel Individualisierungsoption durch Software und Geometrie

Flops

  • recht kurze Sattelstütze
  • Hauptakku nicht entnehmbar

Alle weiteren Informationen findet ihr auf der Website von Specialized.


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Words: Peter Walker Photos: Justin Sullivan, Peter Walker

Über den Autor

Peter Walker

Peter ist als technischer Redakteur nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch der Taten. Mit ernsthaften Bike- und Schrauber-Skills, seiner Motocross-Historie, diversen EWS-Teilnahmen und über 150 Bikepark-Tagen in Whistler – ja, der Neid der meisten Biker auf diesem Planeten ist ihm gewiss – ist für Peter kein Bike zu kompliziert und kein Trail zu steil. Gravel und Rennrad kann er übrigens auch! Das für unsere redaktionelle Arbeit wichtige Thema Kaufberatung hat Peter in Vancouvers ältestem Bike-Shop von der Pike auf gelernt und setzt sein Know-how auch im journalistischen Alltag um. Wenn er nicht gerade die Stuttgarter Hometrails auf neuen Test-Bikes unsicher macht, genießt er das Vanlife mit seinem selbst ausgebauten VW T5. Dass er dazu noch ausgebildeter Notfallsanitäter ist, beruhigt seine Kollegen bei riskanten Fahrmanövern. Zum Glück mussten wir Peter bislang nie bei seinem Spitznamen „Sani-Peter“ rufen. Wir klopfen auf Holz, dass es dazu auch nie kommen wird!