STEVENS stellt rund um den Shimano EP8-Motor eine neue Rahmenplattform mit 726-Wh-Akku vor. Das Topmodell mit 150 mm Federweg heißt E-Inception AM 9.7 GTF, der Namenszusatz GTF steht dabei für „Gas to Flat“. Kann STEVENS dieses Versprechen mit einer gewichtsoptimierten Ausstattung kombinieren?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test
STEVENS hat rund um den Shimano EP8-Motor eine neue schicke Carbonrahmenplattform mit 150 mm Federweg und gemischten Laufradgrößen entwickelt. Das Topmodell E-Inception AM 9.7 GTF wiegt 22,50 kg, ist geradezu auf geringes Gewicht getrimmt und verfügt dennoch über einen großen 726-Wh-Akku von Darfon. Er baut zwar etwas breiter, ist aber gleichzeitig kürzer als das 630-Wh-Pendant von Shimano und verlagert den Schwerpunkt des Bikes nach unten. Das ist gut fürs Handling. Als Resultat ist das Unterrohr wie beim Thömus – das den gleichen Akku verbaut – recht klobig und kantig. Nervig statt vorbildlich ist das Akkucover, das permanent klappert und sich auf ruppigen Trailpassagen vom Rahmen löst. Davon abgesehen ist das System rund um den Shimano-Motor gut integriert. Geschwindigkeitssensor, Ladebuchse und Co. sind ebenso top wie die Zugführung durch den Acros-Steuersatz. Leider bietet das E-Inception AM 9.7 GTF zu wenig Reifenfreiheit, wodurch der Reifen in Kurven immer wieder am Hinterbau schleift.
Kann STEVENS bei der Ausstattung des E-Inception AM 9.7 GTF sinnvoll Gewicht sparen?
Auch die Ausstattung des 7.999 € teuren STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF ist auf Leichtbau getrimmt. Besonders an sicherheitsrelevanten Bauteilen wie der MAGURA MT Trail-Bremse ist das aber ein Fehler: Am Heck kommt hier nur ein Zweikolben-Bremssattel mit zu wenig Bremskraft und Hitzestabilität zum Einsatz! Der FOX DPS-Dämpfer generiert 150 mm Federweg am Heck. In Front sorgt eine FOX 36 Factory GRIP2 für 150 mm Federweg. Der Race Face Next R-Carbonlaufradsatz ist mit 2,6” breiten Schwalbe Magic Mary in der Super Trail-Variante bereift. Auch das steife Cockpit mit Next R-Carbonlenker stammt von Race Face. Geschaltet wird mit einem Mix aus Shimano XTR- und XT-Komponenten.
STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF
7.999 €
Ausstattung
Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Darfon 726 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel FOX 36 Factory 150 mm
Dämpfer FOX DPS Factory 150 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 125–175 mm
Bremsen MAGURA MT Trail 200/200 mm
Schaltung Shimano XTR 1x12
Vorbau Race Face Turbine R 50 mm
Lenker Race Face Next R Carbon 800 mm
Laufradsatz Race Face Next R 36 29"/27,5"
Reifen Schwalbe Magic Mary 2,6"
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 22,5 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 117 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme ja
Besonderheiten
USB-C-Ladeport
Das STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF wird in vier Größen angeboten und ihr könnt – ähnlich wie beim Levo oder Bullit – dank niedriger Sitzrohre aus mindestens zwei Rahmengrößen wählen. Zumindest in der Theorie: Denn bei unserem Vorserien-Test-Bike ist die benötigte Einstecktiefe nicht gewährleistet und der Sattel ist dadurch für einige Fahrer zu hoch. Laut STEVENS soll das Problem in Serie behoben sein, doch an unserem Bike konnten die Hamburger nicht nachbessern. Die Sitzposition ist angenehm mit ausgewogener Lastverteilung zwischen Gesäß und Händen. Der feinfühlige Hinterbau und die relativ voluminösen Reifen sorgen für viel Komfort. Zwar schaukelt sich das Fahrwerk beim pedalieren auf, weshalb sich auf hartem Untergrund der Griff zur Plattformdämpfung lohnt. In Kombination mit dem 726-Wh-Akku ist das STEVENS mit Ausnahme der Hinterradbremse für lange Touren geeignet.
Größe | 16 | 18 | 20 | 22 |
---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 390 mm | 430 mm | 460 mm | 510 mm |
Steuerrohr | 105 mm | 115 mm | 130 mm | 155 mm |
Lenkwinkel | 65,0° | 65,0° | 65,0° | 65,0° |
Sitzwinkel | 76 | 76° | 76° | 76° |
Kettenstrebe | 450 mm | 450 mm | 450 mm | 450 mm |
Tretlagerabsenkung | 23,5 mm | 23,5 mm | 23,5 mm | 23,5 mm |
Radstand | 1.222 mm | 1.243 mm | 1.270 mm | 1.298 mm |
Reach | 442 mm | 450 mm | 480 mm | 500 mm |
Stack | 615 mm | 626 mm | 640 mm | 663 mm |
Gas to Flat – Liefert das STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF auf dem Trail, was sein Name verspricht?
Auf flowigen Trails bergauf ist das STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF gutmütig und einfach zu handeln. Es ist zwar nicht so spaßig und spritzig wie das ROTWILD oder MERIDA, setzt aber Lenkimpulse problemlos in Richtungswechsel um. Wenn es technischer und vor allem steiler wird, zeichnet sich jedoch ein ganz anderes Bild: Der Dämpfer versackt tief im Federweg, wodurch die Front sehr aktiv belastet werden muss. Problematisch wird es vor allem an Kanten und Stufen, denn hier muss – wie beim CUBE Stereo Hybrid 160 – das Timing am Pedal genau stimmen, um Aufsetzer zu verhindern.
Das GTF im Namen steht für Gas to Flat. Bei keinem anderen Bike im Test liegen Marketing und Realität so weit auseinander. Bei niedrigen bis mittleren Geschwindigkeiten ist das E-Inception AM 9.7 GTF einfach zu handeln – sobald es schneller oder ruppiger wird, kommt es ans Limit
Im Downhill zeigt sich die Geometrie des STEVENS modern, sportlich und trailorientiert. Der lange Reach (480 mm in L) und die hohe Front (640 mm Stack) positionieren den Fahrer zentral im Bike, das mit Ausnahme der Sattelhöhe viel Bewegungsfreiheit bietet. Statt ruppiger Downhills bevorzugt das E-Inception AM 9.7 GTF flowige Strecken bei niedrigen bis mittleren Geschwindigkeiten. Dann ist es dank ausgewogener Lastverteilung einfach zu handeln und überrollt dank viel Traktion auch manche Hindernisse problemlos. An „Gas to Flat“, also mit maximalem Speed über die Trails heizen, ist mit dem STEVENS nicht zu denken. Vor allem Bremse und Hinterbau setzen dem Fahrspaß ein Ende. Die Zweikolbenbremse erfordert so viel Handkraft, dass bereits auf kurzen Trails Armpump – das Verkrampfen der Unterarme – droht. Die Abstimmung von Dämpfer und Hinterbau ist STEVENS nicht gelungen, weshalb das E-Inception oftmals unvorhersehbar und harsch durchschlägt. Obendrein wird der Dämpfer ohne Ausgleichsbehälter auf längeren Abfahrten sehr heiß, das limitiert eine konstante Fahrperformance noch weiter.
Tuning-Tipp: Vierkolben-Bremssattel von MAGURA am Heck
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das schicke und relativ leichte STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF spricht mit seiner komfortablen Sitzposition und der hohen Reichweite vor allem Touren- und Genussfahrer an – dort liegen ganz klar seine Stärken. Dem vielversprechenden Namenszusatz „Gas to Flat“ wird es auf technischen Trails aber nicht gerecht: Bergauf wie bergab fällt es in Sachen Fahrperformance ans Ende des Testfelds zurück. Hier zeigen sich die Schwächen der gewichtsoptimierten Ausstattung und des Fahrwerks.
Tops
- großer Akku bei ausgewogener Gewichtsverteilung
- aufgeräumtes Cockpit
Flops
- Gewichtstuning an den falschen Stellen
- Einstecktiefe der Sattelstütze
- schwammiges Fahrwerk
- Reifen flext in Kurven an den Rahmen
Mehr Informationen findet ihr unter stevensbikes.de
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test
Alle Bikes des Vergleichstest in der Übersicht:
Cannondale Moterra Neo Carbon 1 (Zum Test) | Canyon Spectral:ON CF 9 (Zum Test) | CENTURION No Pogo F3600i (Zum Test) | CUBE Stereo Hybrid 140 HPC SLT Nyon (Zum Test) | CUBE Stereo Hybrid 160 C:62 SLT Kiox (Zum Test) | Ducati TK-01 RR (Zum Test) | FLYER Uproc6 9.50 (Zum Test) | FOCUS JAM² 6.9 NINE (Zum Test) | GIANT Trance X E+ 1 (Zum Test) | Haibike AllMtn 7 (Zum Test) | KTM Macina Kapoho Prestige (Zum Test) | Lapierre Overvolt GLP 2 Team (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 10K (Zum Test) | Mondraker Crafty Carbon XR (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Trail 8 (Zum Test) | ROTWILD R.X375 ULTRA (Zum Test) | Santa Cruz Bullit X01 RSV Air (Zum Test) | SCOTT Ransom eRIDE 910 (Zum Test) | SIMPLON Rapcon PMAX (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo SL (Zum Test) | STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF (Zum Test) | Thömus Lightrider E2 Pro (Zum Test) | Trek Rail 9.9 X01 (Zum Test) | Whyte E-150 RS 29ER V1 (Zum Test)
Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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