Kennt ihr diesen Gast auf der Party, der immer etwas zu spät kommt, dann aber für richtig Party sorgt? Das Specialized Turbo Levo ist so ein Kandidat. Als das Rad im Jahr 2016 vorgestellt wurde, hatten die meisten großen Hersteller bereits E-Mountainbikes im Angebot, die Tanzfläche hat seither aber vor allem ein Bike gerockt – das Turbo Levo. Wie kam es dazu?

März 2012:

Be a Superhero – das Specialized Turbo

Schon im Jahr 2012 hat Specialized sein erstes E-Bike präsentiert: das Turbo. Dabei handelte es sich allerdings nicht um ein E-Mountainbike, sondern um ein E-Urban-Bike. Schick, stylisch, schnell! Und seiner Zeit voraus! Das Bike war ein Schwan in einem Teich voller hässlicher Enten. Bereits damals lag das Augenmerk auf dem Thema Integration. Als das Bild noch von rechteckigen, aufgesetzten Akkus und lieblos angeschraubten Motoren bestimmt wurde, bestach das Turbo bereits mit ausgeklügelten Details und vor allem mit herausragenden Fahreigenschaften.

Schon im Jahr 2012 setzte Specialized mit dem ersten Turbo neue Maßstäbe in Sachen Integration und Ästhetik

Juli 2015:

Ein Paukenschlag – die Präsentation des Specialized Turbo Levo

Am 05. Juli 2015 stand die Bike-Welt für einen Tag lang still. Es war der Tag an dem das Specialized Turbo Levo präsentiert wurde. Der Tag, an dem die Köpfe einiger Ingenieure richtig zu rauchen begonnen haben. Specialized hatte an diesem Tag die Messlatte für alle Bike-Hersteller ein ganzes Stück höher gehängt.

Das erste Specialized Turbo-Levo setzte 2015 neue Maßstäbe in Sachen Integration, Handling und Connectivity
Ein besonderes Highlight war die komplett aus dem Rahmen herausnehmbare Batterie
Specialized verzichtete komplett auf ein Display. Über die LED’s und Tasten am Unterrohr kann man die Unterstützungsstufen wechseln und den Akku-Stand ablesen.

Besonders beeindruckend damals: die Akku-Integration, die eigens entwickelte App und das sehr natürliche Fahrgefühl. Außerdem suchte man am Lenker ein Display und eine Remote-Bedienung vergebens. Bei vielen sorgte das für skeptische Blicke. Doch es war kein absoluter Traumstart: Es dauerte noch mehrere Monate, bis die Mission Control App dann tatsächlich verfügbar war, und auch beim Motor kam es zu Beginn noch zu Aussetzern wie unser ausführlicher Test im November 2015 zeigte.

Anfang 2016:

Bluetooth-Verbindung wird bester Freund der Tuner

Bereits kurz nach dem Verkaufsstart des Levo fand man in den Internet-Foren dieser Welt bereits Anleitungen, wie man beim Turbo Levo ganz ohne zusätzliche Hardware, nur via Smartphone die Begrenzung der maximalen Unterstützungsgeschwindigkeit aufheben kann. Natürlich führt dieser Vorgang zum Garantieverlust und ist obendrein höchst illegal, dennoch liest man von unzähligen Nutzern, die ihr Rad dadurch schneller gemacht haben. Eine Entwicklung, die wir alles andere als gut heißen können und die vor allem auch erhebliche Risiken für den Nutzer bedeuten, wie ihr hier lesen könnt.

Juli 2016:

Mehr Modelle für mehr Kunden

Das Specialized Turbo Levo schlug ein wie eine Bombe und innerhalb kürzester Zeit war das damals verfügbare vollgefederte Modell ausverkauft. Doch viele Kunden und auch der Handel wünschten sich ein gemäßigteres Modell. Breite Plus-Reifen und der große Federweg schreckten sie ab. Was fehlte war ein Rad für einfachere Trails und Forstwege, ein Rad für die Masse an Bikern. Es war die Geburtsstunde des Specialized Turbo Levo ST.

Mit dem Specialized Turbo Levo ST präsentierten die Amerikaner ein Bike für alle, die von zu viel Federweg und breiten Reifen abgeschreckt wurden

Es setzte zwar auf den gleichen Hauptrahmen wie sein großer Bruder, hatte aufgrund einer veränderten Umlenkung aber lediglich 120 mm Federweg und bot Platz für 29”-Laufräder. Auch die Geometrie wurde verändert: Mit kürzerem Radstand, steilerem Lenkwinkel und einem etwas längeren Reach sollte das Specialized Turbo Levo FSR ST Comp 29 im Vergleich zum „dickeren“ Bruder eine gemäßigte Alternative für den Traileinsatz darstellen.

Das Levo ST fährt sich deutlich agiler und direkter

Unser Fazit zu dem Bike lautete damals nach einem exklusiven Test:

„Die Frage, welches Modell besser ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Specialized hat mit dem Levo FSR ST Comp 29 eine sinnvolle Option geschaffen, die mit weniger Federweg, 29″-Reifen und angepasster Geometrie ein agileres Handling und direkteres Fahrverhalten bietet. Insbesondere Fahrer mit aktivem Fahrstil werden von dem neuen Modell begeistert sein. Das bisherige Levo FSR 6Fattie hingegen bietet weiterhin mehr Sicherheit in der Abfahrt und mehr Grip im Uphill – und sollte damit die erste Wahl für Einsteiger oder Fahrer sein, die vor allem in anspruchsvollem Gelände unterwegs sind.“

Neben dem Turbo-Levo ST hat Specialized im Juni 2016 außerdem zwei Frauen-Modelle vorgestellt (ein ST und ein 6Fattie). Bei diesen Bikes wurden allerdings lediglich die Kontaktpunkte auf die Frauen-spezifischen Bedürfnisse angepasst – einen speziell entwickelten Rahmen suchte man hier vergeblich. Abgerundet wurde das Portfolio mit einem günstigeren 6Fattie-Modell.

Juli 2017:

Specialized Turbo Levo FSR Carbon – edler, leichter, schöner, teurer

Immer wieder Juli – wie schon in den Vorjahren präsentierte Specialized im Sommer letzten Jahres ein brandheißes Bike. „Levo goes Carbon“ war der erste Satz in unserem ersten Test, doch der Carbonrahmen war nur eines von vielen Highlights des neuen Bikes. Das Turbo Levo Carbon war auch das erste Bike, bei dem der neue Turbo 1.3 Motor und die neue kleine Fernbedienung zum Einsatz kamen.

Das nächste Kapitel in der Levo-Geschichte: das Specialized Turbo Levo FSR S-Works Carbon.

Mit Hilfe eines neuen Werkstoffs, wurde der Rahmen des Levos außerdem rund 650 g leichter, also rund 20%. Bei unserem großen Frühjahrs-Vergleichstest mit den besten E-Mountainbikes der neuen Saison sicherte sich das Specialized Turbo Levo FSR S-Works Carbon den Testsieg und somit den Titel „Bestes E-Mountainbike 2018”.

Herausragendes Handling gepaart mit technischer Finesse und grandiose Optik: das Turbo Levo FSR S-Works Carbon ist das beste E-Mountainbike 2018.

Juli 2017:

Wissen ist Macht – der neue Specialized Turbo 1.3 Motor

Seit der Veröffentlichung des ersten Turbo Levo im Jahr 2015 hat Specialized Daten von über 3 Mio. Trail-Kilometern mit Hilfe der Mission Control App gesammelt. Diese Informationen helfen den Amerikanern zu erkennen, wie ihre Kunden fahren, wo sie fahren, ob und wo Probleme auftreten und worauf sie beim Antrieb besonderen Wert legen müssen. All dies hat bei der Entwicklung des neuen Turbo 1.3 Motors eine entscheidende Rolle gespielt. Zwar nutzt Specialized, wie einige andere Hersteller auch, einen Brose-Motor, allerdings kümmert sich ein eigenes Software-Entwicklungsteam um die gesamte Motorsteuerung. Der im Juli 2017 vorgestellte Turbo 1.3 Motor auf Basis des Brose Drive S ist nicht nur deutlich kraftvoller, er ist auch hitzebeständiger als sein Vorgänger, lässt sich besser dosieren, besitzt eine höhere Reichweite und kann noch weiter an die eigenen Vorlieben angepasst werden. Viele der Vorteile wurden dann auch durch ein Software-Update für Levo-Bestandskunden ermöglicht.

Obwohl er äußerlich unverändert ist, besitzt der neue Brose Drive-S Motor ein deutliches Plus an Leistung

Ein weiteres großes Update, auf das Kunden sehnlichst gewartet haben, ist die kleine Remote-Einheit, die bei der neuen Modellgeneration standardmäßig verbaut wird und nun auch endlich eine Schiebehilfe am Levo ermöglicht.

Mit der neuen Remote-Bedienung lassen sich die Unterstützungsstufen direkt am Lenker variieren. Das erhöht den Bedienkomfort und die Fahrsicherheit

Juli 2017:

Das Turbo Levo bekommt einen großen Bruder – das Kenevo

Nachdem Specialized 2016 das Portfolio mit dem Levo ST bereits nach unten erweitert hatte, war es 2017 an der Zeit für ein Bike für all diejenigen, die sich noch mehr Abfahrtsperformance wünschen. Das Resultat: das Turbo Kenevo. Seit seiner Einführung ist das Rad aktuell in nur einer Ausstattungsvariante verfügbar. Eine abfahrtslastige Geometrie, satte 180 mm Federweg, ein Stahlfederdämpfer und jede Menge robuste Teile machen es zu einem waschechten Bikepark-Bike, mit dem man auf Lift oder Shuttle ganz einfach verzichten kann.

Satte 180 mm Federweg und eine abfahrtslastige Geometrie prädestinieren das Kenevo für das härteste Terrain

Zu seiner Einführung, haben wir das Bike sowohl in den USA als auch in den bayerischen Alpen ausführlich getestet. Damit nicht genug: Mitte des Jahres haben wir dann die Frage beantwortet, für welchen Fahrer das Levo und für wen das Kenevo die bessere Wahl ist. Das Duell könnt ihr hier lesen.

Levo oder Kenevo? In unserem Duell haben wir beide Bikes direkt verglichen.

September 2018:

Die nächste große Revolution steht vor der Tür

Das Specialized Turbo Levo hatte im Jahr 2015 für eine echte Revolution gesorgt und wurde über die letzten Jahre immer weiter optimiert. Durch den wachsenden Konkurrenzdruck in dem Segment war aber klar, dass die Amerikaner und das Levo-Entwicklerteam in der Schweiz wieder nachlegen müssen, um sich weiter an der Spitze der Performance-E-Mountainbikes zu positionieren. „Innovate or die“ lautet das Motto bei Specialized und so ist es nicht verwunderlich, dass der neueste Wurf wieder einigen Konkurrenten die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Weshalb? Das lest ihr in unserem Test.

Das nächste Kapitel in der Levo-Geschichte – das brandneue Turbo Levo

Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #015

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Words: Photos: Christoph Bayer, Valentin Rühl, Robin Schmitt, Specialized