Neuer Motor, neuer Rahmen, neue Features und Funktionen – was kann das neue Specialized Turbo Levo 2025? Kann der neue 111 Nm starke S-Works-Motor die Konkurrenten DJI & Co. schlagen? Und was sind die Nachteile von größer, stärker, schneller? Wir haben das 14.499 € teure E-MTB über die Trails gejagt und verraten euch, wie es sich schlägt!

23,68 kg in Größe S4 | 14.499 € | Hersteller-Website
Inhaltsverzeichnis
- Was ist neu am Specialized Turbo Levo 2025?
- Der neue S-Works-Motor im neuen Specialized Turbo Levo 2025
- Akku-Optionen und Schnellladen am neuen Specialized Turbo Levo 2025
- Die Ausstattung des Specialized Turbo Levo 2025
- Weitere Ausstattungsvarianten des neuen Specialized Turbo Levo 2025
- Die Geometrie des neuen Specialized Turbo Levo 2025
- Was kann das Specialized Turbo Levo 2025 im Test?
- Specialized S-Works Turbo Levo 4 vs. Levo 3 – Wie groß ist der Unterschied tatsächlich?
- Für wen ist das neue Specialized Turbo Levo 2025 das richtige Bike?
- Wie viel ist genug? Das Motoren-Wettrüsten mit S-Works 3.1 und DJI Avinox M1
- Fazit zum neuen Specialized Turbo Levo 2025
Schluss mit Warten! Endlich ist es da: das neue Specialized Turbo Levo 2025. Wir konnten die Neuauflage des Klassikers bereits im Herbst 2024 erstmals fahren und haben seitdem unzählige Trail-Kilometer mit dem Bike absolviert: Egal ob auf dem offiziellen Press Camp auf Madeira, rund um das Specialized-Entwicklungszentrum in schweizerischen Cham direkt auf den Trails, auf den es entwickelt wurde, auf unseren Hometrails um Stuttgart – oder während unseres riesigen E-MOUNTAINBIKE Vergleichstests mit den heißesten 30 E-MTBs 2025 in Finale Ligure.
Das Specialized Turbo Levo ist nicht einfach nur ein weiteres E-MTB. Es ist Ikone, Bestseller, Tech-Vorreiter und für viele ein Maßstab, an dem sich der Rest messen lassen muss. Kaum ein anderes Bike hat sich über die Jahre so tief in die Herzen und Garagen eingefleischter E-Mountainbiker gefahren. Umso größer sind die Erwartungen an die vierte Generation. Doch reichen die Änderungen für ein besseres E-MTB? Oder ist das neue Levo wie ein Hollywood-Reboot: teurer, größer, aber nicht zwingend besser?



Eines war gleich klar: Mit 14.499 € in der vollausgestatteten S-Works-Variante ist das Levo 4 verdammt teuer und rund 500 € teurer als das ohnehin schon saftig bepreiste Levo 3. Mit 23,7 kg in Größe S4 ist es auch noch über 1 kg schwerer als sein Vorgänger. Doch das Mehrgewicht war mit Ansage – schließlich wollte Specialized ein Bike mit robusten Baller-Spezifikationen statt Fake-Bike mit Scheingewichten bauen. Um uns das zu beweisen, haben die Kalifornier bei der Präsentation des Bikes auch ein Levo 4 mit 19,6 kg in S4 mit Lightweight Build gezeigt: ausgestattet mit FOX 36 Factory-Gabel, 600-Wh-Akku und Reifen mit leichten GRID Trail-Karkassen. Die Entwickler meinten jedoch: We can go there, BUT that’s not the bike that we want to make and ride.
Mit anderen Worten: Ja, Specialized kann auch leicht. Aber sie wollen das im Hinblick auf die Fahrperformance nicht. Ob das „schwerere“ Konzept aufgeht, haben wir dort herausgefunden, wo es zählt: im Dreck, in Steinfeldern, auf langen Anstiegen – nicht auf dem Datenblatt.
Was ist neu am Specialized Turbo Levo 2025?
- 1. Neuer S-Works-Motor mit 720 Watt Spitzenleistung und 111 Nm Drehmoment
- 2. neues und größeres Farbdisplay im Oberrohr
- 3. modulares Akkukonzept mit 840-Wh-Akku, seitlich leicht entnehmbar, 600-Wh-Option, 280 Wh Range Extender
- 4. Schnellladegerät, um das Bike von 0 auf 100 % in 2 Stunden aufzuladen
Beim ersten Anblick des neuen Levo sieht man direkt einige Veränderungen, ein dickes WOW bleibt jedoch aus. Ob das neue Turbo Levo 4 schöner geworden ist, ist Geschmacksache und darüber lässt sich natürlich streiten. Die markante asymmetrische Rahmenstrebe ist Geschichte, der Motorbereich deutlich schlanker, das Unterrohr dafür sichtbar massiver. Doch hinter der kontroversen Optik steckt clevere Technik.


Was niemand abstreiten kann, ist die beeindruckend lange Liste an neuen Features, smarten Funktionen und spannenden Optionen. Warum es mit dem Levo plötzlich egal ist, wenn ihr abends das Laden vergessen habt? Warum der neue Motor garantiert hitzige Debatten auslösen wird? Und wieso das neue Levo verdammt viel Fahrspaß bringt? All das erfahrt ihr in unserem ausführlichen Test. Ready to ride?
Der neue S-Works-Motor im neuen Specialized Turbo Levo 2025
Herzstück des neuen Specialized Turbo Levo 4 ist der neue S-Works 3.1-Motor, der in Zusammenarbeit mit Brose entwickelt wurde. Der liefert satte 111 Nm Drehmoment und 720 Watt Maximalleistung. Damit gehört der S-Works 3.1-Motor auf dem Papier zu einem der aktuell stärksten Motoren auf dem Markt. Aber Power allein bringt nichts, wie wir bereits wissen – viel wichtiger sind Fahrgefühl, Effizienz und Dosierbarkeit. Neu ist auch das 48-Volt-System, das das bisherige System mit 36 Volt ablöst. Durch die höhere Spannung fließt bei gleicher Leistung weniger Strom – das reduziert die Hitzeentwicklung, verringert elektrische Verluste und erlaubt den Einsatz dünnerer Kabel. Das Ergebnis: weniger thermischer Stress, konstantere Leistungsabgabe und eine höhere Gesamteffizienz. Außerdem verzichtet der Motor jetzt auf den anfälligen Riemen aus dem alten Specialized 2.2-Motor, der in seiner ersten Version noch häufig Probleme hatte. Stattdessen kommen jetzt Metallzahnräder zum Einsatz, die robuster und auch weniger anfällig für Hitzeausdehnung sein sollen. Zudem wurde das Antriebsgehäuse entkoppelt, um störende Geräusche zu reduzieren.



Neu ist neben den bekannten Fahrmodi Eco, Trail und Turbo der Auto-Modus, der die Unterstützung automatisch an die Fahrerleistung anpasst, wahlweise in Auto +, Auto oder Auto -, je nach gewünschter Reaktivität. Auf der Schotterstraße und moderaten Anstiegen funktioniert das super einfach und sorgt für entspanntes Klettern. Wird das Gelände jedoch technischer und wollt ihr vor einem großen Hindernis gezielt Schwung aufbauen, lohnt sich der Griff zur manuellen Modiwahl. Zum Vergleich: Der DJI Avinox M1-Motor liefert in seinem Auto-Modus bei geringerer Kadenz noch mehr Punch. Dafür überzeugt der S-Works-Motor trotz krasser Eckdaten mit einem natürlichen Fahrgefühl und entsprechend angepasster Leistungsentfaltung. Auch die Dosierbarkeit und Traktion des Systems überrascht – positiv natürlich! Akustisch ist das Motorsystem super unauffällig über verschiedene Trittfrequenzen hinweg und hält sich dezent im Hintergrund. Die Geräuschentwicklung ist geringer als bei den meisten Full-Power-Motoren am Markt. We like!

Die Motorleistung in den günstigeren Modellen Pro, Expert und Comp ist per Software auf 101 Nm Drehmoment und 666 Watt Maximalleistung limitiert, dort heißt der baugleiche Motor dann nicht S-Works, sondern Specialized 3.1. Wer die volle Motorpower haben will, muss also zum sündhaft teuren S-Works-Modell und tief in die eigene Tasche greifen. In beiden Fällen wird das Motorsystem über die kompakte Lenker-Remote gesteuert, die mit guter Haptik überzeugt. Das Aufrufen mancher Funktionen, etwa der Menüeinstellungen, erfordert das gleichzeitige Drücken zweier Tasten an der Remote, was etwas umständlich ist. Oder eben dafür sorgt, dass man dazu anhält, statt während der Fahrt in den Untermenüs rumzuklicken. Über die Remote lässt sich auch die bekannte MicroTune-Funktion aktivieren, mit der sich die Motorunterstützung in 10-%-Schritten präzise anpassen lässt. Neu ist die Dynamic MicroTune-Funktion. Sie reagiert dynamisch auf euren Input, beispielsweise bei einem spontanen Sprint, und gibt bei Bedarf die volle Motorpower frei, ohne dass ihr manuell eingreifen müsst.

Das neue MasterMind TCU-Farbdisplay ist elegant ins Oberrohr integriert und liefert alle relevanten Fahrdaten auf einen Blick. Es überzeugt mit einem ausgewogenen Format: groß genug für gute Ablesbarkeit und Informationsdichte, ohne dabei überladen zu sein. Gleichzeitig punktet es mit hoher Auflösung. Und weil Specialized weiß, dass es auf die kleinen Dinge ankommt, verabschiedet sich das Levo beim Ausschalten mit einem charmanten: „It’s you, only faster.“ Über die Remote lassen sich dann auch ein Großteil der Motoreinstellungen und weitere Anpassungen auf dem großen Farbdisplay direkt vornehmen, ohne dass man die App braucht.



Die neue Specialized App bietet Features wie „Find My“-Ortung, Ride-Aufzeichnung direkt in der App und ein System Lock, das das Einschalten des Levos nach dem Aktivieren verhindert. Besonders clever: Per App lässt sich ein Ladestopp bei 80 % festlegen, falls ihr das E-MTB überwintern und so die Lebensdauer des Akkus verlängern wollt. Hinzu kommen die bekannten Einstellungen der Unterstützungsstufen in puncto Motorleistung, Nachlauf und Ansprechverhalten.
Akku-Optionen und Schnellladen am neuen Specialized Turbo Levo 2025
Bislang war es immer fummelig, den langen 700-Wh-Akku des Levo 3 aus dem Unterrohr nach unten hinauszuziehen. Es funktionierte – aber eben nicht elegant. Mit dem Levo 4 räumt Specialized nun genau diesen Pain Point konsequent aus dem Weg. Der neue Akku ist deutlich kürzer, dafür etwas dicker und lässt sich jetzt seitlich entnehmen. Dazu müsst ihr nur die integrierte Akkuabdeckung auf der linken Rahmenseite abnehmen. Das spart Nerven, Zeit und macht Akkuwechsel deutlich einfacher. Das Unterrohr ist dadurch aber auch sichtbar dicker geworden und bringt die sonst gelungenen Proportionen aus dem Gleichgewicht. Ob es diesen Trade-off wert ist, muss jeder für sich entscheiden. In Sachen Usability ist es jedoch ein großer Gewinn.



Auch bei der Kapazität legt Specialized nach. Serienmäßig wird der 840-Wh-Akku verbaut, der nominell nach unseren Nachrechnungen jedoch nur 815 Wh hat. Wer noch mehr Akkukapazität will, kann den optional erhältlichen 280 Wh großen Range Extender nachrüsten, der die Gesamtkapazität auf 1.120 Wh erweitert. Akkupack und Range Extender sind bei der Nutzung parallel geschaltet. Das bedeutet: Ist der Hauptakku bei 50 % Restkapazität angekommen, wird zuerst Energie aus dem Extender bezogen, bis beide wieder auf gleichem Level sind. Das sorgt für eine längere Haltbarkeit beider Akkus. Wer nur mit dem Range Extender fährt, bekommt eine reduzierte Maximalleistung von 450 Watt. Damit stellt das Levo 4 sicher, dass die geringere Anzahl der Zellen im Range Extender nicht überlastet werden. Heißt im Umkehrschluss: Für maximale Power braucht’s immer den Hauptakku. Wer weniger Gewicht bevorzugt, kann künftig auch auf einen 600-Wh-Akku zurückgreifen. Der ist allerdings nicht beim Kauf enthalten und muss separat im Aftermarket erworben werden. Dank des modularen Akkukonzepts habt ihr so die Wahl vor jeder Fahrt: Für kurze Hometrail-Runden muss es nicht der große 840-Wh-Akku sein, denn warum mehr Gewicht durch die Gegend fahren, wenn am Ende nur 25 % genutzt werden? Cool: Selbst in Größe S2 findet die große Batterie im Unterrohr Platz.


Ganz neue Nutzungsszenarien eröffnet das Schnellladegerät des neuen Specialized S-Works Turbo Levo 4. Denn Specialized bringt mit dem neuen 12-Ampere-Schnellladegerät ordentlich Tempo ins Spiel: Der große 840-Wh-Akku des Levo 4 lässt sich damit in rund 2 Stunden komplett aufladen. Ein Wert, der bislang unerreicht ist. Zum Vergleich: Das ebenfalls schnelle AMFLOW PL Carbon PRO braucht mit seinem aktuellen 12-Ampere-Schnelllader rund 2 Stunden und 25 Minuten für einen 40 Wh kleineren Akku – rechnerisch nominell ist er 15 Wh kleiner.
Das Ladegerät des Levo 4 bietet außerdem mehrere Lademodi – Standard, Fast, Eco und 80 % –, um Akkuschonung und Ladegeschwindigkeit je nach Bedarf zu wählen. Für den Tour-Alltag ist das 2.674 g schwere Ladegerät mit seinem klobigen Format jedoch schlichtweg zu groß und zu schwer, um es im Rucksack mitzunehmen. Das ist schade, da in unserer jüngsten Trendumfrage mit weit über 2.000 Teilnehmern über 40 % der E-MOUNTAINBIKE Leser das Fast Charging auf Tour als Hauptanwendungsbereich sehen. Nichtsdestotrotz bietet das Ladegerät viele Vorteile, denn wer kennt’s nicht: Nach einem langen Tag hat man vergessen, das Bike zu laden, und am nächsten Morgen ruft der Trail. Genau dann rettet der Schnelllader euch den Tag!
Der 12-Ampere-Lader ist allerdings nur im teuren S-Works-Modell serienmäßig enthalten. Bei alle anderen Varianten wird lediglich der bekannte 4-Ampere-Standardlader mitgeliefert. Wer also in den Genuss der Highspeed-Ladung kommen will, muss auch hier tief in die Tasche greifen. Der Schnelllader kostet rund 500 € im Aftermarket. Laut unserer Trendumfrage würden allerdings nur 0,5 % der Rider freiwillig über 300 € für ein Schnellladegerät ausgeben – Specialized verlangt fast das Doppelte und ist damit für den Großteil potenzieller Nutzer zu teuer.

Wie weit komme ich mit dem neuen Specialized S-Works Turbo Levo 4?
Mehr Akkukapazität, also mehr Reichweite? Klingt logisch, ist aber zu kurz gedacht. Um der Sache auf den Grund zu gehen, haben wir das neue Specialized S-Works Turbo Levo 4 im direkten Vergleich gegen das Levo Gen3 antreten lassen – Back-to-Back, unter identischen Bedingungen.
Das Ergebnis: Mit voller Akkuladung schafft das neue Levo 4 ganze 1.421 Höhenmeter und 22 km in rund 54 Minuten, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 24,2 km/h, also fast permanent an der 25-km/h-Grenze, bei der die Motorunterstützung abregelt. Klingt stark, aber der Vergleich überrascht: Das Levo der 3. Generation, mit nur 700-Wh-Akku, 90 Nm und 565 Watt Maximalleistung deutlich schwächer aufgestellt, kam im Turbo-Modus weiter. Warum? Die Rechnung ist simpel: Das Levo 4 hat rund 20 % mehr Akkukapazität, aber auch ca. 27 % mehr Spitzenleistung. Und obwohl im Fahralltag selten die volle Motorpower abgerufen wird, zeigte sich in unserem Szenario klar: Mehr Leistung zieht auch bei moderatem Input mehr Energie, vor allem in längeren Anstiegen und bei aktiver Fahrweise. Heißt: Im direkten Turbo-Duell punktet der Vorgänger mit einer besseren Effizienz, trotz kleinerem Akku.

Wechselt man jedoch in den Eco-Modus, dreht sich das Blatt: Dann holt das Levo 4 aus seiner höheren Akkukapazität spürbar mehr Reichweite heraus und setzt sich vor das Levo 3. Ein interessanter Punkt ist dabei, wie das Levo 4 mit den letzten Wattstunden im Akku umgeht: Während viele Systeme zur Schonung des Akkus und Reichweitenerhöhung am Ende die Unterstützung reduzieren, schiebt das neue Levo bis zum letzten Prozent mit voller Power weiter, was unserer Meinung nach total Sinn macht. Denn wer will am Ende einer langen Tour mit müden Beinen und leerem Riegelvorrat noch mit halber Unterstützung kämpfen? Und wer hinten raus mehr Energie sparen will, kann die Unterstützung ja einfach selbst runterdrehen.
Was man dennoch beachten sollte: Im echten Leben fährt niemand mit konstanter Kadenz und gleichmäßiger Wattzahl bergauf. Fahrweise, Gelände, Wind, Stopps, Reifen, Setup, Gewicht, all das beeinflusst die Reichweite massiv. Wer also viel im Eco-Modus oder mit weniger Power fährt, kann mit dem Specialized Turbo Levo 2025 deutlich weiter kommen. Wer ballert, verbraucht mehr – kommt aber auch schneller an 😉
Die Ausstattung des Specialized Turbo Levo 2025
Specialized greift bei der Ausstattung des neuen Specialized S-Works Turbo Levo 4 ins obere Regal namhafter Hersteller. Was nicht aus dem Premium-Portfolio der Zulieferer stammt, wurde eigens entwickelt und selbst auf Performance getrimmt.
Das Fahrwerk stammt aus der Factory-Serie von FOX. Vorne arbeitet eine FOX 38 Factory-Gabel mit GRIP X2-Kartusche auf starkem Niveau und lässt sich umfangreich in High- und Low-Speed-Compression sowie im High- und Low-Speed-Rebound anpassen. Der FOX FLAOT X GENIE Factory-Dämpfer wurde in Kooperation mit FOX entwickelt und kommt auch an den Geschwistern Specialized Turbo Levo SL und – ohne Piggyback – Stumpjumper zum Einsatz.


Auf den ersten Blick unterscheidet sich der GENIE kaum von einem klassischen Luftdämpfer – Piggyback inklusive. Doch hinter dem vertrauten Look steckt ein durchdachtes Innenleben. Der Piggyback, also der seitlich sitzende Ölausgleichsbehälter, nimmt wie gewohnt überschüssiges Öl auf, das beim Einfedern verdrängt wird und durch das höhere Ölvolumen auch bessere Wärmeverteilung ermöglicht. Der GENIE hat wie jeder Luftdämpfer eine Positiv- und Negativkammer, bei der jedoch die Positivkammer zweigeteilt ist: eine große Hauptkammer und eine kleinere, darüberliegende Zusatzkammer, die durch Air Ports miteinander verbunden sind. Solange der Dämpfer sich in den ersten 70 % seines Hubs bewegt, sind beide Kammern geöffnet, was für ein besonders lineares Federverhalten, viel Traktion und ein sensibles Fahrwerk sorgt. Erst im letzten Drittel des Federwegs verschließt die Kolbenstange die Air Ports. Die äußere Luftkammer wird abgekoppelt und das Luftvolumen sinkt, der Dämpfer wird dadurch progressiver. So entsteht mehr Gegenhalt bei großen Schlägen, ohne auf das komfortable und feinfühlige Verhalten in den ersten Millimetern des Federwegs verzichten zu müssen.

Die elektrische FOX Transfer Neo Factory-Dropper mit Kashima-Coating passt optisch ins Gesamtpaket und bietet mit 200 mm Hub bergab ausreichend Bewegungsfreiheit. Einziges Problem: Selbst in Größe S6 bleibt der Dropper-Hub identisch, was vor allem für große Fahrer zu wenig ist. Hinzu kommt, dass die Stütze manchmal leicht hängt und wir während des Testings immer wieder Probleme hatten. Eine sinnvolle Alternative wäre hier die BikeYoke REVIVE Max 3.0 Dropper, die im Pro-Modell verbaut ist: Sie arbeitet mechanisch, lässt sich im Hub in 5-mm-Schritten bis zu 20 mm feinjustieren und bietet mit bis zu 213 mm nicht nur mehr Verstellweg, sondern auch mehr Bewegungsfreiheit.

Geschaltet wird mit der SRAM XX Eagle AXS Transmission-Schaltung, die direkt an den Rahmen geschraubt ist und auch zuverlässige Schaltvorgänge selbst unter Last vollzieht. Das elektrische Schaltwerk ist per Kabel mit dem Hauptakku verbunden, was nerviges Laden des AXS-Akkus überflüssig macht. Nice!
Die SRAM MAVEN Ultimate Vierkolbenbremsen in Kombination mit einer 220-mm-Scheibe vorne und 200 mm hinten liefern brachiale Bremspower auch auf langen Abfahrten. Insbesondere für schwerere Fahrer ein dickes Plus!



Das Specialized S-Works Turbo Levo 4 rollt auf Roval Traverse HD-Carbon-Laufrädern im Mullet-Setup. Als Bereifung kommt vorne wie hinten der Butcher in sehr weicher T9-Mischung mit Grid Gravity-Karkasse zum Einsatz. Wer den Hinterreifen mit der weichen Gummimischung schnell abgefahren hat, kann für mehr Langlebigkeit zu einem Reifen mit härter T7-Compound greifen.
Auch in den Details zeigt das neue Specialized S-Works Turbo Levo 4, dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde. Die interne Zugverlegung ist technisch wie optisch sauber gelöst: Gummierte Ports am Steuerrohr, gepolsterte Leitungsführung im Oberrohr und clever integrierte Halter im Rahmen verhindern zuverlässig störende Geräusche, selbst nach Monaten auf ruppigen Trails.
Praktisch: Wer den Akku entnimmt, hat sofort Zugriff auf alle Leitungen, was Wartung und Umbau deutlich erleichtert. Auch der Ladeport ist durchdacht: Er sitzt so, dass der Ladestecker bequem eingesteckt werden kann, ohne dass die Kurbel im Weg ist. Die Abdeckung des Ladeports schützt zuverlässig vor Schmutz und Nässe.



Typisch Specialized: die cleveren SWAT-Features. Das Multitool im Steuerrohr samt Kettenschloss und Kettennieter ist schnell griffbereit. Neu und eine echte Besonderheit ist die SWAT-Bag im Unterrohr, die ausreichend Platz für Schlauch, CO2-Kartusche und Energieriegel bietet und magnetisch im Unterrohr über dem Akku fixiert ist. So kann man Notfall-Essentials – egal ob fürs Bike oder den Hunger – direkt im Bike transportieren und auf einen Rucksack verzichten. Wir lieben das bei analogen Bikes und Specialized hat es jetzt geschafft, das auch bei einem E-MTB im Unterrohr unterzubringen. Auf einen klassischen Toolmount verzichten die Kalifornier somit und verpassen dem Specialized Levo 4 zwei Anschraubpunkte für den Trinkflaschenhalter, in den auch der Range Extender eingesetzt wird. Dieser muss jetzt nicht mehr über ein zusätzliches Gummiband fixiert werden, sondern wird in eine Aufnahme im Flaschenhalter eingedreht.
Der großzügige Kettenstrebenschutz reduziert wirkungsvoll Kettenschlagen und das stabile Motorcover schützt bei Aufsetzern. Solltet ihr euer Bike auf dem Pick-up verladen, sorgt zudem ein Shuttle Guard dafür, dass es keine Kratzer abbekommt . Zusätzlich gibt es ein durchsichtiges Schutzfolienset, um den Rahmen zu schützen. Dennoch hat unser Testbike in den rund 3 Monaten Testing einiges abbekommen. Wir haben’s dem Levo aber auch richtig gegeben!

Abgerundet wird das Gesamtpaket durch ein Service-Versprechen: Specialized bietet einen kostenlosen Lageraustausch, und das auf Lebenszeit.
Tuning-Tipp: Ist der Hinterreifen abgefahren, lohnt sich ein Upgrade auf die härtere T7-Gummimischung für bessere Haltbarkeit.

Specialized S-Works Turbo Levo 4
14.499 €
Ausstattung
Motor Specialized S-Works 3.1 111 Nm
Akku Specialized 840 Wh
Display Specialized MasterMind TCU
Federgabel FOX 38 Factory GRIP X2 160 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory GENIE 150 mm
Sattelstütze FOX Transfer Neo Factory 200 mm
Bremsen SRAM MAVEN Ultimate 220/200 mm
Schaltung SRAM XX Eagle AXS Transmission 1x12
Vorbau Industry Nine A35 40 mm
Lenker Race Face Era Carbon 800 mm
Laufradsatz Roval Traverse HD 29"/27,5"
Reifen Specialized Butcher, GRID Gravity, T9 / Specialized Butcher, GRID Gravity, T9 2,3"
Technische Daten
Größe S2 S3 S4 S5 S6
Gewicht 23,68 kg
Besonderheiten
Schnellladen
SWAT-Bag & Tool
Range Extender
Flip Chip
Weitere Ausstattungsvarianten des neuen Specialized Turbo Levo 2025
Nicht jeder will oder kann 14.499 € für das S-Works-Modell ausgeben – muss er auch nicht. Denn das Specialized Turbo Levo 4 kommt, wie gewohnt, in den Ausstattungsvarianten Comp, Expert und Pro sowie als Frameset für alle, die ihr Wunschbike selbst aufbauen wollen. Alle Varianten teilen sich den Carbon-Rahmen mit 160/150 mm Federweg, das Mullet-Setup und das modulare Akkusystem. Wichtiges Detail: Nur das S-Works-Modell und das Frameset kommen mit dem Carbon-Linkage an der Dämpferaufnahme – bei allen anderen Modellen besteht dieses aus Aluminium.
Den Anfang macht das S-Works Turbo Levo Frame Set für 7.499 €, bei dem ihr den 720 Watt und 111 Nm starken S-Works 3.1-Motor, den großen 840-Wh-Akku und den FOX FLOAT X GENIE Factory-Dämpfer bekommt, aber den Aufbau komplett selbst übernehmt. Ideal für alle Individualisten mit Schrauber-Leidenschaft – und klar abgestecktem Finanzierungsplan 😉

Unter dem S-Works-Modell siedelt sich das Turbo Levo 4 Pro mit 11.999 € an. Es setzt auf den Specialized 3.1-Motor mit diabolischen 666 Watt Spitzenleistung und 101 Nm Drehmoment. Dafür gibt’s Top-Parts wie das FOX FLOAT 38 Factory-Fahrwerk mit GRIP X2-Dämpfungskartusche, den FOX FLOAT X GENIE Factory-Dämpfer sowie die elektrische SRAM X0 Eagle AXS Transmission-Schaltung. Die Roval Traverse HD-Carbon-Laufräder, SRAM MAVEN Silver-Bremsen und eine zuverlässige BikeYoke-Dropper runden das Paket ab.
Mit 9.999 € geht das Turbo Levo 4 Expert an den Start, ebenfalls mit 101 Nm und 666 Watt Motorpower. Die FOX 38 Performance Elite-Gabel mit GRIP X2-Kartusche und der FOX FLOAT X GENIE Performance Elite-Dämpfer liefern gleich hohe Performance und Einstellbarkeit wie die Factory-Version und verzichten nur auf die Kashima-Beschichtung. Die elektrische SRAM GX Transmission-Schaltung sorgt für präzise Gangwechsel, während die SRAM MAVEN Silver-Bremsen zuverlässig stoppen. Auch der Roval Traverse Alu-Laufradsatz überzeugt und hält ordentlich was aus.
Wer nochmal 2.000 € sparen will, greift zum Turbo Levo 4 Comp für 7.999 €. Hier arbeitet ein FOX-Fahrwerk mit 36 Rhythm-Gabel mit älterer GRIP-Kartusche und FOX FLOAT X GENIE Performance-Dämpfer. Geschaltet wird über die SRAM S1000 Transmission-Schaltung – also ebenfalls kabellos. Gleich geblieben sind die SRAM MAVEN Bronze-Bremsen und die hauseigenen Butcher-Reifen mit robuster GRID GRAVITY-Karkasse, ebenso wie der große Akku.
Die Geometrie des neuen Specialized Turbo Levo 2025
Das neue Turbo Levo 4 setzt weiterhin auf ein Mullet-Setup mit 29″-Vorderrad und 27,5″-Hinterrad, kombiniert mit 160 mm Federweg vorn und 150 mm am Heck. Für noch mehr Spielraum gibt Specialized Federgabeln bis 180 mm frei. Dank Flip-Chip an der Dämpferaufnahme und Kettenstreben sowie drehbaren Steuersatzschalen lässt sich die Geometrie in mehreren Punkten anpassen: Der Lenkwinkel liegt bei 64,5° im mittleren Setting und kann um jeweils +/- 1° verändert werden. Die Tretlagerhöhe lässt sich zwischen 344 mm (High) und 350 mm (Low) variieren und die Kettenstrebenlänge um 9 mm von 435 mm auf 444 mm anpassen. Dadurch könnt ihr entscheiden, ob ihr aus dem Specialized Levo 4 etwas mehr Agilität und Laufruhe herauszukitzeln wollt. Mit einem Reach von 480 mm in Größe S4 liegt das Bike im Mittelfeld, ohne zu extrem zu sein. Auffällig ist dagegen das massiv gewachsene Unterrohr: Mit einem Umfang von 344 mm ist es satte 70 mm dicker als beim Vorgänger – der Preis für den größeren Akku und die seitliche Entnahme.

Größe | S2 | S3 | S4 | S5 | S6 |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 390 mm | 405 mm | 425 mm | 445 mm | 465 mm |
Oberrohr | 578 mm | 599 mm | 627 mm | 655 mm | 689 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 103 mm | 117 mm | 132 mm | 149 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 77,0° | 77,0° | 77,0° | 77,0° | 77,0° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlagerabsenkung | 30 mm | 30 mm | 30 mm | 30 mm | 30 mm |
Radstand | 1.200 mm | 1.223 mm | 1.254 mm | 1.286 mm | 1.323 mm |
Reach | 435 mm | 455 mm | 480 mm | 505 mm | 535 mm |
Stack | 618 mm | 626 mm | 638 mm | 652 mm | 667 mm |
Was kann das Specialized Turbo Levo 2025 im Test?
Drei Monate. Vier Länder. Ein Bike. Vom staubigen Vulkangestein auf Madeira über höhenmeterreiche Touren in Cham, ruppige Test-Laps in Finale Ligure bis hin zu matschigen Feierabendrunden auf unseren Stuttgarter Hometrails – wir haben das Specialized S-Works Turbo Levo 4 ordentlich auf den Zahn gefühlt. Und eins können wir gleich vorwegnehmen: Dieses Bike macht verdammt viel richtig.



Wir sind das Bike überwiegend im Grundsetup gefahren: also mittlerer Lenkwinkel, mit Low-Bottom-Bracket und kurzen Kettenstreben.
Bereits im Uphill überzeugt das Specialized Levo 4. Der neue S-Works 3.1-Motor schiebt mit seinen 111 Nm kräftig an und liefert die Leistung leise und gut dosierbar. Die zentrale Sitzposition über dem Tretlager vermittelt euch viel Kontrolle und Sicherheit, vor allem in technischen Anstiegen, wo das Vorderrad stabil auf dem Boden bleibt und das Levo mit starker Traktion punktet. Im direkten Vergleich mit dem DJI-Motor im AMFLOW PL Carbon Pro kann der S-Works 3.1-Motor zwar logischerweise nicht die gleiche Leistung entfalten, ist dafür aber genauso gut dosierbar. Im richtig technischen und steilen Uphill zieht das AMFLOW das Levo ab, was aber nicht nur am Motor liegt, sondern auch daran, dass das AMFLOW in Sachen Geometrie extrem gut darauf ausgelegt ist. Im Downhill sieht die Sache dann ganz anders aus – aber dazu später mehr.



Wichtig fürs Verständnis: Mindestens genauso entscheidend wie der Motor sind die Bike-Balance, Geometrie, das Fahrwerk und die Reifen, wenn es um die technische Uphill-Performance geht. Hier sind wir auch schon Bikes mit DJI-Motor gefahren, die deutlich schlechter performen – und Bikes mit Bosch-Motor, die extrem gut sind. Die genauen Details und Erkenntnisse hierzu erfahrt ihr in unserem Mega-Vergleichstest sowie unserer Impossible Climb Challenge, die wir noch im April releasen werden.
Auch wenn der DJI Avinox M1-Motor etwas weniger Eigeninitiative fordert, kommt beim Levo Uphill-Flow und Fahrspaß auf. Wird es technisch, reagiert das Specialized Levo 4 direkter auf Fahrerimpulse und belohnt eine aktive Fahrweise mit starken Klettereigenschaften. Unser Lieblings-Motorensetup für technische Uphills Dynamic Micro-Adjust mit 60/100 und Ansprechverhalten auf Medium. So hat man eine hohe Kontrolle und Dosierbarkeit – und bei entsprechendem Rider den richtigen Input für die volle Unterstützungsleistung.
Wer bergauf noch mehr Performance herausholen will, kann die Kettenstreben ins Long-Setting stellen, was bergab minimal Agilität kostet. Auch Einsteiger kommen mit dem Levo bergauf schnell zurecht und erfreuen sich bergauf wie bergab am sehr intuitiven Handling.



Führt der Trail direkt in ruppiges Terrain, überzeugt das Levo mit viel Federwegsreserven, ohne träge zu wirken. Es nutzt seinen Federweg sehr gut aus, verleiht ein hohes Sicherheitsgefühl und verzeiht Fahrfehler souverän. Selbst in schnellen, ruppigen Sektionen lässt sich das Levo mühelos auf Linie halten und überzeugt mit viel Laufruhe. Egal ob Steinfeld oder verblocktes Terrain, das Levo 4 frisst Wurzeln und Kanten regelrecht weg. Gleichzeitig lässt sich das Levo 4 in Anliegern kraftvoll pushen und zeigt dabei seine agile Seite: Es surft mit Nachdruck durch Kurven, lässt sich präzise steuern und belohnt aktives Fahren mit hohem Tempo. Auch auf Flowtrails wirkt es keineswegs überdimensioniert, sondern lässt sich einfach über Wellen ziehen oder über Doubles drücken. Besonders beeindruckend ist das Gesamtpaket: Das Levo 4 kombiniert ein spielerisches Handling mit starker Laufruhe und hoher Traktion, das für verdammt viel Fahrspaß sorgt. Was man dabei vergisst: dass das Levo 23,7 kg wiegt.

Specialized S-Works Turbo Levo 4 vs. Levo 3 – Wie groß ist der Unterschied tatsächlich?
Im direkten Back-to-back-Vergleich mit dem Vorgänger Levo Gen 3 zeigt sich: Das neue Levo 4 hat in allen Bereichen zugelegt. Es ist traktionsstärker, handlicher, präziser und nochmal einfacher zu fahren. Klar, mit knapp 24 kg in Größe S4 ist es kein Leichtgewicht, doch auf dem Trail fällt das Gewicht nicht negativ auf. Im Gegenteil: Die zusätzliche Masse sorgt für ein sattes Fahrgefühl und mehr Laufruhe im ruppigen Terrain, ohne es behäbig auf dem Flowtrail werden zu lassen.
Viel entscheidender als das Gewicht ist die Gewichtsbalance – das kennt man auch von anderen Bikes!
Auf Madeira sind wir das Levo Gen 4 testweise sogar nur mit 1.564 g leichtem Range Extender und ohne den 4.396 g schweren Hauptakku gefahren: Das Levo hat dann zwar nur noch 20,8 kg gewogen, aber durch den höher sitzenden Range Extender und weniger “tiefes Gewicht” im Unterrohr hat sich das Bike schlechter gefahren als mit dickem Akku im Unterrohr – wer es nicht glaubt, probiert es selbst aus, wenn ihr die Chance dazu habt. Was wir sagen wollen: Gewichtsbalance ist der King!

Lohnt sich der Kauf? Zahlreiche neue Features und Detailverbesserungen wie bessere Akkuentnahme, Schnellladen, Apple Find My, neues und größeres Display, SWAT-Storage sind eine klare Ansage. Vor allem zusammen mit den modularen Akkuoptionen und dem potenteren Motor mit neuer Technik, geringerer Geräuschkulisse sowie besserer Dosierbarkeit. Beim Design gibt es Plus-Punkte wie Abstriche durch das dickere Unterrohr. Beim Handling ein spürbares Plus. Und was sagt die Reichweite? Je nachdem in welchem Terrain und in welchem Unterstützungsmodus man fährt, ist die Reichweite marginal geringer, da die höhere Maximalleistung und damit der höhere Verbrauch nicht durch den größeren Akku komplett kompensiert werden. Dafür kommt man jedoch auch schneller an. Also: Am Ende ist es Einstellungssache, wie man das Bike fährt. Beim Sportwagen beklagt sich ja auch niemand, dass die Reichweite geringer ausfällt, wenn man mit Vollleistung und 300 km/h über die Autobahn fegt – also in Deutschland zumindest. In Summe spricht die Technik klar für das neue Levo. Die Optik ist gelungen, aber es kommt kein „WOW – ich will das jetzt sofort haben“ auf.


Für wen ist das neue Specialized Turbo Levo 2025 das richtige Bike?
Das neue Levo 4 ist ein echter Trail-Allrounder, der rational fast alles richtig macht – und emotional trotzdem nicht jedem gefallen muss. Technisch top, funktional bis ins Detail, mit cleveren Features, hoher Alltagstauglichkeit und beeindruckender Trail-Performance. Wer ein Bike sucht, das Fehler verzeiht, saubere Linien belohnt und euch genauso auf technischen Alpen-Trails wie auf der Feierabendrunde begeistert, liegt hier goldrichtig.

Doch so cool der S-Works-Schriftzug auch glänzt – es gibt Bikes, die kompakter, schicker oder leichter sind. Und wer 11.999 € für ein Pro-Modell auf den Tresen legt, könnte sich zu Recht fragen, warum er nicht die volle Motorleistung bekommt, obwohl unter dem Carbon das gleiche Motorsystem werkelt wie beim S-Works-Modell. Auch wenn wir das Drosseln im Kontext des Gesamtpakets nachvollziehen können, wird das bei einigen für Frust sorgen.

Trotzdem bleibt: Das Levo 4 ist aktuell eines der vielseitigsten E-MTBs auf dem Markt. Für alle, die ein „Set and Shred“-Bike suchen, das in jedem Gelände funktioniert, kaum Wünsche offenlässt und mit einem ausgewogenen Fahrverhalten begeistert, ist das Levo eine verdammt starke Wahl.
Wie viel ist genug? Das Motoren-Wettrüsten mit S-Works 3.1 und DJI Avinox M1
Seit dem Launch des DJI Avinox M1 ist ein neuer Hype um maximale Leistung und Drehmoment entstanden. Den wir auch nachvollziehen können. Und klar, mehr hört sich auch immer gut an. Ist ja beim Auto genau dasselbe. Aber damit schießen wir uns mittelfristig ins eigene Bein und wir sind der Überzeugung, dass wir uns bei einem sinnvollen Maß einpendeln müssen.
Denn mehr Leistung und mehr Drehmoment heißt auch: mehr Verschleiß, mehr Stress fürs Motorsystem und im steilen Gelände und je nach Unterstützungsfaktor des Motors auch deutlich weniger Reichweite, als man bei den großen Akkus erwarten würde. Was wir unbedingt verhindern müssen, ist, dass die Akkus noch größer und Bikes noch schwerer werden – nur, um eine Reichweite zu garantieren, die wir haben wollen mit einem Unterstützungsmodus, den die meisten eh gar nicht nutzen. Leistungsdaten lassen sich immer gut verkaufen – aber am Ende sind die Traktionskontrolle und Dosierbarkeit eines Motors viel wichtiger als die Leistung!

Fazit zum neuen Specialized Turbo Levo 2025
Das neue Levo 4 ist ein Bike für jeden Trail und begeistert mit verdammt spaßigen und gleichzeitig hochperformanten Fahreigenschaften, die sowohl Einsteiger als auch Experten sofort abholen. Im Vergleich zum Levo Gen3 ist das neue Modell laufruhiger, kontrollierter –, gerade in technischem Gelände – und macht schlichtweg mehr Laune. Optisch ist es zwar mit seinem massiven Rahmen aus dem Gleichgewicht geraten, was sich aber in Sachen Funktionalität auszahlt. Der neue S-Works 3.1-Motor ist kraftvoll, leise und fein dosierbar und durch die Kombination aus hoher Leistung, 48-Volt-System und Schnellladefunktion deutlich alltagstauglicher als beim Vorgänger. Auch wenn nicht jede Ausstattungsvariante die volle Power freigibt, bleibt das Levo 4 ein Bike mit Benchmark-Anspruch. SWAT-Tool und -Storage, die neue App, das modulare Akkukonzept, der GENIE-Dämpfer und die fein abgestimmte Geometrie sind die Kirschen auf der Sachertorte, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Und trotzdem verdammt gut schmecken.

Tops
- verdammt spaßiger Mix aus Agilität und Laufruhe
- starkes Fahrwerk
- hochwertige Ausstattung
- kraftvoller Motor mit top Dosierbarkeit
- Schnellladen
- clevere Features und hohe Usability

Flops
- sehr hoher Preis
- volle Motorleistung nur im S-Works-Modell
- dickes Unterrohr
- zu großer Schnelllader
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Words: Benedikt Schmidt, Robin Schmitt Photos: Etienne Schoeman, Peter Walker