Der Bike-Hersteller Specialized ist aus der E-Mountainbike-Welt nicht mehr wegzudenken und hat mit seinem Turbo Levo eines der am häufigsten verkauften E-MTBs geschaffen. Letztes Jahr gewann das Bike in unserem Budget Test den Kauftipp. Schafft es das Specialized Turbo Levo Comp Alloy auch dieses Jahr, einen Podiumsplatz zu ergattern?
Geht es unter Freunden und Bekannten um E-MTBs, dauert es nicht lange, bis der Name Specialized fällt. Der Bike-Riese ist schon seit 1974 in der Branche vertreten und hat mit der Einführung ihres Turbo Levo im Jahr 2015 neue Maßstäbe gesetzt. Für diesen Vergleichstest haben wir uns für die neueste Auflage des Turbo Levo entschieden. Allerdings in der Alu-Version, um die Budgetgrenze von 7.000 € und damit auch euren Geldbeutel nicht zu sprengen. Als zweitgünstigstes E-MTB geht das Turbo Levo Comp Alloy in unserer Ausstattung für 6.400 € über die Ladentheke. Dafür erhaltet ihr 90 Nm Drehmoment des Specialized 2.2 Custom Rx Trail Tuned-Motor, der mit einem 700-Wh-Akku gepaart ist. Für ein wendiges Fahrverhalten verpasst der Hersteller dem Turbo Levo ein Mullet-Setup, sprich ein 29”-Vorderrad und ein 27,5”-Hinterrad. Das Specialized-typische S-Sizing-Konzept bietet euch sechs verschiedene Größen zur Auswahl. Zusätzlich lässt sich mit dem Flip-Chip im Hinterbau und den verstellbaren Steuersatzschalen die Geometrie des E-MTBs noch weiter anpassen. Wir haben uns für die Größe S4 entschieden, bei der das Alu-Bike 23,7 kg auf die Waage bringt. Damit ist es trotz Alu-Rahmen das leichteste E-MTB im Budget Test. Wie es sich gegen die andern vier Bikes im Vergleichstest schlägt, erfahrt ihr jetzt.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 bis 7.000 € – 5 günstige E-MTBs im Test
Looks like a Levo! – Was macht das Specialized Turbo Levo Comp Alloy aus?
Bekommt man das Specialized Turbo Levo Comp Alloy zum ersten Mal zu Gesicht, fällt die typische Formensprache der Kalifornier auf. Das Design der Rohre und die seitliche Umschließung des Dämpfers sorgen für einen hohen Wiedererkennungswert. Die Schweißnähte des Aluminium-Rahmens sind zwar sichtbar, verstecken sich aber gut in der dunklen Lackierung namens Satin Midnight Shadow und wirken dadurch weniger auffällig als am MERIDA. Das Specialized Turbo Levo wirkt trotz Einzug in die dritte Bike-Season noch immer modern und wie aus einem Guss. Der Rahmen besitzt eine harmonische, mit geschwungener Feder gezeichnete Formsprache. Seitlich am Unterrohr ist – etwas auffällig – der Schriftzug in der Harvest Gold Metallic Lackierung platziert. Nur der eher bullig geratene Tretlagerbereich kommt im Vergleich zur Konkurrenz altmodisch daher.
Alle Kabel führen in die seitlichen Kabel-Ports in den Rahmen, sodass das Cockpit aufgeräumt wirkt.
eDirekt unter dem Steuersatz befindet sich auf dem Oberrohr das Specialized MasterMind TCU-Display. Zusammen mit dem MERIDA eONE-SIXTY 875 ist es das einzige Bike im Test mit einem Display. Das MasterMind TCU-Display am Turbo Levo wurde etwas cleaner integriert als das Display am MERIDA. Es bietet eine gute Übersicht über das Motorsystem und zeigt alle nötigen Informationen an, wie Akkustand, aktuelle Geschwindigkeit und Unterstützungsstufe. Das Herzstück des Turbo Levo Comp Alloy ist der Specialized 2.2 Custom Rx Trail Tuned-Motor mit 90 Nm und 410 % maximaler Tretunterstützung. Mit diesem Drehmoment ist er nominal der stärkste Motor im Test. Eine Übersicht über alle aktuellen und spannenden E-MTB-Motoren gibt es hier. Gespeist wird der Motor vom Specialized M3-700-Akku mit 700 Wh, der im Unterrohr seinen Platz findet. Aufgeladen werden kann der Akku über zwei Wege: Entweder im verbauten Zustand im Bike über den Ladeport vor dem Tretlager, der doppelt gedichtet und durch eine weitere Kunststoff-Klappe vor Schmutz und Nässe geschützt ist. Oder man greift in die Werkzeugkiste und schnappt sich einen 6er-Inbusschlüssel – der sich leider nicht wie bei den teureren Modellen im Gabelschaft in Form eines SWAT-Tools befindet. Damit löst man die Schraube am Unterrohr im Tretlagerbereich, trennt den Verbindungsstecker zwischen Motor und Akku und zieht den Akku aus dem Unterrohr nach unten heraus. So könnt ihr den Akku auch zum externen Laden mit in die Wohnung nehmen.
Die Kraft des Motors überträgt die SRAM GX Eagle 12-fach-Kettenschaltung ans Hinterrad. Hier setzt der Hersteller auf den Aluminium-Laufradsatz der Eigenmarke Roval und verbaut die Roval Traverse, 29” am Vorderrad und 27,5” hinten. Gepaart werden sie mit 2,6” breiten Specialized-Reifen: vorne ein Butcher in der weicheren T9-Gummimischung und am Heck ein Eliminator in der härteren T7-Gummimischung. Diese Kombination aus mehr Grip an der Front und besserer Laufleistung am Heck macht absolut Sinn. Beide Reifen kommen in einer GRID Trail-Karkasse, die für die meisten Fahrer ausreichend Pannenschutz bietet.
Das Fahrwerk kommt aus dem Hause FOX. An der Front arbeitet eine FOX 36 Rhythm-Gabel mit 160 mm und am Heck generiert ein FOX FLOAT X Performance-Dämpfer 150 mm Federweg. In puncto Einstellbarkeit und Trail-Performance erwiesen sich beide Federelement als solide und konnten überzeugen. Für die nötige Bremsperformance sorgen die SRAM CODE R-Vierkolbenbremsen, die vorne auf 220 mm und hinten auf eine 200er-Bremsscheibe zugreifen.
Specialized Turbo Levo Comp Alloy
6.400 €
Ausstattung
Motor Specialized 2.2 Custom Rx Trail Tuned 90 Nm
Akku Specialized M3-700 700 Wh
Display Specialized MasterMind TCU
Federgabel FOX 36 Rhythm 160 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Performance 150 mm
Sattelstütze X-Fusion Manic 170 mm
Bremsen SRAM CODE R 220/200 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau Specialized Trail Stem 50 mm
Lenker Specialized Trail Alloy 780 mm
Laufradsatz Roval Traverse 29"/27,5"
Reifen Specialized Butcher GRID Trail T9/Eliminator GRID Trail T7 2,6/2,6
Technische Daten
Größe S1 S2 S3 S4 S5 S6
Gewicht 23,7 kg
Zul. Gesamtgewicht 136 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 112 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Tuning-Tipp: Wenn Specialized zu geizig ist, ihr SWAT-Tool mitzuliefern, dann greift doch zur Konkurrenz, dem EDC Tool von OneUp oder dem Bontrager Bits
Rundum sorglos! – Was kann das Specialized Turbo Levo Comp Alloy im Praxistest?
Auf dem Turbo Levo Comp Alloy nimmt man direkt beim Aufsitzen eine aufrechte und bequeme Sitzposition ein. Geht es auf dem Forstweg Richtung Gipfel, unterstützt der Specialized 2.2 Custom Rx Trail Tuned-Motor kräftig und lässt das Bike auch über Unebenheiten wie Wurzeln mit genug Unterstützung klettern. Trotz seinen Mehr an Drehmoment kann der Motor aber nicht ganz mit dem Bosch Performance Line CX-Motor im Canyon Strive:ON CFR mithalten, der zwar nicht auf dem Papier, dafür aber in der Praxis noch etwas kraftvoller unterstützt. Wird der Anstieg steiler, muss man leicht auf die Front arbeiten, um das Vorderrad am Boden zu halten.
Geht es auf die ersten Trail-Meter bergab, steht man gut integriert zwischen Front und Heck im Bike und fühlt sich auf dem E-Mountainbike schnell wohl. Lenkimpulse werden ohne große Überraschungen umgesetzt und durch das intuitive Handling kommen sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene gut mit dem Bike zurecht.
Durch das softe FOX-Fahrwerk werden Unebenheiten auf dem Trail gut abgefedert und das Levo bügelt den Trail glatt.
Wird der Trail anspruchsvoller und das Terrain steiler, kann das Turbo Levo Comp Alloy mit ähnlich guter Laufruhe punkten wie das Propain Sresh CF oder MERIDA eONE-SIXTY 875. In anspruchsvollen Steilabfahrten dreht man den Flip-Chip besser in die Low-Position, was für viel Laufruhe sorgt. Auf Flowtrails hingegen lässt sich das Turbo Levo in der Flip-Chip-Einstellung „High leicht aufs Hinterrad ziehen und verspielt durch Kurven manövrieren. Wer auch den Lenkwinkel des Turbo Levo anpassen will, kann das mithilfe unterschiedlicher Lagerschalen oder durch einfaches Drehen der ab Werk eingebauten Lagerschalen vornehmen. Selbst bei hohem Tempo ist das E-Mountainbike der Kalifornier leise und nur das Abrollgeräusch der Reifen ist auf dem Trail zu hören.
Geht es auf dem Forstweg Richtung Gipfel, unterstützt der Specialized 2.2 Custom Rx Trail Tuned-Motor kräftig und klettert auch über Unebenheiten wie Wurzeln mit genug Unterstützung hinweg.
Will man im steilen Trail etwas Tempo herausnehmen, verzögern die SRAM CODE R-Bremsen zuverlässig. Durch das softe FOX-Fahrwerk werden Unebenheiten auf dem Trail gut abgefedert und das Levo bügelt den Trail glatt. Das Fahrwerk des Turbo Levo ist sogar noch etwas weicher als das des Propain Sresh oder MERIDA eONE-SIXTY. Dadurch hat man ein hohes Sicherheitsempfinden auf dem E-MTB der Kalifornier und es stellt sich schnell ein Sofa-Feeling ein. Wer es auf dem Turbo Levo etwas zu wild treibt, sollte genügend Luft im Hinterreifen haben, denn durch die 2,6” breiten Reifen und dem kleineren Hinterrad wird das Levo schnell zur Braap-Maschine.
Für wen ist das Specialized Turbo Levo Comp Alloy das richtige Bike, für wen nicht?
Das Specialized Turbo Levo Comp Alloy richtet sich an alle, die sich auf dem Trail nicht viele Gedanken machen und beim Biken einfach abschalten wollen. Denn durch das softe Fahrwerk und das intuitive Handling läuft das Turbo Levo fast wie von selbst über den Trail und nimmt dem Fahrer viel Arbeit ab. Vor allem Anfänger profitieren von diesen Eigenschaften und finden hier einen sicheren Einstieg in die E-MTB-Welt. Das Turbo Levo ist für ein breites Fahrerlevel geeignet, sportliche Fahrer werden aber etwas Feedback auf dem Bike vermissen und greifen dann eher zum Canyon Strive ON.
Fahreigenschaften
DESIGN
- unausgewogen
- stimmig
HANDHABUNG
- umständlich
- clever
PREIS/LEISTUNG
- schlecht
- top
TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT
- niedring
- hoch
HANDLING
- fordernd
- intuitiv
FAHRSPAß
- langweilig
- lebendig
Einsatzbereich
Schotterweg
Technischer Uphill
Flowtrail Downhill
Technischer Downhill
Fazit zum Specialized Turbo Levo Comp Alloy
Mit dem Specialized Turbo Levo Comp Alloy macht man nichts falsch, denn das E-Mountainbike der Kalifornier überzeugt zuverlässig in fast jedem Einsatzgebiet. Damit schafft Specialized ein starkes Allround-Bike, das sowohl für Anfänger als auch für Experten attraktiv ist. Das Turbo Levo Comp Alloy eignet sich auch als guter Tourer für längere Strecken. Für einen unserer beiden Podiumsplätze hat es dem Klassiker aber dieses Jahr nicht ganz gereicht.
Tops
- starke Trail-Performance für breites Fahrerlevel
- großes Einsatzgebiet
- hoher Wohlfühlfaktor
- leise im Downhill
Flops
- wenig Feedback bei aktivem Fahrstil
- kein SWAT-Tool im Gabelschaft
Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 bis 7.000 € – 5 günstige E-MTBs im Test
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Words: Benedikt Schmidt Photos: Mike Hunger