Das brandneue Specialized Levo tritt in verdammt große Fußsstapfen: Wir haben seine Vorgänger die letzten drei Jahre in Folge zum besten E-Mountainbike des Jahres gekürt. Schafft es das neue Levo mit seinem deutlich progressiveren Konzept erneut an die Spitze des Testfelds?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test
Revolution statt Evolution: Das neue Specialized S-Works Turbo Levo setzt auf den überarbeiteten Specialized 2.2-Motor und kommt mit neu designtem Vollcarbonrahmen, progressivem Geometriekonzept und aufwendigen Connectivity-Lösungen. Wie sich das neue Levo im Detail von seinem Vorgänger unterscheidet, erläutern wir in einem separaten Artikel. Im Oberrohr des schicken, hochwertigen Rahmens sitzt das neue smarte Mastermind-Display. Neben Over-the-Air-Updates, feinen Anpassungen der Unterstützungsstufen und der Darstellung zahlreicher Parameter bietet es zusammen mit der Mission Control-App viele weitere Optionen. Typisch Specialized, ist das gesamte System rund um den Motor perfekt integriert: Geschwindigkeitssensor, Ladebuchse und Remote lassen ebenso keine Wünsche offen wie das SWAT-Multitool im Steuersatz und der umfangreiche Rahmenschutz am Hinterbau. Für die vielen durchdachten Detaillösungen und das eigens entwickelte digitale Ökosystem ruft Specialized 13.999 € auf.
Voll und ganz auf Trailperformance getrimmt – Die Ausstattung des Specialized S-Works Turbo Levo
Das neue Specialized S-Works Levo ist auf Trailperformance statt auf Leichtbau getrimmt. Ein FOX Factory-Fahrwerk mit FLOAT X2 am Heck und 38 GRIP2 in Front stellt 150 bzw. 160 mm Federweg zur Verfügung. Geschaltet wird mit der kabellosen SRAM XX1 Eagle AXS, die ebenso wie die RockShox Reverb AXS-Sattelstütze für ein aufgeräumtes Cockpit sorgt. Kritik gibt es allerdings für ihre Befestigung an den Shiftmix-Klemmen der MAGURA MT7-Bremse mit zu kleinem Verstellbereich. So lassen sich Bremshebel und Trigger nicht perfekt erreichbar positionieren. Neu für das Levo ist das kleine 27,5”-Hinterrad mit hauseigenem Eliminator-Reifen, das mit einem 29”-Vorderrad mit Butcher-Reifen kombiniert wird. Beide Reifen kommen in der pannenanfälligen GRID Trail-Karkasse: Besonders am Heck ist das zusammen mit dem leichten Roval Traverse SL-Carbonlaufradsatz riskant.
Specialized S-Works Turbo Levo
13.999 €
Ausstattung
Motor Specialized 2.2 90 Nm
Akku Specialized M3 700 Wh
Display Specialized Mastermind
Federgabel FOX 38 Factory GRIP2 160 mm
Dämpfer FOX X2 Factory 150 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 100-170 mm
Bremsen MAGURA MT7 200/200 mm
Schaltung SRAM XX1 Eagle AXS 1x12
Vorbau Deity Copperhead 50 mm
Lenker Specialized Trail, FACT Carbon 780 mm
Laufradsatz Roval Traverse SL29 29"/27,5"
Reifen Specialized Butcher/Eliminator GRID Trail 2,6"
Technische Daten
Größe S1–S6
Gewicht 22,04 kg
Zul. Gesamtgewicht 131 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 109 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
SWAT Multitool
Beim neuen Levo setzt Specialized auf freie Größenwahl. Dank 6 Rahmengrößen und super niedriger Sitzrohre stehen euch immer mindestens zwei, wenn nicht sogar drei passende Levos zur Verfügung. So wählt ihr das Bike nicht anhand eurer Schrittlänge, sondern anhand der gewünschten Fahreigenschaften: das größere Bike für mehr Laufruhe und den Bikepark-Einsatz oder den kleineren Rahmen für ein verspielteres Handling auf engen natürlichen Trails. Darüber hinaus lässt sich die Geometrie mit einem Flip-Chip und speziellen Lagerschalen im Steuersatz weiter anpassen. Auffallend ist der 76° steile Sitzwinkel, der auch mit zunehmendem Sattelauszug kaum abflacht. Dadurch positioniert das Levo seinen Fahrer in der Ebene schon fast zentral über dem Motor, wodurch in Kombination mit der niedrigen Front viel Druck auf den Händen lastet. Rein technisch hat das Levo mit seinem kraftvollen Motor und 700-Wh-Akku das Zeug für lange Strecken, doch den hohen Touren-Komfort von Moustache oder SIMPLON kann es auch mit ganz zurück (!) geschobenem Sattel nicht bieten.
Größe | S1 | S2 | S3 | S4 | S5 | S6 |
---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 380 mm | 390 mm | 405 mm | 425 mm | 445 mm | 465 mm |
Steuerrohr | 105 mm | 105 mm | 115 mm | 125 mm | 135 mm | 145 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 78,0° | 77,2° | 76,7° | 76,2° | 76,2° | 76,2° |
Kettenstrebe | 442 mm | 442 mm | 442 mm | 442 mm | 442 mm | 442 mm |
Tretlagerabsenkung | 25 mm | 27 mm | 27 mm | 27 mm | 27 mm | |
Radstand | 1.179 mm | 1.200 mm | 1.225 mm | 1.255 mm | 1.284 mm | 1.318 mm |
Reach | 412 mm | 432 mm | 452 mm | 477 mm | 502 mm | 532 mm |
Stack | 605 mm | 617 mm | 626 mm | 635 mm | 644 mm | 653 mm |
Kann das neue Levo an die Erfolge seines Vorgängers anknüpfen? Das S-Works Levo im Test
Sobald das 22,04 kg schwere (S4) Levo technische Kletterpassagen unter die 2,6”-Reifen kriegt, ist es in seinem Element. Der kraftvollste Motor im Test lässt sich intuitiv dosieren und nimmt zusammen mit dem traktionsstarken Fahrwerk Steilstücken mit losem Geröll und technischen Schlüsselstellen den Schrecken. Auch schwankende Trittfrequenzen oder die falsche Gangwahl beeindrucken ihn nicht. In Kehren muss man das Vorderrad aktiv belasten, damit das Levo dem eingeschlagenen Kurs folgt. Am Kurvenausgang lädt es dafür sogar bergauf zum Drift oder Wheelie ein.
Auch das neue Levo ist Vorreiter in Sachen Integration, Connectivity, Detailliebe und Fahrverhalten! 2021 hat es sich aber vom perfekten Allrounder zur krassen Ballermaschine entwickelt.
Im Downhill zeigt der Flip-Chip und die damit einhergehende Änderung der Kettenstrebenlänge den größten Einfluss auf das Fahrverhalten und verwandelt den Charakter des Levo eindrücklich: verspielt und fordernd oder laufruhig und gutmütig! Egal in welcher Einstellung giert das Specialized nach Speed. Dabei arbeitet das Fahrwerk auf Spitzenniveau und liefert – trotz flach profiliertem Hinterreifen – viel Traktion und gleichzeitig ausreichend Reserven für verpatzte Landungen und richtig harte Schläge bei Highspeed. Nicht zuletzt dank des geringen Gewichts in Kombi mit ausreichend Gegenhalt aus dem Fahrwerk geht das Levo willig in die Luft, fühlt sich auf gebauten Bikepark-Trails so richtig wohl und lädt aktive Fahrer zum Spielen mit dem Gelände ein. Auf einfachen Flowtrails langweilt sich das Levo hingegen und ist spürbar weniger verspielt als das Levo SL. Eine Besonderheit der Bikes von Specialized: Im Gegensatz zur Mehrheit des Testfelds sind beide im Downhill absolut leise!
Tuning-Tipp: experimentiert mit Flip-Chip und Lenkwinkel, traditionelle Klemmschellen für Bremse und Schaltung sowie robustere Reifen (z. B. Specialized GRID Gravity-Karkasse)
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Rahmendetails, Motorsystem, Connectivity, Qualität, Individualisierbarkeit und Innovationsgrad des neuen Specialized S-Works Turbo Levo sind ebenso wie der Preis „next Level“! Gegen das kraftvollste E-Mountainbike im Testfeld hat auf technischen Anstiegen und im ruppigen Downhill kaum ein anderes Bike eine Chance. So viel Trailperformance geht in der neuesten Levo-Generation aber zulasten des Langstreckenkomforts. Deshalb kann das neue Levo seinen Titel als bester Allrounder nicht verteidigen.
Tops
- Fahrperformance bei Highspeed
- im Downhill absolut leise
- Liebe zum Detail
- Mastermind-Display mit vielen Connectivity- und Individualisierungs-Möglichkeiten
Flops
- komplexes Setup mit zahlreichen Geometrie-Optionen
- Ergonomie im Cockpit mit Shiftmix-Klemmen
Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test
Alle Bikes des Vergleichstest in der Übersicht:
Cannondale Moterra Neo Carbon 1 (Zum Test) | Canyon Spectral:ON CF 9 (Zum Test) | CENTURION No Pogo F3600i (Zum Test) | CUBE Stereo Hybrid 140 HPC SLT Nyon (Zum Test) | CUBE Stereo Hybrid 160 C:62 SLT Kiox (Zum Test) | Ducati TK-01 RR (Zum Test) | FLYER Uproc6 9.50 (Zum Test) | FOCUS JAM² 6.9 NINE (Zum Test) | GIANT Trance X E+ 1 (Zum Test) | Haibike AllMtn 7 (Zum Test) | KTM Macina Kapoho Prestige (Zum Test) | Lapierre Overvolt GLP 2 Team (Zum Test) | MERIDA eONE-SIXTY 10K (Zum Test) | Mondraker Crafty Carbon XR (Zum Test) | Moustache Samedi 29 Trail 8 (Zum Test) | ROTWILD R.X375 ULTRA (Zum Test) | Santa Cruz Bullit X01 RSV Air (Zum Test) | SCOTT Ransom eRIDE 910 (Zum Test) | SIMPLON Rapcon PMAX (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo (Zum Test) | Specialized S-Works Turbo Levo SL (Zum Test) | STEVENS E-Inception AM 9.7 GTF (Zum Test) | Thömus Lightrider E2 Pro (Zum Test) | Trek Rail 9.9 X01 (Zum Test) | Whyte E-150 RS 29ER V1 (Zum Test)
Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Diverse