Ihr sucht ein potentes, leichtes E-MTB, um bergab richtig Gas zu geben? Dann könnte das neue Specialized S-Works Turbo Kenevo SL 2021 mit 170 mm Federweg und Specialized 1.1-Motor der richtige Abfahrtsbolide für euch sein! Wir haben das 18,7 kg leichte E-MTB getestet und sagen euch, wie es sich auf dem Trail schlägt.

Specialized S-Works Turbo Kenevo SL | Specialized SL 1.1/320 Wh | 170/170 mm (v/h)
18,7 kg in Größe S4 | 13.999€ | Hersteller-Website

Bereits auf den ersten Blick wird deutlich, wer für das neue Bike von Specialized Pate gestanden hat. Das schlanke und leichte Kenevo SL hat zwar das Turbo Kenevo als Namensvetter, optisch ähnelt es aber mehr dem potenten und analogen Mountainbike im Portfolio der Kalifornier, dem Specialized Enduro! Wer ein Bike gesucht hat, mit dem er bergab die richtig harten Strecken in Angriff nehmen kann, hatte bei Specialized bislang die Wahl zwischen dem analogen Enduro und den E-Mountainbikes Turbo Kenevo und Turbo Levo mit kraftvollem Brose Drive S Mag-Motor. Das Kenevo SL schließt als Light-E-MTB mit geringer Motorunterstützung nun die Lücke zwischen den potenten Bikes im Line-up von Specialized und setzt auf dasselbe Motorkonzept, das auch in seinem kleinen Bruder Turbo Levo SL zum Einsatz kommt.

Das neue Specialized Kenevo SL hat das Kenevo als Namensvetter, seine Brüder im Geiste sind allerdings das Enduro und das Levo SL!

Ziel des innovativen Motorkonzepts: Im Downhill soll das Handling einem analogen Mountainbike ähneln, im Uphill soll man die Vorteile eines E-Mountainbikes genießen können. Für Specialized liegt der optimale Kompromiss in der Kombination aus dem kompakten Specialized 1.1-Motor, der eure Eigenleistung verdoppelt, und einem leichten 320-Wh-Akku. So ist nicht nur der Gewichtsunterschied zum analogen Enduro geringer als zum Kenevo, auch optisch fallen die Ähnlichkeiten sofort ins Auge: Formsprache des Carbonrahmens, Geometrie und Fahrwerk lassen keinen Zweifel daran, nach welchem Vorbild das Kenevo SL in Wirklichkeit strebt. Auch das Hinterbau-Design orientiert sich technisch am Enduro und soll es den Ingenieuren von Specialized ermöglichen, die Fahrwerkseinstellungen des E-MTBs mit 29”-Laufrädern und 170 mm Federweg im Detail aufeinander abzustimmen.

Das Motorsystem, das MasterMind-Display und die Software des Specialized Kenevo SL 2021

Der 1,95 kg leichte und super kompakte Specialized 1.1-Motor mit 35 Nm ist formschön integriert und trägt zusammen mit dem fest verbauten 320-Wh-Akku im schlanken Unterrohr seinen Teil zum geringen Gesamtgewicht von 18,7 kg bei. Durch den sparsamen Motor braucht es auch nicht zwingend einen großen Akku, um akzeptable Reichweiten zu erzielen. Ganz im Gegenteil, das Kenevo schafft ähnliche Reichweiten wie Allround-E-MTBs mit 600-Wh-Akkus. Man muss allerdings spürbar mehr Eigenleistung bringen. Für alle, die trotzdem mehr Saft im Tank wollen, gibt es den Range-Extender mit 160 Wh, der im Flaschenhalter untergebracht wird. Er bringt zusätzliche 1,2 kg mit sich und erhöht eure Akkukapazität um 50 %. Clever integriert ist der Geschwindigkeitssensor, der im Inneren des Ausfallendes komplett im Rahmen versteckt ist und durch die Carbonlagen hindurch mit dem Speichenmagneten an der Bremsscheibe agiert.

Das Kenevo SL kommt mit kompaktem Specialized 1.1-Motor mit 240 W Nennleistung und 35 Nm Drehmoment.
Der dazugehörige 320-Wh-Akku ist fest im Unterrohr verbaut.
Zusätzlich gibt es einen 160 Wh starken Range-Extender, der mit Kabel 1,2 kg wiegt.
Im Zentrum des Ökosystems steht das im Oberrohr verbaute MasterMind. Auf dem dazugehörigen Display seht ihr alle nötigen Fahrdaten.
Per Mission Control-App könnt ihr die Unterstützungsstufen an eure persönlichen Vorlieben anpassen.
Auch die Darstellung auf dem Display kann hier nach euren Wünschen individualisiert werden.
Neu am Specialized 1.1-System ist der Micro-Tune-Mode. Mit ihm könnt ihr ohne Smartphone die Unterstützungsstufen in 10-%-Schritten anpassen. Alles, was ihr dazu braucht, ist die Lenkerremote.

Im Zentrum des hauseigenen Ökosystems steht das ins Oberrohr integrierte MasterMind-Display, das euch mit allen relevanten Fahrdaten versorgt. Per Mission Control-App könnt ihr die Unterstützungsstufen Eco, Trail und Turbo passend zu euren persönlichen Vorlieben in der Spitzenleistung und dem Unterstützungsfaktor feintunen. In der App lassen sich auch die Datenfelder, die das Display anzeigt, in Größe und Anzahl beeinflussen. Neu am System ist der sogenannte Micro Tune, der beim Kenevo SL erstmals in einem Light-E-MTB zum Einsatz kommt. Dadurch könnt ihr auf dem Trail und ohne Smartphone die Unterstützung des Motors in 10-%-Schritten anpassen. Wer will, kann die Unterstützungsstufen auch mit seiner Herzfrequenz steuern. In Zukunft sollen außerdem neue Funktionen mit Over-the-Air-Updates freigeschaltet werden.

Die Ausstattung und Details des Specialized S-Works Kenevo SL 2021

Das 13.999 € teure Specialized S-Works Kenevo SL kommt mit einer edlen und abfahrtsorientierten Ausstattung, die auf Trailperformance ausgelegt ist. An der Front generiert eine FOX 38 Factory mit GRIP2-Kartusche 170 mm Federweg, während sich am Heck ein FOX Factory X2-Dämpfer um die 170 mm Federweg kümmert. Kritik erntet das Kenevo SL für die schlechte Erreichbarkeit des Highspeed-Rebound-Knopfs vom Dämpfer aus. Durch das Hinterbau-Design ist das Feintuning des Fahrwerks mit etwas Fummelei verbunden. Die kabellose SRAM Eagle AXS-Schaltung und die RockShox Reverb AXS-Variostütze mit 170 mm Hub sorgen für ein aufgeräumtes und cleanes Cockpit. Die Einstellbarkeit des Matchmaker, an dem der AXS-Schalthebel mit Rocker Paddle befestigt ist, hat für manche unserer Tester leider nicht ausgereicht. Je nach Cockpit, Einstellung und Handgröße lohnt sich hier eine klassische Klemmschelle.

Am Specialized S-Works Kenevo SL kommt eine FOX 38 Factory mit GRIP2-Kartusche und 170 mm Federweg zum Einsatz.
Am Heck verwaltet ein FOX Factory X2-Dämpfer die 170 mm Federweg. Der Highspeed Rebound-Einsteller ist aber nur schwer zu erreichen.
Dank kabelloser SRAM AXS-Komponenten ist das Cockpit super clean!
Die SRAM XX1 Eagle AXS 12-fach-Schaltung …
… kommt mit schicker Rainbow-Kassette …
… und Rocker Paddle. Die Einstellbarkeit des Matchmaker hat für manche unserer Tester allerdings nicht ausgereicht. Unser Tipp: klassische Klemmschellen.
Die RockShox Reverb AXS überzeugt mit top Funktion, lässt sich allerdings nicht ganz im Rahmen versenken und limitiert die Bewegungsfreiheit unnötig!
Die SRAM CODE RSC gehört zu den besten Bremsen und wird hier mit …
… einer 220-mm Bremsscheibe an der Front und einer 200-mm-Bremsscheibe am Heck kombiniert. 1A!
Typisch Specialized: Auch das Kenevo SL kommt mit SWAT-Multitool im Steuerrohr.
Die Bereifung mit 29 x 2,3” und GRID Trail-Karkasse ist für das Potenzial des Kenevo SL unterdimensioniert. Eine robustere Karkasse wie die Specialized GRID Gravity …
… ermöglicht euch nicht nur niedrigere Luftdrücke, sie schützt auch den teuren Roval Traverse SL-Carbon-Laufradsatz.

Leider lässt sich die RockShox Reverb AXS-Sattelstütze mit 170 mm Hub in Größe S4 nicht ganz im Rahmen versenken. Obwohl wir das aufgeräumt Cockpit, die Bedienung und die Funktion der AXS-Dropperpost klasse finden, ist sie in Größe S4 nicht sinnvoll. Fahrern, die genau in der Größenempfehlung liegen, kann der Sattel bei voll ausgefahrener Stütze bergauf zu hoch sein. Die bessere Wahl wäre hier eine Stütze mit reduzierbarem Hub und minimaler Einstecktiefe, wie z. B. die OneUp V2. Gebremst wird mit den gut dosierbaren, starken und super standfesten SRAM CODE RSC mit großer 220-mm-Bremsscheibe an der Front und 200 mm am Heck. Besser geht’s nicht! Typisch Specialized, kommen Laufräder und Reifen aus eigenem Hause. An unserem Testmodell waren sie allerdings unterdimensioniert; wir hatten vorne und hinten Specialized Butcher-Reifen in 29” x 2,3” Breite mit der GRID Trail-Karkasse. Ein Reifen mit stabilerer Karkasse schützt nicht nur den teuren Roval Traverse SL-Laufradsatz besser vor Durchschlägen auf die Carbon-Felge, sondern ermöglicht euch auch niedrigere Luftdrücke zu fahren . Wir empfehlen euch bereits im Laden ein Upgrade auf weniger pannenanfällige Reifen mit stabilerer Karkasse, z. B. Specialized GRID Gravity. Ein Fender am Heck schützt die Sitzstrebe vor Schlammbeschuss und der massive Kettenstrebenschutz sorgt für Ruhe im Downhill. Natürlich kommt das Kenevo SL auch mit SWAT-Multitool im Steuerrohr.

Das Kenevo SL kommt mit massivem Kettenstrebenschutz …
… und Fender am Heck.

Specialized S-Works Turbo Kenevo SL

13.999 €

Ausstattung

Motor Specialized SL 1.1 35 Nm
Akku Specialized SL1-320 320 Wh
Display Specialized MasterMind
Federgabel FOX 38 Factory GRIP2 170 mm
Dämpfer FOX X2 Factory 170 mm
Sattelstütze RockShox Reverb AXS 125-170 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 220/200 mm
Schaltung SRAM XX1 Eagle AXS 1x12
Vorbau DEITY Copperhead 35 mm
Lenker Roval Traverse SL Carbon 800 mm
Laufradsatz Roval Traverse SL 29 29"
Reifen Specialized Butcher GRID Trail 2,3"

Technische Daten

Größe S2 S3 S4 S5
Gewicht 18,7 kg
Zul. Gesamtgewicht 128 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 109 kg
Anhänger-Freigabe Nein
Ständeraufnahme Nein

Besonderheiten

Modulares Akku-Konzept mit Range Extender


Weitere Ausstattungsvarianten des Specialized Kenevo SL 2021

Neben dem S-Works-Modell wird es zwei weitere Kenevo SL-Modelle geben. Das 9.499 € teure Kenevo SL Expert ist wie das S-Works-Modell ab sofort verfügbar. Ein weiteres Modell wird folgen, aktuell gibt es dazu allerdings noch keine näheren Infos. Alternativ könnt ihr ein S-Works-Rahmenkit für 6.999 € inkl. Motor- und Akkusystem sowie FOX Factory X2-Dämpfer kaufen.

Die Ausstattung des Expert verfügt über keine kabellosen AXS-Komponenten und kann in Sachen Bling-Faktor nicht mit dem S-Works-Modell mithalten – sie ist aber genauso auf Trail-Performance optimiert Vor allem, das FOX Performance Elite-Fahrwerk überzeugt. Auch bei der Bremse muss man keine Abstriche machen. Die verbaute SRAM CODE RS kommt auch mit 220-mm-Bremsscheibe vorne und 200-mm-hinten und ist eine gute Wahl. Die X-Fusion Maniac Dropper kommt beim Expert in Größe S2 mit 125 mm, in S3/S4 mit 150 mm und in S5 mit 170 mm Hub. Damit hat sie in S4 weniger Hub als am Topmodell. Die Reifen sind zwar die gleichen wie am Topmodell, durch den verbauten Alu-Laufradsatz ist die Kombination aber nicht so kritisch – bei Durchschlägen geht die Felge nämlich nicht so schnell kaputt, sondern bekommt lediglich eine Delle. Hier reicht es für leichte Fahrer, den Hinterreifen mit einem pannensicheren und stabileren Modell auszuwechseln.

Specialized Turbo Kenevo SL Expert | Specialized SL 1.1/320 Wh
170/170 mm (v/h) | 9.499€ | Hersteller-Website

Specialized Turbo Kenevo SL Expert

9.499 €

Ausstattung

Motor Specialized SL 1.1 35 Nm
Akku Specialized SL1-320 320 Wh
Display Specialized MasterMind
Federgabel FOX 38 Performance GRIP2 170 mm
Dämpfer FOX X2 performance 170 mm
Sattelstütze X-Fusion Manic 125-170 mm
Bremsen SRAM CODE RSC 220/200 mm
Schaltung SRAM X01 Eagle 1x12
Vorbau Specialized Trail 35 mm
Lenker Specialized Trail 780 mm
Laufradsatz Roval Traverse 29 29"
Reifen Specialized Butcher/Eliminator GRID Trail 2,3"

Technische Daten

Größe S2, S3, S4, S5
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 109 kg
Anhänger-Freigabe Nein
Ständeraufnahme Nein

Besonderheiten

Modulares Akku-Konzept mit optionalem Range Extender


Die Geometrie des Specialized Kenevo SL 2021 mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten und S-Sizing

Das Specialized Kenevo SL kommt in den Größen S2–S5. Das S-Sizing-System mit niedrigem Sitzrohr soll dem Fahrer ermöglichen, die Größe nicht nach der Länge des Sitzrohrs zu wählen, sondern sie stattdessen passend zum eigenen Fahrstil und den gewünschten Fahreigenschaften auszusuchen. So kann man laut Specialized zwischen einem agileren und einem laufruhigeren Bike wählen. Wir finden den Ansatz super, aber leider geht das Konzept beim S-Works Kenevo SL nicht ganz auf. Das Problem ist die geringe Einstecktiefe der Sattelstütze in Größe S4, wodurch die Sattelstütze nicht ganz im Sitzrohr versenkt werden kann. Fahrer, die gerne ein S4 fahren wollen, kommen vor allem in Kombination mit der Reverb AXS-Sattelstütze an die Grenze der Einstellbarkeit der Sattelhöhe. Die Idee der freien Größenwahl über mehrere Rahmengrößen ist so leider nicht für jedem bei S-Works Modell gegeben.

Das S-Sizing-System soll es Fahrern eigentlich ermöglichen, die Rahmengröße nach dem Fahrstil und nicht nach der Länge des Sitzrohres auszuwählen. In der Theorie ist das top!
Die Einstecktiefe der Dropper macht die Idee hinter dem S-Sizing-System mit kurzem Sitzrohr aber leider zunichte. Die RockShox Reverb AXS lässt sich in Größe S4 nicht ganz versenken und ist am Kenevo SL schlichtweg fehl am Platz! Eine andere Variosattelstütze mit geringerer Einstecktiefe und einstellbarem Hub wie z.B. die OneUp V2 wäre hier die bessere Wahl gewesen.
Die Geometrie kann mit speziellen Lagerschalen am Steuersatz …
… und durch einen Flip-Chip am Ausfallende eingestellt werden.

Wie schon das aktuelle Levo verfügt auch das neue Kenevo SL über zahlreiche Möglichkeiten, die Geometrie an eure persönlichen Vorlieben anzupassen. Möglich machen das ein Flip-Chip am Ausfallende und ein Steuersatz, der mit speziellen Lagerschalen den Lenkwinkel beeinflusst. So könnt ihr das Bike an eure Vorlieben und an das Terrain, in dem ihr unterwegs seid, anpassen. Der Flip-Chip ändert die Kettenstrebenlänge um 5 mm und die Tretlagerhöhe um 6 mm. Ausgeliefert wird das Kenevo SL mit der mittleren Lenkwinkel-Einstellung und der Low-Position des Flip-Chips. Zugegeben, all diese Einstellungen können einen am Anfang überfordern. Wir sind das Bike vor allem in der High-Position (kurzes Setup) und mit mittlerer Lenkwinkel-Einstellung von 63,5° gefahren – und diese Einstellung würden wir euch zum Start auch empfehlen. Denn dann ist das Bike sehr ausgewogen. Diese Option ist auch in der unten stehenden Tabelle abgebildet.

Größe S1 S2 S3 S4
Sattelrohr 400 mm 420 mm 440 mm 465 mm
Oberrohr 584 mm 615 mm 641 mm 666 mm
Steuerrohr 105 mm 115 mm 125 mm 135 mm
Lenkwinkel 63,9° 63,9° 63,9° 63,9°
Sitzwinkel 76,5° 76,5° 76,5° 76,5°
Kettenstrebe 442 mm 442 mm 442 mm 442 mm
Tretlager Höhe 356 mm 356 mm 356 mm 356 mm
Radstand 1221 mm 1254 mm 1282 mm 1309 mm
Reach 437 mm 465 mm 489 mm 512 mm
Stack 614 mm 623 mm 632 mm 641 mm

Tretlager in der hohen Einstellung, Steuersatzschale in der mittleren Position

Das Specialized S-Works Turbo Kenevo SL 2021 im Test – So fährt es sich in der Ebene und bergauf

Das fein ansprechende Fahrwerk des Specialized S-Works Turbo Kenevo SL filtert auf Touren Unebenheiten und Schläge weg, für lange Runden um den See ist die Sitzposition allerdings zu sportlich gestreckt. Stattdessen ist es lieber zügig und auf direktem Weg bergauf zum Traileinstieg unterwegs. Denn was mit diesem Bike wirklich zählt, ist der Fahrspaß im Downhill. Die gemeinsame Runde mit Allround-E-Mountainbikes macht nur Spaß, wenn eure Freunde in niedrigen Unterstützungsstufen unterwegs sind. Denn bereits bei mäßiger Steigung verlangt der 35 Nm starke Specialized 1.1-Motor nach ordentlich Eigenleistung, um an Bikes der Bosch-Liga dranzubleiben. Für gemeinsame Touren mit durchzugsstärkeren Motoren ist das Specialized 1.1-Motorsystem zu schwach. Man ist daher mit dem Kenevo SL im Uphill meist entspannt auf Forstwegen oder Flowtrails unterwegs. Steile Rampen meistert das Bike zwar ebenfalls gut, der Mangel an Motorpower fordert aber auch bei maximaler Unterstützung sehr viel Input vom Fahrer. Für richtig technische Uphills, wie man sie mit Allround-E-MTBs in Angriff nimmt, ist das Kenevo SL nicht gemacht.

Für richtige steile Uphill-Challenges ist das Kenevo SL nicht gemacht. Am liebsten unterstützt es euch beim Pedalieren auf Forststraßen.
Testchef und Uphill-King Felix ging die Puste aus nach mehreren richtig steilen und verblockten Rampen, die mit E-Mountainbikes der Bosch-Liga kein Problem wären. Da hilft dann nur noch schieben.

Der Uphill ist mit dem Kenevo SL Mittel zum Zweck! Was wirklich zählt, ist der Downhill im Vollgas-Modus!

Helm Fox Dropframe Pro | Jersey DHARCO TROPICAL DH
Hose DHARCO GRAVITY | Schuhe Specialized 2FO DH Clip

Vollgas! Das Specialized Kenevo SL 2021 im Downhill

Bereits nach den ersten Metern Trail wird klar, dass man gleich noch eine Menge Spaß haben wird – vorausgesetzt der Trail ist steil, anspruchsvoll oder schnell. Denn im Kenevo SL steht man bereits im High-Setting mit nominalem Lenkwinkel von 63,5° super integriert zwischen den beiden Laufrädern und ist stets Herr der Lage. Man generiert einfach Grip auf beiden Laufrädern und hat durch den langen Hauptrahmen jede Menge Bewegungsfreiheit. Davon ausgenommen ist jedoch der Sattel, der unseren Testfahrern zwischen 1,80 und 1,86 m zu hoch war.

Unser Testchef Felix feiert das Kenevo SL sichtlich, wenn er mit Highspeed in die Kurven ballert.

Durch das geringe Gewicht hat man mit dem Kenevo SL das typische Fahrgefühl von Light-E-MTBs und damit ein leichtfüßiges Handling, das einem analogen Bike ähnelt. In Kurven punktet es zudem mit einer guten Balance. Durch den langen Hauptrahmen muss man trotz leichtem Bike allerdings ordentlich arbeiten, um das Vorderrad in die Luft zu bekommen, das Bike in den Manual zu ziehen oder enge Kehren zu meistern. Das Kenevo SL giert nach Speed! Sind die Trails einfach und langsam und ist der Fahrer inaktiv, ist das Light-E-MTB gelangweilt. Dort fehlt es dem Kenevo SL an Agilität. Wird die Geschwindigkeit höher und der Trail anspruchsvoller, ist es dagegen voll in seinem Element. Das Motto des Kenevo SL ist: Bremse offen lassen und Vollgas geben! Dann fällt es auch leicht, Airtime zu generieren und an Kanten abzuziehen. Agilität entsteht auf dem Kenevo SL erst durch die Kombination aus dem satten und gleichzeitig definierten Fahrwerk, dem leichten Gewicht und der Geschwindigkeit.

Trotz leichtem Gewicht braucht es etwas Kraft, um das Bike aufs Hinterrad zu bekommen. Grund ist vor allem der lange Hauptrahmen.

Die pannenanfälligen Reifen mit GRID Trail-Karkasse sind mit der geforderten Gangart des Bikes allerdings überfordert. Ihr solltet auf jeden Fall Pneus mit einer stabileren Karkasse aufziehen, z. B. Specialized GRID Gravity. Wird es steil und technisch, vermittelt das Kenevo SL viel Sicherheit, ermutigt einen dazu, neue Herausforderungen zu meistern, macht richtig Laune und ist zudem absolut leise.

Tuning-Tipp: Reifen mit stabilerer Karkasse, z. B. Specialized GRID Gravity | Sattelstütze mit mehr Hub bei geringerer Bauhöhe, z. B. OneUp V2 Dropper

Specialized Enduro, Kenevo SL, Levo SL oder Levo? Welches Bike passt am besten zu euch?

Wir hatten zwar nicht die Möglichkeit, alle Bikes im direkten Vergleich zu testen, können euch allerdings auf Grundlage unseren zahlreichen Stunden auf dem Specialized S-Works Turbo Levo, dem Levo SL und aufgrund der Erfahrung unseres Schwestermagazins ENDURO mit dem Specialized Enduro weiterhelfen. Wer bis hier gelesen hat und sich gerade denkt „Das Kenevo SL könnte für mich zu viel Bike und zu speedhungrig sein“, der sollte sich das Levo SL genauer anschauen. Es basiert auf dem gleichen Motorkonzept und vereint ebenfalls die Vorteile eines E-Mountainbikes im Uphill mit dem Handling eines anlogen Bikes. Dabei ist es aber deutlich verspielter als das Kenevo SL und auf Touren genauso wie auf einfachen und flowigen Trails die bessere Wahl.

Das neue Levo 2022 hingegen vereint eine super Fahrperformance bei Highspeed und in technischem Gelände mit guten Klettereigenschaften und reichlich Motorpower. Wer nicht nur bergab in technischem Gelände unterwegs ist, sondern auch im Uphill die technische Herausforderung sucht, findet mit dem Levo ein spannendes Bike, das ebenfalls viel Wert auf Detailliebe legt und sich durch eine hohe Verarbeitungsqualität und eine User-Experience auszeichnet, die State of the Art ist. Bleibt noch das Enduro: Welches das bessere Bike für Shuttle-Runs und liftunterstützte Bikepark-Action ist, muss ein direkter Vergleich zwischen Enduro und Kenevo SL erst noch zeigen. Stay Tuned!

Unser Fazit zum Specialized S-Works Turbo Kenevo SL

Mit dem Turbo Kenevo SL erweitert das Team von Specialized sein Portfolio um ein potentes Light-E-MTB, das es auf den härtesten Trails so richtig krachen lässt. Wer gern steile und anspruchsvolle Strecken mit Highspeed fährt, findet hier ein außergewöhnliches Bike mit innovativem Konzept und hoher Verarbeitungsqualität. Für einfache, flache Trails ist es hingegen nicht gemacht. Das Ökosystem rund um Motor und MasterMind-Display ermöglicht viel Individualisierung und die User-Experience ist absolut zukunftsweisend.

Tops

  • Downhill-Performance auf steilen, anspruchsvollen und schnellen Trails
  • absolut leise im Downhill
  • Display und Unterstützungsstufen lassen sich super individualisieren
  • modulares Akkukonzept

Flops

  • geringe Einstecktiefe der Sattelstütze
  • langweilt sich auf einfachen Trails
  • technische Uphills

Mehr Infos unter specialized.com


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Words: Photos: Jonas Müssig