Santa Cruz goes Bosch! Die kalifornische Bike-Schmiede präsentiert ihr erstes Bosch-E-MTB – das Santa Cruz Vala. Mit 600-Wh-Akku, neuem Bosch CX-Motor, 160/150 mm Federweg und Mullet-Setup soll es die legendären Santa Cruz-Eigenschaften auf den Trail bringen. Frischer Look und neues Hinterbau-Konzept inklusive. Wie es sich fährt, verraten wir im Test.
Keine Evolution, keine bloße Überarbeitung – Santa Cruz bringt mit dem Vala ein brandneues Full-Power E-MTB auf den Markt. Ausgestattet mit dem neuen Bosch Performance Line CX-Motor und einem fest verbauten 600-Wh-Akku, reiht es sich mit 160 mm Federweg vorne und 150 mm hinten genau zwischen den beiden Full-Power-Modellen Bullit und Heckler ein. Wie bei allen E-MTBs der Marke setzt auch das Vala auf ein Mullet-Setup mit 29”-Vorder- und 27,5”-Hinterrad, das Stabilität und Agilität optimal vereinen soll. Preislich startet das Santa Cruz Vala in der von uns getesteten X0 AXS RSV-Ausstattung bei 11.499 € und bringt in Größe L laut Hersteller 21,5 kg auf die Waage. Besonders ins Auge sticht die untypische Formensprache des Vala, die eine deutliche Abweichung von der klassischen Santa Cruz-Ästhetik aufweist. Warum Santa Cruz beim Vala auf den VPP-Hinterbau verzichtet und wie das Bike auf den Trails performt, erfahrt ihr in unserem Test.
Was macht das neue Santa Cruz Vala X0 AXS RSV so besonders?
Looks … not like a Santa Cruz! Während die Kalifornier an der Monterey Bay über Jahre hinweg fast alle Full-Suspension-Bikes mit ihrem unverkennbaren VPP-Hinterbau ausgestattet haben, der als Erkennungszeichen der Marke gilt, bricht das neue Full-Power E-MTB Vala diese Tradition. Egal ob Trailbikes wie das Hightower, Enduro Bikes wie das Megatower oder E-MTBs wie Heckler SL und Bullit – alle tragen den ikonischen Santa Cruz-Look mit dem typischen Twin-Link-Hinterbau.
Das Vala hingegen verfolgt einen völlig neuen Ansatz: Der klassische VPP-Hinterbau weicht einem Viergelenker Horst-Link-System. Warum dieser Schritt? Die Integration des großen Bosch-Motors in das bestehende VPP-Design erwies sich als zu komplex, um die neuesten Federungs-Optimierungen von den regulären Mountainbikes auf das Vala zu übertragen. Daher entschied man sich für den Horst-Link-Hinterbau, der mehr technische und kinematische Freiheit bietet, um das beste Fahrgefühl herauszuholen.
Der neue Bosch Performance Line CX-Motor ist elegant im Tretlagerbereich des Vala integriert, wirkt jedoch leicht von unten aufgesetzt und nicht ganz so tief im Rahmen eingelassen wie beim Bullit. Der Motor wird von einem 600 Wh großen Bosch PowerTube-Akku gespeist, der fest im Unterrohr verbaut ist und über einen Ladeport vor dem Tretlager aufgeladen wird. Santa Cruz verzichtet somit auf die größere 800-Wh-Batterie und lässt das Bosch Smart System kompatibel zum optional erhältlichen Range Extender Bosch PowerMore, der 250 Wh zusätzliche Kapazität bietet. Er teilt sich die Befestigungspunkte auf der Oberseite des Unterrohrs mit dem Flaschenhalter, was bedeutet, dass bei Verwendung des Range Extenders eure Trinkflasche in einem Rucksack oder einer Hip Bag untergebracht werden muss. Zusätzlich bieten zwei weitere Anschraubpunkte auf der Unterseite des Oberrohrs Platz für eure Trail-Essentials.
Das Motorsystem wird über die kabellose Bosch Mini Remote am Lenker gesteuert, während der Bosch System Controller dezent ins Oberrohr integriert ist. Dieser zeigt euch durch verschiedene Farben den Akku-Stand sowie die aktuelle Unterstützungsstufe an. Auch die Schaltung am Santa Cruz Vala X0 AXS RSV arbeitet kabellos: Das elektronische SRAM Eagle AXS Transmission-Schaltwerk ist direkt am Rahmen montiert und erlaubt präzise Schaltvorgänge sogar unter Last. Für die nötige Verzögerung sorgen die kraftvollen SRAM MAVEN-Bremsen, die sowohl vorne als auch hinten auf große 200-mm-Bremsscheiben zugreifen.
Die Sattelstütze kommt von OneUp. Das V3-Modell glänzt mit satten 210 mm Hub in Größe L – Olla! Das Santa Cruz Vala X0 AXS RSV rollt auf Laufrädern aus dem Hause Reserve im Mullet-Setup. Vorne wurde die Reserve 30 HD Carbon-Felge mit einer DT Swiss 350-Nabe kombiniert, während hinten die etwas breitere Reserve 31 DH-Felge mit derselben Nabe verbaut ist. Die Schwalbe Magic Mary-Reifen schützen die Carbon-Felgen – vorne in der Super Trail-Karkasse mit weicher Ultra Soft-Gummimischung, hinten robuster in der Super Gravity-Karkasse mit etwas härterer Soft-Mischung. Das Fahrwerk rundet das Gesamtpaket ab: Der Horst-Link-Hinterbau steuert den FOX Float X Factory-Dämpfer an, der die 150 mm Federweg am Heck verwaltet. An der Front bügelt die FOX 38 Factory-Gabel mit 160 mm Federweg und neuer Grip X2-Kartusche Unebenheiten aus. Beide Federelemente punkten mit guter Trail-Performance und hoher Einstellbarkeit. Top!
Santa Cruz Vala X0 AXS RSV
11.499 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 600 Wh
Display Bosch System Controller
Federgabel FOX 38 Factory GRIP X2 160 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 150 mm
Sattelstütze OneUp V3 210 mm
Bremsen SRAM MAVEN Silver 200/200 mm
Schaltung SRAM Eagle AXS Transmission 1x12
Vorbau Burgtec Enduro Mk3 42 mm
Lenker Santa Cruz 35 Carbon Bar 800 mm
Laufradsatz Reserve 30 HD, Reserve 31 DH 29"/27.5"
Reifen Schwalbe Magic Mary, Super Trail, Ultra Soft/ Magic Mary, Super Gravity, Soft 2.5"/2.5"
Technische Daten
Größe SM MD LA XL XXL
Gewicht 21.5 kg
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
Flip Chip
Die Geometrie des neuen Santa Cruz Vala X0 AXS RSV
Das neue Santa Cruz Vala X0 AXS RSV kommt in fünf Größen von SM–XXL und lässt sich dank zweier Flip-Chips weiter an die persönlichen Vorlieben anpassen. Ein Flip-Chip sitzt an der oberen Umlenkung des Hinterbaus und ermöglicht es, die Geometrie des Bikes zu verändern. Dadurch senkt sich das Tretlager von 344 mm im High-Setting auf 340 mm im Low-Setting in Größe L, während sich der Lenkwinkel von 64,2° auf 63,9° abflacht.
Ein weiterer Flip-Chip ist an der unteren Dämpferaufnahme positioniert und ermöglicht es, die Hinterbau-Progression von 26 % auf 29 % zu erhöhen, ohne die Geometrie zu beeinflussen. Im High-Setting soll die Progression von 26 % für ein gleichmäßiges und sensibles Fahrgefühl sorgen, bei dem das Ansprechverhalten im Fokus steht. Im Low-Setting wird die Progression auf 29 % angehoben, was dem Bike mehr Kontrolle bei harten Schlägen verleihen soll.
Die Geometrie des Santa Cruz Vala zeigt sich ausgewogen. Der Reach in Größe L im High-Setting ist mit 480 mm durchschnittlich und auch im Low-Setting mit 477 mm nicht sonderlich lang oder kurz. Die 433 mm langen Kettenstreben wachsen über alle Rahmengrößen hinweg mit und verändern sich vom High- zum Low-Setting um 1 mm. Das Sitzrohr ist mit 420 mm relativ kurz, bietet dennoch eine große Einstecktiefe auch für lange Sattelstützen. So habt ihr auch bergab noch genug Bewegungsfreiheit.
Die Geometrie des neuen Santa Cruz Vala 2025 im Low-Setting
Größe | SM | MD | LG | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|
Sitzrohr (mm) | 380 | 400 | 420 | 460 | 500 |
Oberrohr (mm) | 574 | 602 | 623 | 646 | 675 |
Steuerrohr (mm) | 110 | 120 | 130 | 150 | 160 |
Lenkwinkel (deg) | 63.9° | 63.9° | 63.9° | 63.9° | 63.9° |
Sitzwinkel (deg) | 77.2° | 77.2° | 77.2° | 77.2° | 77.2° |
Kettenstrebe (mm) | 440 | 441 | 444 | 447 | 451 |
Tretlagerabsenkung (mm) | 32 | 32 | 32 | 32 | 32 |
Radstand (mm) | 1211 | 1242 | 1269 | 1298 | 1334 |
Reach (mm) | 432 | 456 | 477 | 497 | 522 |
Stack (mm) | 626 | 636 | 644 | 657 | 671 |
Die weiteren Ausstattungsvarianten des Santa Cruz Vala
Das Santa Cruz Vala ist in fünf Ausstattungsvarianten erhältlich: R, S, GX AXS, X0 AXS RSV und das Top-Modell XX AXS RSV. Der größte Unterschied zwischen den Modellen liegt im Rahmen. Während die beiden Basisversionen auf den C-Carbon-Rahmen setzen, bieten die Premium-Modelle einen leichteren CC-Carbon-Rahmen. Dieser verwendet weniger Carbon-Schichten und erreicht dennoch die gleiche Steifigkeit bei deutlich geringerem Gewicht.
Die Fahrwerksausstattung variiert ebenfalls: Das R-Modell setzt auf eine RockShox ZEB Base-Federgabel, während ab der S-Version eine FOX 38-Gabel (Performance, Elite oder Factory) verbaut wird. Der Dämpfer reicht von einem FOX Float X Performance in der R-Version bis hin zu Elite- und Factory-Varianten in den höherwertigen Modellen. Beim Antrieb wird von der mechanischen SRAM NX Eagle in der R-Version schrittweise bis zur kabellosen SRAM XX Eagle AXS Transmission in der XX AXS RSV-Version aufgerüstet. Während die R- und S-Versionen auf Race-Face-Laufrädern rollen, trumpfen die RSV-Modelle mit Reserve Carbon-Laufrädern und DT350- oder Industry Nine Hydra-Naben auf.
Die Preisstaffelung beginnt beim R-Modell mit 7.499 €, gefolgt vom S-Modell mit 8.499 € und der GX AXS-Variante für 9.799 €, während die Top-Version XX AXS RSV mit 12.999 € zu Buche. Alle Ausstattungsvarianten sind in den Farben Midnight Green oder Gloss Grey erhältlich.
Wie schlägt sich das Santa Cruz Vala X0 AXS RSV auf dem Trail?
Santa Cruz lud uns ins sonnige Kalifornien ein, direkt ins Headquarter, um das neue Vala in seiner natürlichen Umgebung zu testen. Mit dabei: Steve Peat und Jackson Goldstone. Nach einem kurzen und spannenden Blick hinter die Kulissen ging es auf die Trails. Hier haben wir das Vala in beiden Flip-Chip-Einstellungen, High und Low, getestet und Geometrie sowie Progression geändert.
Setzt man sich auf das Santa Cruz Vala XO AXS RSV und tritt in die Pedale, nimmt man im High-Setting des Geo-Flip-Chips eine angenehme, aufrechte Sitzposition ein. Im technischen Uphill folgt das Vorderrad präzise der angepeilten Linie, und das berechenbare Fahrverhalten vermittelt Sicherheit. Dank der ausgewogenen Tretlagerhöhe bleiben Pedalaufsetzer an Steinen aus, und selbst bei offenem Dämpfer ist das Bike antriebsneutral, der Hinterbau wippt nur kaum. Der Bosch Performance Line CX-Motor unterstützt bergauf kraftvoll mit natürlichem Fahrgefühl. Die Kraftübertragung setzt beim Pedal-Input sanft ein, das Aggregat hat dennoch genug Power, wenn man ihm die Sporen gibt. In steilen Uphills mit losem Untergrund hat man viel Traktion trotz des kleineren Hinterrads.
Setzt man den Flip-Chip auf das Low-Setting, ändert sich das Uphill-Verhalten nur geringfügig. Der Sitzwinkel wird minimal flacher, bleibt aber komfortabel aufrecht. Das Tretlager sinkt um 4 mm ab, was etwas mehr Aufmerksamkeit beim Pedalieren erfordert, ohne dass es zu tief wird. Bei technischen Anstiegen wird das Bike fordernder, das Vorderrad benötigt mehr Druck, um der Linie zu folgen, und das Bike klettert nicht ganz so gut wie im High-Setting.
Hat man den Trail-Einstieg erreicht, punktet das Santa Cruz Vala XO AXS RSV bergab im High-Setting mit hohem Wohlfühlcharakter. Man benötigt kaum Eingewöhnungszeit und fühlt sich direkt auf den ersten Metern mit dem Bike vertraut. Das Vala lässt sich intuitiv fahren, Bunnyhops und Manuals gehen leicht von der Hand und das Fahrwerk reagiert feinfühlig mit viel Gegenhalt. Wer mit einem aktiven Fahrstil über Wellen und Wurzeln pusht, generiert dabei jede Menge Geschwindigkeit, und das Bike lädt geradezu zum Jibben auf dem Trail ein. Schnelle Richtungswechsel lassen sich mühelos vornehmen, ohne dabei an Spurtreue zu verlieren. Auch in schnellen Kurven bleibt das Bike dank des Fahrwerks stabil und vermittelt mit guter Traktion am Hinterrad viel Vertrauen.
Stellt man den Flip-Chip auf Low, wird der Lenkwinkel um 0,4 Grad flacher, was sich spürbar, aber nicht übermäßig auswirkt. Man fühlt sich tiefer im Rad integriert und nimmt eine etwas aggressivere Fahrposition ein. Besonders in schnellen, ruppigen Passagen gibt der tiefliegende Schwerpunkt mehr Vertrauen, nur enge Kurven erfordern minimal mehr Input. Das Santa Cruz Vala X0 AXS RSV lädt regelrecht dazu ein, die Bremse offen zu lassen und mit hohem Tempo über die Trails zu jagen.
Mit dem Progression-Flip-Chip an der Dämpferaufnahme lässt sich die Endprogression des Hinterbaus anpassen. Selbst im Low-Setting sind Durchschläge kaum spürbar, während die High-Progression für richtig harte Strecken Sinn macht, wo viel Federweg genutzt wird. Hier hat man etwas mehr Endprogression.
Für wen ist das neue Santa Cruz Vala X0 AXS RSV und für wen nicht?
Das Santa Cruz Vala X0 AXS RSV überzeugt mit einem intuitiven Handling, das sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene gleichermaßen anspricht. Durch sein agiles und verspieltes Fahrverhalten richtet es sich besonders an jene, die auf der Suche nach maximalem Spaß auf dem Trail sind. Auch Santa Cruz-Fans, die bereits das verspielte Nomad im Fuhrpark haben und nach einem elektrischen Pendant suchen, werden beim Vala fündig.
Ein weiterer Pluspunkt des Vala sind die umfangreichen Einstellmöglichkeiten der Flip-Chips, die es erlauben, Geometrie und Progression je nach Terrain und Fahrstil anzupassen. Allerdings erfordert das etwas technisches Verständnis. Wer sich nicht damit auskennt, braucht möglicherweise etwas Zeit, um das Bike optimal einzustellen und sein volles Potenzial zu nutzen.
Fazit zum Santa Cruz Vala X0 AXS RSV
Das Santa Cruz Vala X0 AXS RSV überzeugt als guter Allrounder mit hoher Anpassungsfähigkeit dank der Flip-Chips und effizienter Unterstützung durch den neuen Bosch CX-Motors. Bergab punktet das Santa Cruz Vala mit starkem Fahrwerk sowie hohem Fahrspaß und lädt zum Spielen auf dem Trail ein. Allerdings verliert das Bike etwas vom typischen Santa Cruz-Look, was nicht jedem gefallen wird. Zudem stellt der Preis eine höhere Einstiegshürde dar. Wer darüber hinwegsehen kann, erhält einen vielseitigen und spaßigen Begleiter.
Tops
- guter Allrounder
- starkes Fahrwerk
- hoher Fahrspaß
Flops
- lässt den typischen Santa Cruz-Look vermissen
- relativ teuer
Für mehr Infos besucht santacruzbicycles.com
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Words: Benedikt Schmidt Photos: Max Schumann, Santa Cruz