Das Rocky Mountain Instinct Powerplay ist das zweite Modell im E-Mountainbike Portfolio der Kanadier und reiht sich wie auch sein unmotorisiertes Pendant unterhalb des bereits bekannten Altitude Powerplay ein. Wir haben es vor der offiziellen Markteinführung bereits getestet.

Brandneu und ab sofort verfügbar: das Rocky Mountain Instinct Powerplay 70 mit 140 mm Federweg, 29” Laufräder für einen Preis von 6.000 €

Auf den ersten Blick sieht das neue Rocky Mountain Instinct Powerplay dem bereits bekannten Altitude Powerplay ziemlich ähnlich. Kein Wunder, beide Rahmen besitzen auch etliche Gemeinsamkeiten. Auch das neue Instinct Powerplay setzt auf den von Rocky Mountain in Kollaboration mit Propulsion Powercycle entwickelten Motor und einen fest im schlanken Unterrohr integrierten Akku. Beim 70er Alu-Topmodell verfügt dieser über 630 Wh Kapazität, beim günstigeren 50er Modell für 5.000 € kommt ein 500 Wh-Akku zum Einsatz. Der Antrieb arbeitet mit einem handelsüblichen Tretlager und einer klassischen Kurbeln, was im Rahmen eines Defekts den Austausch erleichtert. Anders als das Altitute Powerplay besitzt das Instinct allerdings 140 mm Federweg an Front und Heck und rollt auf großen 29” Laufrädern. Es soll vor allem Trail- und Touren-Fahrer ansprechen. Diese werden sich auch über die Möglichkeit freuen, im Rahmendreieck eine oder sogar zwei Trinkflaschen wie bei dem von Rocky Mountain vorgestellten Flaschenhalter zu verstauen.

Wie auch das Altitude setzt das Instinct Powerplay auf den eigens entwickelten Motor
Das Innenlager sitzt nicht im Motor selbst und kann so schnell und einfach getauscht werden
Dank spezieller Flaschenhalter von Lezyne finden im Rahmen gleich zwei Trinkflaschen Platz
Der 630 Wh-Akku des Alloy 70 Topmodell sitzt fest integriert im schlanken Unterrohr
Der Akku lässt sich in zwei Stunden zu 80 % laden

Neue iWoc TRIO-Remote an allen Powerplay Modellen

Alle Rocky Mountain E-Mountainbikes besitzen im neuen Jahr die neue iWoc TRIO-Remote-Einheit am Lenker bei der sich via LEDs der Akkustand ablesen und die Unterstützungsstufe einstellen lässt. Die schlanke Remote überzeugt mit guter Ergonomie und bietet dank Vibrationsmodus auch haptisches Feedback – sehr nice. Außerdem lässt sich via Bluetooth-Modul auch eine Smartphone-App verbinden, mit der dann die Unterstützungsstufen eingestellt werden können. Die Motorcharakteristik selbst kann jedoch nicht individualisiert werden.

Die neue iWoc TRIO-Remote gibt mit farblichen LEDs Aufschluss über den Akkustand und die Unterstützungsstufe
Wie auch das Altitude verfügt das Instinct über die kleine Box unterhalb des Vorbaus.

Die Geometrie des neuen Rocky Mountain Instinct Powerplay

Einer der Hauptgründe weshalb Rocky Mountain auf einen eigenen Motor setzt, ist, dass beim Powerplay Modell die gleiche Geometrie realisiert werden kann wie beim unmotorisierten Pendant. Das Instinct Powerplay macht da keine Ausnahme. Nahezu alle Maße des Rahmens sind identisch. Nur der Hinterbau wurde zugunsten von besseren Klettereigenschaften um 7 mm verlängert wurde. Die restlichen Daten sind für ein Bike dieser Klasse alles andere als extrem, was schon auf dem Papier auf ein sehr gutmütiges und intuitives Handling schließen lässt. Mit Hilfe der Ride-9 genannten Flip-Chips in der Dämpferaufnahme lassen sich außerdem die Geometrie und die Kennlinie des Bikes an die eigenen Vorlieben anpassen, in der folgende Geometrietabelle sind die Werte in der neutralen Stellung dargestellt.

Größe S M L XL
Sattelrohr 394 mm 432 mm 470 mm 508 mm
Oberrohr 573 mm 597 mm 624 mm 654 mm
Steuerrohr 100 mm 100 mm 110 mm 120 mm
Lenkwinkel 66,5° 66,5° 66,5° 66,5°
Sitzwinkel 75,2° 75,3° 75,1° 75,1°
Kettenstrebe 442 mm 442 mm 442 mm 442 mm
Tretlager Höhe 30 mm 30 mm 30 mm 30 mm
Radstand 1.161 mm 1.186 mm 1.213 mm 1.244 mm
Reach 412 mm 437 mm 460 mm 487 mm
Stack 608 mm 608 mm 617 mm 626 mm
Mit Hilfe des Ride-9-System lassen sich die Geometrie und die Kinematik des Bikes anpassen

Die Ausstattung des Rocky Mountain Instinct Powerplay

Rocky Mountain bietet das Instinct Powerplay in zwei Ausstattungsvarianten an. Das von uns getestete Top-Modell Instinct Powerplay 70 für 6.000 € verfügt über einen 630 Wh großen Akku, eine FOX 34 FLOAT Performance-Federgabel, SRAM Guide RE-Bremsen und einen SRAM GX/NX Eagle-Antrieb. Die Laufräder bestehen aus einer robusten DT Swiss Hybrid-Hinterradnabe und Race Face AR 30-Felgen. Das Instinct Powerplay 50 ist zwar um 1.000 € günstiger, verfügt allerdings auch nur über einen 500 Wh-Akku, eine SRAM Guide T-Bremse und eine RockShox Reba-Federgabel.

Die FOX 34 FLOAT Performance wurde speziell für den Einsatz am E-Mountainbike optimiert. Sie arbeitet sehr feinfühlig und bietet viel Komfort.
Eine SRAM GX-Eagle-Schaltung mit robuster NX-Stahlkassette liefert massig Bandbreite und nimmt so auch steilen Anstiegen ihren Schrecken
Eine Teleskopsattelstütze besitzen beide Modelle serienmäßig

Rocky Mountain Instinct Powerplay Alloy 70

Federgabel FOX 34 Float Performance 140 mm
Dämpfer FOX Float DPS Performance Elite 140 mm
Motor/Akku Dyname 3.0 632 Wh
Schaltung SRAM GX Eagle
Bremsen SRAM Guide RE 200/200 mm
Sattelstütze FOX Transfer Performance
Laufradsatz Race Face AR 30
Reifen Maxxis Rekon EXO 29×2.6″
Preis 6.000 €

Rocky Mountain Instinct Powerplay Alloy 50

Federgabel RockShox Reba RL 140 mm
Dämpfer RockShox Deluxe Debonair RT 140 mm
Motor/Akku Dyname 3.0 500 Wh
Schaltung SRAM GX 1×11
Bremsen SRAM Guide T 200/200 mm
Sattelstütze Race Face Aeffect Dropper
Laufradsatz Sun Düroc SD37/Rocky Mountain
Reifen Maxxis Rekon EXO 29×2.6″
Preis 5.000 €

Die verbauten MAXXIS Rekon-Reifen werden dem Rad leider nicht gerecht, ihnen fehlt es an Grip und Pannenschutz
SRAM Guide RE-Bremsen sind günstig und bewährt. Den am Alu 50 verbauten Guide T-Bremsen dagegen fehlt es erfahrungsgemäß aber an Power.
Kein Berggipfel ist zu weit entfernt mit dem Powerplay – zumindest solang eine Akkuladung ausreicht.

Das Rocky Mountain Instinct Powerplay auf dem Trail

Das Rocky Mountain Instinct Powerplay soll ein komfortables Tourenbike sein und dass das gelungen ist, wird bereits nach wenigen Metern klar. Die Sitzposition ist angenehm zentral und eher aufrecht als sportlich gestreckt. In der Ebene kann man mit gutem Druck pedalieren ohne zu weit vorn oder zu weit über dem Hinterrad zu sitzen. Der Motor spricht bereits bei einer leichten Pedalberührung kraftvoll an. Das ist anfangs ungewohnt, erleichtert aber bergauf das Anfahren sehr. Selbst in der höchsten Stufe lässt sich der Motor sehr gut dosieren, was die Traktion erhöht.

In der Ebene überzeugt das Instinct mit einer sehr komfortable Sitzposition

Wird es richtig steil, hat man zwar den Eindruck etwas von hinten zu pedalieren, trotzdem verliert das Vorderrad zu keinem Zeitpunkt den Bodenkontakt. Der Motor schiebt sehr kraftvoll an und arbeitet an sich sehr lautlos. Allerdings verursacht die Ketten-Umlenkung einiges an Geräuschen – speziell wenn etwas Dreck ins Spiel kommt. Das Fahrwerk vermittelt zusammen mit den breiten Reifen sehr viel Komfort ohne aber zu inneffektiv zu sein. Den Griff zum Verstellhebel am Dämpfer haben wir uns daher gespart. Der Motor hat sich bei unseren ersten Tests als sehr sparsam erwiesen. Nach rund 600 Höhenmetern im Uphill hatten wir noch mehr als zwei Drittel des Akkus übrig – und das trotz kalter Temperaturen, 90 kg Fahrergewicht und einer konstant hohen Unterstützungsstufe. Wer jedoch wirklich lange Touren unternehmen will, wird aufgrund des fehlenden Wechselakkus zu einem anderen Bike greifen.

Technische Uphills meistert man mit dem Instinct gelassen. Die Traktion des Hinterbaus ist top und der Motor lässt sich feinfühlig dosieren.
Bergauf zaubert einen das Instinct dank seiner guten Klettereingschaften ein dickes Grinsen ins Gesicht
Das Instinct überzeugt mit einem ausgewogenen, gutmütigen Handling

Vor der Abfahrt fällt der erste kritische Blick auf die Reifen. Der MAXXIS Rekon ist kein Grip-Wunder und in Kombination mit der dünnwandigen EXO-Karkasse ist bergab Vorsicht geboten, um nicht direkt einen Platten flicken zu müssen. Wer regelmäßig auf anspruchsvollen Trails unterwegs ist, sollte hier zeitnah in Reifen investieren. Denn das Instinct Powerplay kann bergab so einiges. Es fährt sich sehr intuitiv und gutmütig, setzt Richtungswechsel trotz der großen Laufräder direkt und ohne großen Kraftaufwand um. Verglichen mit den meisten anderen E-Mountainbikes auf dem Markt ist es ausgesprochen agil und wendig. Gleichzeitig sorgt das Gewicht bei höheren Geschwindigkeiten dafür, dass sich das Instinct nicht aus der Ruhe bringen lässt. Wer es allerdings richtig krachen lassen will und noch mehr Agilität sucht, greift zum Altitude Powerplay.

Das Fahrwerk filtert Unebenheiten super feinfühlig weg

Fazit

Das Rocky Mountain Instinct Powerplay ist eine sehr gute Ergänzung im Portfolio der Kanadier. Wie schon das Altitude überzeugt es mit einem sehr natürlichen und agilen Handling, bietet gleichzeitig noch etwas mehr Komfort für lange Touren. Die großen Laufräder wissen zu überzeugen, leider ist der fest integrierte Akku für viele allerdings ein Ausschlusskriterium.

Stärken

– sehr komfortabel
– agiles, ausgewogenes Handling
– gute Reichweite mit einer Akku-Ladung

Schwächen

– Reifen fehlt es an Grip und Pannenschutz
– fest integrierter Akku
– Motorumlenkung macht Geräusche

Rocky Mountain hat außerdem eine Alu-Version des bekannten Altitude Powerplay vorgestellt.


Mehr Infos auf der Rocky Mountain Website


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