Das Riese & Müller Homage GT ist der einzige vollgefederte Tiefeinsteiger auf dem Markt, doch damit nicht genug: Konfigurierbare Ausstattung mit Dual-Battery-Option, bombenstabil, ganzheitliches Sicherheitskonzept mit GPS-Tracking – das Riese & Müller Homage ist in vielerlei Hinsicht einzigartig in diesem Test.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Der beste Offroad-Tiefeinsteiger 2020
Bereits die Optik des Homage sticht aus der Masse heraus. Die massiven Rohrdurchmesser und die zusätzliche, sehr lange Strebe für den Gepäckträger lassen es massiv und extravagant wirken. Das Geniale an der eigenwilligen Konstruktion des vollgefederten Tiefeinsteigers: Der Gepäckträger ist Teil der gefederten Masse, was die Zuladung vor Erschütterungen schützt und die Fahrqualität deutlich verbessert. Aufgrund der integrierten Hinterrad-Federung über dem Motor ist der Durchstieg deutlich erhöht, aber noch immer passabel – man kann eben nicht alles haben. Riese & Müller hat einen Rahmenschutz im Bereich des Durchstiegs angebracht, leider hat sich die Gummilippe während unseres Tests allerdings schon leicht gelöst. Am Homage GT kommt noch der alte Bosch Performance Line CX-Motor zum Einsatz, der fast doppelt so groß und rund 1 kg schwerer als sein Nachfolger ist. Auch in Sachen Fahrperformance kann er nicht ganz mit dem neuen Modell mithalten.
Der Preis ist mit 6.499 € stattlich, das abstehende Akku-Cover aus Gummi an der Oberseite des Unterrohrs wirkt da billig und passt nicht ins Gesamtbild. Die Steckverbindungen der Elektronikkabel am Cockpit sorgen für eine unaufgeräumte Optik im Cockpit – da hilft auch das Spiralband nur wenig. Flaschenhalter gibt es am Homage keinen. Schade, denn andere Bikes bei Riese & Müller haben einen Flaschenhalter seitlich am Steuerrohr, was für einen Tiefeinsteiger eine super Lösung wäre.
Riese & Müller Homage GT rohloff
6.499 €
Ausstattung
Motor Bosch Performance Line CX 75 Nm
Akku Bosch PowerTube 500 Wh
Display Bosch Kiox
Federgabel SR Suntour Aion 100 mm
Dämpfer X-Fusion O2 100 mm
Sattelstütze Satori Trident - mm
Bremsen Magura MT4 180/180 (v/h) mm
Schaltung Rohloff E14 526 % Bandbreite
Vorbau Humpert ergotec Barracuda 90 mm
Lenker Humpert ergotec ErgoXXL 680 mm
Laufradsatz 27,5
Reifen Schwalbe Rock Razor 2,35
Technische Daten
Größe S, M, L
Gewicht 29,7 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 110 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja
Besonderheiten
vollgefedert
Dual-Battery-Option
RX-Connect und ABS optional
Nabenschaltung
Im Konfigurator hat man außer der Option auf die S-Pedelec-Version (HS) mit 45 km/h, Dual-Battery, ABS und Kettenschaltung oder Riemenantrieb auch die Option auf das ganzheitliche Sicherheitskonzept RX Connect – eine Kombination aus RX-Chip fürs Tracking im Falle eines Diebstahls, digitalen Serviceangeboten und Versicherung. Wir haben das Homage mit Rohloff E14-Riemenantrieb inkl. elektrischen Shiftern und Gates-Carbon-Riemen getestet.
Das Homage ist ein wahrer Monstertruck und bietet den höchsten Komfort unter den getesteten Tiefeinsteigern.
Schalten im Stand, kein Dreck an der Hose, gut integriert und 526 % Bandbreite, diese Features bewähren sich im Alltag. Bei den relativ langsamen Schaltvorgängen kommt es allerdings zur Kraftunterbrechung und dadurch zu Motoraussetzern. Besonders bei steilen Anstiegen verliert man daher Schwung und muss oft gleich zwei Gänge runterschalten – nervtötend. Außerdem fühlt sich der Schaltvorgang ruppig an und ist laut, ein haptisches Feedback am Schalthebel fehlt jedoch. Die Möglichkeit, gleich mehrere Gänge auf einmal schalten zu können, ist super, allerdings dauert es dann noch länger, bis die Schaltvorgänge umgesetzt sind. Wir raten daher aus Performance-Gründen zur günstigeren Touring-Version mit Kettenantrieb und Shimano SLX-Schaltwerk, dann muss man allerdings auf den Riemen verzichten.
Der Schwalbe Rock Razor ist der beste Allround-Reifen im Test. Sein Grip überzeugt auf wechselndem Untergrund, er hat ein einwandfreies Abrollverhalten und sorgt für ordentlich Kontrolle auch in losen Kurven.. Mit ihm könnte man aus so manchem Bike dieses Vergleichstests noch einiges herausholen. Die Alltagsausstattung des Riese & Müller Homage ist allumfassend und die Supernova M99 MINI PRO-25-Lampe ist die beste im Test. Wer das Bike gelegentlich herumhieven oder verstauen muss, wird jedoch durch die stattlichen 29,7 kg ins Schwitzen geraten. Und das integrierte Schloss ist da noch nicht mal mitgewogen…
Die Sitzposition ist aufgrund der hohen Front und des Lenkers mit Flare entspannt. In Sachen Traktion und Komfort ist das Homage auf einem anderen Niveau als alle anderen Tiefeinsteiger im Test. Der Hinterbau ist gewollt degressiv, wodurch bei größeren Schlägen viel Federweg am Heck freigegeben wird. Das sorgt für ein hohes Level an Komfort, gleichzeitig wird beim Pedalieren die Kraft gut auf den Untergrund übertragen, ohne dass sich das Bike aufschaukelt. Die Geräuschkulisse im leichten Gelände und auf Kopfsteinpflaster ist unüberhörbar. Der Akku klappert und der Ständer klappt bei größeren Schlägen sogar komplett aus – das kann gefährlich werden. Wäre der Seitenständer Teil der gefederten Masse, wäre er weniger ohrenbetäubend und würde vermutlich auch öfter dort bleiben, wo er hingehört. Der lange Hinterbau macht sich deutlich im Handling des Tiefeinsteigers bemerkbar. Das Riese & Müller will geradeaus fahren und lässt sich von kaum etwas aus der Ruhe bringen – im leichten Gelände ein wahrer Monstertruck! Gelenkt wird im Chopper-Style über den Lenkeinschlag. Schräglage mag das Bike nicht, wodurch es schwer fällt, sich in Kurven zu legen. Was auf langen Touren ein Segen ist, ist in verwinkelten Gassen ein Fluch, denn als wendig kann man das Homage GT nicht beschreiben.
Zusammen mit dem BULLS und dem CENTURION gehört das Homage trotz des gefederten Hinterbaus zu den steifsten Rädern im Test und wird von der Zuladung im Handling nur wenig beeinflusst. Außerdem ist das Gepäck Teil der gefederten Masse, dadurch ist das Riese & Müller der perfekte Packesel für lange Touren. Mit bis zu 95 kg Fahrergewicht und 11 kg am Gepäckträger waren wir schon nah an der maximalen Zuladung von 110 kg dran – für sehr schwere Fahrer ist das Homage also nicht offiziell freigegeben, schon gar nicht mit dem Doppelakku. Die unterdimensionierten MAGURA MT4-Bremsen mit 180-mm-Bremsscheiben sorgen für ein geschmälertes Sicherheitsempfinden, sie sind spätestens mit Gepäck überfordert.
Tuning-Tipp: Seitenständer mit stärkerer Feder
Fazit
Einzigartiges Konzept, zahlreiche Zusatzfeatures und mit Ausnahme der Bremse eine solide Ausstattung: Das alltagstaugliche Riese & Müller Homage GT überzeugt, nicht zuletzt mit überragendem Komfort. Für Offroad-Pendler, Trekking- und Touren-Begeisterte ist das spurstabile Rad eine gute Option, auch weil es mit Packtaschen eines der besten Bikes im Test ist. Wird es eng, muss der vollgefederte Tiefeinsteiger mit Nachdruck gefahren werden. Wer ein lebendiges, aktives Bike sucht, muss sich anderswo umschauen – das Riese & Müller ist ein Monstertruck!
Tops
- Komfort
- Lichtanlage
- Spurstabilität
- Handling mit Gepäck am Heckträger
- exzellente Zusatzfeatures wie GPS-Tracking
Flops
- Bremse
- träge und schwer
- keine Flaschenhalterbefestigung
- Seitenständer klappt von selbst aus
Mehr Informationen findet ihr unter r-m.de
Das Testfeld
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Words: Photos: Robin Schmitt, Jonas Müssig, Philipp Schwab