Das 5.499 € teure R RAYMON Trailray E-Seven 11.0 ist das Topmodell der noch jungen Marke. Mit kraftvollem Yamaha PW-X2-Motor, 630-Wh-Akkukapazität, 170/160 mm Federweg und sehr hochwertiger Ausstattung will das Trailray E-Seven Kletterkünstler und Abfahrtsmaschine zugleich sein. Ob der Spagat gelingt?

R RAYMON TrailRay E-Seven 11.0 | Yamaha PX-X2 | 630 Wh | 170/160 mm (v/h) | 25,03 kg | 5.499 € | Hersteller-Link

Das R RAYMON Trailray E-Seven kommt mit 27,5”-Bereifung, 630-Wh-Akku, 170-mm-Federgabel sowie 160-mm-Fahrwerk am Heck. Die Schweinfurter setzen bei ihren vollgefederten E-Mountainbikes hauptsächlich auf den kraftvollen Yamaha PW-X2-Motor, der für das Modelljahr 2020 im Detail überarbeitet wurde. Dieser hat nicht nur ordentlich Power, sondern besitzt einen progressiven Smart Assist-Modus, der das Unterstützungslevel dynamisch an die Fahrsituation anpasst und so alle Schaltvorgänge im flachen Terrain überflüssig macht. Die zahlreich verbauten Sensoren ermitteln unter anderem die Steigung des Geländes, wodurch der Smart Assist-Modus erkennt, ob ihr gerade bergauf oder bergab fahrt, und so den richtigen Modus wählen kann. Das R RAYMON Trailray E-Seven soll gleichzeitig eine Bergziege und eine echt Abfahrtsmaschine sein. Wir haben das R RAYMON rund um unser Headquarter bei Stuttgart getestet und ihm an trockenen als auch sehr verregneten Tagen einiges abverlangt.

Das R RAYMON Trailray E-Seven 11.0 im Detail

Vom Sattel bis zu den Zughüllen ist das Trailray E-Seven 11.0 in Orange-Grau-Schwarz durchgestylt. Die Designsprache des Alurahmens ist prägnant. R RAYMON paart ein bulliges Unterrohr mit einem von unten angeschraubten Motor und einem filigranen Hinterbau. Das große Gap zwischen dem Motor-Cover aus Metall und dem Unterrohr ist Geschmackssache. Vorteil des Designs ist der geringe resultierende Resonanzkörper für Geräusche des Motors und das hört man – bzw. nein, man hört eben kaum etwas, denn das E-Bike ist super leise. Lediglich das Akku-Cover unseres Vorserien-Testmodells ist während unseres Tests nicht perfekt an Ort und Stelle geblieben und hat leichte Geräusche verursacht. In Serie soll es aber besser befestigt werden und klapperfrei im Rahmen sitzen. Das Ladebuchsen-Cover ist gut vor Dreck geschützt und im Rahmendreieck ist Platz für einen Flaschenhalter. Der externe Speichenmagnet ist leider pannenanfällig, hier wünschen wir uns eine integrierte Lösung.

Einfach und funktional
Das Akku-Cover kann ohne Werkzeug demontiert werden. Top! Im Vorserienmodell hält die Befestigung es leider nicht perfekt an Ort und Stelle, wodurch Klappergeräusche zu hören sind. In Serie soll das Akku Cover klapperfrei im Rahmen sitzen.
Geschmackssache
Die Designsprache mit dem bulligen Unterrohr und dem filigranen Oberrohr polarisiert
Markant und effektivl
Vorteil des markanten Motor-Designs ist der geringe Resonanzkörper für Geräusche, denn das Trailray E-Seven 11.0 ist extrem leise
Übersichtlich und intuitiv
Das Display zeigt alle nötigen Informationen, ohne mit viel Schnick-Schnack zu verwirren, und ist einfach in der Bedienung. Allerdings wirkt es nicht hochwertig.
Überfordert
Der Schwalbe Nobby Nic-Reifen ist sicher nicht die beste Wahl für ein trailorientiertes Bike. Mit einer stärkeren Karkasse und Reifen mit griffigerem Profil kann man noch einiges aus dem Bike herausholen.
Sieht komisch aus, ist aber so
Die minimalistische Kettenführung erfüllt ihren Zweck und hält die Kette am Platz
Wir müssen uns leider auch hier wiederholen:
Wir haben das Jahr 2020, da sollten keine problemanfälligen Speichenmagneten mehr verbaut werden
Minimalistisch
Die Kabelführung am Hinterbau ist extern unter der Kettenstrebe und somit wartungsfreundlich, aber nicht gerade sexy
Flaschenhalter olé
Im Rahmendreieck ist Platz für einen Flaschenhalter
Gut geschützt
Der Ladeport für den Akku ist einfach erreichbar positioniert und gut vor Dreckbeschuss geschützt

R RAYMON TrailRay E-Seven 11.0

5.499 €

Ausstattung

Motor Yamaha PX-X2 80 Nm
Akku Simplo 630 Wh
Display Yamaha Display A
Federgabel FOX FLOAT Factory 36 170 mm
Dämpfer FOX FLOAT DPX2 160 mm
Sattelstütze R RAYMON Components 150 mm
Bremsen SRAM G2 RSC 180-200 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Laufradsatz R RAYMON Performance MTB 27,5"
Reifen Schwalbe Magic Mary/Nobby Nic Snake Skin

Technische Daten

Größe S, M, L, XL
Gewicht 25,03 kg
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

An der Front sorgt eine FOX 36 Factory mit 170 mm Federweg und FIT4 Kartusche für ausreichend Reserven. Lasst euch von der schicken Kashima-Beschichtung aber nicht blenden, es handelt sich nicht um das Topmodell mit GRIP2-Kartusche, die wir uns aus Performance-Gründen wünschen würden. Am Heck ist ein FOX DPX2 Factory-Dämpfer verbaut. Gebremst wird mit SRAM G2 RSC mit 200-mm-Bremsscheiben vorne und 180 mm hinten. In unseren Augen ein No-Go – an ein trailorientiertes E-Mountainbike gehören mindestens 200-mm-Bremsscheiben und am besten noch eine standfestere Bremse! Das Trailray E-Seven rollt auf hauseigenen 27,5 “-Laufrädern und 2,6”-Schwalbe Magic Mary/Nobby Nic-Reifen mit Apex-Karkasse. Ambitionierten Fahrern empfehlen wir am Hinterrad einen trailtauglicheren Reifen, z. B. den Schwalbe Magic Mary für maximalen Grip oder den Schwalbe Hans Dampf für den idealen Kompromiss aus guten Rolleigenschaften und Traktion. Die restliche Ausstattung ist sinnvoll gewählt. Beim Vorbau, Lenker, Sattel und der Sattelstütze verbaut R RAYMON Komponenten aus eigenem Hause.

Die Geometrie des Trailray E-Seven

Das E-Bike ist in den vier Größen S, M, L, XL erhältlich. 480 mm Reach in L gepaart mit einer hohen Front sollen für ausreichend Platz und ein hohes Sicherheitsempfinden im steilen Gelände sorgen. Der steile Sitzwinkel (76°) und die langen Kettenstreben (475 mm) machen das R RAYMON, auf dem Papier, zu einem guten Kletterer, der nahezu überall hochkommen sollte. Anders als bei der Kettenstrebenlänge setzten die Schweinfurter beim Lenkwinkel auf moderate Zahlen (66°).

Größe S M L XL
Sattelrohr 390 mm 430 mm 470 mm 510 mm
Oberrohr 594 mm 615 mm 640 mm 660 mm
Steuerrohr 120 mm 120 mm 140 mm 140 mm
Lenkwinkel 66° 66° 66° 66°
Sitzwinkel 76° 76° 76° 76°
Kettenstrebe 475 mm 475 mm 475 mm 475 mm
BB Drop 5 mm 5 mm 5 mm 5 mm
Radstand 1.240 mm 1.260 mm 1.288 mm 1.308 mm
Reach 440 mm 460 mm 480 mm 500 mm
Stack 622 mm 623 mm 641 mm 641 mm

Wie fährt sich das R RAYMON Trailray E-Seven auf dem Trail?

Steigt man auf das RAYMON auf, fühlt man sich sofort wohl. Die angenehme Sitzposition in der Ebene und der fein ansprechende Hinterbau sorgen für reichlich Komfort. Schnell wird klar: Das E-Bike ist wie gemacht für lange Tage im Sattel. Der steile Sitzwinkel von 76° positioniert den Fahrer zentral im Bike. Die langen Kettenstreben sorgen dafür, dass die Front im Uphill erst spät steigt. Dadurch erklimmt man lange Anstiege mit Gelassenheit und ohne viel Kraftaufwand. Der kraftvolle Yamaha PW-X2-Motor steht dem Bike hervorragend, und unterstützt den Fahrer auch bei niedriger Trittfrequenz mit seinen kernigen 80 Nm Drehmoment. Vom Hinterbau wünscht man sich an steilen Rampen mehr Gegenhalt, denn dann sackt der Dämpfer weg. Der mittlere Modus am Dämpfer schafft hier nur bedingt Abhilfe.

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Das Fahrwerk arbeitet sensibel und lässt den Kontakt zwischen Reifen und Boden nicht abreißen. Lediglich der zu fein profilierte Schwalbe Nobby Nic-Hinterreifen verhindert, dass die Power des Motors in nahezu allen Fahrsituationen auf den Untergrund übertragen werden kann. Mit dem Smart Assist-Modus muss man sich deutlich weniger Gedanken um den richtigen Gang oder die richtige Unterstützungsstufe machen und man kann sich auf das Gelände konzentrieren. Die unterschiedlichen Unterstützungsstufen des Yamaha-Motors eignen sich hervorragend, um an Rampen nicht schalten zu müssen. Wird es so richtig steil, muss man die höchste Unterstützungsstufe allerdings per Hand zuschalten, diese nutzt der Automatikmodus nicht. Der Motor reagiert schnell und unterstützt auch bei niedrigen Drehzahlen gut. Anfahren am Berg ist mit ihm ein Kinderspiel. Aus dem Stand schiebt er manchmal etwas ungestüm nach vorne – also Vorsicht, wenn ihr euer Pedal im Stand belastet!

Die Performance des Yamaha PW-X2 steht dem Trailray E-Seven 11.0 gut

Tuning Tipps
Hinterreifen mit mehr Profil und ggf. stärkerer Karkasse | 200-mm-Bremsscheibe am Heck

Neigt sich das Vorderrad bergab, verleiht die hohe Front viel Sicherheit und die Länge des Bikes ausreichend Bewegungsfreiraum. Der Hinterbau spricht super feinfühlig an und schluckt kleine sowie große Schläge mit Leichtigkeit, isoliert den Fahrer allerdings vom Untergrund. Grip am Vorderrad ist auch ohne perfekte Fahrtechnik und aktive Belastung der Front in Kurven reichlich vorhanden. Dadurch machen offene Kurven und flowige Abschnitte richtig Laune. Bei Highspeed stößt das Trailray E-Seven aber aufgrund seines indirekten Fahrverhaltens bei Highspeed schnell an eine Wohlfühlgrenze. Der Schwalbe Nobby Nic-Reifen mit Apex-Karkasse, die 180-mm-Bremsscheibe am Hinterrad und der geringe Gegenhalt am Heck steuern ebenfalls ihren Teil dazu bei. Letzteres lässt vor allem bei aktiven Fahrmanövern den Input des Fahrers im Dämpfer verpuffen. Bei schnellen Richtungswechseln, in Anliegern oder beim Abspringen wirkt das Bike träge. Dafür bietet es bei Landungen oder einer verpatzten Linie ausreichend Endprogression und ist dadurch in Extremsituationen gutmütig. Dennoch richtet sich das R RAMON an Fahrer mit einem Fahrstil, bei dem beide Räder weitestgehend am Boden bleiben und mit maximaler Kontrolle bei mittleren Geschwindigkeiten unterwegs sind.

Mit dem Trailray E-Seven erklimmt man lange Anstiege mit Gelassenheit und ohne viel Kraftaufwand

Unser Fazit zum R RAYMON Trailray E-Seven 11.0

R RAYMON bietet mit dem Trailray E-Seven 11.0 für 5.499 € ein preiswertes E-Mountainbike an, das mit zahlreichen Design- und Rahmen-Features punktet. Ausgiebige Touren sind die Paradedisziplin des komfortablen Bikes. Sobald griffigere Reifen am Hinterrad verbaut sind, kann der kraftvolle Yamaha PW-X2-Motor seine Vorteile auch bei allen Witterungsbedingungen ausspielen. Anfänger sowie fortgeschrittene Tourenfahrer und Genießer finden hier ein komfortables Bike. Für ambitionierte E-Mountainbiker mit einem aktiven Fahrstil, die ein Bike zum Heizen suchen, ist es weniger geeignet.

Tops

  • kraftvoller Motor mit smartem Automatikmodus
  • entspannte, komfortable Sitzposition
  • hohes Sicherheitsempfinden bei mittleren Geschwindigkeiten bergab

Flops

  • bei Highspeed indirekt
  • kleine Bremsscheibe hinten
  • pannenanfälliger Hinterreifen mit wenig Grip

Mehr Infos unter: r-raymon-bikes.com



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Words: Photos: Valentin Rühl