Carbon statt Kondition – der bei Bikern beliebte Spruch passt auf jeden Fall zum Quantor Dampfhammer, einem super leichten Vollcarbon-E-Mountainbike mit 150 mm Federweg. Der Fokus des Bikes liegt klar auf der Gewichtsoptimierung. Ob bei so viel Leichtbau Kompromisse im Fahrverhalten und der Zuverlässigkeit eingegangen werden, haben wir auf dem Trail herausgefunden.

Wir haben das Qauntor Dampfhammer E-MOUNTAINBIKE getestet
Quantor Dampfhammer 10.9 | 150/150 mm (v/h) | 19,91 kg | 8.895 €

Carbon soweit das Auge reicht. Am Quantor Dampfhammer 10.9 ist neben dem Rahmen fast jedes Anbauteil, mit dem sich sinnvoll Gewicht einsparen lässt aus der schwarzen Faser hergestellt. Das Ergebnis der kostspieligen Schlankheitskur ist ein 29” E-Mountainbike das mit 150 mm Federweg bestens für den Trail Einsatz gerüstet sein will und dabei unter 20 kg auf die Waage bringt. 19,91 kg sind es im Falle unseres individuell konfigurierten Quantor Dampfhammers. Und es geht noch leichter, denn beim Topmodell Dampfhammer 12.9 Skyline soll die Waage unter 18 kg anzeigen. In Sachen Ausstattungen möchten wir keine gewichtsbedingten Kompromisse eingehen, weshalb wir zum 8.895 € teuren Dampfhammer 10.9 gegriffen haben. Um herauszufinden, ob das E-Mountainbike die Trail-Performance liefert, die seine Highend-Parts und der hohe Preis vermuten lassen, haben wir auf Waldwegen ordentlich Gas gegeben und sind sowohl Flowtrails als auch technisch anspruchsvolles Gelände mit ihm runtergehämmert.

Der Quantor Dampfhammer 10.9 im Detail

Die Ausstattung des schwarzen Carbon-Boliden lässt sich auf die individuellen Bedürfnisse anpassen. Wer sich unsicher ist, ist mit der Standardausstattung bereits gut bedient, kann sich aber auch von den Spezialisten bei Quantor beraten lassen. Das edle FOX-Factory-Fahrwerk, die Laufräder und der Antrieb haben uns bereits auf dem Papier in der Serienkonfiguration überzeugt. Da der Rollwiderstand und das Gewicht beim E-Mountainbike nur eine untergeordnete Rolle spielen, entscheiden wir uns für griffigere Magic Mary-Reifen in der ADDIX-Soft Version und standfestere Shimano SAINT Bremsen mit 200er Scheiben vorne und hinten. Die elektronische Shimano XTR Di2-Schaltung und der Shimano STEPS E8000 Motor teilen sich das Display und verleihen dem Cockpit einen – für E-Mountainbike Verhältnisse – cleanen Look.

Federgabel FOX 36 FLOAT Factory Fit 4 150 mm
Dämpfer FOX FLOAT Factory DPS EVOL LV 150 mm
Motor/Batterie Shimano STEPS E8000 504 Wh
Schaltung Shimano XTR Di2
Bremsen Shimano SAINT
Sattelstütze FOX Transfer Factory 150 mm
Vorbau Race Face Atlas 35 65 mm
Lenker Race Face Next 35 760 mm
Felgen/Naben DT Swiss HXC 1200 Spline
Reifen Schwalbe Magic Mary SG ADDIX Soft 2,6” (v/h)
Gewicht 19,91 kg
Preis 8.895 €

Enge Nummer
Der 29” x 2,6” Reifen passt gerade so in den Rahmen, schleift in Kurven aber gelegentlich an den Sitzstreben
Traktion
Die 2,6” breiten Magic Marys liefern Grip auf jedem Untergrund
Kraftvoll und standfest
Die Saint-Vierkolbenbremse packt ordentlich zu
Schön aber laut
Trotz eleganter Cableports klappern die innnen verlegten Züge bei jeder Erschütterung. In Zukunft sollen Schaumeinsätze für Ruhe sorgen.
Spaltmaße wie beim Fiat…
Die Motorabdeckung sitzt vorne zu eng und hinten zu weit weg vom Rahmen
…Plakette von AMG
Die Bikes werden vom Firmenchef Christoph nach Kundenwunsch in Denkendorf aufgebaut

Die Geometrie des Qantor Dampfhammer

Größe S M L XL
Sattelrohr 400 mm 440 mm 480 mm 520 mm
Oberrohr (horizontal) 585 mm 600 mm 620 mm 640 mm
Steuerrohr 120 mm 130 mm 140 mm 150 mm
Lenkwinkel 66° 66° 66° 66°
Sitzwinkel 74° 74° 74° 74°
Kettenstrebe 460 mm 460 mm 460 mm 460 mm
Tretlagerabsenkung 15 mm 15 mm 15 mm 15 mm
Radstand 1192 mm 1209 mm 1235 mm 1251 mm
Reach 408 mm 416 mm 443 mm 456 mm
Stack 616 mm 625 mm 635 mm 644 mm

Das Quantor auf dem Trail

Klar – ein leichtes E-Mountainbike sollte auch hervorragend klettern. Mit dem Quantor Dampfhammer hatten wir die Möglichkeit, diese These auf die Probe zu stellen.
Die Sitzposition auf dem E-Mountainbike ist ausgewogen und für lange Touren gut geeignet. Trotz des langen Vorbaus sitzt man nicht zu gestreckt auf dem Rad. Der Sitzwinkel fällt uns im SAG allerdings einen Tick zu flach aus, sodass wir eher von hinten, als von oben treten. Wer den Sattel ganz nach vorne schiebt sollte das Problem aber in den Griff bekommen.
Das Fahrwerk ist auf Waldwegen und Forststraßen sehr komfortabel und leitet kaum Erschütterungen an den Fahrer weiter. Dafür muss man ein leichtes Wippen des Hinterbaus in Kauf nehmen. Lange Touren sind mit dem Dampfhammer ein Kinderspiel.

Wer es lieber sportlicher angeht, kann sich im Uphill auch auf anspruchsvolleren Trails verausgaben. Die 2,6” breiten Reifen in der weichen Gummimischung bringen die Leistung des Shimano Motors auch bei schlammigen Bedingungen problemlos auf den Trail. Auf der Suche nach Traktion unterstützt auch das sensible Fahrwerk, indem es dem Untergrund geschmeidig folgt. Ist der Sattel ganz vorgeschoben, lassen sich steile Rampen und Stufen mit dem Dampfhammer mit Leichtigkeit meistern. Durch den langen Vorbau kann man das Gewicht weit nach vorne verlagern, sodass das Vorderrad nur unter extremen Bedingungen vom Boden abhebt. Das hohe Tretlager sorgt für viel Bodenfreiheit und hilft beim Überrollen von Kanten und Hindernissen.

Sattel runter, Ärmel hoch und rauf auf den Trail. Nach nur wenigen Pedalumdrehungen ist das leichte Bike auf Speed. Mit dem kraftvollen Motor den leichten Laufrädern und dem krassen Grip der Reifen beschleunigt das Quantor unglaublich schnell und souverän. Auch über der 25 km/h-Marke lässt es sich noch akzeptabel treten. Allerdings ist dann ein leichter Widerstand des Shimano-Motors zu spüren.
Auf engen verwinkelten Trails lässt sich der Dampfhammer spielerisch bewegen. Das geringe Gewicht und die Position mit viel Druck auf dem Vorderrad sorgen für ein spritziges, agiles Fahrverhalten. Geht es schneller zur Sache, kommt in Kurven jedoch schnell Unbehagen auf. Das Problem ist das hohe Oberrohr an dem man permanent mit den Knien anstößt. Dadurch lässt sich der Dampfhammer nur bedingt in Kurven neigen. Schade, denn die Balance zwischen Vorder- und Hinterrad ist gut gelungen, sodass immer mehr als ausreichend Grip an beiden Reifen vorhanden wäre.

Mit Highspeed durch’s grobe Terrain heizen gehört nicht zu den Stärken des Quantor Dampfhammer. Obwohl das Fahrwerk zu Beginn sehr satt liegt und kleine Brocken tadellos wegfedert, hat es nicht genügend Reserven um harte Schläge effizient zu schlucken. Auch der 65 mm lange Vorbau trägt im steilen Terrain nicht zum positiven Selbstbewusstsein des Fahrers bei. Obendrein ist das E-Mountainbike aufgrund des hohen Tretlagers zu kippelig und instabil, um es richtig krachen zu lassen. Das hohe Tretlager hat aber auch einen Vorteil: Durch die Bodenfreiheit lassen sich Kanten, Steine und Wurzeln problemlos überrollen. Alpine und technisch anspruchsvolle Naturtrails bewältigt der Quantor Dampfhammer mit geringer Geschwindigkeit kontrolliert und problemlos.

Das Quantor Dampfhammer im verblockten Gelände

Fazit

Der Quantor Dampfhammer zählt zu den leichtesten E-Mountainbikes seiner Klasse, die wir je gefahren sind. Den Gewichtsvorteil kann es aber nur im Antritt und auf sehr verwinkelten Trails ausspielen. Für höhere Geschwindigkeiten fehlt es dem Fahrwerk an Reserven und dem Fahrer an Bewegungsfreiraum, sodass der Einsatzbereich des Bikes stark limitiert ist. Deshalb wird der Dampfhammer seinem Preisschild von 8.895 € nicht gerecht. Denn was am Ende zählt, ist die Performance auf dem Trail und nicht nur auf der Waage.

Mehr Infos unter: quantor-bikes.com


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Words: Photos: Valentin Rühl