Leichter Carbonrahmen, eine ordentliche Portion Federweg, gewürzt mit der neuesten Shimano-Motorsystemgeneration und Komponenten à la carte dank Online-Konfigurator. Klingt verführerisch, oder? Das Propain Sresh CF E-MTB will E-Mountainbike-Feinschmeckern jeden Wunsch erfüllen. Doch wie schlägt es sich im Praxistest?
Propain erweitert das E-MTB-Portfolio mit dem Sresh CF nach unten. Es ergänzt das Baller-E-MTB Ekano 2 CF, das mit massiven 180/170 mm Federweg (v/h) daherkommt und bereits an unserem großen E-MTB Vergleichstest gegen 26 andere spannende E-Mountainbikes teilgenommen hat. Das abfahrtsorientierte Trail-Bike Sresh CF kommt hingegen nur mit 160/150 mm Federweg (v/h) und soll sich vor allem durch sein lebhaftes und verspieltes Handling auszeichnen. Angetrieben wird es – je nach Ausstattungsvariante – von einem Shimano EP6- oder EP801-Motor mit 85 Nm, der mit einem 626-Wh-Akku kombiniert ist. In Größe L landet das E-MTB bei 23,8 kg und ist nach dem Specialized Turbo Levo das leichteste Bike im Vergleichstest. Der umfangreiche Online-Konfigurator verschafft dem Propain Sresh CF ein echtes Alleinstellungsmerkmal im Test: Es ist das einzige Bike, das sich in so einem großen Umfang anpassen lässt. Entweder wählt man aus den vorkonfigurierten Ausstattungsvarianten – Base, Ultimate Enduro, Ultimate Trail, Factory – oder stellt sich sein Custom-Bike nach seinen eigenen Vorstellungen zusammen. Je nach Vorliebe lässt sich so auch ein Aufbau mit reinen 29”-Laufrädern oder gemischten Laufradgrößen mit 29” vorne und 27,5” hinten wählen. In unserer Konfiguration kratzt das Propain Sresh CF mit 6.894 € ganz knapp an der 7.000-€-Grenze, ist aber nicht das teuerste E-MTB im Test.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 bis 7.000 € – 5 günstige E-MTBs im Test
Lego-Baukasten 2.0 – Was macht das Propain Sresh CF aus?
Optisch fügt sich das Propain Sresh CF nahtlos in das MTB-Portfolio von Propain ein. Der Carbonrahmen kommt mit seinen geschwungenen Linien in einem modernen Look und wirkt wie aus einem Guss. Für ein cleanes Cockpit wird auf Cableports am Rahmen verzichtet und die Kabel laufen direkt durch den ersten Spacer am Steuersatz in den Rahmen. Auch praktische Features wurden integriert: So kann man mit dem Toolmount auf der Unterseite des Oberrohrs das nötigste Werkzeug auf die Tour mitnehmen. Und dank dem Flaschenhalter-Montagepunkt bleibt man auch an heißen Tagen stets hydriert.
Die wohl größte Besonderheit bei Propain ist der umfangreiche Konfigurator. Hier kann man wie im Restaurant aus der Karte wählen und entscheiden, mit welchen Zutaten man sein Propain Sresh CF würzen will. Bei den Farben setzt Propain nicht auf auffällige Farben wie Senf und Ketchup, sondern eher auf dezente Farben. Polar Blue Gloss, Heavy Metal Gloss oder – wie bei unserem Test-Bike – Raw Gloss bilden die Ankreuzkästchen der Farbpalette. On top lässt sich das Logo in unzähligen Farben an die eigenen Vorlieben anpassen. Nach der Optik kommt der Hauptgang: Dafür kann man nahezu alle Komponenten wie Fahrwerk, Schaltung, Bremsen und vieles mehr je nach Gusto zusammenstellen. In unserem Fall wurde das Propain Sresh CF auf Abfahrts-Performance getrimmt und kommt mit einem RockShox Ultimate-Fahrwerk dahergerollt. Die ZEB Ultimate-Federgabel mit der Charger 3.0-Dämpfungskartusche und der Super Deluxe Ultimate Coil-Dämpfer bieten nicht nur eine hohe Trail-Performance, sondern auch einfache Einstellbarkeit. Es ist übrigens das einzige E-MTB im Test, das ab Werk wahlweise mit einem Stahlfeder- oder Luftdämpfer erhältlich ist. Die NEWMEN Performance 30 Alu-Laufräder rollen in unserer Konfiguration auf 29” daher. Durch den Flip-Chip an der oberen Dämpferumlenkung lässt sich das Propain Sresh CF aber auch auf das Mullet-Setup mit kleinerem 27,5”-Hinterrad umbauen. Dass der Fokus auf Abfahrts-Performance liegt, zeigt auch die Schwalbe-Reifenkombination in der robusten Super Gravity Karkasse vorne und hinten. Für maximalen Grip kommt der Magic Mary-Vorderreifen in der weichen Ultra Soft-Gummimischung, während der Big Betty-Hinterreifen in der etwas härteren Soft-Mischung für einen Kompromiss aus Grip und geringem Verschleiß sorgt – top! Gestoppt wird mit den kraftvollen Formula Cura 4-Vierkolbenbremsen mit 200-mm-Bremsscheiben vorne und hinten. Allerdings gehen die vielen Klemmen von Bremse, Sattelstütze und Remote zulasten der Ergonomie am Lenker. Wer bereit ist, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, sollte im Konfigurator eine SRAM CODE RSC-Bremse im Konfigurator wählen. Denn sie kann sich eine Schelle mit der Schaltung teilen und wird in Sachen Bremsperformance den höchsten Ansprüchen gerecht.
Das neue Propain Sresh CF setzt auf ein Shimano-Motorsystem. In der von uns getesteten Base-Variante ist der Shimano EP6 verbaut, alle andere Ausstattungsvarianten sind mit dem Shimano EP801-Motor ausgestattet. Optisch unterscheiden sich die beiden Motoren bis auf das Emblem nicht, nur das Gehäuse ist beim EP6 aus Aluminium statt aus Magnesium und daher 300 g schwerer. Beide Motoren leisten jeweils 85 Nm Drehmoment, lediglich die Maximalleistung des Shimano EP6 ist etwas geringer. Wer mehr Power will, muss etwas tiefer in die Tasche greifen und bekommt für 300 € Aufpreis den Shimano EP801-Motor. Egal für welchen Motor man sich letztendlich entscheidet, beide sind formschön in den Carbonrahmen vom Propain Sresh CF integriert und der 626-Wh-Akku sorgt zusammen mit der gelungenen Motor-Integration für stimmige Proportionen des Rahmens. Mit seinen 626 Wh ist der Akku der kleinste im Vergleichstest und lässt sich mit einem 4er-Inbus aus dem Unterrohr entnehmen. Der Ladeport ist leicht erreichbar über dem Motor platziert und überzeugt mit einer guten Haptik. Einen Range Extender für den Akku, wie man ihn z. B. am MERIDA mit gleichem Motorsystem findet, gibt es für das Propain leider nicht. Den Überblick über die wichtigsten Infos hat man über die minimalistische Shimano EN600-L-Lenkerremote. Sie zeigt durch farbige LEDs den Akkustand und die gewählte Unterstützungsstufe an. Ein zusätzliches Display wie am MERIDA eONE-SIXTY oder am Specialized Turbo Levo war an unserem Test-Bike nicht verbaut. Je nach Ausstattungsvariante bekommt man aber auch am Propain Sresh CF das Shimano SC-EM800-Display dazu.
Propain Sresh CF
6.894 €
Ausstattung
Motor Shimano EP6 85 Nm
Akku Darfon 626 Wh
Display Shimano EN600-L
Federgabel RockShox ZEB Ultimate 160 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Coil Ultimate 150 mm
Sattelstütze BikeYoke DIVINE 185 mm
Bremsen Formula Cura 4 203/203 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau SIXPACK MILLENIUM 35 mm
Lenker SIXPACK MILLENIUM Alloy 780 mm
Laufradsatz NEWMEN Performance 30 29"
Reifen Schwalbe Magic Mary, Super Gravity, Ultra Soft/ Big Betty, Super Gravity, Soft 2,4/2,4
Technische Daten
Größe S M L XL
Gewicht 45527 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 115 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
Online-Konfigurator
Tuning-Tipp: Aufrüsten auf den etwas stärkeren Shimano EP801 für 300 € Aufpreis
Was kann das Propain Sresh CF im Praxistest?
Bereits auf den ersten Trail-Metern punktet das Propain Sresh CF mit einem hohen Wohlfühlfaktor und ist einfach und intuitiv zu fahren. Es verzeiht Fahrfehler gekonnt, sodass sich auch unerfahrene Fahrer direkt die anspruchsvolle Linie zutrauen. Nur das MERIDA eONE-SIXTY verleiht dem Rider noch mehr Sicherheit und pusht das Selbstvertrauen noch etwas höher. Durch die gute Balance zwischen Front und Heck muss man in offenen Kurven nicht aktiv auf das Vorderrad arbeiten, um den Grip aufrechtzuerhalten, und die Lenkbefehle werden vorhersehbar umgesetzt. Das Propain bietet einen guten Mix aus Laufruhe und Agilität. Durch den Stahlfederdämpfer liegt das E-MTB satt auf dem Trail und ist etwas laufruhiger als das MERIDA, kommt aber nicht ganz an das Canyon Strive:ON heran. Prescht man durch Steinfelder, filtert der sensible Hinterbau Schläge gekonnt weg und bietet viel Grip. Der Stahlfederdämpfer saugt sich regelrecht am Boden fest. Das ist leider auch auf Flowtrails der Fall, und es wird mehr Kraft vom Fahrer gefordert als bei den besten Bikes im Test, um das Propain Sresh CF in die Luft zu bringen.
Das intuitive Handling des Propain Sresh CF holt Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen ab.
Auf dem Weg zum nächsten Trail sitzt man bequem im Sattel. In der Ebene lastet ein leichter Druck auf den Händen. Geht es aber leicht bergauf, sitzt man dann genau richtig im Bike und muss die Front nicht aktiv belasten, um das Vorderrad am Steigen zu hindern. Längere Touren sind mit dem Propain Sresh CF gut machbar, nur das MERIDA eONE-SIXTY ist noch komfortabler. Wagt man sich an technische Uphills, punktet der feinfühlige Hinterbau mit viel Grip und schluckt Schläge gekonnt weg. Der Shimano EP6-Motor kommt zwar an die Power des Shimano EP801 aus dem MERIDA oder dem Bosch Performance Line CX im Canyon nicht ganz heran, dennoch kommt man ohne zu schwitzen am Gipfel an.
Dank dem umfangreichen Konfigurator lässt sich das Propain wie mit einem Lego-Baukasten zu seinem Traum-E-MTB zusammenstellen.
Für wen ist das Propain Sresh CF das richtige Bike, für wen nicht?
Für alle, die ein abfahrtsorientiertes Trail-Bike mit Rückenwind suchen und auch mal härtere Trails unter die Stollen nehmen wollen, ist das Propain Sresh CF eine gute Wahl. Dennoch macht es auch bergauf und auf längeren Touren eine gute Figur und ist durch den Konfigurator an eine Vielzahl von Einsatzszenarien anpassbar.
Fahreigenschaften
DESIGN
- unausgewogen
- stimmig
HANDHABUNG
- umständlich
- clever
PREIS/LEISTUNG
- schlecht
- top
TOUREN- & ALLTAGSTAUGLICHKEIT
- niedring
- hoch
HANDLING
- fordernd
- intuitiv
FAHRSPAß
- langweilig
- lebendig
Einsatzbereich
Schotterweg
Technischer Uphill
Flowtrail Downhill
Technischer Downhill
Fazit zum Propain Sresh CF
Egal ob Flowtrails oder technische Singletrails, das Propain Sresh CF holt mit seinem intuitiven Handling Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen ab. Es punktet mit guten Klettereigenschaften und Tourenqualitäten. Dank dem umfangreichen Konfigurator lässt sich das Sresh CF an viele verschiedene Fahrertypen und Einsatzbereiche anpassen. Das Propain ist ein starker Allrounder, kommt aber an die besten E-Mountainbikes im Test nicht ganz heran und sresht, äh pardon, … schrammt nur ganz knapp am Kauftipp vorbei.
Tops
- individuelle Anpassung durch Konfigurator
- hohe Laufruhe und Sicherheitsempfinden
- holt Anfänger und Fortgeschrittene ab
Flops
- schlechte Cockpit-Ergonomie
Mehr Informationen findet ihr unter propain-bikes.com
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2024 bis 7.000 € – 5 günstige E-MTBs im Test
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Words: Mike Hunger Photos: Mike Hunger