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Update: Porsche kauft Motorenhersteller FAZUA und plant Joint Ventures mit Mobilitäts-Riese Pon/Ponooc

Dieser Artikel wurde am 08.06.2022 geändert.
Der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen investiert weiter in die Bike-Industrie – nach der Übernahme der Mehrheitsanteile von Greyp stehen nun neue Investments und Joint Ventures an: So kauft die Porsche AG den Münchner Motorenhersteller FAZUA und plant Kooperationen mit Europas größter Bike-Unternehmensgruppe Pon bzw. dessen Nachhaltigkeits- und Mobilitätsfonds Ponooc.

Die Porsche AG bzw. deren Tochtergesellschaften tanzen bereits auf vielen Hochzeiten im Bike-Bereich. So gibt es die Porsche-E-Bikes, die in Kooperation mit ADP Engineering bzw. ROTWILD produziert werden, sowie den kroatischen E-Bike-Hersteller Greyp, dessen Hauptanteilseigner Porsche bereits ist. Und nicht zu vergessen die brandneue Bike-Marke Cyklær von Porsche Digital, deren erste Bikes in Kooperation mit Storck, FAZUA und Greyp umgesetzt werden.

Nach der Übernahme von 20 % Firmenanteile an FAZUA im Januar macht Porsche nun ernst und kauft den Hersteller von leichten E-Bike Motoren komplett. Die Übernahme durch Porsche sorgt bei FAZUA für positive Stimmung: Die Freude, nun Teil der Porsche-Familie zu sein, ist groß. FAZUA hat erst kürzlich den neuen leichten E-Bike-Motor Ride 60 vorgestellt, der für Aufsehen in der E-Bike-Szene gesorgt hat.

Der Hersteller von leichten, kompakten Antriebstechnologien wurde 2013 gegründet und setzt mit dem neuen FAZUA Ride 60 insbesondere auf die Kategorie der „light E-Bike-Antriebe“. In unserem Motorenvergleichstest gehen wir im Detail auf die Fahreigenschaften des leichten Vorgängers FAZUA Ride 50 Evation-Antriebs ein.

Porsche plant zwei Joint Ventures mit Bike-Riese Pon/Ponooc

Die vermutlich spannendste News ist noch schwer greifbar und nach deren Ankündigung gibt es bislang noch kaum Details darüber. Fakt ist jedoch: Die Porsche AG plant zwei Joint Ventures mit der Ponooc – dem Nachhaltigkeitsfonds der Pon Holdings B.V.. Die Pon Holdings B.V. ist nicht nur Obergesellschaft einer Unternehmensgruppe, zu der unter anderem Bike-Hersteller wie FOCUS, Cannondale, Santa Cruz, GT, Kalkhoff, Gazelle und Cervélo gehören, sondern auch niederländischer Importeur von Volkswagen und weiteren Mobilitätsmarken.

Das Ausmaß des Handelsunternehmens im Mobilitätssektor veranschaulichen folgende Daten: Laut Pon ist 1 von 5 E-Bikes in Deutschland von einer Pon-Marke, 75 % aller Niederländer besitzen ein Bike einer Pon-Marke und jedes fünfte Auto in den Niederlanden wurde von Pon importiert.

Ponooc ist der Risikokapitalfonds von Pon, der Kapital für Start-ups und Scale-ups bereitstellt. Der Fokus liegt dabei auf Unternehmen, die in den Bereichen nachhaltige Energie und nachhaltige Mobilität tätig sind. Als Teil von Pon verfügt Ponooc über ein umfangreiches Netzwerk in der Mobilitätsbranche. Ponooc ist bestrebt, ein proaktiver (Minderheits-)Aktionär zu sein und unterstützt das Management, wo es nötig ist.

Konkret will die Porsche AG gemeinsam mit Ponooc zwei Joint Ventures gründen, die im Bereich der Elektromobilität tätig sein werden. Das erste Joint Venture soll eine künftige Generation von hochwertigen Porsche-E-Bikes entwickeln, herstellen und vertreiben. Das zweite Unternehmen wird sich auf technologische Lösungen für den schnell wachsenden Markt der Mikromobilität konzentrieren.

Die Freigabe für diesen Expansionskurs unterliegt vorerst noch der Prüfung des zuständigen Kartellamts. Die Übernahme von FAZUA ist hingegen bereits beschlossene Sache. Die bereits bestehende Kooperation mit dem Bike-Hersteller ROTWILD bleibt von den Investitionen der Porsche AG nach eigener Aussage unverändert.


Porsche meint es ernst mit FAZUA und sieht wohl das Potential in FAZUA und dem neuen Ride 60. Mit diesen Schritten will Porsche laut eigener Aussage seine E-Mobilitätsstrategie ganzheitlich vorantreiben und sich im E-Mobilitätsbereich auch abseits des E-Autos positionieren. Die Chancen stehen gut, dass damit nicht nur neue Finanzkraft, neues Know-How und frischer Wind in die Bikebranche kommen, sondern auch allmählich eine Verschmelzung von Bike- und Automobilbranche stattfindet. Das könnte der Weg hin zu einer ganzheitlichen Mobilitätsbranche mit einem entsprechenden, spartenübergreifenden Netzwerk sein. Streben die Stuttgarter mit den Investitionen womöglich an, ein Big Player im E-Bike-Sektor zu werden oder stehen bald Porsche-E-Scooter in der Fußgängerzone? Wir bleiben gespannt, wie sich das Portfolio des traditionsreichen Sportwagenherstellers entwickelt.

Porsche hat bereits in Kooperation mit ROTWILD erste Gehversuche im E-Bike-Sektor unternommen. In unserem Schwestermagazin DOWNTOWN stellen wir euch zwei E-Bikes von Porsche vor.
Auch den neuen Porsche Taycan Turbo Cross Turismo haben wir für euch in unserem Schwestermagazin DOWNTOWN etwas genauer unter die Lupe genommen. Hype oder Zukunft? Der neue Porsche Taycan Turbo Cross Turismo im Test – hier geht es zum Artikel.
Porsche und FAZUA machten bereits zuvor gemeinsame Sache mit dem Cyklær E-Gravel-Bike. Es entstand aus einer Zusammenarbeit von Porsche Digital, Storck, FAZUA und Greyp. Das E-Gravel Bike besitzt einen FAZUA Antrieb und setzt auf einen umfangreichen Digitalisierungsansatz aus dem eigenen Haus. In unserem Schwestermagazin DOWNTOWN stellen wir das Stadt-affine E-Gravel-Bike im Highlight-Artikel über die Eurobike 2021 etwas genauer vor.
Porsche erwarb bereits ende 2021 die Mehrheit an der innovativen E-Bike-Schmiede Greyp und zeigt damit Interesse am E-Bike-Business. Wir haben damals schon alle wichtigen Themen dazu zusammengefasst. Den ganzen Artikel zur Übernahme findet ihr hier.

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Words: Julian Schwede Photos: Diverse

Über den Autor

Julian Schwede

Juli ist es gewohnt, mit großen Kalibern umzugehen. Er schraubt nicht nur gerne an seinem Bike, sondern hat nach seiner Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker an der Königsklasse der Kraftfahrzeuge – Omnibussen – getüftelt und gewerkelt. Als ihm die Entwicklung auf Elektroantriebe im Großformat zu langsam ging, hat er technische BWL studiert und nebenher Tische aus Carbon gebaut. Während sein Dirtbike aus dicken Alu Rohren geschweißt ist, besteht sein Fully ebenfalls aus den schwarzen Fasern und hat ihn schon auf einige Gipfel gebracht. Doch auch angeseilt erklimmt er Berge gern über Klettersteige oder senkrecht an der Wand. Mittlerweile fährt er statt seinem eigenen Bike fast nur noch Bikes aus dem Office-Keller und testet sie auf Leib und Lenker. Neben Bike Reviews kümmert Juli sich auch um das tägliche Newsgeschäft und bezeichnet sich selbst als rasenden Reporter “Carlos Columbus”.