Ausgabe #025 Test

POC Kortal Race MIPS im Test – Zurück in die Zukunft?

POC hat mit dem Kortal Race MIPS einen weiteren Halbschalen-Helm im Programm, der durch modernste Features und markantes Design besticht. Beim DeLorean unter den Helmen wird das neue MIPS -Integra-System eingesetzt, das Drehbewegungen im Falle eines Sturzes verringern soll. Doch lohnt sich der hohe Preis für die neuen Features?

Der POC Kortal Race MIPS ist eine Art Weiterentwicklung des POC Tectal, der aber weiterhin im Portfolio des Ausrüstungsherstellers bleibt. Der optische Unterschied zwischen den beiden Helmen ist allerdings so prägnant, als würde man ein Coupé aus den 1980ern neben eines von heute stellen – nur dass hier der neuere Kortal den kantigen 80er-Charme eines DeLorean verbreitet. Der Kortal Race MIPS ist für stolze 250 € erhältlich und verfügt über das bekannte MIPS-System, das Drehbewegungen bei einem Aufprall deutlich verringern soll. Er ist allerdings der erste Helm mit dem neuen MIPS Integra-System, das komplett in der Helmschale integriert ist und somit auch ohne die bekannte gelbe Schale auskommt. Dadurch wird der Aufbau nochmals verringert und das MIPS-System ist fast unsichtbar. Zudem hat der Kortal Race MIPS einen integrierten NFC-Chip sowie einen Recco-Reflektor – durch beides kann man im Falle eines Sturzes leichter gefunden und identifiziert werden. Der Recco nutzt eine Reflektor-Technik, die man aus dem Ski- und Snowboard-Sport kennt und mit der man bei einer Vermisstensuche oft deutlich einfacher mithilfe von einem speziellen Sensor aufgefunden werden kann. Im NFC-Chip kann man hingegen per App alle persönlichen Informationen wie Adresse, Notfallkontakt und Allergien hinterlegen. Der Rettungsdienst kann die Informationen dann am Unfallort direkt vom Helm auslesen, ohne dass Daten in einer Cloud gespeichert werden müssen.

Der DeLorean unter den Helmen
Außen kantige 1980er, innen modernste Technik: Unter der markanten Form des POC Kortal Race verstecken sich das MIPS Integra-System und modernste Sensoren, damit man nach einem Sturz leichter gefunden werden kann.
Im Inneren des Helms sitzt die Sicherheitszentrale
Sicherheits-Features wie NFC-Medical-ID und Recco-Reflector erleichtern die Rettung nach einem Sturz.
Duschen vorprogrammiert
An matschigen Tagen sind dreckige Haare am Hinterkopf sicher, denn der POC Kortal Race MIPS hat sehr große Öffnungen am Hinterkopf, durch die Schlamm eindringen kann.

Die kantige Form des POC Kortal Race MIPS sorgt zusammen mit dem Innenleben für einen angenehmen Tragekomfort und schicken Look. Der Helm entspricht dem niederländischen NTA8776-Standard für S-Pedelecs und wird damit – im Gegensatz zu anderen Helmen – mit größeren Aufprallgeschwindigkeiten getestet. Er ist verfügbar in Grau, Türkis, Schwarz und Weiß sowie in der fluoreszierenden Version AVIP in Orange. Laut POC soll der Helm für alle mit einem Kopfumfang von S (51–54 cm) / M (55–58 cm) / L (59–62 cm) geeignet sein. Den Kortal Race gibt es auch in einer 50 € günstigeren Version, zwar ohne das MIPS Integra-System, aber dafür auch mit Recco-Reflektor und NFC-ID-Chip. Unsere Empfehlung bleibt das Topmodell mit MIPS-System, denn auf den Schutz vor Drehbewegungen im Falle eines Aufpralls wollen wir nicht verzichten und den braucht im Ernstfall jeder. Eine preislich attraktivere Variante ohne Recco-Reflektor und ohne NFC-ID-Chip, dafür aber mit MIPS, wäre die interessantere Alternative. Die gibt es aber leider nicht.

Genügend Platz für eine Goggle
Über drei Einrastpunkte lässt sich die Position des Visiers einstellen und arretieren. Platz für eine Goggle ist hier auch noch.
Wurde hier was vergessen?
Das neue MIPS Integra-System ist komplett in die Helmschale und Polsterung integriert, kommt dadurch ohne die bekannte gelbe Schale aus und ist kaum als Sicherungssystem zu erkennen.
Das Break-away-Visier schützt euch und sich selbst
Der Klettverschluss hält das Visier beim Fahren zuverlässig an Ort und Stelle – beim Aufprall kann es sich allerdings schnell lösen. Das schützt euch vor Verletzungen und ihr könnt das Visier einfach wieder befestigen, wenn es ganz geblieben ist.

Das Break-away-Visier ist mit drei Einrastpunkten verstellbar und bietet genug Platz, um auch eine Goggle unter dem Visier platzieren zu können. Es wurde außerdem so gebaut, dass das Visier im Falle eines Sturzes abspringen und sowohl sich so selbst als auch den Fahrer vor schlimmeren Folgen schützen kann. Um diesen Effekt zu unterstützen, werden die Seiten durch einen Klettverschluss gehalten. Clever! Ist das Break-away-Visier nicht kaputt, lässt es sich einfach wieder anklipsen. Der Helm hat großzügige Öffnungen, gerade am Hinterkopf fallen sie allerdings extrem groß aus. Sie sichern zwar eine gute Durchlüftung, doch sie haben auch einen Nachteil: Unser Tester Nils musste ziemlich häufig Fliegen und große Matschbrocken aus seinen Haaren ziehen. Die Polsterung ist relativ dünn, was uns in diesem Falle allerdings imponiert hat. Denn der Helm sitzt trotzdem ohne zu wackeln und bietet einen angenehmen Tragekomfort – nur an der Stirn kratzt das Polster im Bereich der Naht etwas. Einstellen lässt sich der Kopfumfang via Drehrad am Hinterkopf, dessen Position sich wiederum in der Höhe über drei Einrastpunkte verstellen lässt. Die seitlichen Straps bieten nur in der Länge Einstellmöglichkeiten, allerdings sitzt das Band angenehm und steht nicht ab.

Tops

  • integriertes MIPS-System
  • Recco-Reflektor und Medical-NFC-ID
  • hochwertige Verarbeitung und modernes Design

Flops

  • Preis
  • große Öffnungen am Hinterkopf sind ein Einfallstor für Matsch

Der hochwertig verarbeitete POC Kortal Race MIPS überzeugt durch ein markantes Design und vereint alle relevanten State-of-the-Art-Schutztechnologien in einem Helm. Die zusätzlichen Sicherheits-Features wie NFC-Chip und Recco-Reflektor sid sinnvolle Technologien, die in der Bike-Branche bislang nur
von wenigen Firmen genutzt werden. Der Preis ist mit 250 € zwar sehr hoch, für die verbauten Features aber gerechtfertigt. Ob man sie wirklich braucht, muss aber jeder für sich entscheiden.

Tester: Nils
Dauer: 5 Monate
Preis: 250 €
Gewicht: 397 g (Größe M)
Mehr Infos: pocsports.com


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Words: Photos: Peter Walker