Erinnerst du dich noch an die Momente deiner Kindheit, in denen die Zeit still stand? Den Spaß, als du eine Wasserschlacht im Garten veranstaltet hast? Die Vorfreude auf das Erdbeereis, das du später über dein Gesicht und T-Shirt verteilen würdest? Das geborgene Gefühl, als dich deine Eltern in den Arm nahmen?

Als Kind hast du die Natur und die alltäglichen Momente geschätzt und das Streicheln einer Katze als das Schönste der Welt wahrgenommen. Es gab Glück zum Anfassen, du hast deinen Emotionen freien Lauf gelassen und musstet nicht irgendjemand sein, sondern warst ganz du selbst. Ohne Zwang, ohne Stress und Sorgen. Im Prozess des Erwachsenwerdens verlieren wir oft die Fähigkeit, unserem Gefühl und unserer Intuition zu folgen. Den gesenkten Blick auf das Handy statt auf den Weg vor uns, die dröhnenden Kopfhörer im Ohr statt der Umgebung zuzuhören, die Gedanken bei WhatsApp statt beim Familiendinner.

Im Job regieren wir mit Härte, man muss ja Stärke beweisen – auch wenn wir wissen, dass es ein Zeichen wahrer Stärke ist, sich Schwächen einzugestehen. Alles muss berechenbar, effizient und effektiv sein: Menschen werden in Unternehmen zur Kostenstelle rationalisiert, alles muss einen Sinn ergeben. Etwas gut zu machen reicht nicht mehr aus. Wir essen vegan, um die Tiere zu schützen, wir fahren elektrisch, um die Welt zu retten und gehen joggen, um fit und schlank zu sein und unsere Fitnesstracker zählen Schritte und überwachen unseren Kalorienverbrauch. Darf man heutzutage nichts mehr einfach machen, weil man es will?

Alles braucht einen tieferen Sinn, selbst wenn wir mit unserem Verstand nur an der Oberfläche kratzen. Alles muss professionell, durchdacht und geplant ablaufen – dabei kann Chaos so schön sein. Wir kontrollieren unsere Gefühle, unterdrücken unsere Emotionen und scheinen dabei zu vergessen, wer wir sind.

Beim Rennradfahren heißt das: Leistungstest, strikte Trainingseinheiten, Ernährungsplan und KOM-Jagd. If it’s not on Strava, it didn’t happen. Bei den Club-Gesprächen geht es um Laktatschwellen, Tretlagersteifigkeit, den Kauf der nächsten Aero-Laufräder – immer mehr, immer schneller, immer besser. Dabei kann Rennradfahren so viel mehr bieten, wenn man sich von seiner verkrampften Erwartungshaltung verabschiedet.

Als uns Pinarello zwei Nytro Elektrorennräder zum Testen schickt, überlegen wir, wie wir das Potenzial dieser Bikes am besten herauskitzeln und darstellen könnten. Die Stereotypen „alter Sack auf E-Bike”, „untrainierte Freundin fährt mit trainiertem Freund“ wollen wir nicht bedienen. Warum stattdessen nicht einfach einen Nicht-Roadie aufs Roadbike setzen? Gesagt, getan!

„Nächstes Wochenende gehen wir Rennradfahren!“ Mein Dad, voll im Mountainbike-Fieber, ist unschlüssig. Das letzte Mal, dass er wirklich was mit schmalen Reifen und noch schmaleren Klamotten in Kontakt gekommen ist, war vor über 20 Jahren. Damals verfolgte er mit seinem Nachbar gespannt Jan Ullrich und die Tour de France – bequem vom Sofa aus am TV! Als ich ihm davon erzähle, dass ich zwei Pinarello Nytro Elektro-Rennräder habe, verwandeln sich sein Bedenken, nicht fit genug zu sein, in kindliche Neugier: „Wie schnell fahren die Räder? Wie viel Leistung haben die Bikes und was für eine Reichweite? Und noch wichtiger: Wohin fahren wir?“

„Lass dich überraschen!“. Drei Worte – und ein Schmunzeln. Ehrlich gesagt, ist mir selbst nicht klar, wohin und wie weit die Reise gehen würde. Das ist mir auch egal, mir geht es darum, mit meinem Dad Zeit zu verbringen – Quality-Time und Zusammensein als Maxime! Mein Motto: losfahren, sehen, wie sich die Stimmung entwickelt und spontan entscheiden.

Um Punkt 17 Uhr haben wir uns verabredet. Um 18 Uhr kommen wir erst los – der Hund will noch gestreichelt, ein Kaffee noch getrunken werden. Bei solch einer Zeitplanung wären die meisten Vereinsmeier und Velominati bereits ausgetickt, wir hingegen starten relaxed mit einem Lachen: Wozu der künstliche Stress? Dinge, die es wert sind getan zu werden, verdienen es in Ruhe getan zu werden!

In entspanntem Tempo geht es los, entgegen klassischer E-Bikes unterstützt das Pinarello Nytro mit FAZUA Evation-Antrieb deutlich subtiler. Die Elektro-Rennräder verleihen meinem Dad in den Anstiegen Leichtigkeit. Dennoch schiebe ich mich an ihm vorbei, führe ihn den Berg hinauf und gebe ihm Tipps. Ich denke an meine Kindheit zurück, das Zusammensein, das von ihm Lernen. Mit einem Lächeln bemerke ich, wie sich unsere Rollen geändert haben. Nun darf ich ihm etwas beibringen, ihn führen und für ihn da sein.

An einem Aussichtspunkt halten wir an, lassen uns ins Gras plumpsen und genießen den Blick in die Weite. Aus einem Schluck aus der Wasserflasche wird eine Wasserschlacht, eine Gaudi, ein versöhnliches Umarmen. Dad hat immer noch eine starke Schulter, an die man sich anschmiegen kann – auch als Erwachsener! Es fühlt sich an wie früher, nur besser!

Weiter geht’s. Wir machen Strecke, ein Po-Klatscher hier, ein Pippi-Stopp dort. Nächster Halt: Marktplatz – zwei Gelato bitte! Erinnerungen an die Kindheit kommen wieder hoch – nur kleckert Papa dieses Mal, nicht ich! Wir vergessen, dass wir Rennradfahren sind. Wir vergessen, dass wir Elektro-Rennräder fahren. Wir leben im Moment und wissen: es ist verdammt schön, gemeinsam draußen zu sein!

  Betrug oder Genuss? Versteht man Elektro-Rennräder richtig, dann stellt sich diese Frage gar nicht.

Sport bietet mehr als Fitness. Elektro-Rennräder sind ein Symbol neuer Möglichkeiten. Sie führen uns raus ins Freie, fördern unseren Spieltrieb und Entdeckergeist. Sie geben uns die Sicherheit, den steilen Anstieg wieder hochzukommen – so wie damals unsere Eltern uns bei schwierigen Aufgaben den Rücken frei gehalten haben. Sie geben uns die Kraft, die uns der stressige Alltag allzu häufig entzieht und die uns fehlt, um überhaupt aufs Rennrad zu steigen – insbesondere wenn man im hügeligen oder bergigen Gelände lebt. Sie geben uns Mut, Rennradfahren nicht nur als Hochleistungssport zu verstehen.

Wer sich auf eine Elektro-Rennrad-Tour einlässt, lernt nicht nur eine neue Facette des Rennradfahrens kennen, sondern entdeckt auch neue Orte, an die er mit dem unmotorisierten Rennrad nie gekommen wäre. Egal ob alleine, mit Freunden, mit Daddy, Mutti oder den Großeltern, alt oder jung, bergig oder flach, Rücken- oder Gegenwind – die Spielregeln bestimmt nicht mehr die Physik, sondern bestimmst du!

  Das Rennrad hört auf Rennrad zu sein. Es wird zum Explore Bike, Fun Bike, Social Bike, Dream Bike, Commute Bike.

Wie lang, wie schnell und wie viel Watt – wer die Erwartungen an sich selbst und seinen Ride in den Hintergrund stellt, der wird neue, einzigartige Momente erleben und mehr Spaß haben. In unserem Fall heißt das in Würde mit dem Elektro-Rennrad eine gute Zeit haben. Wir lassen uns nicht von irgendwelchen scheinheiligen Regeln unterordnen, wir sind wir und einfach nur für uns unterwegs. So wie damals, als Kind – als es uns egal war, was die anderen von uns dachten. Es gibt so viele schöne Dinge im Leben, warum sollte man sie nicht einfach genießen?

Preis: 6.000 € | Antrieb: FAZUA Evation | Akku: 250 Wh | Drehmoment: bis zu 60 Nm | Gewicht: 13,64 kg (Größe 53) | Mehr Infos: Pinarello.com

Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #009

Das GRAN FONDO Cycling Magazin erscheint auf Deutsch und Englisch im digitalen App-Format. Ladet euch jetzt die App für iOS oder Android und lest alle Artikel auf eurem Tablet oder Smartphone. Kostenlos!


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Robin Schmitt Fotos: Benjamin Topf