Es werde Licht! Osram präsentierte dieses Jahr auf der EUROBIKE in Frankfurt ihr erstes Fahrradlicht. Ob das Osram LEDsBIKE RACE 100 SET die Dunkelheit weichen lässt und ob Osram wirklich so innovativ ist, wie das Marketing verspricht? Wir haben für euch das Osram-Fahrradlicht getestet.
Osram – ein Name, den man hauptsächlich mit dem Wechsel von Glühbirnen am Auto verbindet. Jetzt richtet Osram seine Aufmerksamkeit auf den Fahrradmarkt und bringt drei Fahrradlichter-Sets heraus, die jeweils aus Front- und Rücklicht bestehen.
Wir haben die teuerste Version, das RACE 100 SET mit kraftvollen 100 Lux für 49,99 € und die günstigste Variante für 24,99 €, das RACE 50 mit 50 Lux, für euch getestet. Dazwischen platziert sich noch das RACE 80 für 34,99 € mit 80 Lux.
Beide von uns getesteten Varianten sind mit einer USB-C-Schnittstelle zum Laden versehen, für die auch ein Kabel dabei ist. Das Netzteil hat man sich allerdings gespart – also entweder selbst eins organisieren, oder man kapert das des Partners ;). Das RACE 50 SET und das RACE 100 SET kommen mit denselben Gummibandhalterungen zur Montage am Lenker und am Sitzrohr – oder Gepäckträger, wenn denn einer vorhanden ist. Der Aufbau beider Befestigungen, also für Front und Rücklicht, ist fast identisch, nur dass die Aufnahme für den Frontscheinwerfer sich um 360° drehen lässt – das Rücklicht lässt sich hingegen nur neigen. Beim Neigen und Drehen bekommt man ein von feinen Rasten erzeugtes klickendes Feedback. Ein klarer Pluspunkt ist, dass man die Lichteinheit von der Gummibandhalterung ab- und anstecken kann, ohne das Band jedes Mal lösen zu müssen.
Beide Frontlichter bieten drei Helligkeitsstufen, die mit dem Einschaltknopf reguliert werden, und beide haben seitlich am Gehäuse zwei Lichtstreifen – damit man auch von der Seite sichtbar ist. Auf der Oberseite befindet sich zudem eine Anzeige, die den Akku-Ladezustand wiedergibt – 13 Stunden laut Hersteller. Aber nur bei der teureren RACE 100-Variante wird neben dem Akku-Ladezustand noch die Helligkeitsstufe auf der Oberseite angezeigt – nice! Die Verarbeitung der Fahrradlichter mit einem Aluminium-Kühlkörper, einem robusten Plastik-Gehäuse und einer transparenten Polycarbonat-Linse, die für maximale Langlebigkeit sorgen soll, ist hochwertig.
Unterschiede zeigen sich nicht nur im Preis, sondern auch in den Funktionen. Das RACE 100-Fahrradlicht kommt mit Dauerlicht und einer automatischen Erkennung, ob es hell oder dunkel ist – sprich, es schaltet sich von alleine ein. Dazu gibt es noch eine Bremslichtfunktion und am Frontlicht 50 Lux mehr. Spritzwassergeschützt nach IP44 sind aber wiederum beide getesteten Modelle.
Was ist Lux überhaupt?
Lux ist die Einheit, in der die Leuchtkraft des Fahrradlichts angegeben wird. Gemessen wird die Beleuchtungsstärke des Fahrradscheinwerfers im Zentrum des Lichtkegels, senkrecht zur Fahrbahn in 10 m Entfernung. Vereinfacht gesagt, gibt Lux die Helligkeit der Leuchte am hellsten Punkt an. Wichtig ist, dass Lux nichts über die Lichtmenge (Lumen) oder die Breite der Ausleuchtung (Abstrahlwinkel) aussagt. Lux lässt also keine Rückschlüsse zu, wie weit der Lichtkegel der Lampe nach rechts oder links streut.
Hier gelten auch klare Regeln im Straßenverkehr: In Deutschland muss ein Fahrradlicht mindestens 10 Lux haben, damit man keinen Ärger mit den Jungs in Blau bekommt. Genaueres dazu könnt ihr in unserem Artikel über Licht im Straßenverkehr nachlesen.
Wenn man als Mountainbiker oder Outdoor-Enthusiast nicht im Straßenverkehr unterwegs ist, sind einem keine Grenzen gesetzt, was die Lux-Zahl angeht – abgesehen vom Akku des Lichts. Denn je höher die Lux, desto mehr Energie benötigt das Fahrradlicht.
Soviel zur Leuchtkraft der Lampen.
Osram-Fahrradlicht im Praxistest
Obwohl man nachts eher keine Trails fahren sollte – wegen der Tiere im Wald und dem kleinen, aber nicht unbedeutenden Faktor, dass man nichts sieht –, haben wir uns für euch natürlich trotzdem ins Dunkel begeben, um zu schauen, ob das Osram RACE 50-Fahrradlicht Licht ins Dunkel bzw. auf den Trail bringt. Vorneweg: Osram empfiehlt das RACE 50 nicht für den Einsatz auf Trails; nur das RACE 100 wird explizit für „Fahrten im Gelände“ angegeben. Wir konnten es aber nicht lassen und haben beide auf unsere Nachtfahrt mitgenommen.
Osram RACE 50: Es lässt sich dank der Gummibänder ruckzuck am Lenker und am Sattelrohr montieren. Beim Fahren auf Forstwegen und im Straßenverkehr leuchtet das Fahrradlicht zuverlässig den Weg aus, was es durchaus zu einem nützlichen Begleiter macht. Das Frontlicht bietet auf der höchsten Stufe eine gute Sicht, mit der man auch bei 25 km/h entspannt nach Hause düsen kann. Die anderen beiden Helligkeitsstufen haben wir nur genutzt, wenn der Akku zur Neige ging. Auf dem Trail hingegen ist das Licht leider nicht wirklich brauchbar: Durch den schmalen Lichtkegel wird die Fahrt eher zu einem Ratespiel, anstatt genau zu sehen, wohin man fährt – gefährlich! Dieser Effekt wird durch die geringe Leuchtkraft und die Montage am Lenker deutlich verstärkt. Der Lenker zeigt zwar immer in die Richtung, in die man fährt, aber nicht unbedingt dahin, wohin man schaut. Das Licht bewegt sich also nicht wie bei einer Helmlampe mit der Kopfbewegung mit. Dazu kommt, dass bei unebenem Untergrund die Vibrationen direkt auf das Licht übertragen werden. Also lieber nicht mit dem RACE 50 Trails fahren – es ist eher für den Heimweg nach einer herbstlichen Feierabendrunde auf den Hometrails geeignet. Hier wird es bekanntermaßen früher dunkel, und für den Heimweg eignet sich das RACE 50 gut. Das am Sattelrohr ebenso einfach befestigte, aber weniger klobige, relativ starke Rücklicht gibt einem das Gefühl, gut im Straßenverkehr gesehen zu werden, und selbst im größten Stadtgewusel haben wir uns sicher gefühlt.
Osram RACE 100: Das RACE 100 lässt sich genauso einfach montieren wie sein kleiner Bruder und sieht identisch aus. Im dichten Stadtverkehr und auf Forstwegen bis zum Trail-Einstieg ist das RACE 100-Fahrradlicht eine solide Wahl. Für den Trail ist das Licht immer noch nicht geeignet: Zwar bietet die Lampe eine stärkere Helligkeit, aber der Lichtkegel ist nach wie vor zu schmal, um Hindernisse rechtzeitig zu erfassen und wird beschränkt durch die Montage am Lenker. Als Ergänzung zu einer speziell für Trail-Riding entwickelten Helmlampe ist sie jedoch durchaus geeignet. Die automatische Helligkeitserkennung, die zwischen drei Stufen wechselt, ist aus unserer Sicht überflüssig. Ja, sie spart etwas Akku, aber wir wollen, wenn es dunkel ist, möglichst viel sehen und haben deshalb fast immer die hellste Stufe genutzt. Positiv fiel uns die Bremslichtfunktion auf – sie funktioniert zuverlässig und hat uns im Straßenverkehr gut gefallen. Die Akku-Laufzeit des Frontlichts ist im Automatikmodus moderat und erreichte bei uns ca. 5 h, hängt aber natürlich von den individuellen Lichtverhältnissen ab. Auch die Umgebungstemperatur nimmt Einfluss auf das Durchhaltevermögen.
Dank der IP44-Schutzklasse halten beide Fahrradlichter auch Regen und Matsch ohne Probleme stand – bei Matsch sollte man aber hin und wieder drüber wischen, sonst verdeckt dieser die Leuchte.
Die Befestigung an beiden Lichtern ist stabil, aber schon auf Schotterwegen und bei stärkeren Vibrationen, selbst mit unterschiedlichen Lenker-Materialien, ist uns ein nerviges Quietschgeräusch aufgefallen. Kein Drama, aber auf langen Fahrten kann das durchaus stören. Außerdem haben wir bei beiden Lichtern einen Dauerblinkmodus vermisst, der auf langen Straßenfahrten mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte (aber natürlich nicht StVZO-konform ist).
Fazit zum Osram RACE 50 /100 Fahrradlicht
Beide Lichter sind solide, wenn es sich um den Einsatz auf Straßen und Forstwegen dreht. Aber sobald es auf die Trails geht, zeigen sich ihre Grenzen: zu schmaler Lichtkegel und zu viele Vibrationen, die das Licht unruhig werden lassen. Für den Heimweg nach der Feierabendrunde oder als Alltagslicht für den Pendlerverkehr eignen sie sich jedoch gut. Wer richtig auf Trails fahren will, sollte sich aber nach einer Alternative mit mehr Leuchtkraft und einem breiteren Kegel umsehen. Und nach einer Helmlampe.
Tops
- einfache Montage
- gut zum Pendeln
- für Forstwege und Straßenverkehr gut geeignet
Flops
- quietschende Gummibänder
- nicht für Trails geeignet
Mehr Infos findet ihr unter Osram.com
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Words: Robin Ulbrich Photos: Mike Hunger