Das Orbea WILD FS wurde für 2020 von Grund auf neu designt und hat nichts mehr mit seinem Vorgänger zu tun – zum Glück! Macht das neue WILD FS M-LTD mit neuem Motor, neuem Rahmen und komplett neuem Konzept endlich alles besser?
Hier findet ihr alles über den Test des besten E-MTB 2020.
Mit dem neuen WILD FS M-LTD hat Orbea gegenüber dem Vorgänger eine riesige Verwandlung hingelegt. Das eher stümperhafte und unförmige Aluminium-Bike ist durch einen super eleganten Vollcarbon-Rahmen ersetzt worden. Darin integriert findet sich der neue Bosch Performance CX-Motor mit 625-Wh-Akku. Das Farbdesign des 8.999 € teuren Bikes kann im Rahmen des MyO-Programms kostenfrei individuell gestaltet werden. In Sachen Ausstattung ist der Konfigurator jedoch sehr eingeschränkt: Neben Dual-Battery-Option mit zusätzlichen 500 Wh und dem Hub der Sattelstütze lässt sich noch das Fahrwerk wählen.
Ausstattung, Gewicht und technische Daten des Orbea WILD FS M-LTD
Während wir mit der 160 mm FOX 36 GRIP2-Federgabel absolut zufrieden sind, empfehlen wir im Konfigurator das „Downgrade“ vom serienmäßigen Stahldämpfer zum FOX FLOAT X2-Luftdämpfer, der de facto ein riesiges Upgrade darstellt. Aber dazu später mehr. Die restliche Ausstattung ist mit Shimano XTR-Bremsen und XTR-Schaltung absolute Spitze. Auf den 29”-Laufrädern des Orbea WILD FS M-LTD sind gute MAXXIS Minion-Reifen, wobei zumindest das Hinterrad von der stabilen Doubledown-Karkasse profitieren würde.
Orbea WILD FS M-LTD
8.999 €
Ausstattung
Motor Bosch Perfomance Line CX 75Nm
Akku Bosch PowerTube 625Wh
Display Bosch Kiox
Federgabel FOX 36 GRIP2 Factory 160 mm
Dämpfer FOX DHX2 Factory 160 mm
Sattelstütze OC2 Dropper 125 – 170 mm
Bremsen Shimano XTR 4-Kolben 200/200 mm
Schaltung Shimano XTR 1x12
Vorbau Race Face Aeffect R 55 mm
Lenker Race Face Next R 800 mm
Laufradsatz DT Swiss HX1501 SPLINE 29"
Technische Daten
Größe M L XL
Gewicht 22,5 kg
Zul. Gesamtgewicht 133 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 110 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
Bosch DualBattery option
individuelle Lackierung möglich
Geometrie und Größe des Orbea
Das Orbea WILD ist der Beweis, dass es für maximale Trail-Performance nicht zwangsläufig radikale Geometrien braucht. Stattdessen punktet es mit Ausgewogenheit durch die relativ langen Kettenstreben (455 mm). Einzig der Sitzwinkel von 76° nähert sich den Bikes mit extremeren Geometrien im Test an.
Größe | M | L | XL |
---|---|---|---|
Sattelrohr | 406 mm | 444 mm | 483 mm |
Oberrohr | 585 mm | 612 mm | 645 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 65,5° | 65,5° | 65,5° |
Sitzwinkel | 76,0° | 76,0° | 76,0° |
Kettenstrebe | 455 mm | 455 mm | 455 mm |
Tretlager Höhe | 345 mm | 345 mm | 345 mm |
Tretlagerabsenkung | 30 mm | 30 mm | 30 mm |
Radstand | 1.203 mm | 1.232 mm | 1.268 mm |
Reach | 430 mm | 455 mm | 485 mm |
Stack | 621 mm | 630 mm | 644 mm |
Das Orbea WILD FS M-LTD im Test
In der Ebene fällt die Sitzposition auf dem 22,5 kg schweren Orbea WILD FS etwas unkomfortabel aus. Durch den steilen Sitzwinkel und den Fizik Taiga-Sattel, der den Hintern noch weiter nach vorne schiebt, lastet viel Druck auf den Händen. Damit ist das Bike nicht für den entspannten Toureneinsatz zu empfehlen, auch wenn uns die optional mögliche Akkukapazität von 1125-WH rein von den Zahlen in Versuchung führt. Dafür klebt die Front des Bikes auch in steilen und kniffligen Passagen super am Boden. Zusammen mit dem feinfühligen aber kraftvollen eMTB-Modus des Bosch-Motors sind auch schotterhaltige Rampen und fiese Kanten kein Problem für das WILD FS M-LTD. Einzig beim Pedalieren auf ruppigen Trails ist mit dem niedrigen Tretlager Vorsicht und das richtige Timing gefragt, um das Aufsetzen der Kurbeln an Hindernissen zu verhindern.
Braucht es extreme Geometrien? Außer einem steilen Sitzwinkel ist das Orbea WILD FS alles andere als radikal und trotzdem unglaublich schnell.
Zugegeben, mit dem Orbea WILD FS M-LTD sind wir zu Beginn im Downhill nicht gut zurechtgekommen. Wir haben unzählige Set-ups mit verschiedenen Federhärten des FOX DHX2-Stahlfederdämpfers ausprobiert und keines wollte wirklich überzeugen. Glücklicherweise hatten wir von Orbea noch den im Konfigurator wählbaren, 100 € günstigeren Luftdämpfer mitgenommen. Die Performance des Bikes änderte sich radikal, weil das Bike mit Luftdämpfer mehr Progression und dennoch ausreichend Feinfühligkeit besitzt. Mit ihm ist dem Orbea WILD FS keine Strecke zu ruppig und kein Gap zu groß. Das Orbea fleht mit seinem absolut souveränen und definierten Handling seinen Fahrer förmlich an, den Gashahn weit offen zu lassen. Das Fahrwerk und die 2,6” breiten MAXXIS Minion-Reifen arbeiten super direkt und generieren viel Grip, egal auf welchem Untergrund. Mit einer stabileren Karkasse und weniger Luftdruck ließe sich aber noch mehr rausholen. Wird es langsam und verblockt, ist man mit dem WILD FS sicher und präzise unterwegs, wenn auch nicht ganz so agil wie mit Canyon oder FOCUS. Besonders erfahrene Mountainbiker werden auf dem sportlichen Bike verdammt viel Spaß haben und vom Trail-Handling und den Reserven des Orbea WILD FS im technischen Gelände begeistert sein.
Tuning Tipp: FOX FLOAT X2 „Downgrade“ im Konfigurator wählen | Hinterreifen in stabiler Doubledown-Karkasse
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Die Trail-Performance des Orbea WILD FS M-LTD ist sowohl bergauf als auch bergab unübertroffen: Vorausgesetzt, man entscheidet sich schon beim Kauf aktiv gegen den FOX-Stahlfederdämpfer und setzt bewusst auf das „Downgrade“ zum FOX FLOAT X2-Luftdämpfer. Erfahrene (Enduro-)Mountainbiker werden mit dem Orbea WILD FS M-LTD den Spaß ihres Lebens haben. Mit seinen überragenden Fahreigenschaften im technischen Gelände und durchdachten Details wäre das Bike ein heißer Kandidat für den Testsieg, doch die weniger komfortable und sportliche Sitzposition, der limitierte Allround-Einsatzbereich und die nicht perfekte Integration der Motorenkomponenten hindern das Bike, sich in diesem Vergleichstest durchzusetzen.
Tops
- herausragendes Handling bergauf wie bergab
- klasse Look
- Custom-Lackierung
Flops
- Stahlfederdämpfer
- Geschwindigkeitssensor und Ladebuchse
- pannenanfälliger Hinterreifen
- sportliche Sitzposition limitiert Toureneinsatz
Mehr Informationen zum Orbea WILD FS M-LTD findet ihr auf orbea.com.
Das Testfeld
Hier findet ihr alles, was ihr über den Test des besten E-Mountainbike 2020 wissen müsst.
Alles Bikes im Vergleichstest: BULLS SONIC EVO AM 6 | Cannondale Moterra 1 | Canyon Spectral:ON 9.0 | COMMENCAL META POWER 29 TEAM 2020 | CONWAY XYRON 927 Carbon | CUBE Stereo Hybrid 160 HPC | FANTIC XF1 180 Race | FOCUS JAM² 9.9 DRIFTER | Giant Reign E+ 0 Pro | Haibike XDURO Nduro 10.0 | Liteville 301 CE MK1 | MERIDA eONE-SIXTY 10K | Moustache Samedi 27 Trail | Norco Range VLT C1 | NOX Hybrid Enduro 7.1 | Orbea WILD FS M-LTD | Pivot Shuttle 29 | Rocky Mountain Altitude Powerplay Carbon 90 Rally Edition | ROTWILD R.X750 ULTRA | SIMPLON Rapcon Pmax | Specialized Turbo Kenevo Expert | Specialized S-Works Turbo Levo | Trek Rail 9.9 | Whyte E-180 RS V1 | YT DECOY CF Pro Race
Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Felix Stix, Robin Schmitt, Jonas Müssig Photos: Finlay Anderson, Robin Schmitt, Felix Stix, Markus Frühmann