Beim Blick auf die Eckdaten des NOX Hybrid Enduro 7.1 werden viele so richtig schwach: 180 mm Federweg, Brose Drive S Mag-Motor und eine Ausstattungsliste wie aus einem feuchten Biker-Traum. Wird der Traum zur (Trail-)Realität und kann das Bike die Erwartungen erfüllen?

Hier findet ihr alles über den Test des besten E-MTB 2020.

NOX Hybrid Enduro 7.1 | Brose Drive S Mag/625 Wh | 180/180 mm (v/h) | 23,74 kg in Größe L | 7.199 € | Hersteller-Website

„Das ist das neu vorgestellte Bike?“ – Obwohl das NOX Hybrid Enduro 7.1 erst vor wenigen Monaten vorgestellt worden ist, erinnert das Vierkant-Unterrohr, das den entnehmbaren 625-Wh-Akku beherbergt, an die erste Generation integrierter Shimano-Akkus. Doch im Inneren des 7.199 € teuren NOX Hybrid werkelt kein Japaner, sondern ein Brose Drive S in der kompakten und leichten Magnesium-Variante.

Ausstattung, Gewicht und technische Daten des NOX Hybrid Enduro 7.1

Auch die Details des gedrungenen, blauen Aluminium-Rahmens sind teilweise bereits veraltet: Der exponierte Geschwindigkeitssensor, der kurze Kettenstrebenschutz und die Schweißnähte sind nicht gerade makellos. Mit Ausnahme der viel zu pannenanfälligen Reifen ist dafür die Ausstattung aber auf Spitzenniveau: FOX Factory-Fahrwerk mit 36 GRIP2-Gabel und DHX2-Stahlfederdämpfer, super aufgeräumtes Renthal-Cockpit und bissige MAGURA-MT7-Bremsen.

Aufgeräumt
Das Renthal-Cockpit des NOX ist clean und aufgeräumt. Die Blocks Remote ist zwar sehr kompakt und vereint Display und Remote auf kleinem Raum, kann in Sachen Haltbarkeit und Crash-Sicherheit aber nicht überzeugen.
Super exponiert
Brose lässt den Bike-Herstellern bei den Anbauteilen freie Hand. Dennoch hat sich NOX für einen Geschwindigkeitssensor mit Speichenmagnet entschieden. ROTWILD und FANTIC machen vor, wie es besser geht.
Hochstapler
Der wuchtige Akku des NOX sitzt nicht vor, sondern auf dem Brose-Motor. Dadurch wandert der Schwerpunkt des Hybrid Enduro 7.1 spürbar nach oben.

NOX Hybrid Enduro 7.1

7.199 €

Ausstattung

Motor Brose Drive S Mag 90Nm
Akku BMZ Inside UR-V8 625Wh
Display Bloks 14D
Federgabel FOX 36 GRIP2 Factory 180 mm
Dämpfer FOX DHX2 Factory 180 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 150 mm
Bremsen Magura MT7 200/200 mm
Schaltung SRAM XO1 Eagle 1x12
Vorbau Renthal Apex 35 50 mm
Lenker Renthal Fatbar 35 800 mm
Laufradsatz STAN´S Notubes Flow Team 27,5"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 23,74 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 106 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten


Ineffektiv
der Kettenstrebenschutz ist zwar mit weichem Tape extra verlängert, aber nicht lang genug. Bereits nach dem ersten Bunnyhop haben wir uns von Lack im Bereich der Kettenstrebe verabschiedet.
Nicht ganz Serie
In Zukunft setzt NOX statt auf den flach profilierten Continental Trail King wie auch am Vorderrad auf den Baron. Aber auch dessen Karkasse ist für ein 180 mm Bike unterdimensioniert.
Großer Akku = große Probleme
Im Verhältnis zur Akkukapazität ist der Vierkant-Akku des NOX riesig. So groß, dass man mit dem Multitool noch nicht einmal an die Einstellknöpfe des FOX DHX2-Dämpfers kommt: Hier hilft nur der Inbus mit Kugelkopf.

Geometrie und Größe des NOX

Im Gegensatz zu den anderen 180-mm-Bikes im Test setzt das NOX auf eher konservative Geometriewerte. Mit einem Reach unter 450 mm ist es ausgesprochen kompakt. Norco, Whyte und Kenevo sind allesamt mindestens 30 mm länger.

Größe S M L XL
Sattelrohr 405 mm 432 mm 478 mm 529 mm
Oberrohr 586 mm 599 mm 628 mm 658 mm
Steuerrohr 125 mm 125 mm 135 mm 135 mm
Lenkwinkel 64,0° 64,6° 64,6° 64,6°
Sitzwinkel 73,0° 73,6° 73,6° 73,6°
Kettenstrebe 453 mm 453 mm 453 mm 453 mm
Tretlagerabsenkung 15 mm 12 mm 11 mm 11 mm
Radstand 1.216 mm 1.212 mm 1.256 mm 1.286 mm
Reach 403 mm 430 mm 448 mm 478 mm
Stack 617 mm 614 mm 624 mm 624 mm
Helm Fox Flux MIPS | Rucksack Fox Utility Hydration Pack | Shirt Fox Flexair Gothik Jersey | Shorts Fox Ranger Camo Cargo | Schuhe ION Rascal Select

Das NOX Hybrid Enduro 7.1 im Test

Nicht nur optisch steht das NOX Hybrid Enduro 7.1 wie ein Freerider der alten Tage dar. So sitzt es sich auch darauf. Der flache Sitzwinkel und der kompakte Hauptrahmen in Kombination mit dem sehr sensibel ansprechenden Fahrwerk sorgen für Sofa-Feeling und eine angenehme Sitzposition in der Ebene. Doch Brose ist nicht gleich Brose: Im Gegensatz zum FANTIC lassen sich die Unterstützungsstufen des NOX an die persönlichen Vorlieben anpassen. Dafür ist beim NOX aber auch direkter Handlungs- bzw. Tuningsbedarf geboten. Denn mit dem Grundsetup liefert der Motor entweder zu wenig Unterstützung in den niedrigen Stufen, oder setzt zu abrupt und unkontrollierbar in der höchsten Unterstützungsstufe ein. Der schwach profilierte Continental Trail King an unserem Testbike hat keine Chance, die 90 Nm Drehmoment auf den Trail zu bringen. Denn um die Front am Boden zu halten muss oft im Stehen oder weit nach vorne gebeugt pedaliert werden, was jedoch meist zur Folge hat, dass das Hinterrad durchdreht. Hier hat NOX bereits nachgebessert und wird das Hybrid Enduro 7.1 in Zukunft mit dem gröber profilierten Continental Der Baron ausliefern.

Out of date: Das NOX Hybrid Enduro 7.1 ist brandneu, doch in Sachen Formsprache, Geometrie und Fahrwerk leider nicht mehr zeitgemäß.

Teile hui, Trail-Performance pfui: Das NOX Hybrid Enduro 7.1 konnte uns trotz vielversprechender Ausstattungsliste überhaupt nicht auf dem Trail überzeugen.

Auch im Downhill erinnert das NOX an einen Freerider. Das 23,7 kg schwere Bike möchte richtig über den Trail gewuchtet werden. Mit dem langen Sitzrohr, dem kompakten Hauptrahmen und dem hohen Oberrohr lässt es nur wenig Bewegungsfreiheit für aktive Fahrmanöver. Zusammen mit dem schluckfreudigen Fahrwerk ohne richtigen Popp ist das NOX trotz seiner kompakten Geometrie weder wendig noch verspielt und braucht eine wirklich aktive Hand. Man könnte meinen, dass das Bike mit seinen 180 mm Federweg und der klasse FOX Factory GRIP2-Gabel dann im technischen Gelände oder beim Ballern seine Stärken ausspielen kann, doch leider fehlen dem Hybrid Enduro 7.1 bei Highspeed die Laufruhe und ein definierteres Fahrwerk. Der auf Anfrage erhältliche Luftdämpfer könnte hier für mehr Popp und ein progressiveres Heck sorgen.

Tuning Tipp: Dämpfer umdrehen, für leichteres Set-up | Reifen mit stärkerer Karkasse

Fahreigenschaften

7

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspaß

  1. langweilig
  2. lebendig

Motor-Feeling

  1. digital
  2. natürlich

Motor-Power

  1. schwach
  2. stark

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. top

Einsatzbereich

Forstweg

1

Flowtrail bergauf

2

Flowtrail bergab

3

Technischer Singletrail bergauf

4

Technischer Singletrail bergab

5

Downhill-Strecken

6

Fazit

Ein Bike ist mehr als die Summe seiner Teile: Das NOX Hybrid Enduro 7.1 ist der rollende Beweis für dieses Statement. Trotz „Testsieger“-Motor und sehr hochwertiger Komponenten kann es in der Serienausstattung weder beim harten Trail-Einsatz noch auf Touren überzeugen.

Tops

  • aufgeräumtes Cockpit
  • sinnvolle Kabelführung

Flops

  • Fahrwerkabstimmung
  • massives, eckiges Unterrohr
  • hat keine Paradedisziplin auf dem Trail
  • pannenanfällige Reifen

Mehr Informationen zum NOX Hybrid Enduro 7.1 findet ihr auf noxcycles.com.

Das Testfeld

Hier findet ihr alles, was ihr über den Test des besten E-Mountainbike 2020 wissen müsst.

Alles Bikes im Vergleichstest: BULLS SONIC EVO AM 6 | Cannondale Moterra 1 | Canyon Spectral:ON 9.0 | COMMENCAL META POWER 29 TEAM 2020 | CONWAY XYRON 927 Carbon | CUBE Stereo Hybrid 160 HPC | FANTIC XF1 180 Race | FOCUS JAM² 9.9 DRIFTER | Giant Reign E+ 0 Pro | Haibike XDURO Nduro 10.0 | Liteville 301 CE MK1 | MERIDA eONE-SIXTY 10K | Moustache Samedi 27 Trail | Norco Range VLT C1 | NOX Hybrid Enduro 7.1 | Orbea WILD FS M-LTD | Pivot Shuttle 29 | Rocky Mountain Altitude Powerplay Carbon 90 Rally Edition | ROTWILD R.X750 ULTRA | SIMPLON Rapcon Pmax | Specialized Turbo Kenevo Expert | Specialized S-Works Turbo Levo | Trek Rail 9.9 | Whyte E-180 RS V1 | YT DECOY CF Pro Race


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Words: Felix Stix, Robin Schmitt, Jonas Müssig Photos: Finlay Anderson, Robin Schmitt, Felix Stix, Markus Frühmann