Mit dem HeLIUM hat NOX eine neue universale Rahmen-Plattform rund um den FAZUA-Motor entwickelt. In einer anderen Version konnte es uns schon voll und ganz überzeugen. Wie schlägt sich das NOX HeLIUM 5.9 All-Mountain mit 27,5”-Laufrädern im direkten Vergleich?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Light-E-MTB 2020 – 3 super leichte E-Bikes im Vergleichstest

NOX HeLIUM 5.9 All Mountain Expert | FAZUA EVATION/252 Wh | 150/150 mm (v/h)
19,52 kg in Größe L | 5.999 € | Hersteller-Website

Das NOX HeLIUM ist ein sehr vielseitiges Bike So gibt es des HeLIUM in einer ENDURO-Version mit satten 180 mm Federweg oder in der von uns getesteten All-Mountain-Version mit 150 mm Federweg. Als wäre das nicht genug, stellt sich dem Kunden noch die Wahl zwischen 29”- und 27,5”-Laufrädern und zwei Ausstattungsvarianten. Unser getestetes 5.999 € teures NOX HeLIUM 5.9 All-Mountain Expert ist das Einstiegsmodell, rollt auf kleinen 27,5”-Laufrädern und bringt es so auf 19,52 kg. Allen Modellen gemein ist der Carbon-Hauptrahmen mit Aluminium-Hinterbau sowie der FAZUA Evation-Motor im Unterrohr. Im Vergleich zum Hauptrahmen wirkt der Hinterbau mit seinen Schweißnähten und gefrästen Teilen grobschlächtig. Ein Beispiel: Typisch FAZUA kommt ein Geschwindigkeitssensor an der Kettenstrebe zum Einsatz. Im Vergleich zum Lapierre ist er am NOX aber noch exponierter und pannenanfälliger positioniert. Auch die Führung seines Kabels ist am Übergang von Kettenstrebe zum Tretlagergehäuse nicht sonderlich elegant gelöst.

Ausstattung, Gewicht und technische Daten des NOX HeLIUM 5.9 All-Mountain Expert

Während wir uns bei den Rahmendetails noch etwas mehr Liebe fürs Detail gewünscht hätten, trifft NOX bei der Ausstattung den Nagel fast genau auf den Kopf. Die SRAM GX Eagle-Schaltung steht den teureren Modellen in Sachen Schalt-Performance in nichts nach. Auch die RockShox Reverb mit satten 170 mm Hub arbeitet unerreicht schnell und geschmeidig. Dank 200-mm-Scheiben (hinten kostenfreies Upgrade von 180-mm-Scheiben) ist die MAGURA MT5 standfest und kraftvoll genug für lange Abfahrten. Aber auch Details wie die super hochwertigen ODI-Griffe lassen die beiden anderen Bikes zumindest in Bezug auf die Kontaktpunkte alt aussehen. Die RockShox Pike Select bietet ebenso wie das Heck 150 mm Federweg. Eigentlich ist am RockShox Super Deluxe-Dämpfer auch nichts auszusetzen. Doch in Kombination mit dem Hinterbau des HeLIUM ist er zumindest im verbauten Dämpfungs-Tune nicht die richtige Wahl.

Harsch
Die Abstimmung der Dämpfung auf den Hinterbau des HeLIUM ist nicht gelungen. Das Fahrwerk arbeitet zu Beginn sehr unsensibel und harsch, rauscht bei größeren Schlägen aber zu schnell durch den gesamten Federweg.
Your Choice!
Dank variablem Ausfallende kann das NOX HeLIUM mit 27,5”- oder 29”-großen Laufrädern aufgebaut werden. Nachdem wir beide getestet haben, empfehlen wir die 29er-Version.
Ständiges Nachbessern
Die Kette läuft im kleinsten Gang gefährlich nahe am Hauptlager entlang. Der aufgeklebte Kettenstrebenschutz zeigt bereits nach den ersten Metern Abnutzungserscheinungen. Hier müsst ihr immer wieder neues Tape nachkleben.

NOX HeLIUM 5.9 All Mountain Expert

5.999 €

Ausstattung

Motor FAZUA EVATION 55 Nm
Akku FAZUA Battery 250 252 Wh
Display FAZUA Remote B
Federgabel RockShox Pike Select R 150 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe R 150 mm
Sattelstütze RockShox Reverb Stealth 170 mm
Bremsen MAGURA MT5 200/200 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau Truvativ Descendant 40 mm
Lenker Truvativ Descendant DH 800 mm
Laufradsatz DT Swiss H1900 27,5"
Reifen Continental Der Baron Projekt 2,4"

Technische Daten

Größe M L
Gewicht 19,52 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 110 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

Ausstattung individualisierbar


Super exponiert
Der Geschwindigkeitssensor sitzt mit seinem „Spacer“ nicht nur unschön, sondern vor allem super exponiert an der Kettenstrebe. Wer hier einmal einen Ast ins Hinterrad zieht, muss ohne Unterstützung nach Hause treten.
Gratis Upgrade
Serienmäßig wird das HeLIUM mit 180-mm-Bremsscheiben ausgeliefert. Das Upgrade auf die 200-mm-Scheiben ist aber kostenlos. Bei der Bestellung also die richtigen Häkchen setzen!
Smooth operator
Die 170-mm-RockShox Reverb arbeitet smoother, schneller und ergonomischer als alle anderen Variostützen im Test

Geometrie und Größe des NOX HeLIUM

Auf der Suche nach der passenden Rahmengröße ist beim NOX HeLIUM Vorsicht geboten. Das Bike gibt es nämlich nur in den Größen M und L, sodass vor allem kleineren und besonders großen Fahrern das HeLIUM nicht passt. Doch auch wer zwischen beiden Größen steht, sollte unbedingt seine Schrittlänge berücksichtigen. Denn mit 478 mm ist das Sattelrohr in Größe L für kurzbeinige Fahrer oftmals zu lang. Unsere etwas kleineren Tester kamen mit der 170-mm-Variostütze bereits ans Limit. Abgesehen von der Länge ist vor allem der Winkel des Sattelrohrs super modern, obwohl der Sitzwinkel auf dem Papier mit 74,5° der flachste im Test ist. Denn ohne einen markanten Knick im Sattelrohr flacht er mit zunehmendem Sattelauszug nicht so stark ab wie beim Specialized oder Lapierre. Das Resultat: Selbst an steilen Rampen positioniert das HeLIUM seinen Fahrer sehr zentral und in einer effizienten Sitzposition im Bike. Dazu tragen auch die etwa 2 cm längeren Kettenstreben ihren Teil bei.

Größe M L
Sattelrohr 433 mm 478 mm
Oberrohr 610 mm 635 mm
Steuerrohr 135 mm 135 mm
Lenkwinkel 65,0° 65,0°
Sitzwinkel 74,5° 74,5°
Kettenstrebe 453 mm 453 mm
Radstand 1.233 mm 1.259 mm
Reach 446 mm 470 mm
Stack 613 mm 617 mm

Hinterbau und Abstimmung des Dämpfers harmonieren nicht. Wir raten zum Upgrade auf den FOX X2-Dämpfer aus dem Pro-Modell.

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Das NOX HeLIUM 5.9 All-Mountain Expert im Test – Moderne Geometrie trifft harsches Fahrwerk

So stellen wir uns das vor: Die zentrale Sitzposition auf dem NOX HeLIUM ist Spot-on. In Kombination mit der neuen Firmware des FAZUA-Motors lassen sich entspannt Höhenmeter machen. Mit dem NOX machen aber auch anspruchsvollere Trails bergauf richtig Spaß. Das Vorderrad bleibt sogar an steilen Stufen auf dem Boden, sodass man sich voll auf die Linie konzentrieren kann. Besonders im River-Mode ist der FAZUA-Motor mit der Firmware 2.0 sehr natürlich, leicht zu dosieren und liefert in der Spitze dennoch genug Leistung, um knifflige Passagen mit dem HeLIUM besser zu meistern als mit allen anderen Bikes im Test. Erst wenn es im feuchten Gelände oder auf losem Schotter rutschig wird, kommt das NOX an seine Grenzen. Denn dann können das straffe Fahrwerk und der Continental-Reifen der Baron am Hinterrad nicht mehr ausreichend Traktion generieren.

In Sachen Fahrwerk ist das NOX das absolute Gegenteil zum Lapierre. Hinterbau bzw. Dämpfer sind vor allem zu Beginn des Federwegs super straff abgestimmt. So bleibt das Heck zwar auch im Wiegetritt sehr antriebsneutral, bietet bergab aber nur wenig Grip. Bei Wurzelteppichen scheint das Hinterrad an jeder Kante hängen zu bleiben und zu stocken. Obwohl die moderne Geometrie den Fahrer auch im Downhill zentral im Bike positioniert, ist das Heck bei feuchten Bedingungen so nur schwer zu kontrollieren. Ist das HeLIUM dennoch auf Geschwindigkeit, schlägt der Dämpfer an größeren Kanten und bei Landungen zu leicht durch. Wir hatten das NOX bereits in der Top-Ausstattung mit einem FOX X2-Dämpfer im Test. Er ist gegen 300 € Aufpreis auch in der Expert-Version verfügbar und verbessert die Hinterbau-Charakteristik des HeLIUM grundlegend.

Schade, dass die Hinterbau-Performance auf dem Trail nicht überzeugen kann, denn große Teile der Ausstattung und die Geometrie des NOX HeLIUM sind sehr gelungen, wie auch unser Test des Pro-Modells zeigt. Mit einem Dämpfer-Upgrade kann man das volle Potenzial nutzen! Einzig auf richtig glatten und top gepflegten Flowtrails mit Anliegern, Wellen, Sprüngen und ohne Bremsrillen kommen wir gut zurecht. Das straffe Fahrwerk mit zu viel Dämpfung und den damit verbunden Schlägen, die an den Fahrer weitergeleitet werden, limitieren ohne Upgrade den Einsatzbereich.

Tuning-Tipp: Dämpfer-Upgrade auf FOX FLOAT X2 aus dem Pro-Modell (300 €) | kleine Fahrer kürzen den 800 mm breiten Lenker

Fazit

Das NOX HeLIUM ist ein Rad mit sehr viel Potenzial. Bei unserem ersten Test hat uns das PRO Modell mit FOX-Fahrwerk und 29”-Laufräder voll überzeugt. Leider hat NOX jedoch den RockShox-Dämpfer schlecht abgestimmt. Zusammen mit den 27,5”-Laufrädern fährt das Rad in diesem Test hinterher. Schade, denn die Basis aus kräftigen FAZUA-Motor und gelungener Geometrie stimmt.

Tops

  • klasse Sitzposition
  • gute und individualisierbare Ausstattung

Flops

  • Abstimmung des Fahrwerks (Dämpfer-Tune)
  • nur zwei Rahmengrößen
  • sehr exponierter Geschwindigkeitssensor

Mehr Informationen findet ihr unter noxcycles.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Light-E-MTB 2020 – 3 super leichte E-Bikes im Vergleichstest

Alle Bikes im Test: Lapierre eZesty AM 9.0 (Zum Test) | NOX HeLIUM 5.9 All Mountain Expert | Specialized Levo SL Expert (Zum Test)


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Words: Photos: Christoph Bayer