Das NOX HeLIUM 5.9 ALL-MOUNTAIN ist kein gewöhnliches E-Mountainbike. Kleiner Akku, kompakter FAZUA-Motor und eine vielversprechende Geometrie sollen dem HeLIUM ein besonders agiles Handling verleihen. Kann das Konzept auf dem Trail überzeugen?

NOX HeLIUM 5.9 ALL-MOUNTAIN Pro | FAZUA Evation/252 Wh | 160/150 mm (v/h) | 19,18 kg in Größe L | 7.999 € | Hersteller-Website

NOX ist einer der wenigen Hersteller, die das FAZUA Evation-System in einem Full-Suspension E-Mountainbike einsetzen. Zusammen mit dem Lapierre eZesty begründet das HeLIUM die neue Kategorie der leichten E-Mountainbikes mit geringer Motorunterstützung. Die Idee dahinter: Mit weniger Motorleistung muss auch der Akku nicht so groß sein, sodass dank geringerem Gewicht und kompakterer Abmessungen des Systems das Handling deutlich verbessert wird. Obendrein lassen sich der FAZUA-Akku und -Motor im Handumdrehen ausbauen, sodass das HeLIUM auch als Mountainbike ohne Motor genutzt werden kann. Das NOX HeLIUM gibt es in einer Enduro-Version mit satten 180 mm Federweg sowie in der von uns getesteten All-Mountain-Konfiguration mit 160/150 mm Federweg. Beide Varianten sind sowohl mit 27,5”- als auch mit 29”-Laufrädern verfügbar. Unser 7.999 € teures NOX HeLIUM 5.9 ALL-MOUNTAIN Test-Bike bringt es mit 29”-Laufrädern auf 19,18 kg Gesamtgewicht.

Das NOX HeLIUM 5.0 ALL-MOUNTAIN Pro im Detail

Bereits auf den ersten Blick macht das NOX HeLIUM 5.0 ALL-MOUNTAIN Pro klar, dass es das Topmodell ist. Der schwarze Carbon-Rahmen greift das Gold des FOX Factory-Fahrwerks und der SRAM XX1-Schaltung auf. Auch die FOX Transfer-Sattelstütze kommt im Kashima-Gold und – viel wichtiger – mit satten 175 mm Verstellweg. Die restliche Ausstattung ist ebenfalls hochwertig und größtenteils sehr sinnvoll gewählt. Die Continental-Reifen Der Baron sind auf Stan’s NoTubes Arch CB7-Laufrädern aufgezogen. Einzig bei der MAGURA MT7-Bremse hätten wir uns am Hinterrad eine 200 mm große Bremsscheibe gewünscht. Ohne Mehrkosten lässt sich das Bike auch mit 200-mm-Scheiben bestellen – also beim Kauf unbedingt auf die Details achten.

Griffe, Bremsen und Schaltung überzeugen. Der MAGURA-Matchmaker positioniert den Schaltgriff aber fast unerreichbar weit vom Griff entfernt. Unser-Tipp: Die Klemmschellen beider Bremshebel miteinander tauschen.
Auf Anfrage und dazu kostenlos wird das HeLIUM auch mit einer 200-mm-Bremsscheibe am Heck ausgeliefert. Wir raten unbedingt dazu.
Gold soweit das Auge reicht. Geschaltet wird mit der SRAM XX1 Eagle …
… und auch das FOX Factory-Fahrwerk mit Kashima-Beschichtung schimmert in den Farben der Rahmendetails
Der Versatz in den Decals ist übrigens gewollt – und Geschmackssache

Im Inneren des schlanken Unterrohrs sitzt der FAZUA Evation-Motor. Hier sorgt vor allem der mit 250 Wh relativ kleine Akku für den schlanken Look gegenüber herkömmlicher E-Mountainbikes. Die 3,3 kg schwere Einheit mit dem 60 Nm starken Motor und Akku lässt sich im Handumdrehen aus dem Unterrohr klicken. Im Rahmen bleibt dann nur das Getriebe rund um das Tretlager. So lässt sich das NOX HeLIUM auch ohne Motor und mit nur geringem Zusatzgewicht nutzen. Der Clou: NOX liefert das passende Cover gleich mit. Das Teil ermöglicht es, das Unterrohr in einen riesigen Kofferraum zu verwandeln. Hier sollten aber nur weiche Gegenstände verstaut werden, denn wer sein Multitool darin verstaut, kann auch mit einer Rassel auf den Trail gehen.

Die gesamte FAZUA-Antriebseinheit samt Akku und Motor lässt sich im Handumdrehen aus dem Bike nehmen
Im Bike bleibt dann nur das Getriebe rund um das Tretlager. So lässt sich das NOX HeLIUM auch ganz ohne Motor…
…aber mit riesigem Staufach im Unterrohr verwenden. Daraus resultieren zwei Bikes in einem.
Wer mag, kann die Antriebseinheit mit einem Schloss gegen Diebstahl sichern
Ist das Schloss offen, lässt sich die Antriebseinheit auf dem Trail ohne Schlüssel im Bike fixieren und lösen – praktisch
Der FAZUA-Akku fällt nach acht Stunden ohne Benutzung in den Tiefschlaf. Dann lässt sich das System nur noch nach kurzem Ausklicken des Akkus und nicht mehr von der Remote aus starten.
Der Geschwindigkeitssensor sitzt sehr exponiert auf der Kettenstrebe. Obendrein kann sich auch der Speichenmagnet schnell verdrehen oder lösen. Hier wünschen wir uns eine Lösung mit besserer Integration.
Von Weitem wirkt das Cockpit clean und aufgeräumt …
… anstelle der klobigen Remote wünschen wir uns beim HeLIUM aber eine noch schlankere Lösung

NOX HeLIUM 5.9 ALL-MOUNTAIN Pro

7.999 €

Ausstattung

Motor FAZUA Evation 60 Nm
Akku Evation Battery 250 Wh
Display FAZUA Remote b
Federgabel FOX 36 Factory Grip 2 160 mm
Dämpfer FOX Float X2 Factory 150 mm
Sattelstütze FOX Transfer Factory 175 mm
Bremsen MAGURA MT7 200/180 mm
Schaltung SRAM XX1 Eagle 1x12
Vorbau Renthal Apex 35 40 mm
Lenker Renthal Fatbar Lite Carbon 780 mm
Laufradsatz Stan’s NoTubes Arch CB7 29"

Technische Daten

Größe M L
Gewicht 19,18 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 110 kg
Anhänger-Freigabe n/a
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

modulares FAZUA-Motorsystem

Geometrie und Größe des NOX HeLIUM

In Sachen Geometrie gibt sich das NOX HeLIUM ALL-MOUNTAIN modern. Mit 470 mm Reach (Größe L) und einem Lenkwinkel von 65° zeigt es bereits auf dem Papier, dass es für die schnellere Gangart gemacht ist. Mit 74,5° ist der Sitzwinkel zumindest auf dem Papier auf der flachen Seite. Dafür hat das Sitzrohr keinen Knick, sodass er mit dem Sattelauszug nicht weiter abflacht. Was das bergauf bedeutet, verraten wir später. Die Kettenstreben sind mit 453 mm für 29”-E-Mountainbikes im Mittelfeld. Verglichen mit nicht motorisierten Trail-Bikes, gegen die sich das HeLIUM ja auch behaupten muss, sind sie sehr lang. Leider bietet NOX das HeLIUM vorerst nur in den Größen M und L an. Kleinere Fahrer, die ein langes Bike bevorzugen und zur Rahmengröße L greifen, müssen unbedingt die Länge des Sattelrohrs beachten. Mit 478 mm schränkt sie die Wahl zwischen den Größen ein. Richtig kleine und große Fahrer schauen aktuell in die Röhre.

Größe M L
Sattelrohr 433 mm 478 mm
Oberrohr 610 mm 635 mm
Steuerrohr 135 mm 135 mm
Lenkwinkel 65° 65°
Sitzwinkel 74,5° 74,5°
Kettenstrebe 453 mm 453 mm
Tretlager Höhe n/a n/a
Radstand 1249 mm 1259 mm
Reach 446 mm 470 mm
Stack 613 mm 617 mm

Das NOX HeLIUM 5.9 ALL-MOUNTAIN Pro im Test

Trotz der modernen Geometrie ist die Sitzposition auf dem HeLIUM in der Ebene ausreichend komfortabel für längere Transfers und Touren. Sobald es bergauf geht, kann das HeLIUM seine Stärken wie das Sitzrohr ohne Knick aber noch besser ausspielen. Denn auf dem Trail fühlt sich der Sitzwinkel deutlich steiler als die angegeben 74,5° an. Auch große Fahrer, die den Sattel weit hinausziehen müssen, sitzen zentral auf dem Bike. Zusammen mit den langen Kettenstreben bleibt das Vorderrad auch an steileren Rampen am Boden.

Die Sitzposition auf dem NOX HeLIUM ist top

Der FAZUA Evation-Motor schiebt in der höchsten seiner drei Unterstützungsstufen (Rocket-Mode) mit maximal 60 Nm Drehmoment ordentlich an. Wer bergauf aber denselben Geschwindigkeitsrausch wie mit einem Bosch- oder Shimano-Motor sucht, wird beim FAZUA nicht fündig. Der Rocket-Mode ist in etwa mit dem Tour-Modus von Bosch vergleichbar. Dafür lässt sich der Motor im HeLIUM sehr gut dosieren und bietet so auch im technischen Uphill viel Kontrolle über das Bike. In Kombination mit dem aktiven Fahrwerk und ausreichend Grip an den Reifen lassen auch nasse Wurzeln, glitschige Steine oder Schneefelder das Hinterrad kaum durchdrehen. Die beiden schwächeren Unterstützungsstufen nutzen wir nur, wenn wir mit Mountainbikern ohne Motor in einer Gruppe unterwegs sind. Richtig spürbar oder kraftvoll sind sie nämlich nicht. Außerdem neigt der Hinterbau dann zum Wippen. Hier sorgt der Griff zur Dämpferplattform oder doch der Rocket-Mode mit seinem konstanten Kettenzug für Ruhe am Heck.

Um mit den herkömmlichen Motoren-Systemen mitzuhalten, muss man beim NOX HeLIUM mit seinem FAZUA-Motor ordentlich in die Pedale treten.

Dass das NOX HeLIUM bergauf nicht so schnell sein wird wie die super kraftvollen Bikes der Bosch-Liga, ist klar. Die viel interessantere Frage lautet: Wie ist das Handling des NOX HeLIUM bergab? Die kurze Antwort: für ein E-Mountainbike verdammt gut.

Mit einem Reach von 470 mm und den relativ langen Kettenstreben positioniert das HeLIUM seinen Fahrer zentral im Bike. In Kurven generiert das ausgewogene Bike bereits ohne großen Körpereinsatz viel Grip an beiden Reifen. Egal ob in Anliegern oder auf rutschigen offenen Kurven, man kann es mit ihm richtig krachen lassen. Mit dem kleineren Akku lastet nicht so viel Gewicht auf dem Vorderrad wie bei vielen anderen E-Mountainbikes. Dadurch sind auch schnelle Richtungswechsel und Linienänderungen kein Problem.

Nicht nur das relative geringe Gewicht, sondern auch der gute Gegenhalt aus dem Fahrwerk lassen das HeLIUM willig in die Luft ziehen. Auf sprunglastigen Strecken lädt das verspielte Bike zu Manuals und Whips ein. Dennoch fühlt es sich auch bei höheren Geschwindigkeiten wohl und vermittelt auch im steileren oder verblockten Terrain dank ausreichend Bewegungsfreiheit viel Sicherheit.

Tuning-Tipp: Matchmaker beider Bremshebel miteinander tauschen | 200-mm-Bremsscheibe hinten wählen

Ohne die Motoreinheit fällt das Gewicht des HeLIUM auf 15,88 kg und ist damit noch rund 2,5 kg schwerer als vergleichbare Trail-Bikes ohne Motor. Dennoch kann das Handling auch ohne Motor überzeugen. Vor allem auf flacheren, und kurvigen Passagen oder beim Abspringen holt das HeLIUM so noch ein Quäntchen Spritzigkeit heraus. Welten liegen aber nicht zwischen dem Handling mit und ohne Motoreinheit.

Fazit

Mit 19,18 kg ist das NOX HeLIUM 5.9 ALL-MOUNTAIN Pro auf der Waage noch immer kein richtiges Leichtgewicht. Auf dem Trail überzeugt es aber dennoch mit seinem ebenso direkten wie verspielten Handling, wie wir es von Bikes der Bosch-Liga nicht kennen: Die Front des HeLIUM ist um ein Vielfaches leichter und einfacher in die Luft zu kriegen. Bergauf muss es sich allerdings genau diesen Bikes geschlagen geben. Mit dem NOX HeLIUM lässt man es lieber bergab richtig krachen.

Tops

  • sehr agiles und intuitives Handling bergab
  • modulares FAZUA-Motorsystem
  • sinnvolle und hochwertige Ausstattung
  • bergab super leise

Flops

  • kein Flaschenhalter
  • Geschwindigkeitssensor mit Speichenmagnet

Mehr Infos unter: noxcycles.com

Hier findet ihr mehr zum Thema Specialized Levo SL und E-MTB Light:


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Photos: Robin Schmitt