Die Minutenanzeige unten am Bildschirm läuft unaufhörlich weiter, es ist schon fast 17.30 Uhr. Die Daten darüber sind längst zu einem unlesbaren Brei verschwommen, die Konzentration liegt auf der Frage, wie man am schnellsten nach Hause kommt. Aber wer sagt eigentlich, dass man nur am Wochenende Freizeitspaß haben kann? Wir tagträumen von 9 bis 5, und dann ist es Zeit, mit ein paar Kumpels shredden zu gehen!

Für viele Biker bedeutet der Winter den Tod jeglichen Ehrgeizes. Wir kennen doch alle das Gespräch: „Gehst du heute noch fahren?“ „Nee, ich hab’ schon meine Netflix-Hose an, ich bleib daheim.

Wenn die Jahreszeiten Getränke wären, dann wäre der Frühling ein fruchtiger Rosé, der Sommer ein hopfiges Weißbier, der Herbst ein kupferfarbenes Ale und der Winter das Guinness: tiefes Dunkel mit einem winzigen bisschen Helligkeit obendrauf. Der Winter auf der Nordhalbkugel macht keine Unterschiede zwischen den Menschen. Er hebt sein Glas und spricht: „Ist mir völlig egal, wie sehr du es brauchst, endlich mal wieder rauszugehen. Prost, auf deine Träume!“

Neue Stunden aus dem Tag rausholen

Wenn die Tage kürzer werden, müssen wir eben kreativer mit unserer Zeit umgehen. Auch wenn wir draußen auf dem Trail oft so tun – wir sind nun mal keine Kinder mehr und unsere Freizeit ist ein knappes Gut. Zeit für Abenteuer muss jetzt abgewogen werden gegen Zeit mit der Familie, Zeit zum Einkaufen oder sogar zum Hausputz. Und verdammt, selbst der Hund fordert seinen Anteil an diesen kostbaren Tagesstunden! Freizeit ist nicht mehr einfach frei, sie muss verdient werden, ausgehandelt, oder auch einfach gestohlen. Für viele ist eine Tour bei Tageslicht im Winter ein längst vergessener Traum, doch Nachttouren bieten eine gehörige Dosis Erlösung: ein Schuss Biking ohne das Risiko, dass man gefeuert wird oder der Haussegen schief hängt.

Starke Lampen erlauben uns, unser Königreich für ein paar Stunden zurückzuerobern. Wir tauschen Lumen gegen Spaß und zeigen dem Winter den Mittelfinger.

Jede Tour schmeckt nach Abenteuer

Es geht aber nicht nur darum, irgendwie ein bisschen Zeit auf dem Trail rauszuschlagen – nachts fahren kann richtig Spaß machen. Altbekannte Trails werden plötzlich zu etwas Neuem, Aufregendem, wie eine alte Flamme nach zu viel Bier. Jeder Trail wird zu einem Abenteuer: Den Abgrund erahnen, die Bäume rechtzeitig erkennen, die sich urplötzlich in den Weg stellen. Wir preschen nach vorn in einer Blase aus Licht, die Angst im Kopf weicht einem Spannungsbogen im ganzen Körper. Auf der Abfahrt erlebt jeder seinen persönlichen Wettkampf, jede kleine Tour hat eine dunkle Seite und schon nach ein paar Kurven ist die Plackerei von 9 bis 5 vergessen. Das ist unsere Droge, unsere gestohlene Zeit.

Träumen von 9 bis 5, Fahren von 7 bis 11

Aus der Entfernung muss unsere kleine Prozession wie eine kultische Pilgerfahrt aussehen, eine Kette aus Lichtern, die sich langsam den Berg hoch bewegt, bevor sie in eleganten Linien den Hang entlang hinunter zieht. Wir scheinen Funken zu sprühen und hinterlassen Lichtspuren wie billige Wunderkerzen, wir zeichnen unsere Errungenschaften in die kalte Nachtluft. Im Dunkeln sind wir Könige, die Herrscher der Trails, keine Wanderer weit und breit, die unseren Flow stören würden. Sprüche und Storys fließen gesichtslos aus der Dunkelheit heraus – und es sind ja meistens die nächtlichen Gespräche, die unter Freunden am meisten bedeuten.

Du denkst, Dunkelheit ist deine Verbündete? Aber du hast dich lediglich angepasst, wir wurden in ihr geboren

Wenn ihr nie der verschworenen Gemeinschaft der Nachtfahrer beigetreten seid und das Gefühl nicht kennt, einen Trail im Dunkeln runterzuheizen, dann verpasst ihr was. Hier kommen die drei Gesetze der Erleuchtung, mit denen ihr die Dunkelheit zu eurer Verbündeten macht.

Power ist nicht das Wichtigste, sie ist das Allerwichtigste!

Das einzige, was besser ist als viel Licht, ist noch mehr Licht. Je stärker eure Lampe ist, desto weiter könnt ihr sehen, schneller fahren und mehr Spaß haben! Eine Lampe mit 1.500 Lumen sollte das absolute Minimum sein, doch die besten auf dem Markt haben mittlerweile mehr als doppelt so viel und machen buchstäblich die Nacht zum Tag.

Setzt die Power richtig ein

Ihr habt jetzt zwar Power, doch die muss richtig eingesetzt werden. Batterieladung ist ein Strategiespiel, also macht es wie die Großmeister und reduziert die Helligkeit beim Uphill, um Saft zu sparen. Nutzt die volle Leuchtkragt nur, wenn es abwärts geht, und feuert niemals 3.000 Lumen in die Gesichter eurer Begleiter. Ein Nachtfahrer mit Manieren beherrscht die Kunst der Konversation auch dann, wenn er nach unten schaut.

Kauft euch die beste Lampe, die ihr euch leisten könnt

Es mag noch witzig sein, wenn die Lampe eures Kumpels bei niedriger Geschwindigkeit urplötzlich ihren Geist aufgibt. Wenn das aber auf einem Vollgas-Abschnitt bergab passiert, ist dann doch schnell Schluss mit Fun. Ebenso, wenn eine Billig-Lampe eure Garage in Flammen setzt, nur weil ihr sie dort ladet. Es gibt viele super günstige Lampen, doch wie bei jedem sicherheitsrelevanten Ausrüstungsgegenstand sind spezialisierte Marken langfristig gesehen die bessere Investition. Vor allem da Bike-Lampen heutzutage eine bessere Leistung haben als je zuvor. Aus super kompakten Designs zaubern sie eine enorme Leuchtkraft hervor. Und der bessere Weitblick ermöglicht euch, schneller zu fahren und einfach mehr Spaß zu haben.

Was sind also unsere Empfehlungen für euer nächtliches Trail-Biken? Am besten ist die Kombination aus einer starken Lampe für die Montage am Lenker und einer Helmlampe. Sollte euer Budget nur für eine Leuchte ausreichen, dann befestigt sie an eurem Helm. Dadurch genießt ihr nicht nur einen uneingeschränkten Blick auf den Trail, sondern blickt auch beim Durchfahren einer 90°-Spitzkehre nicht kurzzeitig in völlige Dunkelheit. Wenn es ordentlich zur Sache geht, dann ist es besser, wenn euer Kopf die Richtung weist.

Lupine SL X

Die Lupine SL X prahlt mit 1.800 Lumen, ist StVZO-zugelassen und designed für euer E-MTB. Denn die 350 € teure Lampe wird direkt mit eurem E-MTB-Motor verbunden und zieht sich ihre Power aus dem Hauptakku, was ihr eine super lange Laufzeit beschert. Sie ist mit den meisten gängigen Motoren kompatibel und besitzt unterschiedliche Licht-Modi. Ihr könnt bei der Lupine SL X zwischen einem automatischen Tagfahrlicht, einem Abblendlicht sowie einem Fernlicht umschalten – und das alles via Fernbedienung am Lenker.

In unserem EUROBIKE-Artikel findet ihr noch mehr Informationen zur Lupine SL X.

Supernova MINI PRO-B54

Wenn ihr die Power einer festen Lampe am Lenker bevorzugt, diese jedoch tagsüber abnehmen wollt, dann ist die 539 € teure Supernova MINI PRO-B54 eine gute Wahl. Sie bekommt ihren Saft aus einem eigenen, externen Akku. Wie ihre permanent befestigten Pendants verfügt auch sie über ein 450 Lumen starkes Abblendlicht sowie ein ebenfalls mittels Fernbedienung aktivierbares Fernlicht, das einen Output von 1.600 Lumen generiert. Die Lampe ist StVZO-zugelassen und kommt mit einer Kabel-Fernbedienung. Der schlanke Akku versorgt die MINI PRO-B54 für 2,5 bis 50 Stunden mit Strom und lässt sich in 2,5 Stunden wieder aufladen. Außerdem besitzt er eine integrierte Akku-Heizung, die dafür sorgt, dass er stets bei optimaler Temperatur geladen wird. Wenn der Akku zur Neige geht, dann wird das zweistündiges Reservelicht der MINI PRO-B54 aktiviert – ihr werdet also nicht plötzlich im Dunkeln stehen gelassen.

Auch über die Supernova MINI PRO-B54 konnten wir uns auf der EUROBIKE ein genaueres Bild machen.

Lupine Piko

Auf den ersten Blick unterschätzt man die winzige und lediglich 55 g leichte Lupine Piko R4 SC in ihrer Licht-Power. Sie erzeugt jedoch über 1.900 Lumen starkes strahlend weißes Licht und ist mit einer Akkulaufzeit von 1,75 h die perfekte Lampe für euren Helm auf einer schnellen Feierabendrunde. Eine neue, umschaltbare LED, die für indirektes Ausleuchten einer Karte oder eures Smartphones in der Nahdistanz sorgt, erhöht zudem die Vielseitigkeit der Lampe. Die 350 € teure Leuchte verfügt über einen Bluetooth-Empfänger, sodass sie sowohl mittels einer Bluetooth-Remote vom Lenker aus, oder mit der Light Control 2.0-Smartphone-App, bedient werden kann. Besonders dabei: Mit der App könnt ihr nicht nur die Lampe ein- und ausschalten, sondern auch die Helligkeit sowie die Farbtemperatur einstellen sowie die Akkuspannung und die voraussichtliche Akkulaufzeit überwachen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Beim Blick aus dem Fenster ins kalte Dunkel knickt manchmal auch der eisernste Wille ein. Um dem Sirenengesang des Sofas und der Game of Thrones-Box zu entkommen, hilft es, einen bestimmten Abend in der Woche festzulegen und die Gang zusammenzutrommeln. Nichts ist besser, um euch trotz der Winterkälte vor die Tür zu kriegen, als ein Date mit guten Kumpels. Worauf wartet ihr?


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