Endlich ist er da! Nachdem der PW-X2 nur Yamahas ersten E-Mountainbike-Motor weitergedacht hatte, kommt nun der PW-X3-Motor – und er wurde von Grund auf neu entwickelt, inkl. neuem Akku und Display samt Remote. Was macht der Yamaha-E-Bike-Motor 2022 besser als sein Vorgänger und welche Bikes werden wir mit ihm in Zukunft sehen?

Yamaha PW-X3 | 2,75 kg (Herstellerangabe) | 85 Nm | Hersteller-Website

Das Herzstück des neuen Yamaha PW-X3-Systems bildet der komplett neu entwickelte Motor, der sich bereits äußerlich signifikant von seinem Vorgänger PW-X2 unterscheidet. Und das ist auch gut so: Denn mit seinem prägnanten Buckel rund um die Tretachse ließ der PW-X2 den Bike-Herstellern nur wenig Freiraum bei der Umsetzung von Geometrie- und Kinematik-Konzepten und sorgte für Kompromisse in der Fahrperformance. Der neue PW-X3 ist an den entscheidenden Stellen nicht nur bedeutend kompakter, sondern – sofern man der Herstellerangabe trauen darf – auch um 300 g leichter. Dennoch hat es Yamaha geschafft, dem neuen Motor weitere 5 Nm Drehmoment zu entlocken. Dadurch wartet der PW-X3 mit 85 Nm auf und spielt damit in einer Liga mit dem Bosch Performance Line CX- und dem Shimano EP8-Motor. Anders als Shimano setzt Yamaha beim Generationenwechsel auf ein komplett neues Montage-Interface. Wir sind uns sicher, dass wir deshalb in den nächsten Wochen einige neue E-Mountainbikes rund um den 2022er PW-X3-Motor zu Gesicht bekommen werden! Haibike hat schon mal vorgelegt und auch in den neuen GIANT-Modellen kommt der PX-X3 in modifizierter Form zum Einsatz.

Der alte Yamaha PW-X2 benötigte viel Bauraum rund um die Tretachse. Dadurch stellte er die Entwickler von vollgefederten E-Mountainbikes stets vor kinematische Herausforderungen.
Der neue Yamaha-Motor liefert mehr Freiheiten bei der Positionierung von Hinterbau und Dämpfer. Erste Hersteller wie Haibike und GIANT nutzen das bereits voll aus und realisieren kürzere Kettenstreben.

Bisher konnten wir den neuen Motor für euch noch nicht auf dem Trail testen. Yamaha will den kernigen, kraftvollen Charakter des PW-X2 aber auch in dem noch kraftvolleren PW-X3 umgesetzt haben. Mit der Zero Cadence-Technologie soll der neue Yamaha noch schneller auf den Input am Pedal ansprechen und seine Kraft unmittelbar zur Verfügung stellen. Auch der Vorgänger reagierte bereits deutlich schneller als die meisten anderen Motoren am Markt, preschte besonders in den höheren Unterstützungsstufen aber oftmals ungewollt und unkontrolliert voran. Wir sind gespannt, ob Yamaha es in der neuesten Motorengeneration geschafft hat, dass der Motor kraftvoll und direkt anspricht, aber ebenso intuitiv kontrollierbar ist.

Yamaha Interface X mit neuem Display, neuer Remote und verbesserter Connectivity

In Sachen Displays und Connectivity wurde Yamaha unserem Funktions- und Qualitätsanspruch in den letzten Jahren nicht gerecht. Für E-Mountainbikes gab es bisher nur das Kombi-Display A mit integrierten Tasten. Es ist zwar relativ kompakt, kann in Sachen Haptik und Ergonomie aber nicht mit der Konkurrenz mithalten. Auch vielen Bike-Herstellern war das in der Vergangenheit zu wenig, weshalb sie – allen voran GIANT – eigene Displays, Remotes und Connectivity-Lösungen entwickelt haben.
Mit dem neuen Interface X setzt zumindest Haibike als einer der großen Player von Beginn an auf das Yamaha-System am Cockpit. Es besteht aus einer kompakten Remote und einem minimalistischen LED-Display, das Fahrstufe und Ladezustand des Akkus anzeigt. Absolut ausreichend für Puristen, die sich voll und ganz auf den Trail konzentrieren wollen.

Minimalistisch und kompakt: Das Interface X wird mit einer kompakten Remote vom linken Daumen bedient und das LED-Display gibt Auskunft über Fahrstufe und Ladezustand.
Das LED-Display ist wie ein Steuersatz-Spacer normalerweise direkt über oder unter dem Vorbau montiert. Wegen seiner bulligen Front mit extra breitem Vorbau und Spacern setzt Haibike aber auf eine Montage am Lenker.

Wer weniger puristisch unterwegs ist und während der Fahrt Informationen über Geschwindigkeit, Reichweite, Kadenz und Co. bekommen will, ist vorerst auf ein Drittgerät angewiesen, das am Cockpit als Display des Yamaha PW-X3 dient. Das Interface X unterstützt dabei ausgewählte Geräte von SIGMA, Garmin und Echowell. Da die Kommunikation über ANT+ läuft, sind wir uns aber sicher, dass in Zukunft auch Geräte anderer Hersteller mit dem neuen Yamaha-Motor kommunizieren können. Dieses Prinzip mit dem Drittgerät als Display können wir bisher aber nicht richtig empfehlen – zumindest nicht in Kombination mit dem SIGMA EOX View 1300. Das Interface X ist nicht nur mit dem PW-X3, sondern auch mit dem älteren PW-X2-Motor kompatibel, weshalb wir bereits die Möglichkeit hatten, es in dieser Kombination für euch zu testen. Die Lesbarkeit des Displays ist zwar auch bei starkem Sonnenlicht gut, doch die Schwarz-Weiß-Darstellung der Fahrinformationen ist dem Zeitalter von 4K-Video-Streaming in der U-Bahn nicht mehr angemessen. Auch die Reaktionsgeschwindigkeit des EOX View 1300 lässt zu wünschen übrig. Mit dem PW-X3 sind aber auch die hochwertigeren SIGMA ROX GPS-Geräte kompatibel. Wir sind gespannt wie Garmin, Echowell und in Zukunft eventuell auch andere Hersteller die Fahrdaten der E-Mountainbikes darstellen, und werden euch in einem ausführlichen Motortest darüber berichten!

So einfach, so gut: Die super kompakte Remote ist unauffällig und findet ihren Platz crashsicher direkt neben dem Griff. Auch im wilderen Trail-Einsatz lässt sie sich blind bedienen.

Der neue Yamaha-Akku ist (zum Glück) kleiner

Sowohl für den neuen sportiven PW-X3 als auch für die anderen Motoren-Modelle erweitert Yamaha das Akku-Portfolio um einen kleinen und leichten externen 400-Wh-Akku. Der External Crossover 400 soll 2,8 kg wiegen und in etwa 3,5 h voll geladen werden. Laut Yamaha soll er seine Stärken im urbanen Einsatz oder bei Verleihflotten haben. In Kombination mit dem kompakten PW-X3-Motor sehen wir aber auch Potenzial für sportive und spannende Light-E-Mountainbikes wie das ROTWILD R.X375, bei dem sich der Akku schnell und einfach wechseln lässt. Während Hersteller wie Bosch Konzepte wie das Lapierre Overvolt GLP2 mit ihrer neuen Motor- bzw. Akku-Generation nicht mehr realisierbar machen, bietet Yamaha den Bike-Herstellern hier gute Alternativen an.
Neben besagtem neuen Akku bietet Yamaha fünf weitere Akku-Modelle an, von denen sich vor allem die drei internen Modelle mit 400 Wh, 500 Wh und 600 Wh für E-Mountainbikes eignen.

Weiterhin volle Freiheit für die Bike-Hersteller

Alles kann, nichts muss! Das ist das Motto von Yamaha. Die Japaner bieten den Bike-Herstellern ein Komplettsystem vom Motor über den Akku bis hin zum Display an. Doch wer will, kann und darf – wie bisher auch – eigens entwickelte Lösungen mit dem neuen PW-X3 kombinieren. GIANT ist dabei in die Vollen gegangen und hat für das Reign E+ 2022 nicht nur ein neues Display im Oberrohr samt Remote entwickelt, sondern auch an der Motorsoftware getüftelt. Dabei setzt GIANT ebenso wie Haibike bei den neuen NDURO- und AllMtn-Modellen auf einen riesigen 750-Wh-Akku, der im Unterrohr Platz findet.

Richtig schick integriert: Haibike integriert den kompakten PW-X3 schnieke im neuen NDURO 7 und kombiniert ihn mit den hauseigenen Kurbeln samt Kettenblatt.
Nein, das ist kein neuer Ladeport von Yamaha! Haibike nutzt die Freiheiten des modularen Systems aus und setzt auf einen eigenen 750-Wh-Akku samt Ladegerät.

Unser erster Eindruck vom neuen Yamaha PW-X3-Motor

Mit dem neuen PW-X3-Motor setzt Yamaha auf ein neues, kompaktes Aggregat, das dennoch kraftvoller sein soll als sein Vorgänger. Das Gesamtsystem und einzelne Komponenten lassen sich gut in E-Bikes integrieren und für unterschiedliche Zwecke individualisieren. Deshalb werden wir von den Bike-Herstellern in Zukunft vermutlich sowohl Light-E-Mountainbikes als auch echte Powerhouses mit riesigem Akku sehen. Wir versorgen euch mit einem umfassenden Test, sobald wir den PW-X3 auf die Trails ausführen konnten.

Mehr Infos unter: yamaha-motor.com


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Words: Photos: Jonas Müssig