Man sieht sich immer zweimal im Leben – RockShox bringt mit der Domain einen Klassiker zurück. Die RockShox Domain ist mit ihren fetten 38 mm Standrohren auf den ersten Blick der ZEB sehr ähnlich, setzt aber auf andere Materialien und simplere Dämpfungstechnologie für einen geringeren Preis. Kann sie ein Plus an Sicherheit und so ein Top-Upgrade für euer E-Mountainbike bieten?

Eines ist bereits auf den ersten Blick klar: Die neue Domain ist eine massive Gabel fürs E-Mountainbike. Das steife Chassis setzt, wie die ZEB, auf 38-mm-Standrohre. Sowohl die 29”- als auch die 27,5”-Version der Gabel gibt es zwischen 150 mm und 180 mm Federweg. Die Gabel kann mit bis zu 2,8” breiten Reifen gefahren werden, sofern der Mudguard nicht montiert ist. Zusätzlich bietet die Domain, wie auch die ZEB, die Möglichkeit, per Gewinde einen passenden Mudfender zu montieren. Der 23 € teure Fender ist aus Kunststoff und schmiegt sich perfekt an die Gabelbrücke an, sodass auf dem Trail nichts klappert. Die Domain ist mit zwei verschiedenen Schafts verfügbar, die Standard 1.5” tapered Variante ist allerdings die einzige, die für euch relevant ist. Die 1.8” tapered Variante ist hingegen nur für Hersteller verfügbar, da dann auch ein spezieller Rahmen und Steuersatz notwendig sind. Bei der Achse hat sich RockShox für die Stealth-Variante entschieden – diese verringert zwar das Gewicht, kann aber nur per Inbusschlüssel geöffnet werden.

Die Reinkarnation eines Klassikers – diesmal aber deutlich eleganter!

Die Domain verfügt – wie auch die hochwertigsten Gabeln von RockShox – über eine DebonAir-Luftfeder und lässt sich dadurch schnell und effizient auf euer Fahrergewicht einstellen. Die Progression und damit Federkennlinie kann via Volumenspacer im Handumdrehen an den jeweiligen Fahrstil angepasst werden. Bei der Dämpfung setzt die Domain RC auf die Motion-Control-Einheit. Bei ihr lässt sich die Lowspeed-Druckstufe sowie Lowspeed-Zugstufe einstellen. Mit kleinen Schildkröte- und Hase-Symbolen macht es euch RockShox beim Setup der Zugstufe einfach. Soll die Gabel schneller ausfedern, dreht man Richtung Hase. Wer mehr Kontrolle und ein langsameres Ausfedern erreichen möchte, dreht in Richtung Schildkröte. Die mit 38 mm massive Gabel bringt 2.544 g auf die Waage und damit rund 500 g mehr als eine 35-mm-Yari und knapp 300 g mehr als die teurere ZEB. Sie wird ab Juli 2021 für 594 € UVP erhältlich sein.

Der Mudfender lässt sich ohne große Probleme mit 3 Schrauben am Casting der Domain montieren und hält so einigen Matsch von eurem Gesicht fern.
Die Motion Control-Druckstufe der Domain verfügt über 20 Klicks.
Hier kommt eine Dual-Flow-Zugstufe mit 10 Klicks zum Einsatz.
Die DebonAir-Luftfeder sorgt zusammen mit den Luftspacern für ordentlich Reserven, auch wenn man es so richtig krachen lässt.
Die Maxle Stealth lässt sich nur per Inbusschlüssel öffnen.

How-to: So gelingt euch das Setup der neuen RockShox Domain

Aufgrund der relativ wenigen Einstellmöglichkeiten ist die Domain simpel im Setup. Zudem sind die TrailHead App sowie die Tabelle auf der Gabel-Unterseite und nicht zuletzt die SAG-Markierung an den Standrohren sehr benutzerfreundlich. Wir erklären euch, welche Möglichkeiten des Setups, zur Verfügung stehen. Grobe Einstellwerte könnt ihr per Identifikations-Code an der Gabelbrücke mit der TrailHead App in Erfahrung bringen.

Die Seriennummer findet ihr etwas versteckt auf der Rückseite der Gabelkrone.
Von Federweg bis Farbe könnt ihr alles in der App einsehen.

Klickt ihr auf der App oder im Browser auf „Tuning“, werdet ihr auf die Setup-Seite weitergeleitet. Dort könnt ihr euer Gewicht und die passende Bike-Kategorie auswählen und schon liefert euch die App einen personalisierten Setup Vorschlag. Alternativ könnt ihr mithilfe der aufgedruckten Setup-Tabelle an der Unterseite der Gabel den passenden Wert für euer Gewicht ablesen. Beachtet auch den Hinweis für E-Mountainbikes, wir empfehlen euch, hier eher auf +15 psi statt +10 psi zu setzen.

Die Tabelle erleichtert das Setup erheblich – wir empfehlen bei E-Bikes aber +15psi.

Die Gabel verfügt über die einfach gehaltene Motion Control RC. Die Druckstufe kann nur via Low Speed Compression angepasst werden. Hier empfehlen wir euch, anfangs 2–3 Klicks im Uhrzeigersinn Richtung „+“ zu drehen, um die Dämpfungseinheit zu aktivieren, da der Federweg sonst nicht voll genutzt werden kann. Aber Vorsicht: Dreht ihr sie zu weit in Richtung „+“, werden die Vibrationen und Schläge am Lenker auch schnell unangenehm.
Die Zugstufe kann per Dual Flow Rebound an der Unterseite der Gabel justiert werden. Diesen Wert liefert euch die TrailHead App ebenfalls. Dreht die Zugstufeneinstellung hierfür komplett zu, also in Richtung „Schildkröte“. Nun dreht ihr sie in Richtung Hase und zählt dabei die Klicks, bis ihr den für euch vorgeschlagenen Wert erreicht. Seid ihr noch nicht zufrieden? Nehmt euch Zeit und passt die Zugstufe nach und nach an. Im Allgemeinen lässt sich sagen – ist sie zu langsam, fehlt es an Popp und durch das langsame Ausfedern erholt sie sich nicht schnell genug von den Schlägen. Ist sie wiederum zu schnell eingestellt, verspringt das Vorderrad und ihr bekommt die Schläge direkt an die Arme weitergeleitet.

Auf der RockShox TrailHead App oder im Browser könnt ihr unter „Gabel Info“ sehen, wie viele Tokens, also Volumenspacer, in der Gabel verbaut sind. Zur Erklärung: Volumenspacer sorgen für eine höhere Endprogression und können somit Durchschläge bei härteren Landungen vermeiden. Dadurch kann auch der Federweg sinnvoller genutzt werden, da sich die Federkennlinie verändert, d. h. die Gabel kann mit etwas weniger Luft gefahren werden, ohne einem größeren Risiko für Durchschläge ausgesetzt zu sein. Ihr schlagt noch immer durch? Dann verpasst der Gabel einen Spacer mehr. Wenn ihr allerdings selbst nach den härtesten Trails nur etwa ¾ des Federwegs nutzt, dann nehmt wiederum lieber einen Spacer aus der Gabel, um den Federweg effektiv nutzen zu können.

Überladen aber sinnvoll: Die RockShox Domain hat aufgedruckte SAG-Werte für alle möglichen Federwege.

Die Domain auf dem Trail

Durch die massive Krone wirkt der Übergang zwischen Gabel und Steuerrohr elegant. Mit dem 38-mm-Chassis ist die Domain wie gemacht für E-Mountainbikes und damit eine der wenigen Gabeln, die nicht völlig unterdimensioniert an einem modernen E-Mountainbike wirken und viel Sicherheitsempfinden versprechen. Bei schnelleren Parts, also auf Flowtrails, in Anliegern oder bei schnellen Sprüngen und in Kompressionen, zeigt sich der Vorteil des massiven Gabel-Chassis. Denn das Vorderrad folgt der eingeschlagenen Linie präzise. Für besonders aktive Fahrmanöver, wie Pushen oder aktives Abspringen, fehlt es der Gabel allerdings an Gegenhalt, vor allem im mittleren Federwegsbereich. Abhilfe für solche Strecken schafft ein Setup mit mehr Druckstufendämpfung. Denn für harte Landungen im Flachen, Drops und weite Sprünge hat sie ohnehin mehr als ausreichend Reserven. Auf natürlichen und ruppigen Trails zeigt sich jedoch die Kehrseite dieses Setups. Denn bereits kleine Schläge von Wurzeln und Kanten reicht die Domain dann spürbar an die Hände weiter. Mit weniger Druckstufendämpfung erhöht sich so Grip und Komfort spürbar. Allerdings sackt die Domain dann auch in steileren Passagen ab und verharrt tief im Federweg. Auch beim harten Anbremsen versinkt die Gabel weit im Federweg und die daraus resultierende niedrige Front reduziert das sonst so hohe Sicherheitsgefühl.

Geht es steiler zu, versinkt die Domain etwas im Federweg.

RockShox ZEB vs. RockShox Domain

Um euch einen möglichst authentischen Test-Eindruck zu vermitteln, haben wir die Gabel mit einer ZEB R verglichen. Die ZEB ist zwar die edle Version der Domain, bietet allerdings in der von uns getesteten Ausstattung über keine Anpassung der Charger-Druckstufeneinheit. Doch kann sie aufgrund der allgemein hochwertigeren Charger-Einheit punkten? Die Domain setzt zwar in einigen Punkten auf die gleichen hochwertigen Technologien wie die begehrte Enduro-Gabel ZEB, doch um dem Preis gerecht zu werden, muss man an manchen Stellen gewisse Abstriche machen. So werden bei der Domain einfachere Lagerbuchsen verwendet und die Standrohre sind aus schwererem 6000er-Aluminium gefertigt. Die Gabelkrone ist zudem gegossen und nicht wie bei der ZEB gefräst, was das Gewicht ebenfalls erhöht. Beim Setup gibt es klare Unterschiede, die Zugstufe der ZEB lässt sich aufgrund von deutlich mehr Klicks feiner justieren. Auch der Luftdruck unterscheidet sich zwischen ZEB und Domain.

Yari Domain ZEB
Standrohre 35 mm 38 mm 38 mm
Gewicht 2.050 g 2.544 g 2.256 g
Preis 539 € 594 € 759 €

Wir möchten euch mit der Tabelle die groben Unterschiede der drei, häufig an E-Mountainbikes verbauten ähnlichen Gabeln Yari, Domain und ZEB erläutern. Die 35 mm dünne Yari kommt durch das schmale Chassis gerade auf ruppigen Trails schnell ans Limit. Das Ansprechverhalten der beiden 38-mm-Gabeln ist relativ ähnlich, allerdings steht die ZEB deutlich höher im Federweg als die Domain und vermittelt so vor allem an steilen Passagen mehr Sicherheit. Auf flowigen und schnellen Trails fühlt sich die Charger-Einheit der ZEB agiler und sprungfreudiger an. Die Endprogression ist allerdings bei beiden Gabeln ähnlich hoch und somit mussten wir bei keiner der beiden einen kompletten Durchschlag verzeichnen. Für Einsteiger ist die Domain jedoch ausreichend und schont gleichzeitig den Geldbeutel. Die ZEB R hingegen hat trotz der geringen Einstellmöglichkeiten Performance der High-End-Varianten, was vor allem aggressiven und schnellen Fahrern zugute kommt und dem Aufpreis gerecht wird.

Wir raten, die Domain mit etwas mehr Luft zu fahren, um so etwas mehr Feedback zu erhalten.

Geht das Konzept der günstigen Gabel auf?

Mit der Domain bringt RockShox ein sehr preiswertes Pendant zur ZEB auf den Markt. Die einfach gehaltene Dämpfung macht das Setup relativ simpel und überfordert Einsteiger nicht. Doch wer sich nicht zwischen flowigen Strecken und ruppigen Singletrails entscheiden kann, sollte vor dem jeweiligen Trail die Druckstufe anpassen. Da das Gewicht bei E-Mountainbikes keine allzu große Rolle spielt, sind die Einsparungen durch die etwas schwerer gegossene Gabelkrone und dem schwereren Casting sinnvolle Änderungen, um den Preis zu senken. Die Domain kann ein super Upgrade sein, wenn an eurem E-Mountainbike eine „dünne“ Gabel, wie z. B. Yari oder Pike, verbaut ist.

Die Domain bietet auch bei flachen Landungen reichlich Reserven.

Fazit

Die Domain kommt deutlich stärker zurück als sie je war. Basierend auf der ZEB, die ebenfalls mit fetten 38-mm-Standrohren ausgerüstet ist, bietet die Domain auf dem Trail hohe Reserven und viel Sicherheit. Die Dämpfung lässt sich für flowige Trails gut abstimmen. Im steilen Gelände und auf ruppigen Strecken kommt sie aber an ihr Limit. Um den Preis so interessant wie möglich zu gestalten, wurden an manchen Stellen wie dem Material sinnvolle Einsparungen durchgeführt. Insgesamt finden vor allem Einsteiger mit der Domain für unter 600 Euro eine solide Gabel, die dem E-Mountainbike mehr Reserven und Stabilität verleiht.

Tops

  • 38-mm-Chassis bietet viel Stabilität und Steifigkeit
  • hohe Endprogression und Reserven
  • Preis

Flops

  • einfache Dämpfung
  • steht tief im Federweg
  • unser Vorserienmodell klapperte

Mehr Informationen findet ihr unter sram.com/rockshox


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Words: Photos: Nils Mai, Thomas Weiß