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Das neue Husqvarna Mountain Cross und Light Cross 2022 – Zwei neue Carbon-E-MTBs


Für das Modelljahr 2022 hat Husqvarna eine komplett neue Carbon-Plattform entwickelt, die in den Modellen Mountain Cross und Light Cross Verwendung findet. Wir haben uns die neuen E-MTBs mit Shimano EP8-Motor und 720-Wh-Akku bereits genauer angeschaut und verraten euch, wie Husqvarna mehr Fahrspaß erreichen will. Ob die Erfolgsformel aufgeht?

Husqvarna Mountain Cross MC6 | Shimano EP8/720 Wh | 150/150 mm (v/h)
23 kg (Herstellerangabe) | 8.899 € | Hersteller-Website

Evolution oder Revolution? Mit der neuen Modellen Mountain Cross und Light Cross geht Husqvarna hinter den Kulissen nicht nur neue Wege, sondern setzt auch ihr Konzept von 2018 fort! Seit der Präsentation der ersten Husqvarna E-Bikes im Jahre 2017 hat sich vieles getan. Nachdem das erste Modelljahr wie von der Stange wirkte, setzte die schwedische Marke bereits ab 2018 auf ein eigenständiges unverkennbares Design, bei dem der Motor stark akzentuiert und in Szene gesetzt wurde. Das Design erreicht nun mit der neu entwickelten Carbon-Plattform seine nächste Evolutionsstufe. Gleichzeitig gehen die Schweden mit deutsch-österreichischen Wurzeln neue Wege und haben Ruben Torenbeek als Entwicklungspartner ins Boot geholt. Ruben ist Gründer und Kopf von RAAW, einer der angesagtesten Mountainbike-Marken, und besitzt sehr viel Know-how, wenn es um optimale Trail-Performance geht – bei unserem Schwestermagazin ENDURO findet ihr ein Interview des fliegenden Holländers, zur Gründung seiner Bike-Marke 2018.

Apropos Trail-Performance bzw. Fahrspaß: Hier will Husqvarna eine Erfolgsformel gefunden haben: Fahrer und Trail geben Input, das Bike reagiert mit entsprechendem Feedback. Ist dieses Feedback für den Fahrer intuitiv, also genauso wie erwartet, ergibt sich ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit. Der Fahrer wird sich „wohlfühlen“. Dies setzt dann eine emotionale Reaktionskette in Gang, an dessen Ende ein positives Fahrerlebnis steht.

JE INTUITIVER > JE SICHERER > JE MEHR SELBSTVERTRAUEN > JE MEHR FAHRERISCHE ENTWICKLUNG > JE MEHR FAHRSPASS

Soweit die Formel. Ob die neue Modellplattform genau das bietet, können wir vor einem ersten Test nicht sagen, aber im Folgenden findet ihr die wichtigsten Fakten zu den Bikes!

Die Husqvarna-Produkpalette auf einem Blick

Das Team von Husqvarna unterteilt das Einsatzgebiet ihrer E-Bikes in Urban, Allroad und Offroad. Und gerade im Offroad-Bereich tut sich was bei Husqvarna. Die Modelle Light Cross (LC) und Mountain Cross (MC) sind zwei der neuen Offroad-Bikes, die eine komplett neuen Carbon-Rahmen bekommen. Das LC ist laut Hersteller als vielseitiges E-MTB für Touren und leichte bis mittelschwere Trails gedacht. Das MC soll darüber hinaus einen noch etwas sportlicheren Einsatz in anspruchsvollem Gelände ermöglichen. Der Clou der neuen E-Mountainbikes von Husqvarna ist, dass sich beide den gleichen Carbon-Rahmen teilen und sich nur in ihrer Ausstattung unterscheiden. Wir waren beim Produkt-Launch in Salzburg vor Ort und haben uns die neuen Modelle des Husqvarna MC etwas genauer angeschaut.

Das neue Husqvarna MC6 2022 im Detail

Das herausstechende Merkmal der neuen Husqvarna E-Mountainbikes ist der neu entwickelte Carbon-Rahmen, der bei den drei Ausstattungsvarianten MC4 bis MC6 sowie LC4 bis LC6 zum Einsatz kommt. Die Modelle darunter setzen auf Aluminium als Rahmenmaterial. Der Shimano EP8-Motor wird größtenteils freistehend über einen speziell entwickelten C-förmigen Halter aus Carbon im Rahmen integriert und präsentiert. Das herausstehende Skeleton-Interface des Vorgängers findet auf diese Weise einen ebenso markanten Nachfolger. Die freistehende Motoraufnahme soll laut Husqvarna für eine bessere Kühlung sorgen. Darüber hinaus erlaubt die rotierte Motorintegration, den gewonnen Bauraum für den neuen Akku im Unterrohr zu nutzen und diesen für einen niedrigen Schwerpunkt tief zu positionieren. Der neue rechteckige Akku mit 720-Wh-Akkukapazität stammt von Simplo und wird von unten in das Unterrohr geschoben. Dazu wird das Akku-Cover von einem werkzeuglos bedienbaren Schraubverschluss geöffnet. Der Unterfahrschutz besitzt ein Scharnier, sodass man das Akku-Cover einfach nach vorne wegklappen kann. Der Akku selbst besitzt eine einstellbare Akkufederung, die den Akku von starken Vibrationen entkoppeln und gleichzeitigt für einen guten Sitz im Rahmen sorgen soll. Der Akku kann durch eine Pin-Verriegelung ohne einen Schlüssel oder Werkzeug aus dem Rahmen wieder entnommen werden. An seinem Ende soll ein flexibles Kabel für eine unterbrechungsfreie Stromzufuhr sorgen. Zudem verspricht der Hersteller, durch Lüftungsgitter am Steuerrohr für eine verbesserte Luftzirkulation zu sorgen und per Belüftungsrippen am Unterfahrschutz eine verbesserte Wärmeabstrahlung zu erreichen. – was das in der Praxis tatsächlich bringt, sei dahingestellt.

Der Shimano EP8-Motor wird durch eine C-förmige Motorhalterung aus Carbon gehalten.
Das ist das neue Gesicht bei Husqvarna. Das Lüftungsgitter am Steuerrohr und die „Husqvarna-Pillen“ an den Seiten sollen für einen markanten Markenauftritt sorgen.
Ein werkzeugloser Schraubverschluss hält das Akku-Cover an Ort und Stelle.
Ein Scharnier im Unterfahrschutz erlaubt es, das Akku-Cover nach vorne wegzuklappen.
Auf der Unterseite der Husqvarna-eigenen Rahmenstrebe sitzt in Zukunft der Ladeport.

Für die neuen 2022er Modelle wurde die Dämpferaufnahme ebenfalls komplett überarbeitet. Während am Vorgänger der Dämpfer noch vertikal durch das Sattelrohr verlief, ist er jetzt horizontal gelagert. Das erlaubt mehr Einstecktiefe für Vario-Sattelstützen und auch mehr Platz für Trinkflaschen im Rahmendreieck. Auch die gesamte Hinterbaukinematik wurde laut Husqvarna verbessert. Der Hinterbau generiert 150 mm Federweg und beherbergt ein kleineres 27,5”-Laufrad. An der Front rollt das MC6 auf einem 29”-Laufrad (27,5” in Größe S) und besitzt ebenfalls 150 mm Federweg. Auch die gesamte Geometrie hat sich gewandelt, durch verlängerte Kettenstreben, ein tieferes Tretlager und eine etwas erhöhte Lenkerposition strebt Husqvarna an, dass sich E-Biker besser integriert im E-MTB fühlen.

Die Dämpferaufnahme ist unter das Oberrohr gewandert. So verläuft der Dämpfer nicht mehr durch das Sattelrohr und soll so mehr Platz für langhubige Teleskopsattelstützen freigeben.

Die Ausstattung des Top-Modells Husqvarna Mountain Cross MC6 im Detail

Das neue Mountain Cross MC6 kostet in der Topausstattung 8.899 €. Dafür erhält man bei Husqvarna ein FOX-Factory Fahrwerk mit FOX 36-Federgabel und GRIP2-Kartusche sowie einen FOX FLOAT X-Dämpfer. Geschaltet wird mit einer Mischung aus Shimano XTR-Schaltwerk, XTR-Trigger, Shimano DEORE-12-fach-Kassette und KMC-Kette – hier wäre eine durchgängige XT-Schaltgruppe performanter. Die Shimano XT-Vierkolbenbremsen mit 200 mm großen Bremsscheiben sorgen für Verzögerung. Das Husqvarna rollt auf soliden DT Swiss HX 1700 SPLINE-Alu-Laufrädern, allerdings auf unserer Meinung nach unpassenden Reifen: Die schwach profilierten Schwalbe Nobby Nic-Reifen in 2,4” und 2,6” Breite können erfahrungsgemäß dem anvisierten Charakter des Bikes nicht gerecht werden. Laut Herstellerangaben soll sich das Gesamtgewicht der E-MTBs bei knapp 23 kg einpendeln, genauere Angaben konnte Husqvarna noch nicht machen.

Husqvarna Mountain Cross MC6

8.899 €

Ausstattung

Motor Shimano EP8 85 Nm
Akku Simplo Core S3 720 Wh
Display Shimano SC-EM800
Federgabel FOX 36 Factory 150 mm
Dämpfer FOX FLOAT X Factory 150 mm
Sattelstütze Husqvarna Pro mm
Bremsen Shimano XT M8120 200/200 mm
Schaltung Shimano XTR/DEORE 1x12
Vorbau Husqvarna 35 mm
Lenker Husqvarna Riser 780 mm
Laufradsatz DT Swiss HX 1700 SPLINE 29"/27,5"
Reifen Schwalbe Nobby Nic Evolution 2,4"/2,6"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 23 kg
Zul. Gesamtgewicht 130 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 107 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Das Husqvarna Mountain Cross MC5 wird für 7.899 € erhältlich sein, das Carbon-Einstiegsmodell Mountain Cross MC4 wird für 6.799 € über die Ladentheke gehen. Die Husqvarna Light Cross-Modelle kommen mit einem für leichte Trails und Touren angepassten Ausstattungspaket und 120 mm Federweg. Was das im Detail bedeutet, hat Husqvarna aber noch nicht preisgegeben. Alle neuen Modelle sollen ab dem vierten Quartal 2022 beim Händler stehen. Außerdem hat Husqvarna neue Alu-Modelle angekündigt, mit derselben Geo wie die neuen Carbon-Modelle, aber mit einem eigenständigen Rahmendesign.

Die verbauten Komponenten an den präsentierten Bikes entsprechen noch nicht der Serienausstattung. Ab September 2022 sollen die ersten E-MTBs in Serienausstattung für Testfahrten kommen und ab dem vierten Quartal dieses Jahres dann in den Handel folgen.

Die neuen Husqvarna-Modelle wird es in vier Rahmengrößen von S bis XL geben. Die E-MTBs in Rahmengröße S rollen auf 27,5”-Reifen, ab Rahmengröße M kommen gemischte Laufradgrößen zum Einsatz mit einem großen 29”-Vorderrad und einem kleineren 27,5”-Hinterrad.

Größe S M L XL
Oberrohr 567 mm 596 mm 626 mm 655 mm
Sattelrohr 410 mm 440 mm 460 mm 490 mm
Steuerrohr 130 mm 115 mm 130 mm 145 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel 77,1° 77° 76,9° 76,8°
Kettenstrebe 445 mm 445 mm 445 mm 445 mm
BB Drop 18 mm 18 mm 18 mm 18 mm
Radstand 1.184 mm 1.216 mm 1.247 mm 1.279 mm
Reach 425 mm 450 mm 475 mm 500 mm
Stack 619 mm 633 mm 646 mm 660 mm

Unser Fazit zum neuen Husqvarna Mountain Cross MC6

Die neue Husqvarna Carbon-Rahmenplattform, die sowohl am neuen Mountain Cross MC6 2022 als auch an den Light Cross LC-Modellen zum Einsatz kommt, verspricht viel Gutes: ein spannendes Design, das die nächste Evolutionsstufe der Schweden darstellt, sowie ein paar interessante Features, insbesondere im Bereich Hitzemanagement, die sich jedoch in der Praxis erst behaupten müssen. Besonders gespannt sind wir darauf, wie sich das Geometrie-Update und der neu entwickelte Hinterbau auf dem Trail schlagen wird. Auch das Ausstattungspaket macht bis auf die schwach profilierten Reifen einen guten Eindruck auf uns. Ob man auf den neuen Husqvarna-Modellen auch auf dem Trail einen kühlen Kopf behält, verraten wir euch, sobald wir unsere erste Testrunde damit gedreht haben!

Mehr Infos findet ihr unter husqvarna-bicycles.com


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Words: Rudolf Fischer Photos: Manne Schmitt

Über den Autor

Rudolf Fischer

In seinem früheren Leben war Rudolf in der Innovationsförderung tätig und hat Patentbewertungen im Millionen- und Milliardenbereich durchgeführt. Heute widmet er sich als Redakteur für DOWNTOWN und E-MOUNTAINBIKE nicht weniger spannenden Aufgaben. Als Data-Nerd beschäftigt er sich intensiv mit Zukunftsthemen wie Connected Mobility, testet aber natürlich auch gerne die neuesten Bikes, und zwar täglich. Entweder beim Pendeln oder zusammen mit dem Team bei unseren großen Vergleichstests. Der technisch orientierte Diplom-Betriebswirt ist so vielseitig wie ein Schweizer Taschenmesser. Beispiele gefällig? Rudolf beherrscht u. a. Front-, Side- und Backflip – zwar nicht auf dem Bike, aber per pedes in der Stadt. Seine Parkour-Karriere hat er mittlerweile jedoch an den Nagel gehängt. Darüber hinaus spricht er Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und etwas Esperanto. Beim Versuch, sich selbst Japanisch beizubringen, ist er jedoch kläglich gescheitert. Wichtig zu wissen: Im HQ ist Rudolf bekannt, gefürchtet und (manchmal auch) gehasst für seinen trockenen Humor im Ricky-Gervais-Stil. Natürlich lacht er am meisten selbst darüber …