Mal ehrlich: Schnell fahren hat schon seinen Reiz. Doch bei 25 km/h ist bei herkömmlichen E-Mountainbikes einfach Schluss. Da kann man doch froh sein, mit ein paar Klicks über eine App am Smartphone die Maximalgeschwindigkeit auf gut 50 km/h hochzuregeln, oder? Wir haben mit Experten von Bosch und Shimano gesprochen und klären auf!

Machen wir es kurz: Obwohl es bis jetzt noch wenig Kontrollen gibt, ist das Motor-Tuning bei E-Mountainbikes laut der deutschen StVO eine Straftat. Aber was ist der Hauptgrund, weshalb viele E-Mountainbiker trotzdem ihren Motor tunen wollen?

Claus Fleischer, Geschäftsführer Bosch E-Bike Systems

Wir haben hierzu Claus Fleischer befragt, den Geschäftsleiter von Bosch E-Bike Systems: „Einigen E-Bikern ist die maximale Unterstützungsgeschwindigkeit von 25 km/h zu langsam, da sie es mit einem normalen Fahrrad gewohnt sind, in der Ebene auch 30–32 km/h zu fahren. Ihr Ziel ist es, mit Tuning eine höhere Geschwindigkeit mit dem Pedelec zu erreichen und die maximale Unterstützung des Motors heraufzusetzen. Dass Tuning gefährliche Folgen haben kann und im öffentlichen Straßenverkehr verboten ist, bleibt dabei leider unberücksichtigt.“ Aktuell gibt es immer noch die Möglichkeit, einfach an Tuning-Kits zu gelangen. Die Preise starten bei rund 100 € und ermöglichen eine Geschwindigkeit von über 50 km/h. Günstiger geht es bei diversen E-Mountainbikes mit Bluetooth-Schnittstelle. Hierzu lädt man sich eine spezielle Smartphone-App herunter, mit der man in die Motorsteuerung eingreifen kann.

Marko Kienle, Leiter Geschäftsbereich E-Mobility Paul Lange & Co / Shimano

„Die Antriebe können durch das Tuning und die permanente (Über-)Belastung definitiv auch Schaden nehmen“, so Marko Kienle, Leiter des Geschäftsbereichs E-Mobility bei Paul Lange/Shimano. „Wir haben bereits eine Reihe an Maßnahmen ergriffen, um Tuning zu erschweren. Manche Tuningmaßnahmen werden schon während der Fahrt erkannt und führen dazu, dass im System eine Fehlermeldung erscheint, und die weitere Nutzung des E-Bike-Systems nicht mehr möglich ist. Der Kunde muss dann zum Fachhändler, um die Sperre wieder aufheben zu lassen. Zudem geben die Systemdaten meist klar Aufschluss über Tuningmaßnahmen.“

Bei Bosch sieht es ähnlich aus, Claus Fleischer sagt dazu: „Wir optimieren kontinuierlich unsere Antriebssysteme, um Manipulationen zu erschweren und zu erkennen. Im Servicefall lehnen wir bei getunten Pedelecs Garantieansprüche ab. Darüber hinaus beobachten wir den Markt, schreiben Anbieter von Tuning-Sets gezielt an und machen auf die möglichen technischen und rechtlichen Konsequenzen von Tuning allgemein und im öffentlichen Straßenverkehr aufmerksam. Ab 2019 wird das Erkennen von Tuning für die E-Bike-Systeme verpflichtend, dafür wird die Industrie geeignete Lösungen entwickeln.“ Für die Konsequenzen, mit denen Tuner rechnen müssen, gibt es ganz klare gesetzliche Regelungen. Claus Fleischer erklärt: „Wer mit einem getunten E-Bike im öffentlichen Raum unterwegs ist, muss mit versicherungs- und strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Der E-Biker begeht einen Rechtsverstoß. Das kann zu einer Anzeige wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und zu einem Verstoß gegen das Pflichtversicherungsgesetz führen – dafür können Geld- und sogar Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr drohen.“

Fazit

So schön Geschwindigkeit auch ist, das bisschen Spaß steht in keinem Verhältnis zu den drohenden Strafen. Es steht auch in keinem Verhältnis zu der Gefahr, der ihr euch aussetzt – schließlich erwarten nur die wenigsten Verkehrsteilnehmer, dass ein Fahrradfahrer mit bis zu 50 km/h über Straßen und Wege rast. Warum auch? Ein E-Mountainbiken ist schließlich kein Mofa. Und das ist auch gut so, denn andernfalls bestünde Helm- und Kennzeichenpflicht fürs E-Mountainbike! Eine Hoffnung auf eine Änderung der 25-km/h-Regelung durch den Gesetzgeber ist aktuell vergeblich. Leider! Schnell fahren hat zwar seinen Reiz, aber vor allem im Sinne der eigenen Sicherheit sollte man auf ein Tuning verzichten.


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Photos: Noah Haxel