Mit dem neuen Liteville 301CE Mk1 Werksmaschine betritt die deutsche Edelschmiede in mehrerlei Hinsicht Neuland: Es ist ihr erstes E-Mountainbike und noch dazu auch der erste Carbon-Rahmen. Kann das Erstlingswerk mit seinen geschickten Detaillösungen überzeugen?
Es gibt viel zu entdecken – die Besonderheiten des Liteville 301CE
Alle Details zum neuen Liteville 301CE Mk1 haben wir euch bereits ausführlich in unserem News-Artikel von der EUROBIKE vorgestellt. Das erste E-Mountainbike von Liteville setzt auf die Formen des traditionsreichen 301. Als erstes Rad in der Firmengeschichte verfügt es über einen Carbon-Hauptrahmen und wird von einem Shimano STEPS E8000-Motor angetrieben. Seine Energie erhält dieser von einer 630 Wh großen Batterie, die formschön integriert im Unterrohr sitzt und von dort werkzeuglos entnommen werden kann.
Für eine optimale Kühlung hat Liteville dem Motor eigene Kühlrippen spendiert. Um den Motor perfekt zu schützen, verfügt das Rad über eine massive Skid-Plate. Beim Akku setzt die Kultschmiede auf eine eigene Aufnahme, um einen möglichst tiefen Schwerpunkt zu realisieren. Zur Entnahme des Akkus genügt es, das Drehrad auf der Oberseite des Unterrohrs zu betätigen, und schon klappt der Energiespender nach unten heraus.
Die Integration des Motors und Akkus sind bei weitem nicht die einzigen Besonderheiten des Bikes. Das 301 CE strotzt förmlich vor durchdachten Details. So verbaut Liteville auch bei seinem ersten E-Mountainbike eine EightPins-Sattelstütze mit massig Verstellbereich in einem Sattelrohr mit satten 40 mm Innendurchmesser. Außerdem wurde eine spezielle Kettenführung entwickelt, welche die Kette vor Schmutzbeschuss vom Hinterreifen schützen und so die Haltbarkeit deutlich erhöhen soll. Über große Öffnungen am Steuerrohr kann ein Kabel zur Montage eines starken Frontscheinwerfers einfach verlegt werden und der Vorbau kommt serienmäßig mit dem Syntace Smart Gripper, an dem sowohl ein Smartphone als auch das Frontlicht befestigt werden kann.
Die Geometrie des Liteville 301CE im Detail
Liteville war einer der Pioniere von gemischten Laufradgrößen am Vorder- und Hinterrad und so ist es nicht verwunderlich, dass dieses Konzept auch beim 301CE umgesetzt wird. An der Front besitzt das Rad ein 29”-Laufrad, am Heck ein 27,5”-Modell. Dank des in die Aluminium-Kettenstreben integrierten DuoLink, mit dem sich die Geometrie anpassen lässt, kann das Rad aber auch mit einem 29”-Hinterrad gefahren werden. Aktuell bietet Liteville das 301CE in nur zwei Größen (M und L) an, nach eigenen Angaben wird es aber in Zukunft auch eine XL-Version des Bikes geben.
Hier die Geometrie auf einen Blick:
Größe | M | L |
---|---|---|
Sattelrohr | 441 mm | 465 mm |
Oberrohr | 624 mm | 651 mm |
Steuerrohr | 105 mm | 115 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,5° |
Kettenstrebe | 445 mm | 445 mm |
Tretlagerhöhe | 342 mm | 342 mm |
Radstand | 1.226 mm | 1.254 mm |
Reach | 447 mm | 470 mm |
Stack | 644 mm | 653 mm |
Die Ausstattung des Liteville 301CE Mk1 Werksmaschine
Zu Beginn wird Liteville das 301CE nur in einer Ausstattungsvariante anbieten. Diese hört auf den Namen Werksmaschine und ist ab ca. 8.200 € zu haben – der finale Preis stand zum Zeitpunkt des Tests noch nicht fest. Typisch Liteville hat man als Kunde allerdings die Möglichkeit, die Ausstattung im eigenen Konfigurator weiter an die persönlichen Vorlieben anzupassen. So kann man unter anderem zwischen einem Stahl- oder Luftdämpfer wählen und das Rad auch mit Licht oder anderen Extras bestellen.
Souverän bergauf und sehr berechenbar bergab – das Liteville 301CE auf dem Trail
Wir hatten exklusiv die Möglichkeit, das brandneue Liteville 301CE Mk1 für eine Woche auf den abwechslungsreichen Trails rund um Kronplatz und im atemberaubenden Naturpark Fanes-Sennes-Prags zu testen. Für diesen Test haben wir das Rad in Größe Medium erhalten. Mit einer Körpergröße von 180 cm fällt die Sitzposition aufrecht, aber sehr komfortabel aus. Aufgrund des Versatzes der EightPins-Sattelstütze und um das Stufen-Design des SQlab-Sattels voll nutzen zu können, haben wir diesen weit nach vorn geschoben. So klettert man Forststraßen sehr entspannt bergauf und hat bei technischen, steilen Uphills ausreichend Druck auf dem Vorderrad, damit dieses nicht frühzeitig steigt. Der Shimano-Motor arbeitet gewohnt souverän und lässt sich im Trail-Mode sehr gut kontrollieren. Dank der verbauten kleinen E7000-Remote ist ausreichend Platz, um die Sattelstütze mit einem Daumenhebel zu bedienen, was eine sehr gute Ergonomie bietet. Wer mit Knieschonern bergauf fährt, kann gelegentlich mit den Knien am relativ breiten Umlenkhebel des Hinterbaus reiben – in der Abfahrt je nach Fußstellung und Fahrstil ebenfalls.
In der Abfahrt entpuppt sich das 301CE Mk1 als ein echtes Liteville – und das im positiven Sinne. Das Rad fährt sich sehr agil und setzt Richtungswechsel präzise und direkt um. Die Gewichtsverteilung ist ausgewogen. In Kurven hat man ausreichend Grip am Vorderrad. Für unsere Tester wäre Rahmengröße Large sicher die bessere Wahl, dennoch fühlten wir uns auf dem Rad in Größe Medium nicht unwohl. Auch bei höheren Geschwindigkeiten und bei Sprüngen gelang es dem 301CE, viel Sicherheit zu vermitteln. Ein Grund dafür ist sicher das sehr satte Fahrwerk, das viel Traktion bietet. Allerdings wünschen sich aktive Fahrer etwas mehr Gegenhalt vom Hinterbau – hier empfiehlt Liteville, einen Luftfederdämpfer mit höherer Progression zu verbauen.
Bei langsamen, technischen Abfahrten im steilen Gelände fährt sich das Rad sehr kontrolliert und bietet dank des großen Verstellbereich der EightPins-Stütze sehr viel Bewegungsspielraum. Die verbaute RockShox Lyrik in Kombination mit dem sehr voluminösen Schwalbe Magic Mary-Vorderreifen filtert selbst kleinste Unebenheiten einfach weg und vermittelt so nicht nur viel Komfort, sondern auch jede Menge Grip. Trotz eines verbauten Schlauchs am Hinterrad hatten wir mit dem robusten Schwalbe Eddy Current-Reifen keine Platten. Auch die restliche Ausstattung erweist sich als durchdacht und angemessen.
Hinweis: Bei unserem Test-Bike handelte es sich noch um einen Prototyp mit einigen 3D-gedruckten und noch nicht finalen Bauteilen. So besaß unter anderem die Kettenführung noch keine Gummierung und auch die Akku-Aufnahme war noch aus Kunststoff statt aus Aluminium gefertigt.
Unser erstes Fazit zum Liteville 301CE Mk1
Für ein finales Fazit ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh. Zum einen waren an unserem Test-Bike einige Bauteile noch nicht final, zum anderen wäre die Rahmengröße L sicher die bessere Wahl. Dennoch hat das Rad bereits einen sehr positiven Eindruck hinterlassen und wir können es kaum erwarten, es in unserem großen E-MOUNTAINBIKE-Vergleichstest in diesem Monat gegen die Konkurrenz antreten zu lassen.
Mehr Informationen findet ihr auf liteville.com
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