Das Liteville 301 CE Mk1 Werksmaschine ist das Erstlingswerk der deutschen Kultmarke, die mit ihrem E-Mountainbike in mehrerlei Hinsicht Neuland betritt. Für knappe 8.200 € gibt es das erste Liteville mit Carbon-Rahmen und Motor. Ob das Debüt geglückt ist?
Hier findet ihr alles über den Test des besten E-MTB 2020.
Vielen E-Mountainbikern mag Liteville kein Begriff sein. In der unmotorisierten Mountainbike-Welt jedoch genießt die deutsche Bike-Brand einen ausgezeichneten Ruf und gilt als absoluter Spezialist in Sachen Leichtbau-Aluminium-Rahmen. Ihren Ruf wollen die Ingenieure von Liteville nun auch im E-Mountainbike-Segment erreichen – allerdings mit Carbon-Rahmen, Shimano STEPS E8000-Motor und zahlreichen Detaillösungen. So hat Liteville den entnehmbaren 630-Wh-Akku dank hochwertigem Verschlusssystem absolut klapperfrei im Rahmen untergebracht. Ein weiteres Highlight ist die in das Sattelrohr integrierte EightPins-Sattelstütze mit üppigen 228 mm Hub. Kleine und sehr große Fahrer gehen aktuell leer aus, weil es aktuell nur die zwei Rahmengrößen M und L gibt. Im Gegensatz zum nicht motorisierten 301 generiert der Hinterbau des CE Mk 1 satte 160 mm Federweg, die mit einer 170 mm RockShox Lyrik Ultimate-Gabel an der Front kombiniert werden. Beim Dämpfer setzt Liteville auf den RockShox Super Deluxe-Dämpfer, wahlweise mit Stahl- oder Luftfeder. Am Vorderrad kommt Schwalbes Magic Mary in 29” x 2,6” zum Einsatz, während am Hinterrad zwischen einem 29”- oder, wie an unserem Testrad, einem 27,5”-Hinterrad mit 2,8” breitem Schwalbe Eddy Current gewählt werden kann.
Ausstattung, Gewicht und technische Daten des Liteville 301 CE Mk1 Werksmaschine
Beim Antrieb und den Bremsen des 23,68 kg schweren Bikes setzt Liteville auf die neueste Shimano XT-Gruppe, allerdings nur mit einer kleinen 180-mm-Bremsscheibe hinten. Typisch Liteville lässt sich die Ausstattung des zunächst nur als „Werksmaschine“ erhältlichen Bikes im Detail anpassen. Die leichte und dennoch robuste Skidplate unseres Testbikes schlägt mit 118 € zu Buche, während knapp 100 € für den Kettentunnel getrost gespart werden können. Er soll zwar die Haltbarkeit der Kette erhöhen, ist in erster Linie aber nur laut, da die Kette an ihn schlägt und der Reifen in Kurven an ihm reibt. Ebenfalls ärgerlich bei der täglichen Benutzung: Die Ladebuchse liegt im direkten Dreckbeschuss vom Hinterrad, sodass man das Bike zum Laden oftmals erst grob reinigen muss.
Liteville 301 CE MK1
8.280 €
Ausstattung
Motor Shimano STEPS E 8000 70Nm
Akku TP SMN-01-35S 630Wh
Display Shimano STEPS E8000
Federgabel RockShox Lyrik Ultimate 170 mm
Dämpfer RockShox Super Deluxe Coil Ultimate 160 mm
Sattelstütze EightPins NGS2 100 – 150 mm
Bremsen Shimano XT 4-Kolben 200/180 mm
Schaltung Shimano XT 1x12
Vorbau Syntace Megaforce2 55 mm
Lenker Syntace Vector Carbon Superlight 780 mm
Laufradsatz Syntace C33i 29"/27,5"
Technische Daten
Größe M L
Gewicht 23,68 kg
Zul. Gesamtgewicht 150 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 126 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein
Besonderheiten
Dank Syntace Twin Flex-Klemmen für Lichtintegration und Handyhalterung vorbereitet
optionale integration des Rücklichts
Geometrie und Größe des Liteville
In Sachen Geometrie ist das Liteville ausgesprochen modern aufgestellt: Der lange Reach (470 mm in L) wird mit einer sehr hohen Front kombiniert (653 mm Stack). Auch der Lenkwinkel ist mit 64,5° einer der flachsten im Testfeld.
Größe | M | L |
---|---|---|
Sattelrohr | 441 mm | 465 mm |
Oberrohr | 625 mm | 651 mm |
Steuerrohr | 105 mm | 115 mm |
Lenkwinkel | 64,5° | 64,5° |
Sitzwinkel | 74,6° | 74,5° |
Kettenstrebe | 442 mm | 442 mm |
Tretlagerabsenkung | 26 mm | 26 mm |
Radstand | 1.223 mm | 1.250 mm |
Reach | 447 mm | 470 mm |
Stack | 644 mm | 653 mm |
Das Liteville 301 CE Mk1 Werksmaschine im Test
Die Sitzposition auf dem Liteville 301 CE Mk1 ist in der Ebene extrem gelungen. Dank des SQlab-Sattels, der den Fahrer mit seinem erhöhten Heck leicht nach vorne schiebt, ist die Druckverteilung zwischen Gesäß und Händen sehr ausgewogen und komfortabel. Mit dem Stahlfederdämpfer herrscht absolutes Sofa-Feeling. Allerdings versackt der Dämpfer bereits bei mittelsteilen Anstiegen tief im Federweg, sodass das Bike deutlich an Präzision verliert und man bei sehr steilen Anstiegen frühzeitig ans Limit kommt. Mit dem Luftdämpfer liefert das Fahrwerk in Kombination mit dem super griffigen Eddy Current-Hinterreifen noch immer extrem viel Traktion, steht aber höher im Federweg. So lastet mehr Gewicht auf dem Vorderrad, wodurch die Front weniger aktiv belastet werden muss und das 301 deutlich besser klettert: Weit nach vorne gebeugt und auf der Sattelnase lässt sich auch extremes und verblocktes Terrain in Angriff nehmen. Andere Bikes, wie das Moustache, meistern solche Passagen aber noch immer deutlich gelassener.
Auf langen Touren und nicht enden wollenden Uphills ist das Liteville 301 CE Mk1 super komfortabel.
Auch bergab haben wir eine ganz klare Empfehlung für euch: Nehmt den Luftdämpfer! Mit Stahlfederdämpfer gibt das lineare Fahrwerk seinen Federweg zu großzügig frei, ist bei Highspeed schwer kontrollierbar und schlägt regelmäßig harsch durch. Auch Kurven und Kompressionen zwingen das Liteville sprichwörtlich in die Knie und erfordern einen aktiven Fahrstil. Mit dem RockShox Super Deluxe-Luftfederdämpfer ist das 301 CE Mk1 deutlich progressiver und einfacher zu manövrieren. Vor allem auf flowigen Trails bietet es mehr Support beim Pushen und Abziehen und macht auf einmal deutlich mehr Spaß! Obendrein bietet es mehr Reserven bei Landungen und großen Schlägen. Bei höheren Geschwindigkeiten lässt das Liteville Laufruhe missen und auch das laute Kettenschlagen sowie die schwache Hinterradbremse tragen nicht gerade positiv zum Sicherheitsempfinden bei. Bei moderaten Geschwindigkeiten und technischen Herausforderungen fühlt sich das traktionsstarke Bike deutlich wohler.
Mit Luftfahrwerk meistert das Liteville technische und verblockte Herausforderungen gelassen, wird dafür bei Highspeed schnell nervös.
Tuning Tipp: unbedingt mit Luftfahrwerk bestellen | 200-mm-Bremsscheibe am Heck
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das E-Mountainbike-Debüt von Liteville betrachten wir mit gemischten Gefühlen. Der hochwertige und super schicke Carbon-Rahmen des 301 CE Mk1 Werksmaschine steckt voller durchdachter, aber auch einiger absolut unvorteilhafter Details. Mit dem Stahlfederdämpfer fällt es in Sachen Trail-Performance ans Ende des Testfelds zurück. Unsere Empfehlung ist das Luftfahrwerk, mit dem das Bike deutlich besser klettert und bergab fährt. Die exzellente Sitzposition macht das Liteville 301 CE Mk1 Werksmaschine zu einem komfortablen Touren-Bike für nicht allzu hohe Geschwindigkeiten!
Tops
- EightPins Sattelstütze mit viel Hub
- vorbildliche Akku-Integration
- Liteville typischer Look
Flops
- Position der Ladebuchse
- optionaler Kettentunnel extrem laut
- mit Stahldämpfer zu schwammiges Fahrwerk
Mehr Informationen zum Liteville 301 CE Mk1 Werksmaschine findet ihr auf liteville.com.
Das Testfeld
Hier findet ihr alles, was ihr über den Test des besten E-Mountainbike 2020 wissen müsst.
Alles Bikes im Vergleichstest: BULLS SONIC EVO AM 6 | Cannondale Moterra 1 | Canyon Spectral:ON 9.0 | COMMENCAL META POWER 29 TEAM 2020 | CONWAY XYRON 927 Carbon | CUBE Stereo Hybrid 160 HPC | FANTIC XF1 180 Race | FOCUS JAM² 9.9 DRIFTER | Giant Reign E+ 0 Pro | Haibike XDURO Nduro 10.0 | Liteville 301 CE MK1 | MERIDA eONE-SIXTY 10K | Moustache Samedi 27 Trail | Norco Range VLT C1 | NOX Hybrid Enduro 7.1 | Orbea WILD FS M-LTD | Pivot Shuttle 29 | Rocky Mountain Altitude Powerplay Carbon 90 Rally Edition | ROTWILD R.X750 ULTRA | SIMPLON Rapcon Pmax | Specialized Turbo Kenevo Expert | Specialized S-Works Turbo Levo | Trek Rail 9.9 | Whyte E-180 RS V1 | YT DECOY CF Pro Race
Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Felix Stix, Robin Schmitt, Jonas Müssig Photos: Finlay Anderson, Robin Schmitt, Felix Stix, Markus Frühmann