Kaum ein Vergleichstest wird die Bike-Entwicklung derart verändern wie dieser. Light-E-MTBs waren der Trend der letzten Jahre. Doch das ändert sich nun: Kategorien verschwimmen, technologische Grenzen verschieben sich. Wir haben in einem knallharten Vergleichstest mit 9 spannenden Light-E-MTBs herausgefunden, was die besten (Light-)E-MTBs aktuell können, was uns in der Zukunft erwartet und welches Rad das richtige für euch ist.

Inhaltsverzeichnis

  1. Warum Light-E-MTBs irrelevant werden
  2. Zu welchem Typ E-Biker zählt ihr euch?
  3. Unser Light-E-MTB-Testfeld
  4. Die Motorsysteme der getesteten E-Mountainbikes: Welches E-Bike-Motorkonzept passt am besten zu euch?
  5. Wie und wo haben wir die E-Mountainbikes getestet?
  6. Unsere E-Mountainbike-Testcrew
  7. Unser Light-E-MTB Test in Zahlen
  8. Worauf kommt es beim Kauf eines E-MTBs an?
  9. Die Tops und Flops in unserem Light E-MTB Test
  10. Ein Überblick über alle Bikes im Light E-MTB Test 2024
  11. Testsieger und Kauftipp: Das Orbea Rise LT M-Team

Die letzten Jahre haben die meisten E-Mountainbiker nach immer mehr Power und größeren Akkus geschrien – und das auch bekommen. Die Angst, sein Ziel nicht erreichen zu können, war weit verbreitet und mit rationalen Argumenten kaum zu bekämpfen. Das Resultat: Ein Wettrüsten der Hersteller, wer den stärksten Motor und den größten Akku anbieten kann, um die Reichweitenangst der Kunden zu stillen. Oder um mit dem dicksten E-MTB am Stammtisch prahlen zu können. Jede Bewegung hat ihre Gegenbewegung. So betraten bald auch die Light-E-MTBs die Bühne.

Eine Reise zurück zeigt die ersten Ansätze von Light-E-MTBs bereits vor über 8 Jahren. Vorreiter war hier FOCUS, die schon 2016 mit dem Project-Y oder 2017 mit dem SAM² Pro erste Konzepte auf dem Markt vorstellten, die in Richtung Light-E-MTB gingen. Richtig durchsetzen konnten sie sich jedoch nie.

Der Durchbruch gelang mit der ersten Generation des Specialized Levo SL, die den Stein erst so richtig ins Rollen gebracht hat. Seitdem sind viele weitere Light-E-MTBs verschiedener Bike-Hersteller mit unterschiedlichsten Motorkonzepten gefolgt, wie z. B. FAZUA- oder TQ-Motoren. 2023 kam dann der Bosch Performance Line SX-Motor dazu, der das Segment erneut aufmischte und die Brücke zwischen Light- und Full-Power E-MTBs geschlagen hat. Mittlerweile ist die Vielfalt an verschiedenen E-MTB- und Motorenkonzepten nicht nur beeindruckend, sondern auch verwirrend. Klare Definitionen, wie wir sie noch vor Jahren als E-MOUNTAINBIKE Magazin für die Branche und Leserschaft treffen konnten, wurden durch die technologische Entwicklung immer wieder umgeworfen.

Schon immer war die Definition von Light-E-MTBs umstritten. Ist es das niedrige Gesamtgewicht des Bikes? Oder die reduzierte Motorpower? Die kleine Akkugröße? Oder vielleicht schlichtweg das leichtfüßige Handling – ungeachtet des Gewichts –, was ein E-MTB zum Light E-MTB macht? Achtung Spoiler: In Zukunft braucht es gar keine Definition mehr. Light-E-MTBs werden in den nächsten Jahren aussterben. Oder zumindest ein klares Nischendasein fristen.
Dieser Vergleichstest setzt Trends und Impulse, der die Bike-Entwicklung der nächsten Jahre beeinflussen wird. Doch bevor wir euch verraten, warum diese Veränderungen stattfinden, sei gesagt: Die neueste Generation an E-MTBs ist geiler, spaßiger und potenter denn je. Wir waren in Norditalien, genauer gesagt im Paganella Bikepark in den atemberaubenden Dolomiten, und hatten neben jeder Menge forderner Tests eine Mordsgaudi. Warum aber nicht nur die Bikes, sondern auch wir ans Limit gekommen sind, das erfahrt ihr gleich!

Warum Light-E-MTBs irrelevant werden

Ist das noch ein Light-E-MTB? Bei der Zusammenstellung des Testfelds gab es bereits hitzige Diskussionen. Welches E-Mountainbike darf teilnehmen, welches passt nicht? Doch schnell war klar: Egal ob vermeintliches Light-E-MTB oder nicht, sie müssen mit. Wir wollen ja nicht nur das beste Light-E-MTB finden, sondern auch sehen, wie die Unterschiede zu leichten Full-Power-E-MTBs sind.

Es ist an der Zeit, sich vom Schubladendenken zu verabschieden. Die Grenzen zwischen Light-E-MTBs und Full-Power-E-MTBs verschwimmen immer mehr und worauf es wirklich ankommt, ist das richtige Gesamtkonzept. Getreu unserem Motto macht die Betrachtung der einzelnen Parameter wie Motorpower, Federweg, Geometrie oder Gewicht keinen Sinn. Vielmehr kommt es auf das richtige Zusammenspiel der einzelnen Komponenten an, wie gute Kombination aus Motor-Power, Akkukapazität und Gesamtgewicht, der richtigen Geometrie, Hinterbaukinematik und der passenden Ausstattung. Am Ende entscheiden nämlich keine isolierten Eckdaten, sondern das Fahrverhalten auf dem Trail, wie viel Spaß ihr mit eurem E-MTB habt.

Auch wenn die klassischen Light-E-MTBs bald ein Nischendasein fristen werden, gibt es mehr leichte E-MTBs als je zuvor. Das Problem: Die Light-E-MTBs mit schwachem Motor und kleinem Akku bekommen durch die neueste Generation an Full-Power-E-MTBs immer mehr hauseigene Konkurrenz. Denn die großen und starken Full-Power-Motoren werden kleiner, leichter und effektiver. Zugleich zeichnet sich ein Trend ab, bei dem sich Akkukapazitäten wieder in einem sinnvollen Maß bewegen. Das Resultat sind Full-Power-E-MTBs mit niedrigem Gewicht, die den Markt ordentlich aufmischen. Sie pendeln sich nämlich alle wieder bei einem Bike-Gewicht von 20–22 kg und 150–160 mm Federweg ein. So kommen sie in Sachen Gewicht mittlerweile an Light-E-MTBs ran – und das mit kraftvollem Motor und großem Akku. Dazu beigetragen haben u. a. die Fortschritte in der Akku- und Zellentwicklung und die daraus resultierenden leichteren Batterien. Und auch die Carbonrahmen werden immer leichter. Außerdem gehören – zumindest bei den meisten Performance-orientierten E-MTBs – entnehmbare Akkus der Vergangenheit an. So kann man auf die zusätzlichen Halterungen, die zum Herausnehmen benötigt werden, verzichten und spart somit nochmal einige Gramm an Gewicht.

Auch preislich kommen die Light-E-MTBs in die Bredouille. Durch deutlich größere Stückzahlen in der Motoren- und Akkuherstellung und Abnahmemengen der Bike-Hersteller sind Full-Power-E-MTBs deutlich erschwinglicher als Light-Modelle mit vergleichbarer Ausstattung. Ein großer Nachteil der Light-E-MTBs: Sie sind meist nur in der teuren Top-Ausstattungsvariante wirklich leicht. Greift man weiter unten ins Regal und wählt eine günstigere Ausstattungsvariante, landet man durch Komponenten, die weniger gewichtsoptimiert sind, schnell wieder über 21 kg oder noch mehr. Da stellt sich doch die Frage: Warum dann noch ein Light E-MTB kaufen und auf Motorpower oder Akkukapazität verzichten?

Natürlich hatten Light-E-MTBs ihre Daseinsberechtigung und haben die Entwicklung vorangetrieben. Nun werden sie aber Stück für Stück irrelevant. Leichte E-MTBs sind jedoch umso wichtiger. Sie sind das Ziel aller Hersteller, nur eben mit viel Power und Kapazität.

Einige Bike-Hersteller werden auch in Zukunft noch auf schwächere Motoren und kleine Akkus setzen, besonders bei CC-orientierten Konzepten wie dem Thömus Lightrider oder dem SCOTT Lumen eRIDE und im Gravel- und Road-Bereich. Aber: „Light“-E-MTBs mit wenig Drehmoment und kleinen Akkus sind jetzt Geschichte.

Zu welchem Typ E-Biker zählt ihr euch?

Wir stehen euch mit unserer persönlichen Kaufberatung zur Seite, um das perfekte E-Mountainbike für eure individuellen Bedürfnisse zu finden und gleichzeitig mehr über euch und eure Vorlieben zu entdecken. Mit wenigen Klicks erhaltet ihr ganz persönliche Empfehlungen zu E-MTBs, die zu euch passen. Außerdem findet ihr noch viele weitere spannende Artikel, mit denen sich das Wissen rund um die E-MTB vertiefen lässt.

Unser Light-E-MTB-Testfeld

Für unseren Light-E-MTB-Vergleichstest haben wir 9 spannende Bikes zum Test eingeladen. Doch das Testfeld könnte kaum unterschiedlicher sein. Es treffen nicht nur ganz unterschiedliche Konzepte, sondern auch sechs verschiedene Motorsysteme aufeinander. Neben E-Mountainbikes mit schwachem Motor und kleinem Akku sind auch E-MTBs mit kraftvollem Motor und großem Energiespeicher vertreten. Dadurch können wir euch eine große Bandbreite an unterschiedlichsten Konzepten vorstellen und eine tiefgründige Kaufberatung mit allen Stärken und Schwächen der einzelnen Bikes und Konzepte bieten. So vermeidet ihr Fehler beim Kauf und wisst ganz genau, worauf es ankommt.

Brand Model Motor-System Motor-Power (Nm) Akku-Kapazität (Wh) Gewicht (Kg) Preis
Cannondale Moterra SL1 Shimano EP801 85 601 20,1 9.999 €
GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2 GIANT SyncDrive Pro2 MG 85 400 19,7 10.499 €
MERIDA eONE-SIXTY 10K Shimano EP801 85 600 22,6 11.599 €
Mondraker Dune RR Bosch Performance Line SX 55 400 19,7 9.499 €
Orbea Rise LT M-Team Shimano EP801 RS 85 420 19,3 9.989 €
Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV FAZUA Ride 60 60 430 19,6 12.999 €
SCOTT Voltage eRIDE 900 Tuned TQ-HPR50 50 360 19,1 10.999 €
Specialized S-Works Turbo Levo SL Specialized 1.2 SL Custom Rx Trail Tuned 50 320 17,9 14.000 €
YT DECOY SN FAZUA Ride 60 60 430 21,2 8.500€

Neben der oben stehenden Tabelle möchten wir euch die E-MTBs im Detail vorstellen:

Specialized ist schon früh auf den Light-E-MTB-Zug aufgesprungen und schickt die zweite Generation des Specialized Turbo Levo SL in der edlen S-Works-Version in den Vergleichstest. Das Besondere? Die Kalifornier entwickeln nicht nur das Bike und viele der verbauten Komponenten selbst, auch Motor, Akku und die dazugehörige Hardware wie Display und Remotes kommen aus eigenem Haus. Mit 17,9 kg ist es außerdem das leichteste Bike im Test. Doch bringt das geringe Gewicht dem Turbo Levo SL auch auf dem Trail Vorteile oder nur auf dem Papier?

Der deutsche Direktversender YT wagt mit dem YT DECOY SN den Sprung in die Light-E-MTB-Welt, ausgestattet mit dem FAZUA Ride 60-Motor und einem 430-Wh-Akku. Mit 8.500 € ist es das günstigste Bike im Test und bietet auf den ersten Blick jede Menge hochwertige Komponenten. Doch sind das nur spannende Eckdaten oder hat das Bike auch überzeugende Qualitäten auf dem Trail?

Das Santa Cruz Heckler SL kommt ebenfalls mit dem FAZUA Ride 60-Motor und 430-Wh-Akku. Das Versprechen: maximaler Fahrspaß. Typisch Santa Cruz, kommt das Bike im unverkennbaren Look mit VPP-Hinterbau daher. Aber kann es sein Versprechen auch in der Praxis halten? Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Das SCOTT Voltage eRIDE 900 Tuned fällt sofort ins Auge – durch die polarisierende Optik und maximale Integration. Neben dem kleinen TQ-HPR50-Motorsystem versteckt sich auch der Dämpfer im Rahmen. Ist das Voltage nur ein schickes Accessoire für das Wohnzimmer oder auch draußen eine echte Waffe?

Das Mondraker Dune RR ist das einzige Bike im Test mit dem Bosch Performance Line SX-Motor, mit 55 Nm Drehmoment und kombiniert mit einem 400-Wh-Akku. Mit seinen scharfen Kanten und geraden Linien sieht es schon im Stand schnell aus. Aber kann es auch auf dem Trail die Schallmauer durchbrechen?

Gleich drei Bikes im Test setzen auf den Shimano EP801-Motor, der auf dem Papier mit 85 Nm deutlich stärker ist als die Light-Motoren mit 50 bis 60 Nm Drehmoment. Jeder Hersteller geht dabei einen eigenen Weg:

Angefangen mit dem Orbea Rise LT M-Team, das man durch den umfangreichen Konfigurator in Sachen Optik und Ausstattung ganz nach seinem eigenen Gusto anpassen kann. Ob das Orbea so zum perfekten E-MTB für jedermann wird?

Das Cannondale Moterra SL1 kombiniert den Shimano EP801-Motor mit einem 600-Wh-Akku. Es setzt auf einen Flex-Pivot-Hinterbau mit flexenden Kettenstreben und will die perfekte Balance zwischen zwei Welten schaffen: Viel Power und ein geringes Gewicht. Ob das Konzept in der Praxis aufgeht?

Das MERIDA eONE-SIXTY 10 K ist ebenfalls mit einem 600-Wh-Akku ausgestattet, will sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene begeistern und integriert praktische Features wie eine Lampe oder ein Multitool direkt im Bike. Ist das MERIDA die eierlegende Wollmilchsau, die alle glücklich macht?

Das GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2 kommt mit eigenem GIANT SyncDrive Pro 2 MG-Motor mit ebenfalls 85 Nm und ist mit einem 400-Wh-Akku kombiniert. Auch die restliche Hardware kommt aus eigener Produktion. Mit 150/140 mm Federweg (v/h) hat es die geringsten Federwegsreserven im Vergleichstest. Ob das dem GIANT zum Verhängnis wird?

Die Motorsysteme der getesteten E-Mountainbikes: Welches E-Bike-Motorkonzept passt am besten zu euch?

Wie wir bereits oben schon erwähnt haben, macht es keinen Sinn, die nackten Eckdaten von Motoren zu vergleichen. Was bringt einem der stärkste Motor, wenn er wie ein Rennpferd unkontrolliert nach vorne marschiert? Oder wenn er mit einem zu kleinen Akku kombiniert ist und ihn schneller leer saugt wie ein Muscle Car den Kraftstoff aus dem Tank? Ihr ahnt es schon, das richtige Gesamtkonzept ist das Zauberwort. Kraft, Ansprechverhalten, Dosierbarkeit, Kraftentfaltung und das Ökosystem um den Motor entscheiden über Frust oder Freude. Natürlich ist auch die Zuverlässigkeit ein wichtiger Punkt, den man nicht vernachlässigen sollte. Jährlich werden neue Motorensysteme vorgestellt, die gerade noch am Anfang mit Problemen behaftet sind, wie z.B. das FAZUA Ride 60-Motorsystem, das selbst nach über 2 Jahren nach Vorstellung noch unzuverlässig ist. Von kleinen Störungen bis hin zu kompletten Systemausfällen kann alles dabei sein. Aber egal wie zuverlässig das Motorsystem auch sein mag, eine der größten Rollen spielt das Servicenetzwerk. Ein gut ausgebautes Service-Netzwerk des Motorenherstellers ist unerlässlich, um schnellstmöglich und ohne viel Stress an Ersatz zu kommen. Es entscheidet, ob euer Bike bis zum nächsten Urlaub wieder fahrbereit ist oder ihr womöglich die heiß ersehnte Saison verpasst.
Ihr wollt wissen, welcher Motor zu euch und euren Anforderungen passt? Dann checkt unseren großen E-Bike Motoren Vergleich mit den 13 relevantesten Motorsystemen aus. Wir erklären die Basics, wichtige Begriffe und Kennzahlen, aber tauchen gleichzeitig tief in die Motorenwelt ein. Außerdem erfahrt ihr spannende Erkenntnisse aus dem Labor- und Praxistest und warum es den besten E-Bike-Motor nicht geben kann.

Wie und wo haben wir die E-Mountainbikes getestet?

Mal ehrlich, den Sommer haben wir uns etwas besser vorgestellt. Doch das Wetter hat uns natürlich nicht davon abgehalten, 9 spannenden E-Mountainbikes mal ordentlich auf den Zahn zu fühlen. Und wo könnte das besser gehen als im Paganella Bikepark in den Dolomiten? Hier findet man nicht nur italienisches Good Life, Pizza, Pasta und Focaccia, sondern auch Trails, die maximalen Spaß bieten und auch die optimalen Testbedingungen mit verschiedensten Trails liefern. Über 45.000 Tiefenmeter und über 800 km haben wir auf dem riesigen Trailnetz zurückgelegt. Abenteuercharakter mit großen Touren und Akku-Sparkurs inklusive.

Um es schon mal vorwegzunehmen: Es war hart! Unsere Teststrecke – eine Mischung aus der Giada Line und dem neuen Supernatural-Trail – hat nicht nur die Bikes an ihre Grenzen gebracht, sondern auch unsere erfahrene Testcrew. Vor allem Light-E-MTBs werden die meiste Zeit auf Trails bewegt, daher müssen sie sich auch in einem Umfeld verschiedenster Trails beweisen. Gespickt mit unzähligen Steinfeldern und technischen Kurven im oberen Teil, wechseln sich weiter unten flowige Kurven mit etlichen Sprüngen und Wurzelpassagen ab. Bergauf wurden die Bikes aus einer Mischung von steilen Forstwegen und kniffligen Trail-Uphills auf die Probe gestellt.

Unsere E-Mountainbike-Testcrew

Benne
Ich bin die meiste Zeit auf analogen MTBs unterwegs und liebe es, die Trails auf traditionelle Weise zu erkunden. Mir gefallen vor allem die E-MTBs, die sich nicht direkt als solche entlarven lassen und auf den ersten Blick wie normale Mountainbikes aussehen. Dabei ist mir ein natürliches Fahrgefühl besonders wichtig, auch wenn ich dafür etwas mehr Eigenleistung bringen muss. Schließlich bin ich noch jung, und das sehe ich als gutes Training an.
Erik
Ich bevorzuge eher die gemütlichere Gangart und bin deshalb viel auf flowigen Trails mit schöner Aussicht unterwegs. Wenn es mich doch mal auf technische Singletrails verschlägt, ist mir ein intuitives Handling und ein hohes Sicherheitsempfinden besonders wichtig. Auch eine bequeme und komfortable Sitzposition darf auf meinen langen Tagestouren nicht zu kurz kommen, denn Komfort steht für mich an erster Stelle.
Peter
Ich habe die Entwicklung von Light-E-MTBs von der ersten Stunde an miterlebt. Als Chefredakteur von ENDURO sitze ich die meiste Zeit auf analogen MTBs, aber ich schätze auch die Möglichkeiten, die E-MTBs bieten. Mit ihnen lassen sich die Trails in knifflige Uphill-Challenges umfunktionieren, was mir besonders gefällt. Ein kraftvoller Motor mit direktem Ansprechverhalten ist mir dabei wichtig. Aber auch in der Abfahrt lasse ich es gern krachen, daher lege ich großen Wert auf eine abfahrtsorientierte Ausstattung.
Mike
Durch meine begrenzte Zeit eignet sich ein E-MTB perfekt für die schnelle Runde am Abend. Außerdem ist es ein perfektes Trainingstool, da ich in kurzer Zeit viele Abfahrten machen kann, was mir sehr entgegenkommt – so hole ich alles aus meiner Zeit raus. Außerdem sind mir ein ausgereiftes Motorsystem und einfache Servicebarkeit besonders wichtig, da ich gerne mehr Zeit auf dem Bike verbringe, als daran zu schrauben.

Worauf kommt es beim Kauf eines E-MTBs an?

Ein neues E-MTB zu kaufen ist nicht wie eben mal eine Pizza zu bestellen und reist vermutlich ein ordentliches Loch in eure Spardose. Ein E-MTB-Kauf bedarf einiger Überlegungen und man kann sich kaum genug informieren. Die meisten Bikes können ihr volles Potenzial nur entfalten, wenn sie richtig genutzt werden. Frust und Freude liegen hier nah beieinander.

Großer E-Bike-Akku = große Reichweite?
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass ein größerer E-Bike-Akku automatisch eine größere Reichweite bedeutet. In Wirklichkeit hängt die Reichweite von unzähligen Faktoren ab: In erster Linie vom Fahrverhalten und Fahrergewicht, von der Leistung des Motors, aber auch die Reifenwahl, der richtige Luftdruck und der Untergrund haben Einfluss auf die Reichweite. Ein schwächerer Motor mit einem kleineren Akku kann euch genauso weit bringen wie ein leistungsstarker, stromhungriger Motor mit größerem Akku – allerdings auch mit weniger Unterstützung durch den Motor und mehr Eigenleistung.

Schluss mit der Kategorisierung! – Das richtige Gesamtkonzept ist entscheidend
Die Grenzen zwischen den verschiedenen E-MTB-Kategorien verschwimmen zunehmend. Es kommt auf das richtige Gesamtkonzept an. Die Vielzahl an Modellen und Herangehensweisen der Hersteller machen den E-MTB-Dschungel immer undurchsichtiger. Es steckt viel mehr dahinter als die Frage nach dem stärksten Motor und dem größten Akku. Denn der Motor ist nur so gut wie das Bike, in dem er steckt. Neben der richtigen Motor- und Akku-Integration spielt auch die Wahl des richtigen Rahmens und der Komponenten eine entscheidende Rolle. Kleine Veränderungen können einen riesigen Unterschied machen. Ebenso sind Zuverlässigkeit und ein gutes Servicenetzwerk essentiell, sonst steht man im Urlaub schnell ohne funktionierendes E-MTB da.

All the gear, no idea? – Warum einem das beste E-Mountainbike nichts bringt
Das beste E-MTB bringt nichts, wenn es nicht richtig eingestellt ist. Bei unseren Tests verbringen wir einen Großteil der Zeit damit, das richtige Setup für das Bike zu finden. Das richtige Setup ist das A und O, um das volle Potenzial der Komponenten und des E-MTBs auszuschöpfen. Mit unserem Setup-Guide nehmen wir euch an die Hand und helfen euch mit verschiedenen Artikeln, das perfekte Setup für euer E-MTB zu finden.

Die Tops und Flops in unserem Light E-MTB Test

Tops

Die meisten E-MTBs im Test kommen mit modularen Akkukonzepten, bei denen man durch Range Extender die Akkukapazität erweitern kann.
Orbea bietet für das Rise einen umfangreichen Online-Konfigurator an, mit dem man das E-MTB ganz nach seinen Vorlieben anpassen kann.
Manche E-MTBs wie das Cannondale, Orbea oder MERIDA kommen mit kraftvollem Motor und großem Akku, ohne dabei Abstriche in der Fahrperformance machen zu müssen – top!
Das schlanke TQ-HPR50-Motorsystem lässt am SCOTT Voltage eine cleane und schlanke Integration zu, sogar der Dämpfer ist im Rahmen versteckt.
Das MERIDA eONE-SIXTY 10K und das Orbea Rise kommen beide mit einer super langen Sattelstütze, die auf dem Trail für maximale Bewegungsfreiheit sorgt.
Das MERIDA eONE-SIXTY kommt mit integriertem Frontlicht. Auf dem Trail stört es nicht, bietet aber im Alltag einen großen Mehrwert.
Das Specialized S-Works Turbo Levo SL und das MERIDA eONE-SIXTY kommen beide mit einem integrierten Multitool, so kann man das meiste direkt auf dem Trail beheben.

Flops

Die schwach profilierten Reifen des GIANT Trance X Elite mit pannenanfälliger EXO-Karkasse limitieren die Performance des E-MTBs.
Die Remote des FAZUA Ride 60-Motorsystems hat eine schlechte Haptik und wirkt etwas billig. Bei einem Crash ist sie schnell defekt und das E-MTB kann nicht eingeschaltet werden.
Manche Bikes kommen mit einem fummeligen Ladeport, der zum Schließen etwas Fingerspitzengefühl benötigt.
Das GIANT Trance X Elite hat am Heck nur eine kleine 180-mm-Bremsscheibe und kommt auf langen Abfahrten schnell ans Limit.
Leider werden an zu vielen E-MTBs immer noch zu kurze Sattelstützen verbaut. 4 E-MTBs kommen mit einer kurzen 170-mm-Sattelstütze, die die Bewegungsfreiheit auf dem Trail einschränkt.

Ein Überblick über alle Bikes im Light E-MTB Test 2024

Cannondale Moterra SL1 im Light E-MTB Test 2024

Cannondale Moterra SL1 | Shimano EP801/601 Wh | 160/150 mm (v/h)
20,1 kg in | 9.999 € | Link zum Test

Das Cannondale Moterra SL1 überzeugt nicht nur mit seiner schicken Optik. Es setzt sich mühelos gegen einen Großteil des Testfelds durch und begeistert mit seinem breiten Einsatzbereich – egal, ob auf Flowtrails oder technischen Singletrails. Fahrspaß ist durch das intuitive Handling sowohl für Anfänger und Experten geeignet.

GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2 im Light E-MTB Test 2024

GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2 | GIANT SyncDrive Pro2 MG/400 Wh | 150/140 mm (v/h) | 19,7 kg | 10.499 € | Link zum Test

Das GIANT Trance X Advanced E+ Elite 0 V2 setzt auf den hauseigenen, kraftvollen GIANT SyncDrive Pro2 MG-Motor, der von einem 400-Wh-Akku gespeist wird. Optional kann er durch einen 200-Wh-Range Extender vergrößert werden. In Sachen Power gehört es zu den stärksten Bikes im Test, kann aber die Kraft durch das sehr direkte Ansprechverhalten und die schwach profilierten Reifen nicht auf den Boden bringen. Auf dem Trail wird es durch seine Ausstattung limitiert und ist nur schwer zu kontrollieren. Damit reiht sich somit im letzten Drittel des Testfelds ein.

MERIDA eONE-SIXTY im Light E-MTB Test 2024

MERIDA eONE-SIXTY 10K | Shimano EP801/600 Wh | 170/174 mm (v/h)
22,6 kg | 11.599 € | Link zum Test

Mit 22,58 kg ist das MERIDA eONE-SIXTY 10K zwar das schwerste Bike im Test, doch in Sachen Handling stellt es viele Konkurrenten in den Schatten. Dank einfachem Handling und der höchsten Laufruhe im Test fühlen sich selbst Einsteiger auch auf technischen Trails direkt wohl. Auch clevere Features wie das Frontlicht unter dem Vorbau oder das Multitool unter dem Sattel integriert das MERIDA gekonnt.

Mondraker Dune RR im Light E-MTB Test 2024

Mondraker Dune RR | Bosch Performance Line SX/400 Wh | 170/165 mm (v/h)
19,7 kg | 9.499 € | Link zu Test

Schon von Weitem ist das Dune RR als Mondraker zu erkennen und kommt typisch in einem modernen und schnittigen Design. Der Bosch Performance Line SX-Motor liefert ausreichend Power, um im Uphill auch mit der stärkeren Konkurrenz mitzuhalten. Auf dem Trail überzeugt es mit seiner hohen Laufruhe sowie starkem Fahrwerk, während es in engen Kurven jedoch nicht die gewünschte Agilität zeigt, um Bestzeiten zu erreichen.

Santa Cruz Heckler SL XX AXS RSV im Light E-MTB Test 2024

Orbea Rise LT M-Team | Shimano EP801 RS/420 Wh | 160/150 mm (v/h)
19,3 kg | 9.989 € | Link zum Test

Das Santa Cruz Heckler SL kommt im typischen Look und mit bewährten VPP-Hinterbau. Die Kalifornier schaffen es, das FAZUA Ride 60-Motorsystem unauffällig in den Rahmen zu integrieren. In der Vergangenheit hatten wir schon viele Probleme mit dem Motorsystem und können das Bike trotz der hohen Trail-Performance nicht zweifelsfrei empfehlen. Die High-End-Ausstattung passt zum angepeilten Einsatzgebiet und so sorgt das Heckler SL für einen hohen Fahrspaßfaktor bei Anfängern und Fortgeschrittenen.

SCOTT Voltage eRIDE 900 Tuned im Light E-MTB Test 2024

SCOTT Voltage eRIDE 900 Tuned | TQ-HPR50/360 Wh | 160/155 mm (v/h)
19,1 kg | 10.999 € | Link zum Test

Wie ein Zauberer lässt das SCOTT Voltage eRIDE 900 Tuned den Rahmen im Dämpfer verschwinden und beeindruckt mit dem schlanken, fast unsichtbar integrierten TQ-HPR50-Motorsystem. In Sachen Performance glänzt es vor allem auf flowigen Trails. Auf rauerem Terrain verlangt es jedoch nach einer erfahrenen Hand, um sein volles Potenzial auszuschöpfen.

Specialized S-Works Turbo Levo SL im Light E-MTB Test 2024

Specialized S-Works Turbo Levo SL | Specialized 1.2 SL Custom Rx Trail Tuned/320 Wh | 160/150 mm (v/h) | 17,9 kg | 14.000 € | Link zum Test

Das Specialized S-Works Turbo Levo SL liefert ein rundes Gesamtpaket ab. Es kommt mit schönen Detaillösungen und ist das cleanste Bike im Vergleichstest. Im Uphill muss man im Vergleich zu den anderen Bikes zwar am meisten strampeln, aber es belohnt einen mit einem super natürlichen Fahrgefühl. In der Abfahrt gehört es zu den wendigsten und spaßigsten Bikes und überzeugt zusätzlich durch ein intuitives und sicheres Handling.

YT DECOY SN im Light E-MTB Test 2024

YT DECOY SN | FAZUA Ride 60/430 Wh | 170/160 mm (v/h)
21,2 kg | 8.500 € | Link zum Test

Auf dem Trail hat uns das YT DECOY SN überrascht. Es deklassiert das komplette Testfeld in Sachen Trail-Performance, liefert maximalen Fahrspaß, ein einfaches Handling und ein sehr hohes Sicherheitsempfinden. Es setzt auf das FAZUA Ride 60-System, mit dem wir in den letzten Jahren viel Erfahrung sammeln konnten. Aufgrund der wiederkehrenden Probleme mit dem Motorsystem seit dem Ride 60-System-Launch und im aktuellen Test können wir das Bike jedoch nicht uneingeschränkt empfehlen.

Testsieger und Kauftipp: Das Orbea Rise LT M-Team

Orbea Rise LT M-Team | Shimano EP801 RS/420 Wh | 160/150 mm (v/h)
19,3 kg | 9.989 € | Link zum Test

Bereits der Vorgänger konnte sich in unseren Vergleichstests schon durchsetzen. Nun schlägt das neue Orbea Rise zu. Auf dem Trail punktet es mit einem starken Fahrwerk, intuitivem Handling und erstklassigen Performance in jeder Situation. Selbst steile Anstiege erklimmt es durch den kraftvollen Motor und der ausgezeichneten Sitzposition mit Leichtigkeit. Mit seinem Konzept ist es der Konkurrenz einen Schritt voraus und sichert sich mit dem fairen Preis von 9.989 € nicht nur den Kauftipp, sondern auch direkt den Testsieg.


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Words: Mike Hunger, Peter Walker, Robin Schmitt, Benedikt Schmidt, Julian Schwede Photos: Mike Hunger, Peter Walker