Das Lapierre eZesty AM LTD Ultimate ist der echte Underdog in diesem Testfeld. Wenig Motorpower, wenig Akku-Kapazität – doch genau dadurch wird das Bike für viele so interessant. Es ist der Beginn einer echten Revolution, auf die viele Biker gewartet haben.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2019 – 14 E-MTBs im Vergleichstest
Schon auf den ersten Blick wird klar: Das Lapierre eZesty ist kein gewöhnliches E-Mountainbike. Der Rahmen ist deutlich schlanker, einen großen Klotz vor dem Tretlager sucht man vergeblich. Möglich macht es der FAZUA Evation-Antrieb, bei dem Akku und Motor komplett im Unterrohr verschwinden und obendrein bei Bedarf auch entnommen werden können. Einzig das Tretlagergetriebe bleibt immer fest am Bike verbaut. Der kompakte Antrieb verfügt wie gewohnt über 250 W Nennleistung und unterstützt den Fahrer mit bis zu 400 % seiner eigenen Leistung. Allerdings fällt das Drehmoment mit 60 Nm verglichen zur Konkurrenz deutlich geringer aus.
Ist das überhaupt ein E-Mountainbike? Das Handling des eZesty lässt sich kaum von einem unmotorisierten Bike unterscheiden!
Der integrierte Akku ist 1,35 kg leicht, besitzt allerdings auch nur 250 Wh Kapazität. Bei der restlichen Ausstattung des 150 mm Carbon-Fullys setzt Lapierre auf zuverlässige und edle Komponenten. Laufräder, Bremse, Schaltung – alles ist für den Einsatz an einem E-Mountainbike konzipiert. Gepaart mit robusten Reifen und einer FOX 36 Factory-Federgabel ergibt das am Ende ein Gesamtgewicht von 18,4 kg. Ein erfahrener Mountainbiker mag bei dieser Gewichtsangabe enttäuscht sein, doch vertraut uns – auf dem Trail ist von dem Gewicht nichts zu spüren!
Das Lapierre eZesty AM LTD Ultimate im Detail
Federgabel FOX 36 Factory 150 mm
Dämpfer FOX Float DPS Factory 150 mm
Motor/Akku FAZUA Evation 250 Wh
Schaltung SRAM X01/NX Eagle
Bremsen SRAM Guide RE 200/200 mm
Sattelstütze Lapierre Carbon Dropper 150 mm
Vorbau Lapierre Full CNC 35 mm
Lenker RaceFace SixC Carbon 785 mm
Laufradsatz Lapierre eAM+ Carbon
Reifen MAXXIS High Roller II WT 27,5×2,5″
Die Geometrie des Lapierre eZesty AM LTD Ultimate
Größe | M | L | XL |
---|---|---|---|
Sattelrohr | 430 mm | 460 mm | 500 mm |
Oberrohr | 606 mm | 636 mm | 666 mm |
Steuerrohr | 130 mm | 145 mm | 160 mm |
Lenkwinkel | 65,5° | 65,5° | 65,5° |
Sitzwinkel | 75° | 75° | 75° |
Kettenstrebe | 435 mm | 435 mm | 435 mm |
Tretlagerabsenkung | 15 mm | 15 mm | 15 mm |
Radstand | 1194 mm | 1227 mm | 1259 mm |
Reach | 445 mm | 470 mm | 495 mm |
Stack | 607 mm | 621 mm | 635 mm |
Das Lapierre eZesty AM LTD Ultimate im Test
Zwar sieht das Lapierre eZesty auf dem Papier gar nicht so revolutionär leicht aus, doch schon nach den ersten Metern wird klar, dass das Rad nur schwer mit einem E-Mountainbike der Bosch-Klasse vergleichbar ist. Es beschleunigt super natürlich, wirkt spielerisch und erinnert sehr stark an ein klassisches Mountainbike. Die Motorunterstützung ist bergauf deutlich spürbar, aber weitaus weniger ausgeprägt als bei anderen Motoren. Der stärkste Modus (Rocket) erinnert eher an einen Tour-Modus bei einem Bosch-Performance CX. Das Flow Gefühl, das einen durchströmt, wenn man im Turbo-Modus bergauf fliegt, stellt sich daher nicht ein. Allerdings reicht die Unterstützung, um auch steile Anstiege empor zu fahren – aber eben deutlich langsamer.
Leider leistet sich das Lapierre aber beim Rahmen und dem Fahrwerk Schwächen. Der Hinterbau sackt im steilen Gelände weg und – gepaart mit dem ohnehin schon flachen Sitzwinkel – hat man den Eindruck, zu weit von hinten zu pedalieren. Es lohnt, den Sattel ganz nach vorn zu schieben. Bergab begeistert das Rad mit einer bis dato ungeahnten Agilität. Richtungswechsel gelingen spielerisch. Wüsste man es nicht besser, man würde nicht vermuten, auf einem E-Mountainbike zu sitzen – so lebendig und leichtfüßig fährt sich das Bike. Das Rad lädt geradezu dazu ein, mit dem Terrain und dem Trail zu spielen. Der Hinterbau arbeitet zwar super satt und feinfühlig, bietet aber leider auch bergab nicht genug Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich – hier gibt es noch Tuning-Potenzial.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das Lapierre eZesty ist der Beginn einer neuen E-Mountainbike-Ära. Sein Fahrverhalten kommt dem eines unmotorisierten Bikes unglaublich nahe, wodurch es perfekt die Brücke zwischen beiden Welten schlägt. Wer auf der Suche nach einem super agilen E-Mountainbike ist und dabei auf Motorpower verzichten kann, wird hier fündig! Ach ja, und wer klassisch Mountainbike fahren will, kann die Antriebseinheit entnehmen – das eZesty wiegt dann nur noch 15,6 kg!
Tops
- bisher unerreichtes, leichtfüßiges Handling
- sehr schicke Motor-Integration
- schlägt die Brücke zu klassischen Mountainbikes
- sehr durchdachte Ausstattung
- zwei Bikes in einem (MTB und E-MTB)
Flops
- Fahrwerk bietet zu wenig Gegenhalt
- Motor-Remote sehr klobig
- in einer Gruppe mit anderen E-MTBs untermotorisiert
- knarzender Hinterbau bei dreckigen Bedingungen
Mehr Infos unter: lapierrebikes.com
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2019 – 14 E-MTBs im Vergleichstest
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Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #016
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„Die Hütte ist das Ziel, nicht die Trails“ – überwiegend auf Schotterstraßen und flowigen Single-Trails unterwegs, Komfort spielt eine wichtige Rolle↩
der Fahrspaß steht im Vordergrund, das Fahrkönnen reicht von Beginnern bis zu erfahrenen Bikern – die Spanne reicht von flowigen Single-Trails bis zu anspruchsvollen, technischen Trails↩
Fahrer mit sehr guter Bike-Beherrschung – unterwegs auf anspruchsvollen und herausfordernden, technischen Trails – bergauf wie bergab.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Photos: Trevor Worsey