Das Lapierre eZesty zählt zweifelsohne zu den Begründern der Light-E-MTB-Kategorie. Während sich Rahmen und Ausstattung im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert haben, kitzelt das neue FAZUA-Update jede Menge Performance aus dem eZesty. Kann sich der Veteran so gegen die neueste Generation leichter E-Mountainbikes durchsetzen?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Light-E-MTB 2020 – 3 super leichte E-Bikes im Vergleichstest

Lapierre eZesty AM 9.0 | FAZUA EVATION/252 Wh | 150/150 mm (v/h)
19,5 kg in Größe L | 5.999 € | Hersteller-Website

Seit seiner Vorstellung im Sommer 2018 verdreht das Lapierre eZesty die Köpfe. Der silbergraue Carbon-Rahmen mit seinen organisch geschwungenen Formen ist das erste Serien-Fully mit FAZUA-Motor und einfach sexy! Das Unterrohr des 5.999 € teuren Bikes beherbergt das FAZUA Evation Drive-Pack. Als Early Adopter des FAZUA-Motors hat das Lapierre schon mehrere Updates erhalten. Einerseits wurde der Verschluss der Drive Unit im Vergleich zum Vorjahr überarbeitet. Als Resultat klafft jetzt ein überflüssiges Loch im Unterrohr, das von einem Gummistopfen verschlossen wird. Andererseits erhält das eZesty AM nun die kostenlose Firmware 2.0 mit richtig viel Support und klar ausdifferenzierten Unterstützungsstufen. Der Akku bietet wie gewohnt 252 Wh Kapazität. So viel Liebe, die Lapierre ins Design des Rahmens gesteckt hat, hätten wir uns auch bei den vermeintlich kleineren Details wie dem externen Geschwindigkeitssensor und Fender gewünscht. Letzterer schützt zwar den Dämpfer effektiv vor dem Dreck des Hinterrads, schleift aber beim Einfedern sehr laut am Reifen.

Ausstattung, Gewicht und technische Daten des Lapierre eZesty AM 9.0

Als Lapierre das eZesty AM vor etwa 1,5 Jahren vorgestellt hat, waren E-Mountainbikes unter 20 kg noch eine absolute Seltenheit und oftmals mit kompromissbehafteten Leichtbau-Teilen ausgestattet. Nicht so das eZesty AM 9.0: Es bringt 19,50 kg auf die Waage und setzt dennoch auf eine Trail-taugliche Ausstattung. Allen voran die 150 mm FOX 36 Performance-Federgabel, die vor allem im ruppigen Terrain deutlich mehr Reserven als die „kleineren“ Gabeln am Specialized und NOX bietet. Am Heck generiert ein FOX FLOAT Performance-Dämpfer ebenfalls 150 mm Federweg. Gebremst wird mit der standfesten und kraftvollen SRAM Guide RE-Bremse mit 200-mm-Scheiben an beiden 27,5”-Rädern. Auf den hauseigenen eAM+ Laufradsatz sind MAXXIS HighRoller II-Reifen mit der EXO-Karkasse und 2,5” Breite aufgezogen. Beim Cockpit passt Lapierre die Geometrie des hauseigenen Vorbaus und Alu-Lenkers an die Rahmengröße an: 35 mm Vorbau bei M und L, 45 mm bei XL. Beim Lenker bekommt der kleinste Rahmen ein 760-mm-Modell, während bei L und XL 780-mm Lenker-verbaut sind.

Beste Gabel im Test
Die FOX 36 Performance bietet 150 mm Federweg. Sportliche Fahrer stellen die Grip-Kompression in etwa mittig ein. So ist die Gabel sensibel und bietet dennoch ausreichend Gegenhalt.
Kampfspuren
Beim Einfedern reibt der Hinterreifen am Fender und sorgt für extrem laute und irritierende Geräusche. Mit einem scharfen Seitenschneider kann man den Fender aber etwas zurecht trimmen.
Platz genug
Das eZesty bietet im Hauptrahmen genug Platz für eine große Wasserflasche

Lapierre eZesty AM 9.0

5.999 €

Ausstattung

Motor FAZUA EVATION 55 Nm
Akku FAZUA Battery 250 252 Wh
Display FAZUA Remote B
Federgabel FOX 36 Performance 150 mm
Dämpfer FOX DPS Performance 150 mm
Sattelstütze LP 7075 Dropper 150 mm
Bremsen SRAM Guide RE 200/200 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau LP FULL CNC 35 mm
Lenker LP 6061DB 780 mm
Laufradsatz LP eAM+ 27,5"
Reifen MAXXIS HighRoller II 2,5"

Technische Daten

Größe M L Xl
Gewicht 19,5 kg
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 100 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

größenspezifische Cockpitdimensionen


Sensibel
Das Fahrwerk filtert Unebenheiten besonders feinfühlig weg und lässt das Hinterrad am Boden kleben. Dafür versackt es bei aktiven Fahrmanövern oder bergauf tief im Federweg. Hier hilft der Griff zum Verstellhebel.
Relikt
FAZUA hat vor Kurzem den Klickmechanismus der Drive Unit überarbeitet und deutlich einfacher gestaltet. Unter dem unschönen Gummipropfen steckt noch die mittlerweile überflüssige Öffnung für den Hebel des alten Systems.
Angemessene Bremspower
Die SRAM Guide RE-Bremse lässt sich sehr gut dosieren und überzeugt mit den 200-mm-Scheiben vorne und hinten mit mehr als genug Bremspower und Hitzebeständigkeit

Geometrie und Größe des Lapierre eZesty AM

Das Lapierre eZesty ist in drei Größen – M, L und XL – erhältlich. Auf die Rahmengröße S hat Lapierre bewusst verzichtet, da sie sich mit den länglichen Dimensionen des FAZUA-Systems nur schwer umsetzen ließe und beim Handling für viele Kompromisse sorgen würde. Kleine Fahrer gehen beim eZesty also leer aus. Mit 75° ist der Sitzwinkel zumindest auf dem Papier der steilste im Test. Doch durch den markanten Knick im Sitzrohr fällt er in Realität – und mit entsprechenden Auszug der Sattelstütze – deutlich flacher aus. Doch dazu später mehr.

Größe M L XL
Sattelrohr 430 mm 460 mm 500 mm
Oberrohr 606 mm 636 mm 666 mm
Steuerrohr 130 mm 145 mm 160 mm
Lenkwinkel 65,5° 65,5° 65,5°
Sitzwinkel 75,0° 75,0° 75,0°
Kettenstrebe 435 mm 435 mm 435 mm
BB Drop 15 mm 15 mm 15 mm
Reach 443 mm 470 mm 496 mm
Stack 607 mm 621 mm 635 mm

Steil ist nicht immer geil: Solange es steil bergab geht, ist das eZesty in seinem Element. An steilen Rampen bergauf ist die Sitzposition zu hecklastig.

Helm Bell 4Forty MIPS | Shirt ION Scrub Amp | Shorts ION Scrub Select | Knieschoner 7 Protection Sam Hill Knee

Lapierre eZesty AM 9.0 im Test – Viel Komfort und Sicherheit

In der Ebene ist das eZesty eine echte Sänfte. Das Fahrwerk arbeitet super sensibel und filtert Unebenheiten weg. Die etwas hecklastige Sitzposition entlastet die Hände und ist auch für lange Touren geeignet. Allerdings nur, wenn es nicht zu steil bergauf geht. Denn dann versackt der Dämpfer sehr tief im Federweg, wodurch das eZesty seinen Fahrer noch weiter über das Hinterrad positioniert. Hier lohnt es sich, den Sattel soweit es geht nach vorne zu schieben – richtig gut wird die Sitzposition aber auch dann nicht – und die Plattformdämpfung am Dämpfer zu aktivieren. Letzteres verhindert zwar das Wegsacken, verringert aber die Traktion, sodass das Hinterrad das Drehmoment des FAZUA-Motors im stärksten Rocket-Mode nicht immer auf den Trail bringen kann. Richtig technisches Terrain erfordert vom Fahrer einiges an Gewichtsverlagerung und eine saubere Fahrtechnik, sodass das eZesty bergauf vor allem auf Forststraßen am besten vorankommt.

Bergab liefert das Fahrwerk des eZesty in Kombination mit der FOX 36er-Gabel hingegen Grip ohne Ende. Das Hinterrad klebt förmlich am Boden, sodass es auch auf feuchten Schrägwurzeln und bei harten Bremsmanövern problemlos die anvisierte Linie hält. Zusammen mit der hohen Front und den zuverlässigen Bremsen bietet das Lapierre auch in Steilpassagen ein hohes Sicherheitsgefühl und sorgt für Selbstvertrauen. In offenen Kurven ist es sehr ausbalanciert und einfach zu manövrieren. Für schnelle Richtungswechsel und Sprünge fehlt es ihm am Heck aber an Gegenhalt, sodass im Vergleich zu den beiden anderen Bikes mehr Körpereinsatz gefragt ist. Verglichen mit der Konkurrenz muss in flachen Passagen – bei offenem Dämpfer – die Front aktiver belastet werden, um richtig viel Druck aufzubauen. Hier ist dann eine saubere Fahrtechnik gefragt. Deshalb macht es besonders auf flowigen Strecken Sinn, den Dämpfer in der mittleren Stellung zu fahren. Dadurch kann der Hinterbau zwar weniger Grip generieren, bietet aber mehr Feedback vom Untergrund und Gegenhalt für aktive Fahrmanöver. Fährt man mit Druck im Anlieger, flext der Hinterbau des eZesty spürbar und der Reifen schleift gelegentlich sogar am Rahmen.

Tuning-Tipp: Sattel ganz vorschieben | Fender trimmen | Spacer im Dämpfer für mehr Endprogression

Fazit

Das Lapierre eZesty AM 9.0 überzeugt mit seiner sinnvollen Ausstattung, sexy Look und hohem Sicherheitsempfinden – zu einem sehr fairen Preis. Vor allem die Sitzposition und das wegsackende Fahrwerk limitieren die Uphill-Performance und Details wie der schleifende Fender sind einfach nur störend. Im Downhill fordert es viel Körpereinsatz für schnelle Fahrmanöver, liefert dafür aber im steilen Gelände maximalen Grip, Kontrolle und Speed.

Tops

  • hohes Sicherheitsempfinden
  • sinnvolle Trail-orientierte Ausstattung

Flops

  • Geschwindigkeitssensor
  • Sitzposition
  • zu wenige Gegenhalt für aktive Fahrmanöver

Mehr Informationen findet ihr unter bikes-lapierre.de

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Light-E-MTB 2020 – 3 super leichte E-Bikes im Vergleichstest

Alle Bikes im Test: Lapierre eZesty AM 9.0 | NOX HeLIUM 5.9 All Mountain Expert (Zum Test) | Specialized Levo SL Expert (Zum Test)


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words: Photos: Christoph Bayer