Wenn ihr wollt, dass sich auf dem Trail alle Köpfe nach euch umdrehen, dann könnte das knallige KTM Macina Kapoho Prestige wie für euch gemacht sein! Aber kann das E-Mountainbike mit Bosch-Motor, breiten Schlappen und funkelndem Fahrwerk die Aufmerksamkeit auch halten und auf dem Trail überzeugen?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test

KTM Macina Kapoho Prestige | Bosch Performance Line CX/625 Wh | 160/160 mm (v/h)
24,85 kg in Größe L | 7.849 € | Hersteller-Website

Das 7.849 € teure Macina Kapoho Prestige ist das Topmodell des E-Mountainbike-Allrounders von KTM. Rund um den Bosch Performance Line CX-Motor hat KTM einen Carbon-Hauptrahmen entwickelt, der mit einem 160-mm-Aluminium-Hinterbau kombiniert wird. Nicht nur die Linienführung, auch das auffällige Farbkonzept mit orangen Akzenten und die massiven 2,8”-Schlappen am Hinterrad fallen sofort auf. Weniger aufsehenerregend, aber durchdacht ist die Integration des Motorsystems mit 625-Wh-Akku. Der Geschwindigkeitssensor sitzt pannensicher im Ausfallende und empfängt sein Signal von dem Magneten, der in die Shimano-Bremsscheibe eingelassen ist. Highlight ist das hauseigene Cockpit: Das Kiox-Display ist tief in den Spezialvorbau eingelassen und die zwei Leitungen sind außerhalb des Fahrer-Sichtfeldes verlegt. Gegenüber den Bosch-Standardlösungen sorgt das für ein richtig aufgeräumtes Cockpit, kann aber nicht ganz mithalten mit den Lösungen, die der Shimano- oder der Specialized-Motor ermöglichen. Typisch KTM, ist das Kapoho Prestige auch für Alltags-Features vorbereitet. „LFC-ready“: Das bedeutet, dass der KTM-Händler problemlos eine passende Lichtanlage, Gepäckträger, Ständer und Schutzbleche nachrüsten kann.

Prestige ist nicht gleich Performance! Die Ausstattung des KTM Macina Kapoho Prestige

Der Name ist Programm: Beim Macina Kapoho sind in der Prestige-Ausstattung die teuersten Anbauteile verbaut – aber nicht immer die sinnvollsten! Bestes Beispiel dafür ist das 160-mm-Fahrwerk mit FOX DPX2 Factory-Dämpfer und 36 Factory-Federgabel. Letztere macht rein optisch mit Kashima-Beschichtung und orangem Casting auf sich aufmerksam, während in ihrem Inneren lediglich die schwächere FIT4- statt der hervorragenden GRIP2-Dämpfung werkelt. Für die Kraftübertragung vom Motor und die Verzögerung sorgt Shimanos XTR-Topgruppe. Hier hätten wir uns am Heck aber eine größere Bremsscheibe als das verbaute 180-mm-Modell gewünscht. Der hochwertige Alu-Laufradsatz kommt von DT-Swiss, mit 29”-Vorderrad und 27,5” am Heck. DiMMiX heißen die gemischten Laufradgrößen bei KTM. Als einer der wenigen Hersteller im Test setzt KTM bei diesem Konzept noch auf einen ganz breiten Schwalbe Eddy Current am Heck mit 2,8”. Die FOX Transfer-Variostütze ist dank Shimano-Remote ergonomisch top, liefert mit 150 mm in Größe L aber zu wenig Stützenhub.

Passt nicht!
Der 2,8” breite Eddy Current-Hinterreifen passt bereits im Stand nur haarscharf in den Hinterbau des KTM. Beim Fahren schleift er fast permanent an der Kettenstrebe.
Bereit für mehr
Das Macina Kapoho ist bereits ab Werk für den Alltagseinsatz vorbereitet. Licht, Schutzbleche und Gepäckträger lassen sich daher problemlos montieren.

KTM Macina Kapoho Prestige

7.849 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Kiox
Federgabel FOX 36 Factory FIT4 160 mm
Dämpfer FOX DPX2 Factory 160 mm
Sattelstütze FOX Transfer 150 mm
Bremsen Shimano XTR M9120 200/180 mm
Schaltung Shimano XTR 1x12
Vorbau KTM Team Trail 35 mm
Lenker KTM Prime Trail 35 Carbon Rizer20 800 mm
Laufradsatz KTM E-Prime Trail 29"/27,5"
Reifen Schwalbe Eddy Current EVO SuperGravity 2,6/2,8"

Technische Daten

Größe M L XL
Gewicht 24,85 kg
Zul. Gesamtgewicht 124 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 99 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme ja


Hausgemacht
KTM platziert das Kiox-Display an der Standardposition auf dem Vorbau. In Kombination mit dem speziell designten Vorbau ist es aber besser integriert als bei SIMPLON oder Cannondale.
Shimano trifft auf Bosch
KTM positioniert den Bosch-Geschwindigkeitssensor pannensicher im Ausfallende und kombiniert ihn mit einer Shimano XTR-Bremsscheibe inkl. integriertem Magneten. Top!
Sehr steil
Der Sitzwinkel ist für alle Tester sehr steil und verleiht dem KTM vor allem bergauf seine guten Fahreigenschaften. Für längere Touren solltet ihr den Sattel zurück (!) schieben.

Das 24,85 kg schwere KTM Macina Kapoho ist lediglich in drei Rahmengrößen erhältlich. Mit einem Reach von 465 mm ist es eher kompakt. Auffallend ist der besonders steile Sitzwinkel, der dank geradem Sitzrohr auch mit zunehmendem Sattelauszug relativ konstant bleibt. So sitzen selbst große Fahrer in der Ebene zentral und dank 609 mm kurzem Oberrohr sehr gedrungen auf dem Bike. In Kombination mit dem niedrigen Cockpit lastet auf langen Etappen zu viel Druck auf den Händen.

Größe M L XL
Sattelrohr 430 mm 450 mm 480 mm
Oberrohr 589 mm 609 mm 639 mm
Steuerrohr 100 mm 110 mm 125 mm
Lenkwinkel 65,0° 65,0° 65,0°
Sitzwinkel 76,0° 76,0° 76,0°
Kettenstrebe 442 mm 442 mm 442 mm
Tretlagerabsenkung 9 mm 9 mm 9 mm
Radstand 1.216 mm 1.238 mm 1.271 mm
Reach 447 mm 465 mm 492 mm
Stack 605 mm 614 mm 627 mm
Helm KED PECTOR ME-1 | Brille Adidas Evil Eye Halfrim | Rucksack Fox Utility Hydration Pack
Shirt GORE C5 Trail | Shorts GORE C5 Shorts | Schuhe Five Ten Trailcross Mid Pro
Handschuhe Roeckl MALIX

Uphill-Spezialist – Das KTM Macina Kapoho Prestige im Test

Statt in der Ebene zu rollen, zieht es das KTM zu steilen Anstiegen. Denn Klettern kann es mit großem Abstand zu allen anderen Fahrsituationen am besten. Der 2,8” breite Eddy Current am Hinterreifen kommt mit sehr geringen Drücken zurecht und liefert im Vergleich mit den anderen Reifen im Testfeld enorme Traktion. Hier nutzt das KTM als einziges Bike im Test die Vorteile der gemischten Laufraddimensionen so richtig aus! In Kombination mit dem kraftvollen Bosch-Motor muss man als Fahrer lediglich das Gewicht leicht nach vorne verlagern, um das Vorderrad am Boden zu halten. Dabei helfen der steile Sitzwinkel und das relativ straffe Fahrwerk. Der eingelenkten Spur folgt das KTM dann problemlos und sicher, lädt aber nicht dazu ein, in Kurven oder an Kanten mit dem Gelände zu spielen.

Einbahnstraße: Mit dem KTM Macina Kapoho Prestige gelingen Schlüsselstellen bergauf problemlos. Bergab nutzt man besser gemächliche Flowtrails.

Tuning-Tipps: 200er-Bremsscheibe am Heck | Volumenspacer im Dämpfer

Bei niedrigen Geschwindigkeiten im Downhill zeigt sich das KTM Macina Kapoho Prestige gutmütig, nicht zuletzt dank der griffigen Reifen und ausgewogenen Lastverteilung. Offene Kurven und aktive Fahrmanöver gelingen ihm dank gutem Gegenhalt und ausreichend Traktion auch noch bei etwas schnellerem Speed. Der träge Charakter lässt allerdings Fahrspaß vermissen. Ein Problem: In Anliegerkurven reibt der breite Hinterreifen bereits bei leichteren Fahrern permanent an der Kettenstrebe: Hier liefert das KTM viel zu wenig Reifenfreiheit, weshalb wir sogar den Kettenstrebenschutz trimmen mussten. Sobald der Hinterbau größere Schläge verarbeiten muss, gerät er ans Limit und schlägt unvorhersehbar und harsch durch. An Highspeed-Passagen und ruppige Trails ist mit dem Macina Kapoho nicht zu denken. Während es bergauf noch souverän im vorderen Mittelfeld des Vergleichstests mitfährt, fällt es im Downhill ans Ende des Testfelds zurück.

Fahreigenschaften

7

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspaß

  1. langweilig
  2. lebendig

Motor-Feeling

  1. digital
  2. natürlich

Motor-Power

  1. schwach
  2. stark

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. top

Einsatzbereich

Forstweg

1

Flowtrail bergauf

2

Flowtrail bergab

3

Technischer Singletrail bergauf

4

Technischer Singletrail bergab

5

Downhill-Strecken

6

Fazit

Das KTM Macina Kapoho hat den Beinamen Prestige nicht umsonst erhalten – es fällt auf den ersten Blick mit jeder Menge Bling-Bling auf! Doch so sehr die Ausstattung auch funkelt, sie ist leider inkonsequent und unstimmig. Technische Herausforderungen und loses Geröll bergauf gehören zu den Paradedisziplinen des KTM. Bergab hat es aber keine Chance, in diesem Testfeld mitzuhalten. Dadurch kann es trotz seines attraktiven Preises auch in Sachen Preis-Leistung nicht überzeugen.

Tops

  • solider Kletterer in allen Situationen
  • gutmütiges Handling bei niedrigen Geschwindigkeiten
  • LFC-ready (für Alltagsausstattung wie Schutzbleche, Licht, Ständer, Gepäckträger vorbereitet)

Flops

  • Reifen schleift am Rahmen
  • kommt bei höheren Geschwindigkeiten schnell ans Limit
  • inkonsistente Ausstattung

Mehr Informationen findet ihr unter ktm-bikes.at

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2021 – 25 Modelle im Test

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