Trennungen können schwer fallen, aber sie können auch erfrischend und bereichernd sein. So auch für E-MOUNTAINBIKE-Chefredakteur Robin, der seinen geliebten Jeep zurückließ, um mit einem ganz besonderen Cargo-Bike in eine neue Zukunft aufzubrechen. Ein persönlicher Bericht von den Anfängen mit dem Riese & Müller Load 60 Rohloff.

Riese & Müller Load 60 rohloff GX | Bosch Cargo Line Cruise / 500 Wh | 46,4 kg (Größe L) | Preis: 7.499 € | zGG: 200 kg | Zuladung 153 kg | Hersteller-Website

Wir alle haben etwas, das uns belastet. In meinem Fall ist oder, besser gesagt, war es mein Jeep Cherokee anno 97. Es war damals Liebe auf den ersten Blick. Das klassisch markante Design, das Gefühl von Gemütlichkeit und „alles kann, nichts muss“, ein voll geländegängiger SUV ohne Schnickschnack und Protz – stilvoll und sympathisch. Doch nach einigen tollen Jahren voller Abenteuer und unvergesslicher Erlebnisse kamen die altersbedingten Probleme. Operation am offenen Herzen, TÜV mit Ach und Krach und irgendwann die Erkenntnis: Ich bin da rausgewachsen. Das Auto stand häufiger, als es bewegt wurde, und verlangte nach mehr Aufmerksamkeit und Pflege, als ich bereit war zu geben. Dennoch hielt ich viele Monate daran fest. All die schönen Erinnerungen und vergangenen Erlebnisse machten es mir schwer, mich von ihm zu trennen. Dabei wusste ich ganz genau: Unsere Zeit war vorüber. Etwas Neues musste her – aber was?

Das mit dem Design & Innovation Award ausgezeichnete Riese & Müller Load 60 eröffnete mir im Herbst 2019 neue Horizonte: ein Cargo-Bike mit Offroad-Bereifung, Vollfederung, integriertem Licht, hochwertigen Schutzblechen, GPS-Tracking, Schlössern und dem neuen Bosch Cargo Line-Motor. Die einzelnen Features sind zwar (fast) alle nicht wirklich neu, doch ihre Kombination macht das Load 60 zu einem wirklich neuen Bike mit neuen Einsatzgebieten.

Schlammschlacht im Wald
Chefredakteur Robin Schmitt hatte seinen Spaß auf dem Riese & Müller.

Für kurze innerstädtische Distanzen und für gelegentliche Ausflüge ins 20 km entfernte, staugeplagte Stuttgart mit prekärer Parkplatzsituation entpuppte sich das Bike als wahre Erlösung. Statt nervigem Gegurke auf den überfüllten Straßen nahm ich die Schotter-Abkürzungen durch den Wald. In der Stadt war ich schneller, über Land mitunter etwas langsamer unterwegs, dafür konnte ich deutlich Zeit und Nerven bei der Parkplatzsuche sparen.

56 km/h mit einem E-Bike, das bist 25 km/h unterstützt?…
…Klaro, bergab gibt es keine Tempolimits …
Drifts in der Innenstadt? Warum nicht?

Und nun muss man sagen, dass wir – das Riese & Müller und ich – alles andere als normal sind. Wir lieben es, Neues zu erkunden und dabei unseren eigenen Weg zu gehen. Wir lassen uns nicht in Kategorien stecken. Wir machen unser eigenes Ding. Deshalb waren wir zusammen überall dort, wo man es nicht erwarten würde: in Pfützen, auf Trails, in den angesagtesten Bars in Stuttgarts Trendviertel, in dem (noch) das Rotlicht scheint.

Shit, doch kein Umsatz! Mit dem Cargo-Bike ins Rotlichtviertel – denn hier gibt es einige der angesagtesten neuen Bars in Stuttgart. Da wird jeder Zuhälter neidisch …

Pack it like it’s hot.

Was guckst du? Hundeblick. Zieht immer.
Was machst du? Gärtnerei leerkaufen.
Wen liebst du? Freundin.
Was hackst du? Brennholz.
Was baust du? Trails.
Was malst du? Rote Wand.

Hunde transportieren? Gärtnerei leerkaufen? Freundin abschleppen? Aber klar doch! Brennholz hacken, Werkzeug für den Trailbau oder Bier und Brennholz für ein Grillfest transportieren? Kein Problem!

Stiehlt die Show: Das Riese & Müller Load 60 mit GX-Offroad-Bereifung macht nicht nur Laune zu fahren, sondern fällt auch richtig auf.

Ohne dieses Offroad-taugliche Cargo-Bike hätte ich all diese neuen Erlebnisse und unvergesslichen Abenteuer nie erlebt. Außerdem hätte ich nicht gedacht, dass ich auf (m)ein Auto so gut verzichten kann. Denn ich bin keineswegs ein Auto-Gegner, im Gegenteil: Ein Oldtimer eines Stuttgarter Sportwagen-Herstellers steht gerade auf meiner Wunschliste.
Aber mir geht es darum, was mir welches Fortbewegungsmittel ermöglicht und welches für mich gerade das beste ist. Und da ist das Offroad-Cargo-Bike für mich in vielerlei Hinsicht unschlagbar. Dank flexiblen Aufbauten kann das Bike zudem mit einem selbst oder neuen Anforderungen mitwachsen. Ist der Nachwuchs da, wird aus einem Cargo-Bike dank Kindersitz ein urbanes Kids-Bike mit tollem Fahrerlebnis.

Gibt es weitere Modelle von Offroad-tauglichen, vollgefederten Cargo-Bikes?
Nein, aktuell gibt es nur das Load 60 und das etwas größere Load 75 von Riese & Müller. Wer sich generell für Cargo-Bikes, ihre Möglichkeiten und die unterschiedlichsten Bike-Konzepte interessiert, sollte auf jeden Fall einen Blick in unser Schwestermagazin zu urbaner Mobilität (und mehr!) DOWNTOWN werfen! Dort findet ihr seit kurzem auch einen Vergleichstest mit 9 Lastenrädern.

Riese & Müller Load 60 Rohloff

Das Riese & Müller Load 60 ist ein einzigartiges E-Cargo-Bike. Mit seiner super robusten Vollausstattung macht es nicht nur im urbanen Umfeld einiges her, sondern ist auch Offroad-tauglich und familienfreundlich zugleich. Quasi der Jeep-Ersatz in Form eines E-Bikes mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 200 kg, einer 600 x 450 mm großen Ladefläche und einer personalisierbaren Transportbox. Durch die Vollfederung wird die Ladung in der Front gut vor Erschütterungen geschützt. Dank des flachen Sitzwinkels kommt man in jeder Situation mit den Füßen problemlos auf den Boden. Das durchdachte und hochwertige Gesamtpaket wird durch den starken Bosch Cargo Line Cruise-Motor sinnvoll abgerundet.

Die Ausstattung ist bei Riese & Müller wie gewohnt konfigurierbar – nach zahllosen Testkilometern empfehlen wir euch die Bosch DualBattery, weil 500 Wh bei einem beladenen Cargo-Bike schnell aufgebraucht sind, den RX-Chip für Tracking und digitale Serviceangebote und natürlich die GX-Option für Offroad-Bereifung. Auch wenn die Rohloff Speedhub E14 in Kombination mit dem Riemenantrieb verlockend klingt, konnte uns die Schaltperformance und Dauerhaltbarkeit im Hinblick auf den deutlichen Mehrpreis nicht überzeugen, weshalb wir euch die klassische Shimano XT-Kettenschaltung empfehlen. Nicht umsonst hat sich das Riese & Müller Load 60 Touring GX mit regulärer Kettenschaltung im Vergleichstest unseres Schwestermagazins DOWNTOWN den Testsieg gesichert!

Die stufenlose Enviolo 380-Nabenschaltungs-Option ist aufgrund ihrer geringen Übersetzungsbandbreite nur im Flachland sinnvoll. Die Ladefläche konfiguriert ihr einfach nach eurem individuellen Bedarf, wobei wir das Handschuhfach im Fußraum sehr praktisch fanden. Egal ob mit Kindern auf Abenteuer-Tour, beim Cruisen durch die City oder als Transportmittel fürs Grillfest, das vollgefederte Load 60 meistert mit seinem stabilen und sicheren Fahrverhalten unterschiedlichste Situationen und sorgt für neue Horizonte und Erlebnisse. Braaaap!

Mehr Informationen zum Load 60 findet ihr auf r-m.de

Wenn ihr allgemein Lust auf ein Lastenrad bekommen habt, sei euch der große Vergleichstests mit 9 Lastenrädern in unserem Schwestermagazin DOWNTOWN wärmstens ans Herz gelegt.

Das Riese & Müller verlässt betonierte Straßen und macht auch auf Schotter oder leichten Trails richtig Laune. Findet ihr komisch für ein Cargo-Bike? Nun ja, bei der Rallye Dakar driften, springen und wühlen sich sogar LKWs durch den Sand!

Die Rolle der E-MTBs und ihre potenziellen Anwendungsgebiete verändern sich rasant. Wir setzen neue Impulse und helfen, den Durchblick zu bewahren. Eines ist dabei sicher: Die Zukunft des E-MTBs ist spannender denn je! Unsere E-MOUNTAINBIKE Evolutionstheorie gibt diesem Artikel und allen weiteren der New Generation Serie ihren Kontext, sorgt für neue Perspektiven und einen weiteren Horizont.

Weitere Artikel der Serie sind: die Ära der E-SUVs, das neue Fahrgefühl mit Light E-MTBs, das Potenzial von Offroad-Cargo-Bikes, unser Offroad-Tiefeinsteiger-Vergleichstest, Connectivity und Software-Lösungen, die neue Generation Z, und unser Handbuch zur Vererbung der Bike Leidenschaft an die Kids.


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Words: Robin Schmitt Photos: Josua Haag

Über den Autor

Robin Schmitt

Robin ist einer der zwei Verlagsgründer und Visionär mit Macher-Genen. Während er jetzt – im strammen Arbeitsalltag – jede freie Sekunde auf dem Bike genießt, war er früher bei Enduro-Rennen und ein paar Downhill-Weltcups erfolgreich auf Sekundenjagd. Nebenbei praktiziert er Kung-Fu und Zen-Meditation, spielt Cello oder mit seinem Hund (der eigentlich seiner Freundin gehört!), bereist fremde Länder und testet noch immer zahlreiche Bikes selbst. Progressive Ideen, neue Projekte und große Herausforderungen – Robin liebt es, Potenziale zu entdecken und Trends auf den Grund zu gehen.