Die kleine US-Marke Intense hat ihre Wurzeln im Downhill Rennsport und genießt trotz ihrer überschaubaren Größe einen hohen Bekanntheitsgrad in der Mountainbike-Szene. Mit dem Tazer präsentiert Intense jetzt das erste E-Mountainbike und will mit einem edlen Carbon-Rahmen und voll integriertem Shimano-Antrieb keine halben Sachen machen. Wir haben das brandneue Bike bereit getestet und verraten euch, ob es vorne mitmischen kann.

Intense Tazer | 160/155 mm (v/h) | 21,40 kg | 7.499 €

Die Geschichte der Marke Intense ist eng mit der ihres Gründers Jeff Steber verbunden, der auch heute noch gerne mal einen Prototypen in seiner Garage schweißt und aktiv an der Entwicklung neuer Bikes beteiligt ist. Was viele jedoch nicht wissen: Ein Großteil der Entwicklung findet in Deutschland statt, genauer gesagt in Freiburg. Wir haben den Entwickler Thomas Harter getroffen, um das neue Bike zu testen und mehr über die technischen Details zu erfahren.

Das Intense Tazer im Detail

Das Tazer betritt die Bühne in einer Zeit, in der E-Mountainbikes bereits viele Kinderkrankheiten überwunden haben, und man merkt dem Bike an, dass es aus den Fehlern der Wettbewerber gelernt hat. Obwohl es das erste E-MTB der Amis ist, punktet das Tazer mit vielen zeitgemäßen Details und einer durchdachten Ausstattung.

Color Matching bis zum Sattel – das Farbkonzept knallt mehr als ein Elektroschocker!

Im Herzen des Carbon-Rahmens steckt ein Shimano STEPS E8000-Motor, dessen kompakte Bauform genügend Platz für den Intense-typischen VPP-Hinterbau bietet, der über 155 mm Federweg verfügt. Auffälligste Besonderheit ist der im Rahmen integrierte Akku, denn der klassische externe Shimano-Akku steht nicht nur auf dem Kopf, sondern verschwindet auch vollständig im voluminösen Unterrohr des Trazers. Der Look ist Geschmackssache, doch Intense setzt bewusst auf den kompakten externen Shimano Akku, um den Schwerpunkt so tief wie möglich zu halten. Die seitliche Abdeckung lässt sich spielend leicht entfernen, der Akku kann daher mit wenigen Handgriffen getauscht werden. Leider lässt sich das Shimano-System aktuell nur über den Akku anschalten, Intense löst das Problem mit einer Aussparung im Unterrohr, eine Gummi-Abdeckung soll dabei das Innenleben vor Umwelteinflüssen schützen.

Die Geometrie des Intense Tazer

Das Trazer gibt es vorerst in drei Rahmengrößen, eine XL-Version soll voraussichtlich im zweiten Quartal 2019 folgen. Die Geometrie folgt modernen Mountainbikes Trends und so ist das Bike mit einem Reach von 475 mm in Größe L sehr geräumig. Dank der niedrigen Überstandshöhe haben viele Fahrer bei der Wahl der Rahmengröße mehr Freiheiten, die Front fällt aufgrund des großen 29” Vorderrads und des langen Federwegs eher hoch aus. Der flache 64,9° Lenkwinkel und relativ steile 75,4° Sitzwinkel runden das moderne Geometrie-Paket ab.

Größe S M L
Sattelrohr 394 mm 419 mm 455 mm
Oberrohr 577 mm 605 mm 633 mm
Steuerrohr 100 mm 115 mm 125 mm
Lenkwinkel 64,9° 64,9° 64,9°
Sitzwinkel 75,4° 75,4° 75,4°
Kettenstrebe 450 mm 450 mm 450 mm
Radstand 1.199 mm 1.230 mm 1.260 mm
Reach 425 mm 450 mm 475 mm
Stack 610 mm 623 mm 632 mm

Die Ausstattung des Intense Tazer

Das Intense Tazer ist aktuell nur in der hier gezeigten Ausstattungsvariante und Farbe verfügbar, eine dezente Lackierung in schwarz gibt es ab dem zweiten Quartal 2019. Außerdem soll ein günstigeres Modell mit dem neuen Shimano STEPS E7000 im dritten Quartal folgen. Der Preis von 7.499 € ist zwar kein Schnäppchen, angesichts des gebotenen Gegenwerts aber durchaus angemessen. Intense geht beim Fahrwerk keine Kompromisse ein und verbaut eine edle, für den E-MTB-Einsatz optimierte FOX 36 Factory GRIP2-Federgabel mit 160 mm Federweg und einen FOX FLOAT DPX2-Dämpfer. Die meisten weiteren Komponenten sind dagegen eher in der oberen Mittelklasse angesiedelt.

Federgabel Fox Factory E-Bike 36 Float Grip 2 160 mm
Dämpfer Fox Factory Float DPX2 155 mm
Bremsen Shimano XT 4-Kolben 203/203 mm
Schaltung Shimano SLX / Shimano XT Kurbel
Akku Shimano 500 Wh
Motor Shimano Steps E8000
Sattelstütze Fox Factory Trasfer
Lenker Intense Recon Alloy 780 mm
Vorbau Intense Recon 45 mm
Laufräder DT Swiss H1700 Hybrid
Reifen MAXXIS Minion DHR II 2,6″ / 2,8″
Gewicht 21,40 kg
Preis 7.499 €

Geheimfach
Das Akku-Fach hat ein Ass im Ärmel, denn über dem Akku ist noch ausreichend Platz für einen Ersatzschlauch. In Kombination mit dem Flaschenhalter kann der Rucksack auf kurzen Touren also getrost zuhause bleiben.
Kompromiss
Der Shimano Antrieb lässt sich nur über den Akku an- und ausschalten, die Gummiabdeckung am Unterrohr wird in Serie zwar schwarz sein, passt aber dennoch nicht zur hochwertigen Verarbeitung des Rahmens.
Bye bye Adapter
Wir predigen schon lange über die Vorteile großer Bremsscheiben, Intense sieht das ähnlich und verpasst dem Tazer eine Post-Mount-Bremsaufnahme für 200 mm Scheiben, clean und funktional.
Bodenfreiheit
Die kurzen 165 mm Kurbeln sind Geschmackssache, auf technischen Uphill-Passagen bieten sie mehr Bodenfreiheit, doch durch die höhere Sitzposition reduziert sich der Bewegungsspielraum bei abgesenkter Sattelstütze

Intense setzt auf gemischte Laufradgrößen, so findet sich am Tazer ein DT Swiss H1700 Hybrid-Laufradsatz mit 29” und 30 mm Innenbreite vorne und 27,5” und 35 mm Innenbreite hinten. Passend dazu rollt das Trazer auf griffigen MAXXIS Minion DHR-Reifen mit 2,6” Breite vorne und 2,8” hinten. Gleich groß sind dagegen die beiden 200 mm Bremsscheiben der kräftigen Shimano XT 4-Kolben-Bremse. Die SLX-Schaltung verrichtet zwar ihren Dienst, der Schalthebel fühlt sich aber etwas schwammig an und wirkt an einem Bike dieser Preisklasse deplatziert. In Summe schafft Intense mit diesem Komponenten-Mix ein sehr gelungenes Verhältnis aus Performance und Preis.

Helm Troy Lee Designs A1 MIPS | Brille 100% Speedcraft | Jersey Mons Royale Redwood V LS | Shorts ION Scrub Amp | Schuhe ION Rascal

Das Intense Tazer auf dem Trail

Die Sitzposition auf dem Tazer fällt sportlich, aber sehr angenehm aus. Die hohe Front ermöglicht trotz der Länge des Bikes eine eher aufrechte Sitzposition. Dank des relativ steilen Sitzwinkels kommen auch große Fahrer weit genug nach vorne über das Tretlager, was für eine effiziente Kletterposition sorgt. Mit seinem langen Hauptrahmen und dem traktionsreichen Hinterreifen klettert das Tazer im Gelände beeindruckend gut, erst bei sehr langsamen Geschwindigkeiten bringt der flache Lenkwinkel das Bike etwas aus der Balance.

Sobald der Trail ins Tal zeigt, offenbart das Tazer sein wahres Potenzial. Die moderne Geometrie bietet sehr viel Laufruhe und Bewegungsspielraum, ohne dabei träge oder unhandlich zu sein. Die FOX 36 Factory GRIP2 leistet hervorragende Arbeit, sie spricht sensibel an und bietet viel Komfort, steht dabei aber hoch im Federweg und sackt nie weg. Das Heck kann mit ähnlichen Eigenschaften überzeugen und sorgt damit für ein ausgewogenes Fahrverhalten.

Auf dem Trail macht das Tazer jede Menge Laune, sowohl bergauf als auch bergab.

In Steinfeldern und ruppigen Abschnitten vermittelt das Intense Tazer viel Sicherheit, mit den starken Bremsen und griffigen Reifen hält man das Bike jederzeit in Zaum. Wie bei vielen E-MTBs mit gemischten Laufradgrößen erfordert das Tazer etwas Druck auf der Front und belohnt einen aktiven Fahrstil. Speziell in Kurven sollte man nicht zu hecklastig auf dem Bike stehen, da sonst das Vorderrad leicht Traktion verlieren kann. Die griffigen MAXXIS Minion DHR-Reifen mit der neuen stabileren EXO+ Karkasse können auf ganzer Linie überzeugen und passen perfekt zum Gesamtkonzept des Bikes.

Die 165 mm kurzen Kurbeln spalten die Gemüter. Der Vorteil bei technischen Anstiegen ist deutlich spürbar, dank der hohen Bodenfreiheit kann man auch in ruppigen Sektionen noch gut kurbeln, ohne Pedalaufsetzer zu fürchten. Auf der Kehrseite erfordern die kurzen Kurbeln einen höheren Sattelauszug und der Fahrer muss die Trittfrequenz erhöhen. Trotz 150 mm Hub an der FOX Transfer-Sattelstütze ist der Sattel in abgesenkter Position daher noch relativ hoch, große Fahrer werden sich hier eine Stütze mit mehr Verstellweg wünschen. Auch der engere Abstand der Füße im Downhill erfordert eine Eingewöhnung. In Summe bleiben die kurzen Kurbeln Geschmackssache und empfehlen sich vor allem für Fahrer, die auch im Uphill gerne und viele Trails fahren möchten. Wer bergauf ohnehin hauptsächlich auf Forstwegen unterwegs ist, sollte zu längeren Kurbeln greifen.

Unser Testbike neigte im ruppigen Gelände zum Klappern, doch für die Serienbikes wurde bereits mit einem verbesserten Kettenstrebenschutz und Schaumstoffhüllen für die intern verlegten Züge nachgebessert. Außerdem werden im Serienbike die Unterstützungsstufen mit einem E6000-Schalter gewechselt, das schafft eine ergonomischere Position für den Remote Hebel der Sattelstütze.

Verfügbarkeit

Wie alle Intense-Bikes kann das Tazer direkt online bestellt werden und kommt dann, sofern es lieferbar ist, in wenigen Tagen zum Kunden nach Hause. Die ersten Auslieferungen sollen Ende November erfolgen. Zu jedem Bike liefert Intense eine Box mit einer Dämpfer-Pumpe und einem hochwertigen Drehmoment-Schlüssel mit passenden Bits mit.

Fazit

Hut ab, Intense! Mit dem Tazer gelingt den Amerikanern ein starker Einstieg in den E-Mountainbike-Markt. Das Bike überzeugt mit hervorragendem Fahrverhalten und bietet im Gelände ein hohes Maß an Fahrspaß und Fahrsicherheit. Aktive Fahrer belohnt das Rad mit viel Agilität, wer jedoch eher passiv unterwegs ist, ist mit dem Tazer eventuell überfordert.

Stärken

– ausgewogene Geometrie
– sattes Fahrwerk
– sinnvolle Ausstattung

Schwächen

– kurze Kurbeln gewöhnungsbedürftig
– erfordert aktiven Fahrstil


Mehr Infos findet ihr unter: eu.intensecycles.com

Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #015

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Words: Photos: Valentin Rühl