Herzinfarkt! Bei dieser Diagnose stehen oft alle Räder still – im wahrsten Sinne des Wortes. Warum es bei MTB-Guide und Passion-Biker Frank ganz anders lief und welche Rolle das E-Mountainbike dabei spielte? Hier erfahrt ihr es aus erster Quelle. Auch, dass 1000 Hm pro Tag in der Reha nur verrückt klingen.

DISCLAIMER: Wir sind beileibe keine Gesundheitsexperten, erst recht keine Ärtze und um Himmels willen keine Wunderheiler. Aber wir fahren sehr viel Rad, üben teils noch einige andere Sportarten aus, sind nicht mehr alle ganz so jung und haben auch einfach mal Pech – wie so viele. Wir plagen uns vermutlich mit denselben Verletzungen, Zipperlein und Krankheiten herum wie ihr. Genau darum wollen wir unsere Erfahrungen im Rahmen einer kleinen Serie mit euch teilen: Was ist passiert? Was wurde unternommen? Was war sinnlose Zeitverschwendung und was hat wirklich geholfen?

Schmerzen im Rücken und in der Brust. Ein leichtes Ausstrahlen in die linke Schulter. Dazu ein starker Schweißausbruch. Klingt wie ein Herzinfarkt aus dem Lehrbuch! Und genau das war es auch, was Frank im Frühjahr 2023 auf der Heimreise von einem tollen Bike-Pfingstwochenende im Schwarzwald ereilte. Mit dem Wissen aus zahlreichen Outdoor-Erste-Hilfe-Kursen ließ sich der ehemalige Rennfahrer und heutige MTB-Guide seiner eigenen Bike-Event-Agentur ride.happy direkt ins Krankenhaus nach Nagold fahren. Mit Sicherheit die beste Entscheidung, die er in diesem Moment treffen konnte. Denn schon nach der ersten Untersuchung bestätigte sich der Verdacht und eine Herzkatheter-Behandlung wurde umgehend eingeleitet.

Dabei wurde der Verschluss an der Herzhinterwand entfernt und das Gefäß mit drei Stents stabilisiert. Es handelt sich um medizinische Implantate aus Metall, die dazu dienen, verschlossene oder verengte Blutgefäße offen zu halten. Eine solche Operation am Herzen gilt als Routineeingriff. Es folgte eine schlaflose Nacht auf der Intensivstation, da Franks Ruhepuls deutlich unter 50 liegt, und die Geräte daher bei jedem Einschlafen Alarm gaben. Nach der Behandlung des akuten Gefäßverschlusses wurden dann im Abstand von etwa vier Wochen zwei weitere Herzkranzgefäße, die auch stark blockiert waren, mit Stents versorgt. In der direkt anschließenden 3-wöchigen Reha durfte Frank endlich auch wieder Sport machen, jedoch sehr reduziert – zumindest, wenn es nach der Meinung der Ärzte ging. Dass sich Frank nicht daran gehalten hat, was er stattdessen gemacht hat und welche Rolle das E-MTB dabei spielte, dazu später mehr. Ohne die vorbildliche Versorgung im Krankenhaus Nagold wäre es dazu vielleicht auch gar nicht mehr gekommen … Gott sei Dank!

Herzinfarkt aus heiterem Himmel? Nicht wirklich.

Irgendwie kommt ein Herzinfarkt – wie so viele andere Krankheiten – aus heiterem Himmel und erwischt die Patienten völlig unerwartet. Frank ging es da nicht anders. Aber: Für gewöhnlich gibt es An- und Vorzeichen, vor denen man nur zu gerne die Augen verschließt, oder Frank? 😉 Der Operateur, der ihm die Stents gesetzt hat, gab ihm jedenfalls zwei Dinge mit auf den Weg: Frank hatte bereits einen veritablen Typ-2-Diabetes, der von nun an mit Medikamenten behandelt werden sollte, und er war zu fett (O-Ton Frank) – deutlich. Auch wenn der Arzt hier natürlich freundlichere Worte fand, ändert das nichts an der Tatsache. Frank war über die Jahrzehnte vom fitten Athleten zum dicken Diabetiker geworden. Wie wahrscheinlich sehr viele Menschen in seinem Alter. Frank, wie alt bist du eigentlich? Ich schätze mal gute 50.

Der Herzinfarkt war sicher eine Folge des Übergewichts und des nicht diagnostizierten Diabetes, wenn auch vielleicht nicht unmittelbar. Damit das aber sein letzter Infarkt für dieses Leben war, musste Frank abspecken – und zwar ordentlich. Und hier kommt nun endlich das E-MTB ins Spiel.

Sport war ein wichtiger Bestandteil der Reha, die Frank direkt nach dem Krankenhausaufenthalt angetreten hatte. Das Motto dabei: Hauptsache moderat – und damit so gar nicht nach Franks Geschmack. Zum Glück hatte er sein E-Mountainbike dabei, womit er täglich rund 1000 Hm hinter sich brachte. Herzschonend mit ordentlicher Unterstützung, versteht sich. Zusammen mit einer in der Klinik ausgearbeiteten Ernährungsumstellung purzelten bei Frank noch während der Reha erste Pfunde, und – mindestens ebenso erfreulich – er konnte bereits zu diesem Zeitpunkt die Dosis der Diabetes-Medikamente deutlich reduzieren.

Nach nur einem Jahr: Medikamenten-Dosis mehr als halbiert!

Wenn man Frank heute fragt, was ihm geholfen hat, dann verweist er in erster Linie auf die klassische Medizin: „Die hat mir das Leben gerettet!”, ist sich Frank sicher. Das engagierte und hochmotivierte Team im Herzkatheterzentrum des Kreiskrankenhauses Nagold hat hervorragende Arbeit geleistet. Hinzu kommt der intensive Austausch zwischen Krankenhaus, Rehaklinik und Franks Hausarzt, um die optimale Medikation für ihn zu finden. Mittlerweile, also gerade mal ein gutes Jahr nach dem einschneidenden Ereignis, konnte Frank die Diabetes-Medikamente schon auf weniger als die Hälfte der ursprünglichen Dosis reduzieren. Das Ziel lautet aber ganz klar: weg von den Tabletten! Damit das auch klappt, hat Frank seine bisher eher sehr „deutsche“ Ernährungsweise konsequent angepasst, hin zu mehr Gemüse und weniger Kohlenhydraten. Aber auch das konsequente Training mit dem E-MTB und ergänzend im Fitnessstudio hat stark zur schnellen Genesung und Wiedererlangung seiner Fitness beigetragen. Einer Fitness, die Frank längst nicht mehr hatte, wie er heute weiß. „Auch beim Kaschieren fehlender Fitness kann das E-MTB eine Hilfe sein“, bemerkt Frank mit einem Augenzwinkern. Und er verschließt sich auch nicht vor alternativen Heilmethoden wie etwa regelmäßigen Fußreflexzonen-Massagen, die zur besseren Funktion der Organe beitragen sollen.

Fit wie ein Turnschuh – Das E-MTB ist der ideale Trainingspartner!

Rückblickend spielt ein Sportgerät eine ganz besondere Rolle bei der schnellen Genesung Franks und seiner sehr kurzen Rekonvaleszenz: das E-Mountainbike. „Man kann durch die Motorunterstützung in einem optimalen Pulsbereich trainieren und sein Herz-Kreislaufsystem fordern, ohne es zu überfordern”, ist Frank überzeugt. Aufgrund der anpassbaren Unterstützung ist es dann eben vielfach schon kurz nach einer akuten Erkrankung möglich, gesundheitliche Aspekte des Trainings mit Spaß und Abenteuer zu garnieren. Der Fitnesszustand verbessert sich so quasi nebenbei. Auch die Herzstiftung betont regelmäßig die gesundheitsfördernde Wirkung des Radfahrens – mit und ohne Motor. So hat Radfahren einen positiven Einfluss auf das Herzkreislaufsystem, es stärkt Bein- und Gesäßmuskulatur und trägt zur Regulierung des Körpergewichts bei.

Perfekt wäre es, findet Frank, wäre es, wenn die Antriebshersteller die Anpassung der Motorunterstützung in Abhängigkeit von der Herzfrequenz ermöglichen würden. Damit würde das E-Bike noch mehr zum perfekten Trainingsgerät für alle, die insbesondere auf ihren Puls achten müssen – und das sind beileibe nicht nur Herzpatienten. Auch Post-Covid-Patienten können sicher ein Lied davon singen, wie sich das Ergometer-Training bei 35 Grad Sommerhitze in stickigen Fitnessstudios anfühlt. Mithilfe moderner, smarter E-Bike-Antriebe sollte die Kopplung eines Pulsmessers oder einer Smartwatch doch eigentlich kein Problem sein … Und dennoch gibt es hierfür bisher kaum eine offizielle Lösung. Der einzig uns bisher bekannte Weg führt über die App BLevo und funktioniert nur mit Specialized-Antrieben bis Modelljahr 2021. Der Hersteller arbeitet aber nach eigener Aussage bereits an einer pulsgesteuerten Motorunterstützung – und ist damit mittelfristig sicher nicht der einzige. Wir bleiben gespannt.

Ein Schuss vor den Bug – Wiederholungsfaktor: Nie wieder!

Ein Herzinfarkt ist immer ein einschneidendes Erlebnis. Doch auf den ersten Schock müssen nicht zwingend Ernüchterung und dauernde Angst folgen. Mit der richtigen ärztlichen Versorgung, schneller Reha und einer konsequenten Änderung des Lebensstils kann man das Schreckgespenst Herzinfarkt wieder aus dem Kopf bekommen. Sie wie Frank, der inzwischen auch wieder vermehrt auf dem Gravel-Bike und seinem Analog-Enduro sitzt – gerne auch wieder ganz vorne in der Gruppe!


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Words: Patrick Gruber Photos: Julian Lemme