Das Haibike XDURO AllMtn 3.0 hat mit seinem Vorgänger bis auf den Namen nichts gemein. Für den neuen Bosch-Motor hat Haibike ein komplett neues Bike mit spezieller Motor- und Akkuposition auf die Beine gestellt. Mit dem Zusatzakku spricht es Tourenfahrer direkt an, aber kann es auch bei sportlicher Fahrweise auf dem Trail überzeugen?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2020 um 5.500 € – 8 Modelle im Vergleichstest

Haibike XDURO AllMtn 3.0 | Bosch Performance Line CX/625 Wh | 160/160 mm (v/h)
25,6 kg in Größe L | 4.999 € | Hersteller-Website

Das Haibike XDURO AllMtn gibt es mit drei unterschiedlichen Motoren: Yamaha, Bosch und TQ FLYON. Während die Modellreihen bei Haibike sich früher durch den Motor unterschieden, entscheidet heute der Einsatzzweck. Damit ist Haibike einer der wenigen Hersteller, die innerhalb einer Modellreihe auf verschiedene Motoren setzen. Neu für 2020 sind die zwei Modelle Haibike XDURO AllMtn 3.0 (getestet) und XDURO AllMtn 3.5. Für den neuen Bosch-Motor hat Haibike einen ganz neuen XDURO AllMtn-Aluminiumrahmen entwickelt, der mit einigen cleveren Features aufwartet: Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass der Motor stark rotiert eingebaut ist und dass es viel Platz im Inneren des Rahmendreiecks gibt. Dadurch konnte Haibike den 625-Wh-Akku sehr tief im Unterrohr platzieren, um den Schwerpunkt zu senken, und hat obendrein Platz für einen optionalen Zusatzakku geschaffen. Die Haibike-typischen Design- und Technik-Features wie der Buckel auf dem Oberrohr, das Modular Rail System und die Haibike Components-Anbauteile finden sich auch an der neuen Rahmenplattform.

Eigentlich hatten wir für diesen Test das 5.499 € teure Haibike XDURO AllMtn 3.5 bestellt, das gerade noch in den Budgetrahmen gepasst hätte. Leider war zum Testzeitpunkt nur das 500 € günstigere XDURO AllMtn 3.0 verfügbar. Ein genauer Blick in die Ausstattungsliste verrät aber, dass das AllMtn 3.0 auf dem Trail ebenfalls eine gute Wahl sein kann. Statt einer RockShox PIKE wie am AllMtn 3.5 kommt bei unserem Test-Bike eine Yari RC zum Einsatz. Das Fahrwerk wird von einem RockShox Deluxe Select Plus – der übrigens in beiden Ausstattungsvarianten steckt – komplettiert und liefert 160 mm Federweg. Die Kraft des Bosch Performance CX-Motors wird mit der SRAM SX Eagle-Schaltung an das 27,5”-Hinterrad übertragen. Sie arbeitet langsamer und weniger präzise als die NX Eagle oder Shimanos SLX-Schaltungen an den anderen Bikes im Test. Sowohl der 2,8” breite MAXXIS Minion DHRII-Reifen am Heck als auch der 29” x 2,5” DHF an der Front kommen in der pannenanfälligen EXO-Karkasse daher. Die 25,6 kg Gewicht des Haibike XDURO AllMtn 3.0 werden von einer MAGURA MT5-Bremse mit 200-mm-Scheiben vorne wie hinten unter Kontrolle gehalten.

Haibike XDURO AllMtn 3.0

4.999 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 75 Nm
Akku Bosch PowerTube 625 Wh
Display Bosch Purion
Federgabel RockShox Yari RC 160 mm
Dämpfer RockSchox Deluxe Select+ 160 mm
Sattelstütze Haibike Components Dropper-Post 140 mm
Bremsen Magura MT5 200/200 mm
Schaltung SRAM SX Eagle 1x12
Vorbau Haibike Components TheStem 2 50 mm
Lenker Haibike Components The Bar ++ 780 mm
Laufradsatz Rodi Tryp35/Haibike Components The Hub 29"/27.5"
Reifen MAXXIS Minion DHF/DHRII EXO 2.6"/2.8"

Technische Daten

Größe S, M, L, XL
Gewicht 25.6 kg
Zul. Gesamtgewicht 120 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 94 kg
Anhänger-Freigabe ja
Ständeraufnahme ja

Besonderheiten

Bosch DualBattery ready
Modular Rail System
optional light system

Den Dreh raus
Haibike rotiert den Bosch-Motor ordentlich und schafft so Platz für einen weiteren optionalen Zusatzakku. Mit Bosch DualBattery bringt es das XDURO auf 1.125 Wh Akkukapazität.
Sehr gut versteckt
Haibike versteckt den Geschwindigkeitssensor nahezu unsichtbar und gut geschützt im Ausfallende. Der dazugehörige Magnet sitzt in der Bremsscheibe: top!
Hausgemacht
Typisch Haibike, kommen viele Komponenten wie Lenker, Vorbau, Griffe und Kurbeln aus eigenem Haus.
Super steil
Auf dem Papier misst der Sitzwinkel zwar „nur“ 75°, doch ohne signifikanten Knick im Sitzrohr bleibt er relativ konstant. Das Resultat: Das Haibike zählt zu den besten Kletterern.
Luftnummer
Das schwerste Bike hat die schwächsten Reifen: Vor allem am Hinterrad könnte ein stabilerer Reifen Platten und verdellte Felgen im anspruchsvollen Gelände verhindern.
Mehrzweckhalter
Am Modular Rail System kann nicht nur der Range-Extender befestigt werden; auch Trinkflaschen, Schlösser und Werkzeugtaschen finden hier Platz.

Die Geometrie des Haibike XDURO AllMtn

Bei der Geometrie gibt sich Haibike mit der neuen XDURO AllMtn-Plattform progressiv: Mit 448 mm Reach (Größe L) ist das Bike zwar noch immer kompakt, dafür hat es mit 65° einen der flachsten Lenkwinkel im Test. Zumindest auf dem Papier ist sein Sitzwinkel mit 75° eher flach, ohne Knick im Sattelrohr flacht er aber mit zunehmendem Sattelauszug nicht ab. Als Resultat ist die Sitzposition auf dem XDURO AllMtn 3.0 super modern und zentral. Für ganz lange Touren in der Ebene lastet dadurch allerdings viel Druck auf den Händen. Hier lohnt es sich, den Sattel etwas zurückzuschieben und alle Spacer unter dem Vorbau zu montieren.

Trotz neuem Motor und komplett neuer Rahmenplattform bleibt das neue XDURO AllMtn 3.0 unverkennbar ein Haibike.

Größe S M L XL
Sattelrohr 410 mm 440 mm 470 mm 500 mm
Oberrohr 567 mm 588 mm 620 mm 654 mm
Steuerrohr 115 mm 120 mm 130 mm 145 mm
Lenkwinkel 65,0° 65,0° 65,0° 65,0°
Sitzwinkel 75,0° 75,0° 75,0° 75,0°
Kettenstrebe 455 mm 455 mm 455 mm 455 mm
Tretlagerabsenkung 20 mm 20 mm 20 mm 20 mm
Radstand 1.194 mm 1.216 mm 1.250 mm 1.287 mm
Reach 410 mm 430 mm 460 mm 490 mm
Stack 639 mm 643 mm 652 mm 666 mm

Das Haibike XDURO AllMtn 3.0 im Test

Sobald es bergauf geht, spielt der effektiv steile Sitzwinkel dem Haibike voll in die Karten. Auch an steilen Rampen sitzt es sich angenehm zentral im Bike und so bleibt das Vorderrad trotz der hohen Front immer am Boden kleben. Obwohl das Fahrwerk nicht ganz so sensibel arbeitet wie z.B. im Kenevo, erklimmt das Haibike Rampen, bei denen fast alle anderen Bikes im Test schon schlapp gemacht hätten. Dabei fühlt es sich am wohlsten, wenn es Hindernisse und Stufen einfach überrollt. Denn für flinke Richtungs- und Linienänderungen ist es etwas zu träge.

Das Haibike XDURO AllMtn 3.0 ist ein klasse Allrounder und ein super Kletterer. Bei hohen Geschwindigkeiten und schnellen Richtungswechseln kommt es aber an seine Grenzen.

Bergab ist das Haibike XDURO AllMtn 3.0 klar auf der laufruhigen Seite. Auf flowigen Strecken erfordert es viel Körpereinsatz, um durch Anlieger zu heizen oder das Bike in die Luft zu ziehen. Für solche Manöver fehlt es dem Hinterbau an Gegenhalt. Dass das Haibike mit Abstand das schwerste Bike im Test ist (1,5 kg über dem Durchschnitt), spürt man auf Flowtrails und in Steilstücken. In offenen Kurven und auf gemäßigten Trails ist es trotz des flachen Lenkwinkels und der hohen Front sehr ausgewogen und leicht zu beherrschen. Auch technisch weniger versierte Fahrer können dank der guten Lastverteilung viel Grip an beiden Reifen generieren

Tuning-Tipp: für den gemäßigten Trail-Einsatz ohne Tuning perfekt | für lange Touren den Sattel nach hinten schieben

Helm Fox Flux MIPS Conduit | Brille SCOTT Sport Shield | Rucksack Fox Hydration Pack Utility | Knieschoner Fox Enduro Pro

Fahreigenschaften

7

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspaß

  1. langweilig
  2. lebendig

Motor-Feeling

  1. digital
  2. natürlich

Motor-Power

  1. schwach
  2. stark

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. top

Einsatzbereich

Forstweg

1

Flowtrail bergauf

2

Flowtrail bergab

3

Technischer Singletrail bergauf

4

Technischer Singletrail bergab

5

Downhill-Strecken

6

Unser Fazit zum Haibike XDURO AllMtn 3.0

Das Haibike XDURO AllMtn 3.0 erklimmt dank seiner Sitzposition und dem optionalen Zusatzakku jeden noch so steilen und hohen Gipfel und ist deshalb die erste Wahl für Alpencrosser und sportliche Tourenfahrer. Für einen aktiven Fahrstil und Highspeed auf technischen Trails fehlt es dem Haibike an Agilität. Auf gemäßigten Trails überzeugt es als super Allrounder mit viel Sicherheit und guter Balance.

Tops

  • Sitzposition bergauf
  • Modular Rail System
  • integrierter Geschwindigkeitssensor

Flops

  • hohes Gewicht im Downhill spürbar
  • Performance der Schaltung
  • pannenanfälliger Hinterreifen

Mehr Informationen findet ihr unter haibike.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Mountainbike 2020 um 5.500 € – 8 Modelle im Vergleichstest

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Words: Photos: Finlay Anderson