„Man trifft sich immer zweimal im Leben“ ist eines dieser Sprichwörter, das meist im Kontext mit einer negativen Begebenheit genutzt wird. Bei Haibike läutet das Aufeinandertreffen alter Bekannter den Anfang einer neuen Ära ein.

Es ist ein kalter, klarer Wintermorgen mitten in München. Die Sonne scheint am wolkenlosen, blauen Himmel und wirft ihr warmes Licht in das brandneue Haibike-Designbüro. Ich stehe in einem großen Raum, die Decke aus Beton, die Wände überwiegend weiß. Es herrscht Startup-Atmosphäre. Noch hallt es ordentlich in dem großen Raum, doch schon bald soll nicht nur die letzte rote Wand schwarz gestrichen sein, sondern es sollen auch mehrere Schallabsorber an die Decke montiert werden, erklärt mir Alex Thusbass. Der großgewachsene Oberbayer mit charismatischem Lächeln trägt Jeans, weißes Hemd und schwarze Brille.

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Er ist der Kopf hinter dem Design der gesamten bereits bestehenden Haibike-ePerformance-Produktpalette – und das seit ihrer Einführung im Jahr 2010. Seither glaubt er an das Potenzial von E-Mobilität, sowohl im urbanen Raum als auch im Gelände. Gemeinsam mit dem restlichen Team hat er – entgegen dem Spott, der Kritik und den Bedenken aller Skeptiker – Haibike als Marktführer im E-Bike-Segment etabliert. Über 45 % unserer Leser haben Haibike im Jahr 2016 zur besten Marke des ePerformance-Segments gewählt, von solchen Zahlen würde jeder traditionelle Mountainbike-Hersteller nur träumen. Für Haibike heißt es jetzt, diese Position nicht nur zu verteidigen, sondern weiter auszubauen. Und dabei spielt das Haibike Design Center Munich eine entscheidende Rolle.

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Der Schlüssel zum Erfolg – die richtigen Mitarbeiter

„Was mich reizt, hier zu arbeiten? Das unheimliche Potenzial, das E-Mountainbikes noch immer besitzen“

Alex spricht einen unverkennbaren bayrischen Dialekt und stellt mir bei einer entspannten Tasse Kaffee seine beiden neuen Kollegen Benjamin Turck und Piers Spencer-Phillips vor.
Die drei kennen sich bereits seit etlichen Jahren und hielten auch nach ihrer gemeinsamen Zeit in einer österreichischen Design-Agentur immer noch lose Kontakt.
Benjamin verschlug es nach Franken, wo er im Adidas Innovation-Team in leitender Position an neuen Highlights der Sportindustrie arbeitete. Piers ging den weiten Weg von Kalifornien über Italien, bis er schließlich in Österreich den Look aller KTM- und Husqvarna-Modelle prägte. Das Angebot, zu einem führenden bayerischen Motorradhersteller ins Design-Team zu wechseln, schlug er zugunsten von Haibike aus. Was die drei Designer seit Jahren verbindet, ist die Liebe zum Radsport. Was sie nun vereint, ist das Erkennen des enormen Potenzials im ePerformance-Segment und die Möglichkeit, eine Branche maßgeblich zu prägen.

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Das Design Center Munich – ein Startup mit massig Erfahrung

Nicht nur die Räumlichkeiten des Design Centers Munich erinnern stark an ein hippes Startup in einem ehemaligen Berliner Industriekomplex. Auch an der Arbeitsweise des kleinen, aber feinen Design-Teams lassen sich deutliche Parallelen erkennen. Jeder macht das, was er am besten kann, und ist nicht nur auf ein spezielles Kernthema beschränkt. Piers bspw. betreibt seit Jahren erfolgreich seinen Blog Derestricted, ist ein wahrer Social-Media-Experte und deshalb nicht nur für die Farbkonzepte der neuen Bikes zuständig, sondern auch für die Kommunikation in den sozialen Netzwerken.
Benjamin dagegen hat sich schon bei seinem vorherigen Arbeitgeber vor allem mit Materialien und Oberflächen befasst und wird sich auch bei Haibike besonders um das Thema Formsprache und Produktdesign kümmern. Alex kennt die E-Mountainbike-Branche besser als jeder andere und übernimmt daher vor allem Strategie- und Marketing-Aufgaben.

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Die DNA der Marke

Zu diesen strategischen Aufgaben gehören auch das Markenbild, die Formsprache und die Definition der Zielgruppe. E-Bikes sind schon lange nicht mehr nur Fahrräder für Ältere. Geht es nach Haibike, sind es noch nicht einmal mehr Fahrräder im klassischen Stil, sondern völlig neue Fortbewegungsmittel mit neuen Potenzialen. Das gilt es auch beim Design zu berücksichtigen und so spricht Alex z. B. von sichtbarer Integration, wenn es um das Thema Motoren-Akku-Integration geht. E-Mountainbikes sollen und müssen seiner Meinung nach auch als solche erkannt werden und da hilft es nicht, den Antrieb zu verstecken. Hinzu kommt die Definition fester Design-Bestandteile wie der für Haibike typische Doppelknick im Oberrohr, die Skid-Plate-Motor-Protection oder ein cleaner, aufgeräumter Look, um ein Haibike auch für Laien als solches erkennbar zu machen.

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München als Design-Standort

Es gab mehrere Gründe für die Wahl der bayerischen Landeshauptstadt als Standort des Design-Centers. Das Oktoberfest spielte dabei keine Rolle – wird zumindest behauptet! „Das gesamte Team fühlt sich hier wohl, wir haben ein gutes Netzwerk und die Berge sind zum Greifen nah“, erklärt Alex die Entscheidung. Mit dem Mutterschiff in Schweinfurt sind die drei im regen Kontakt. Regelmäßig gibt es Skype-Meetings und Treffen an einem der Standorte zusammen mit dem Ingenieursteam oder der Geschäftsführung.

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Auch während meines Besuchs war Susanne Puello, CEO der Winora Group, der auch Haibike angehört, vor Ort, um schnell und unbürokratisch wichtige Entscheidungen zu fällen. „Während der gesamten Entwicklung eines E-Mountainbikes spielt der enge Kontakt von Design und Engineering eine ganz entscheidende Rolle und wir sind froh, so gut mit den Jungs in Schweinfurt zusammenarbeiten zu können“, sagt Alex am Ende unseres Gesprächs. Gleichzeitig merkt man deutlich, wie wichtig den Jungs der Freiraum ist, den sie hier besitzen, und wie er sie darin unterstützt, produktiv und kreativ zu arbeiten.

Auf der EUROBIKE 2011 wurde das Team von Haibike für sein E-Engagement belächelt. Doch die Zeiten ändern sich und viele der Kritiker und Skeptiker trifft Haibike jetzt als direkte Konkurrenten im schnell wachsenden und von Jahr zu Jahr härter umkämpften E-Performance-Markt wieder. Das Design Center Munich ist hier genau die richtige Antwort. Ein Startup 2.0. Eine Ideenschmiede, die mit hochqualifizierten Mitarbeiten und klaren Visionen nicht nur das Produktportfolio der Schweinfurter, sondern die gesamte Zukunft unseres Sports prägen wird. Wir dürfen gespannt sein, auf welchen Bikes wir in den nächsten Jahren unterwegs sein werden – in den Köpfen dieses Team existieren sie vermutlich schon und wie uns die Vergangenheit lernt, machen die Jungs ihr Ding.


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