Olympiasieger, Weltmeister, Gesamtweltcup-Sieger, Sportsoldat, Wok-Weltmeister und jetzt vor allem eins: E-Mountainbiker. Die Rede ist von Georg Hackl aka Hackl Schorsch. Wir haben ihn in seiner Heimat Berchtesgaden besucht und mehr über seine Faszination vom E-Mountainbiken erfahren – natürlich auf einem gemeinsamen Ride!

Es ist ein trister Tag, die Wolken hängen tief und packen die malerischen Berge rund um Berchtesgaden dick ein. Nebel flutet das Tal und nur, wenn der Wind ein kleines Loch ins dichte Grau bläst, öffnet sich ein Fenster, das einen die Schönheit der Landschaft erahnen lässt. Es ist ungemütlich, genau das richtige Wetter, um sich mit einem Tee auf die Couch zu verkriechen. Normalerweise denkt Georg Hackl an Tagen wie diesen nicht mal im Traum daran, auf sein Rad zu steigen, doch für uns macht der bekennende Schönwetterfahrer eine Ausnahme. Wir haben uns für eine Tour mit anschließendem Mittagessen verabredet. Schon öfter haben wir von Bekannten gehört, dass Schorsch ein begeisterter E-Mountainbiker ist, und wir wollen mehr über ihn und seine neue Leidenschaft erfahren. Unser Ziel für den heutigen Tag: die Gotzenalm hoch über dem weltbekannten Königssee.

Vom Profisport zum Belohnungsprinzip

Jeder, der zwischen 1988 und 2006 im Winter mal die Sportschau in der ARD angesehen hat, wird ganz automatisch vom Hackl Schorsch gehört haben. Der Ausnahmeathlet hat fast 20 Jahre den Rodelsport weltweit aktiv geprägt und übt noch heute als Trainer und Schlittenbauer einen großen Einfluss aus. Der Schorsch lebt den Rodelsport und war schon immer als extremer Tüftler bekannt, der aus sich und dem Material das Optimum herausholen will. Den aktiven Profisport hat er aber nicht zuletzt wegen einiger Verletzungen an den Nagel gehängt. Statt auf ein gewisses Ziel hinzutrainieren, erfährt er heute die Belohnung bei jeder Pedalumdrehung. „Das Faszinierende am E-Mountainbike ist für mich die Tatsache, dass jede Anstrengung vom Rad sofort mit noch mehr Schub belohnt wird. Das ist eine unheimliche Motivation“, sagt Georg, als wir gemeinsam ganz entspannt die Forststraße hinaufpedalieren. Diese Motivation dient als Schweinehund-Überwindungsmaschine, die dazu führt, dass er heute nahezu mehr Bewegung hat als zu seiner Zeit als Profi.

Lange Touren, mehrere Akkus und ein bevorzugter Motor

Wie sehr Georg E-Mountainbiken lebt, wird sofort klar, als er anfängt zu erzählen, welche Touren er bereits mit Motor-Unterstützung unternommen hat und was sie gemein haben: Sie sind alle richtig lang! Statt im Turbo-Modus schnell den gesamten Akku zu verbraten, ist er lieber langsamer, dafür aber auch ungleich länger unterwegs. Nicht selten hat er einen Ersatz-Akku im Gepäck und bewältigt so weit mehr als 2.000 Höhenmeter an einem Tag. Bei unserer Tour zur Gotzenalm müssen auch wir auf unsere Akku-Kapazität achten, über 1.000 Höhenmeter geht es bergauf. Und das Fieseste: Das steilste Stück wartet ganz zum Schluss, warnt uns Georg.

Wenn er die Wahl hat, fährt er übrigens Bosch. Dieser Motor ist seiner Meinung nach sparsamer und kraftvoller als das Shimano- System und daher besser für den Einsatz im alpinen Gelände geeignet. Diese These scheint auch unser gemeinsamer Ausflug zu stützen: Während uns auf zwei Shimano-Bikes knapp vor dem Ziel fast der Saft ausgeht und das Display rot blinkt, hat Georg kurz vor Ende noch einen ganzen Balken übrig. In diesem Fall könnte es aber natürlich auch daran liegen, dass wir den Motor etwas mehr Arbeit erledigen haben lassen. 😜

Die eigene Heimat neu entdecken

Georg ist ein Berchtesgadener Original. Er ist hier aufgewachsen, ist hier zur Schule gegangen und hat hier auch während seiner Sportkarriere gelebt. Wenn er nicht an der Eisbahn war bzw. ist, sind die Berge sein Zuhause. Plätze, an die er als Kind gewandert ist, fährt er heute mit dem E-Mountainbike an. Auch nach all den Jahren hat er sich an dieser Landschaft noch immer nicht sattgesehen – der Blick auf den Königssee oder auf den Watzmann wird einfach nicht alt. Als wir auf unserer Tour das letzte steile Stück hinter uns lassen und auf der Hochebene zur Hütte rollen, knurrt uns schon der Magen. An der Alm angekommen, begrüßt der Wirt Georg mit den Worten: „Schorsch, was machst denn du hier? Bei dem Wetter hab ich ja gar nicht mit dir gerechnet!“ Stimmt, da war ja was …

Zur Stärkung gibt es Gröstl mit Salat und natürlich ein alkoholfreies Weißbier – für Georg ein Muss. Nach und nach füllt sich die Hütte mit mehr und mehr Wanderern und einem Paar, das sich mit klassischen Rädern das steile Stück heraufgequält hat. Bei einer Diskussion über den Sinn und Unsinn von E-Mountainbikes sagt Georg cool: „Probierts is, dann gspierts is.“ Auf Hochdeutsch heißt das: „Probiert es aus, dann spürt ihr es.“ Dann schiebt er noch nach: „Ich kann nur sagen, jeder Tag ohne E-Mountainbike ist ein verlorener Tag“ – und dem können wir uns nur anschließen.

Daumen hoch zum E-Mountainbike – Georg Hackl fährt auf sein SCOTT Strike eRIDE richtig ab.

Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als E-MOUNTAINBIKE-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, dass der E-Mountainbike-Sport auch weiter ein kostenloses und frei zugängliches Leitmedium hat! Jetzt Supporter werden!

Words & Photos: