Grindelwald – einzigartige Location an Eiger, Mönch und Jungfrau
Träume sind dafür da, um sie zum Leben zu erwecken und Wahrheit werden zu lassen, sonst bleiben es Illusionen und damit lässt sich bekannterweise nicht gut Kirschen essen. Dabei jedoch traumhafte Aussichten und Eindrücke zu genießen, sich von seinem Bike ausführen zu lassen und dabei in “lets fetz” Manier die Pisten des Grindelwaldes hinunter zu heizen, ist wahrlich ein Sakrileg wert. Ein weiterer beeindruckender Ausritt, den Frank Ellenberger mit eindrucksvollen Bildern und einer coolen Story euch zur Schau stellt.
Wer kennt die Filme über die gescheiterten Erstbesteigungen des Eiger nicht? Wer hat nicht mit den Bergsteigern mitgefiebert, als sie im Schneesturm nur wenige Meter von den Rettungskräften entfernt im Seil hingen? Beeindruckende Bergpanoramen gebündelt mit Action und Tragödie haben Tausende in die Kinos gelockt und sie gebannt an die Leinwände gefesselt. Und da stand ich dann eines morgens vor dem Hotel, sah in die steilen Bergwände gegenüber und war sprachlos, einfach nur beeindruckt! Selten in meinem Leben hatte ich eine beeindruckendere Berglandschaft gesehen, als hier in Grindelwald.
Das Frühstück war schweiztypisch sehr üppig und gehaltvoll. Man hatte uns im Vorfeld schon gesagt, dass wir dieses auch in vollen Zügen zu uns nehmen sollten, denn die folgenden Stunden und Tage würden so manche Körner von uns fordern.
Am Busbahnhof in Grindelwald startete unsere Tour mit dem Postbus. Zunächst ging es hinauf zur großen Scheidegg. Umso höher wir kamen, umso schneebedeckter wurde es um uns herum. Nach der großen Scheidegg ging es auf einem hartgefrorenen Eisbelag zunächst auf Schotter los, um dann abseits des Weges in einen Trail zu münden, der sich wellig, als auch technisch anspruchsvoll in Richtung First zog. Ab hier zog sich erneut ein flowiger Uphill-Trail bis zum Bachalpsee!
Die Berge spiegelten sich hier im Wasser und der Trail rechts vom See ließ schon erahnen, dass nun viel Höhenmeter Flow zu folgen hatten. Dieser Trail machte uns sprachlos, denn er zog sich zunächst wellig hinab und wurde nie wirklich schwer, doch er forderte auch unsere Fahrtechnik, sodass wir immer wieder einen Blick auf die immer näher kommenden Gipfel und Gletscher auf der gegenüberliegenden Talseite erhaschen konnten.
Im Adrenalinrausch fuhren wir nach Grindelwald ein und bei einem kleinen Mittagessen wurden unsere Bikeakkus geladen, denn nach der Pause zog ein zunächst asphaltierter Weg, der später in Schotter überging, hinauf in Richtung Männlichen. Nach dem Genuss des Panoramas fuhren wir auf einem einfachen, aber unheimlich flowigen Trail hinab zur kleinen Scheidegg, wo wir auf der Grindelwaldblickhütte mit Blick auf die legendäre Nordwand mit dem beleuchteten Stollenloch zunächst sehr gut zu Abend aßen und auch übernachteten.
Der zweite Tag führte hinunter zur Bahnstation. Hier wurden wir von unzähligen Asiaten empfangen, die sich neben uns stellten und sich mit uns gemeinsam fotografieren ließen. Und nach diesem ungeplanten Fotostopp führte uns der Lauberhorn-Trail in Richtung Wengen. Entlang der legendären Skiabfahrtsstrecke fuhren wir im teilweise reifentiefen Matsch hinunter. Der Trail war auch in diesem Zustand fahrbar, jedoch im Trockenen vermutlich ein flowtechnischer Hochgenuss!
Im Mittelteil führte er jedoch durch den Wald und die hölzernen Wegbefestigungen machten uns bei Nässe das Leben unheimlich schwer. Das war Schwerstarbeit am Bike und wir waren dann alle froh, als der Trail in Wengen wieder flowiger wurde und wir in windeseile hinunter nach Lauterbrunnen zu unserem Ladestopp fahren konnten. Der Nachmittag führte uns dann auf einem sehr schönen, jedoch wenig anspruchsvollen Trail hinauf, wo wir Mürren passierten und anschließend im sehr steilen Uphill zur Suppenalp fuhren. Dies war für diese Nacht unser Nachtquartier. Der Koch überraschte uns mit einem Käsefondue, dazu eine gute Flasche Fendant aus dem Vallais und der Abend war perfekt.
Am Morgen überraschte uns das Wetter extrem positiv. Die Sonne kam heraus und begann uns zu wärmen. Wir verließen die Hütte und begaben uns auf den Mountain-View-Trail in Richtung Grütschalp. Der Trail führte uns in moderatem Gelände, jedoch nicht ohne technischen Anspruch, am Hang entlang, zog sich immer wieder bergauf und bergab und gab stets Blicke auf die gegenüberliegenden Felsflanken und Schneefelder frei, um dann nach Grütschalp wieder steil Richtung Tal zu führen und unsere Fahrtechnik auf die Probe zu stellen.
Unterhalb von Grütschalp wechselte der Trail auf die Freeridestrecke. Bikepark mäßig geht es nach unten und Sprünge sowie steile Felspassagen wechselten sich ab, bis es dann kurz vor Lauterbrunnen wieder auf einen flowigen Wanderweg ging und Erholung für die Muskulatur angesagt war. Leider war die Tour in Lauterbrunnen fast zu Ende, denn nun folgte nur noch ein Schotterweg entlang des Flusses bis zum Bahnhof Zweilütschinen, von wo wir mit dem Zug zurück nach Grindelwald zum Start und Endpunkt dieser Wahnsinnstour fuhren.
Nie zuvor war ich eine so beeindruckende Tour gefahren! Die Kombination aus einzigartigen Bergen, flowigen Trails mit technischem Anspruch, atemberaubenden Panoramen und der schweizer Gelassenheit machten diese Runde um Eiger, Mönch und Jungfrau zu einem Erlebnis der Extraklasse. Und wem die Trails, die wir gefahren sind, zu anspruchsvoll sind, der kann aus einer Vielzahl anderer Trails wählen und dieselbe Tour deutlich einfacher gestalten. Die Guides aus Grindelwald haben für jedes Können entsprechende Wege parat und so kann diese Runde individuell gestaltet werden.
Infos zur Region: bikearena.ch
E-MTB Verleih und Reparatur: backdoorshop.ch (hier werden auch Guides vermittelt)
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Words & Photos: Frank Ellenberger