Das neue FOCUS SAM² 6.0 will alles – nur keine halben Sachen. 170/165 mm Federweg (v/h), Mullet-Setup und 600-Wh-Akku treffen auf einen schicken Alurahmen mit Coil-Dämpfer. Schwer, robust, kompromisslos? Wir haben das neue SAM² in Finale Ligure getestet und verraten euch, wie es sich auf dem Trail schlägt!

FOCUS SAM² 6.0 | Bosch Performance Line CX/800 Wh | 170/165 mm (v/h) |
26,5 kg in Größe L | 8.499 € | Hersteller-Website

Das SAM² stellt das abfahrtsorientierteste E-MTB aus dem Hause FOCUS dar und hat 2024 im großen E-Mountainbike-Vergleichstest als sehr laufruhiges Bike überzeugt und gleichzeitig viel Sicherheit vermittelt. Jetzt haben die Stuttgarter es neu aufgelegt. Beim Blick auf die Daten fällt als Erstes auf, dass der Federweg von 180/170 mm auf nun 170/165 mm (v/h) gekürzt und eine Mullet-Konfiguration mit kleinerem 27,5”-Hinterrad verbaut wurde. Letzteres soll für ein agiles Handling sorgen – ein Punkt, den wir beim Vorgänger kritisiert hatten. Mit 26,5 kg in Größe L bleibt das neue SAM² 6.0 selbst mit 600-Wh-Akku ein Schwergewicht. Wir haben das 8.499 € teure SAM² 6.0 artgerecht Berge hoch- und runtergejagt, um herauszufinden, wie es sich in der Praxis schlägt.

Das neue FOCUS SAM² 6.0 im Detail

Beim Rahmen des neuen SAM² 6.0 hat FOCUS sichtbar Feinschliff betrieben – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn gegenüber des Vorjahresmodells sind die Schweißnähte im oberen Bereich des Alurahmens, wie schon beim 2024 vorgestellten JAM², unauffällig zu einer glatten Oberfläche verschliffen. Das sorgt nicht nur für eine cleane Anmutung, sondern lässt auch einige glauben, hier sei Carbon im Spiel. Erst beim Blick auf den Tretlagerbereich und den Hinterbau offenbaren sich konventionelle Schweißnähte und verraten das tatsächliche Rahmenmaterial.

Das unterschiedliche Finish der Schweißnähte ist optisch ein kleiner Stilbruch, welchen man jedoch geschickt über die zweifarbige Lackierung mit Steelgrey am Tretlager und Hinterbau sowie Nepalsilver im oberen Teil des Hauptrahmens verdeutlicht hat. Uns gefällt das „Facelift” des neuen SAM² wirklich gut. Kombiniert mit den roten Anbauteilen ergibt sich eine Optik, die schon im Stand sportlich und schnell aussieht.

Toll abgestimmt: Das Farbspiel wirkt harmonisch. Der Farbton des Markenschriftzugs sowie die rote Stahlfeder wirken wie aus einer Fabrik.
Glattgeschliffenes Nepalsilver …
… oder rustikales Steelgrey: Das SAM² zeigt sich von unterschiedlichen Seiten.

Doch FOCUS hat nicht nur Schweißnähte optimiert, sondern auch die Akkuentnahme des Rahmens neu gestaltet. Geschichte ist der Slide-Out-Akku des Vorgängers, stattdessen haben die Ingenieure eine große Abdeckung konstruiert, die sich über das gesamte Unterrohr erstreckt – das erleichtert die Entnahme des Bosch-Akkus. Ist dieser aus dem Unterrohr entnommen, kommt die bewährte Halterung für AirTag oder Chipolo-Tracker zum Vorschein, die auch im JAM² bereits vorhanden war. Eine tolle Lösung, mit der ihr euch zwar nicht vor Diebstählen an sich schützen könnt, aber zumindest eine höhere Chance zum Wiederauffinden eures Bikes habt. Apropos Schutz: Ein weicher und effektiver Kettenstrebenschutz sowie ein Fender zwischen Sitzrohr und Kettenstreben verhindern effektiv Beschädigungen an der Lackierung.

Der neue C.I.S. 2.0-Vorbau führt die Leitungen für Hinterradbremse und Dropper Post nun nicht mehr wie beim Vorgänger frontal über den Vorbau ins Steuerrohr, sondern seitlich über die Spacer unterhalb des Vorbaus. Auch bei kleinen, aber wichtigen Details hat FOCUS mitgedacht: Die Abdeckung des Ladeports ist hochwertig und solide ausgeführt, es gibt ausreichend Platz für eine Trinkflasche und wer auf Touren gerne vorbereitet unterwegs ist, kann sich zudem über eine Rahmentasche erfreuen, die Platz für Schlauch, Multitool und weitere Trail-Essentials bietet.

Die Ausstattung des FOCUS SAM² 6.0

Den Antrieb des FOCUS SAM² 6.0 übernimmt der Bosch Performance Line CX-Motor mit 600 Watt maximaler Leistung und 85 Nm Drehmoment. Dieser schöpft die Energie in unserem Testbike aus dem Bosch PowerTube 600-Akku mit 600 Wh Kapazität. Im von uns getesteten Topmodell 6.0 setzt FOCUS außerdem auf ein vielseitig einstellbares RockShox-Fahrwerk bestehend aus der ZEB Ultimate-Gabel mit Charger 3.1-Dämpfungskartusche sowie 170 mm Federweg. Am Heck leistet der RockShox Vivid Coil Ultimate-Stahlfederdämpfer seine Dienste, dessen Feder je nach Rahmengröße mit unterschiedlicher Federhärte ausgeliefert wird.

Der SAG-Indikator des Coil-Dämpfers ist ein kleines, aber extrem nützliches Feature, das euch beim Setup hilft. Auch beim Cockpit gibt es Neuerungen: Auf ein Display wie beim Vorgänger verzichtet das neue FOCUS SAM² 6.0 am 800 mm breiten Lenker von OneUp. Stattdessen setzt man auf ein ablenkungsfreies System, bestehend aus Bosch System Controller im Oberrohr kombiniert mit der Mini Remote am Lenker. Die verbaute OneUp V3-Sattelstütze weist in Größe L satte 210 mm Verstellbereich auf.

Auf das Wesentliche reduziert – dabei ist auch der USB-C-Anschluss des Vorgängermodells abhanden gekommen.
Die Bosch Mini Remote passt zum minimalistischen Ansatz des FOCUS SAM² 6.0.
Viel hilft viel: 210 mm Verstellbereich bei der OneUp V3-Dropper sorgen für massig Bewegungsspielraum bergab.

Dank der elektrischen SRAM GX Transmission-Schaltung gelingen Schaltvorgänge auch unter Last problemlos. Das FOCUS SAM² 6.0 rollt auf einem DT Swiss HFR 1700-Alu-Laufradsatz bestückt mit Schwalbe Magic Mary-Reifen mit Super Downhill-Karkasse und Ultra Soft-Gummimischung vorne wie hinten. FOCUS verbaut hier noch nicht die neue Radial-Version des Magic Mary, setzt aber – was den Pannenschutz und die Gummimischung betrifft – dennoch voll auf maximale Abfahrtsperformance.

Wer seine Reifen nicht ständig wechseln möchte, sollte allerdings über eine Soft- statt Supersoft-Gummimischung am Hinterrad nachdenken, die immer noch viel Grip bietet, aber gleichzeitig mehr Haltbarkeit liefert. Um die hohe Masse bergab wieder kontrolliert einzufangen, verbaut FOCUS die massiven SRAM MAVEN Silver-Bremsen mit ebenso massiven 220 mm Bremsscheiben vorne und hinten. Insgesamt ist die Ausstattung des FOCUS SAM² 6.0 durchweg hochwertig und zumindest auf dem Papier genau richtig für den harten Geländeeinsatz.

Sorgenfrei: Die dicke Super Downhill-Karkasse der Schwalbe Magic Mary-Reifen schützt die Felge zuverlässig vor Durchschlägen und pannenanfällig ist hier ein Fremdwort.
Size matters! 220 mm Bremsscheiben in Kombination mit den SRAM MAVEN Silber-Bremsen sorgen für ordentlich Biss.

Tuning-Tipp: Am Heck zwecks weniger Verschleiß solltet ihr lieber Reifen mit einer härteren Gummimischung montieren.

FOCUS SAM² 6.0

8.499 €

Ausstattung

Motor Bosch Performance Line CX 85 Nm
Akku Bosch PowerTube 800 Wh
Display Bosch System Controller
Federgabel RockShox ZEB Ultimate 170 mm
Dämpfer RockShox Vivid Ultimate 165 mm
Sattelstütze OneUp V3 Dropper Post mm
Bremsen SRAM MAVEN Silver 220/220 mm
Schaltung SRAM GX AXS Eagle Transmission 1x12
Vorbau FOCUS C.I.S 2.0 40 mm
Lenker OneUp Riser 800 mm
Laufradsatz DT Swiss HFR 1700 29"/27,5"
Reifen Schwalbe Magic Mary, Super Downhill, Ultra Soft/ Magic Mary, Super Downhill, Ultra Soft 2,4"/2,4"

Technische Daten

Größe S M L XL
Gewicht 26,5 kg
Zul. Gesamtgewicht 150 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 123 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme nein

Besonderheiten

Rahmentasche
verstellbarer Lenkwinkel
Flip Chip

Die Ausstattungsvarianten des FOCUS SAM² 6.0

Das FOCUS SAM² wird in drei Ausstattungen angeboten: das günstigste SAM² 6.8, das SAM² 6.9 sowie das von uns getestete Topmodell 6.0. FOCUS setzt über alle Ausstattungsvarianten hinweg konsequent auf Alurahmen mit Stahlfederdämpfer, eine Mullet-Konfiguration sowie den Bosch CX-Motor – wahlweise mit 600- oder 800-Wh-Akku. Lediglich das Topmodell 6.0 kommt ab Werk nur mit dem 600-Wh-Akku, kann aber – wie die anderen Modelle auch – nachträglich auf 800 Wh upgegradet werden.

Das 6.8-Modell ist der günstigste Einstieg in die SAM²-Welt und ist mit 600-Wh-Akku bereits ab 5.699 € zu haben, dabei bietet es eine FOX 38 Rhythm-Gabel sowie einen DHX Performance Coil-Dämpfer. Bei der Bereifung wird auf die bewährte MAXXIS-Bereifung, bestehend aus ASSEGAI an der Front und Minion DHR II am Heck, gesetzt. Shimano DEORE-Bremsen und -Schaltung komplettieren die Ausstattung des SAM² 6.8, welches ihr in den Farben Lightgrey/Macha oder Urbangreen/Magicblack ordern könnt.

FOCUS SAM² 6.8 | Bosch Performance Line CX/600 Wh | Lightgrey/Macha | 5.699 €
FOCUS SAM² 6.8 | Bosch Performance Line CX/600 Wh | Urbangreen/Magicblack | 5.699 €

Das 6.9-Modell kostet mit 600-Wh-Akku mindestens 7.199 €. Dafür bekommt man eine FOX 38 Factory-Gabel sowie einen FOX DHX Performance Coil-Dämpfer. Geschaltet wird mechanisch per SRAM GX-Schaltung und die TRP DH-R EVO-Bremsen sorgen für die Verzögerung. Verfügbar ist das SAM² 6.9 in den Farbvarianten White/Steelgrey sowie Steelgrey/Darkviolet.

FOCUS SAM² 6.9 | Bosch Performance Line CX/600 Wh | White/Steelgrey | 7.199 €
FOCUS SAM² 6.9 | Bosch Performance Line CX/600 Wh | Steelgrey/Darkviolet | 7.199 €

Die Geometrie des FOCUS SAM² 6.0

Das FOCUS SAM² wird in vier Größen angeboten: S, M, L und XL. Unser Testbike in Größe L hat einen Reach von 490 mm, was relativ lang ist, aber gut zum Konzept eines Baller-Bikes passt, bei dem Fahrer vor allem Laufruhe suchen. Wie schon beim Vorgänger ist eine Lenkwinkelverstellung via Headset-Cups um 1° möglich. Die resultierenden Lenkwinkel von 63,5° bzw. 64,5° geben euch die Möglichkeit, je nach Bedarf noch mehr Laufruhe oder etwas mehr Agilität herauszukitzeln. Selbiges kann mit dem Flip Chip bezweckt werden, mit dem sich die Kettenstrebenlänge um 7 mm von 441 mm auf 448 mm justieren lässt.

Größe S M L XL
Sattelrohr 390 mm 420 mm 440 mm 460 mm
Oberrohr 584 mm 605 mm 626 mm 647 mm
Steuerrohr 110 mm 120 mm 130 mm 140 mm
Lenkwinkel 63.5° 63.5° 63.5° 63.5°
Sitzrohrwinkel 77.5° 77.5° 77.5° 77.5°
Kettenstrebe 441 mm 441 mm 441 mm 441 mm
BB Drop 20 mm 20 mm 20 mm 20 mm
Radstand 1216 mm 1251 mm 1280 mm 1319 mm
Reach 435 mm 465 mm 490 mm 520 mm
Stack 630 mm 639 mm 648 mm 666 mm

Das neue FOCUS SAM² 6.0 auf dem Trail

Getestet wurde das FOCUS SAM² 6.0 auf ruppigen Trails in Finale Ligure sowie auf unseren heimischen Trails rund um Stuttgart – also genau dort, wo ein langhubiges E-Bike mit robusten Anbauteilen beweisen kann, was es kann. Aber kennt das SAM² denn überhaupt Grenzen?

Dank traktionsstarkem Fahrwerk, griffigen Reifen und kraftvoller Motorunterstützung zeigt sich das FOCUS SAM² 6.0 als guter Kletterer.

Bergauf überzeugt das SAM² mit einer komfortablen, aufrechten Sitzposition sowie ausgewogener Gewichtsverteilung zwischen Händen und Gesäß. Die Unterstützung durch den CX-Motor ist kraftvoll – das Bike macht damit trotz seines Gewichts mühelos Höhenmeter. Kleine Unebenheiten bügelt das sensible Fahrwerk währenddessen sauber weg, ohne dass der Hinterbau zu stark wippt. Bahnt sich eine technische Uphill-Passage an, glänzt das FOCUS SAM² 6.0 zudem mit hoher Traktion. Verantwortlich dafür sind die griffigen Schwalbe-Reifen, die dank dickwandiger Super DH-Karkasse zudem gefahrlos mit wenig Luftdruck gefahren werden können, um maximalen Grip zu gewährleisten.

Oben angekommen, darf das FOCUS SAM² 6.0 endlich seine Paradedisziplin ausspielen. Schon ab den ersten Metern bergab fühlt man sich sofort zu Hause: Das Handling ist intuitiv, das Bike vermittelt unmittelbar viel Vertrauen. Man steht tief im Bike integriert – ideal für steile Passagen und ruppiges Gelände. Die Bewegungsfreiheit durch den Dropper mit viel Hub kommt sehr gelegen – gerade wenn’s richtig wild wird.

Helm FOX Speedframe | Brille Oakley Sutro | Hose ION Bike Pants Ionic LT Men | Shirt ION Men MTB Jersey S Logo DR Longsleeve | Schuhe Canyon Scampr Trail

Der lange Radstand sorgt für Laufruhe und dank des hohen Gewichts liegt das SAM² satt am Boden – beides sorgt dafür, dass die Linie immer zielgenau getroffen und beibehalten wird. Drops, harte Landungen, schnelle Steinfelder? Das SAM² 6.0 frisst alles mit äußerster Gelassenheit. Das Fahrwerk bietet immense Reserven und bügelt auch über fiese Bremswellen, als wären diese gar nicht existent. Einzig in technischen Abschnitten können die vereinzelten Pedal-Aufsetzer etwas stören.

Doch es gibt eine Kehrseite: Auf flowigen Trails wirkt das SAM² 6.0 eher zurückhaltend und es fehlt ihm etwas der Spieltrieb. Das merklich hohe Gewicht bremst hier die Dynamik, das weich abgestimmte Fahrwerk lässt viel Energie im Federweg verpuffen und um vom Boden abzuheben, ist mehr Körpereinsatz erforderlich. Zudem ist viel Input und Energie vom Fahrer nötig, um Tempo und Spielfreude zu halten. Man hat fast das Gefühl, dass das Bike sich immerzu nach ruppigen Sektionen sehnt. Dort klebt das FOCUS SAM² 6.0 regelrecht am Boden, will jede Wurzel und jeden Stein lieber demonstrativ plattwalzen, statt elegant drüberzufliegen.

Für wen ist das FOCUS SAM² 6.0 geeignet?

Das FOCUS SAM² 6.0 ist eine vollständig durchdachte und konsequent ausgeführte Kaufoption für alle, die ein superrobustes E-Mountainbike suchen, das euch selbst in den härtesten Abfahrten niemals im Stich lässt – weder in Sachen Fahrsicherheit noch bei der Haltbarkeit. Wer Abfahrten im Fokus hat und kein verspieltes, agiles Handling braucht, wird mit dem SAM² glücklich. Dank der fairen Preisgestaltung und der langlebigen Ausstattung ist es zudem eine top Wahl für preisbewusste Fahrer. Auch Touren können bei Bedarf problemlos absolviert werden – das SAM² ist dabei zwar unterfordert, bringt euch aber stets komfortabel und sicher ans Ziel.

Fazit zum neuen FOCUS SAM² 6.0

Das FOCUS SAM² 6.0 bleibt seiner Linie treu und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die enorme Spurtreue – selbst im härtesten Gelände – sowie die robuste Ausstattung sorgen dafür, dass man zuerst an die eigenen Grenzen stößt, ehe das E-Mountainbike den Dienst quittiert. Wer flowige, verspielte Trails bevorzugt, muss jedoch wissen: Das SAM² will lieber Vollgas und harte Linien – eben keine halben Sachen. Dafür punktet es mit schicker Optik des Alu-Rahmens und hochwertiger Ausstattung zu fairem Preis.

Tops

  • hochwertige und robuste Ausstattung
  • enorme Abfahrtsperformance in technischen Passagen
  • gute Klettereigenschaften
  • angemessener Preis

Flops

  • träge auf Flowtrails

Mehr Infos findet ihr auf der Website von FOCUS.


Words: Lars Engmann Photos: Robin Schmitt