Das neue FOCUS JAM² 6.0 im Test – Schlanker Rahmen, neue Optik, mehr Reichweite

Das neue FOCUS JAM² will vieles besser machen und setzt dabei auf den brandneuen Bosch Performance Line CX-Motor mit variablem Akkusystem und 160/150 mm (v/h) Federweg. Doch wie schlägt sich das neue FOCUS JAM² mit Aluminiumrahmen und einem verlockenden Preis von 7.999 € auf den Trails?

THRON², VAM², JAM², SAM² – was wie die Namen aus der Entenhausener Familie Duck klingt, ist in Wirklichkeit das durchdachte E-Mountainbike-Portfolio von FOCUS. Dabei steht das JAM² als vielseitiger Allrounder zwischen dem tourenorientierten THRON² und dem abfahrtsfokussierten SAM² und soll das Beste aus beiden Welten vereinen. Jetzt wurde das neue FOCUS JAM² mit der brandneuen 5. Generation des Bosch Performance Line CX-Motors ausgestattet. Gespeist wird er wahlweise von einer 600 Wh oder 800 Wh großen Batterie. Geblieben sind die 160/150 mm (v/h) Federweg sowie die 29” großen Laufräder. In Sachen Gewicht ist das JAM² mit Aluminiumrahmen jedoch kein Leichtgewicht und bringt laut Hersteller in Größe L mit verbautem 600-Wh-Akku stolze 24,3 kg auf die Waage. Wer das neue JAM² sein Eigen nennen will, zahlt in unserer Ausstattung einen erschwinglichen Preis von 7.999 €.

Was macht das FOCUS JAM² 6.0 besonders?

Das neue FOCUS JAM² 6.0 fällt sofort durch seine überarbeitete Optik auf. Die verschliffenen Schweißnähte am Steuerrohr und die markante, kantige Formensprache prägen das Erscheinungsbild und verleihen dem Bike einen besonders cleanen Look. Der klobige Tretlagerbereich des Vorgängermodells gehört der Vergangenheit an. Stattdessen fügt sich der neue Bosch Performance Line CX-Motor unauffällig in den Rahmen ein. Lediglich am Hinterbau und rund um das Tretlager sind noch Schweißnähte zu erkennen, die aber in Kombination mit der Nepalsilver/Steelgrey-Lackierung zum roughen Bike-Look passen.
Auch wenn die 5. Generation des Bosch Performance Line CX-Motors auf dem Papier mit 85 Nm Drehmoment und 600 Watt Maximalleistung keine Unterschiede zum Vorgänger zeigt, steckt unter der Haube einiges an Innovation. Neue Features wie Hill Start, die verbesserte Schiebehilfe und die neue Interpretation der Sensordaten sorgen für ein spürbar dynamischeres Fahrerlebnis auf dem Trail. Alle Details und die vollständigen Neuerungen findet ihr in unserem umfassenden Motorentest.

Beim Akkusystem setzt FOCUS auf maximale Flexibilität in jeder Hinsicht. Angetrieben wird das JAM² 6.0 wahlweise mit einem 600-Wh- oder einem größeren 800-Wh-Bosch PowerTube. Wer jedoch beide Akku-Optionen nutzen möchte, kann einen der beiden Akkus auch nachträglich problemlos über Bosch oder einen Händler beziehen. Wer zwischen den beiden Akkugrößen dann jedoch wechselt, muss allerdings auch das Akkucover am Unterrohr tauschen. Zusätzlich lässt sich in beiden Varianten der 250-Wh-Bosch PowerMore Range Extender hinzufügen, was verschiedene Kapazitätsoptionen ermöglicht: 600 Wh, 800 Wh, 850 Wh (600 Wh + Range Extender) und 1.050 Wh (800 Wh + Range Extender). Das Bosch Smart System sorgt dafür, dass sowohl der Hauptakku als auch der zustätzlich erhältliche Range Extender gleichzeitig entladen werden, was zu einer schonenden Nutzung und längeren Lebensdauer beider Akkus führt. Praktisch: Der verbaute Akku ist mit einem Schlüssel im Bike gesichert und lässt sich aus dem Unterrohr zum Laden entnehmen. So kann der Akku entweder direkt in der Wohnung oder auch am E-MTB dank dem leicht zugänglichen Ladeport am Sitzrohr geladen werden. Als nützliches Gadget befindet sich unter dem Akku eine kleine Halterung, um mit einem AirTag oder Chipolo euer Bike zu tracken. Clever! Für zusätzlichen Diebstahlschutz sorgt außerdem die eBike Lock-Funktion, die ihr über die eBike Flow-App aktivieren könnt. Gesteuert wird das Motorsystem über die etwas klobige Bosch LED Remote am Lenker, die den Akkustand sowie die aktuelle Unterstützungsstufe anzeigt. Um das Cockpit cleaner zu gestalten, wäre eine Kombination aus Bosch System Controller im Oberrohr und der Bosch Mini Remote eine elegantere Lösung gewesen. Alle Ausstattungsvarianten des FOCUS JAM² sind zudem mit dem Bosch Kiox 300-Display ausgestattet, das gut geschützt hinter dem One-Piece-Cockpit platziert ist und eine rudimentäre Navigationsfunktion bietet.

Das aus Carbon gefertigte One-Piece-Cockpit des Top-Modells unterstreicht zwar die cleane Optik des Bikes, geht jedoch auf Kosten der Einstell- und Individualisierungsmöglichkeiten. Bei allen anderen Ausstattungsvarianten setzt FOCUS auf eine herkömmliche Lenker-Vorbau-Kombination, die mehr Flexibilität in Sachen Anpassbarkeit bietet. Am One-Piece-Cockpit ist die Remote der OneUp V3- Dropper montiert, die in Größe L ausreichende 180 mm Hub bietet. Das Fahrwerk am FOCUS JAM² 6.0 stammt von RockShox. So arbeitet an der Front eine Lyrik Ultimate-Federgabel mit Charger 3.1-Dämpfungskartusche, während am Heck der Super Deluxe Select+-Dämpfer Unebenheiten ausfedert. Sowohl die Gabel als auch der Dämpfer liefern eine gute Trail-Performance.

Das neue FOCUS JAM² 6.0 rollt auf robusten 29″ DT Swiss HX 1700 Alu-Laufrädern, die speziell in Zusammenarbeit mit DT Swiss an das FOCUS JAM² angepasst wurden. Denn der Felgenmagnet am Hinterrad ist nun ins Felgenbett integriert, statt wie bisher am Ventil. Das sorgt nicht nur für eine cleane Optik, sondern soll auch die Signalübertragung an den Geschwindigkeitssensor des Motors verbessern, da der Magnet so näher am Motor sitzt. Die Kompatibilität mit Tubeless, Schlauch oder Tire Inserts soll dabei laut Hersteller nicht beeinträchtigt werden. An der Front kommen die neuen Schwalbe Albert-Reifen in der Super Trail-Karkasse mit weicher ADDIX Ultra Soft-Gummimischung zum Einsatz, während am Heck der gleiche Reifen in der härteren ADDIX Soft-Mischung verbaut ist. Schwerere Fahrer sollten für zusätzlichen Pannenschutz zumindest am Hinterrad über die dickwandigere Super Gravity-Karkasse nachdenken. Die Radial-Karkasse des Schwalbe Albert ist keine neue Karkassenvariante, sondern eine angepasste Bauweise, die durch ihre Konstruktion eine größere Auflagefläche und dadurch besseren Grip ermöglichen soll. Alle Infos findet ihr dazu in unserem Test.

Das Gesamtpaket wird durch Komponenten von SRAM abgerundet: Gebremst wird über die SRAM CODE SLV-Vierkolbenbremsen mit 200-mm.Bremsscheiben an Vorder- und Hinterrad. Die Schaltung übernimmt die elektronische SRAM GX AXS Eagle Transmission, die direkt über ein Kabel mit dem Akku verbunden ist und dadurch nicht zusätzlich aufgeladen werden muss.

Die Geometrie des FOCUS JAM²

Das neue FOCUS JAM² ist in 4 Größen von S–XL erhältlich, wobei die Kettenstrebenlänge mit 450 mm über alle Rahmengrößen hinweg gleich bleibt. Im Vergleich zum Vorgänger ist das Steuerrohr mit 130 mm deutlich länger geworden und damit auch der Stack nach oben gewandert. Wer jedoch etwas Druck auf dem Vorderrad vermisst, sollte das Cockpit etwas tiefer setzen und (einen) Spacer entfernen.

Größe	S	M	L	XL
Oberrohr	576 mm	608 mm	636 mm	668 mm
Sattelrohr	390 mm	420 mm	440 mm	460 mm
Steuerrohr	110 mm	120 mm	130 mm	140 mm
Lenkwinkel	65°	65°	65°	65°
Sitzwinkel	76,5°	76,5°	76,5°	76,5°
Kettenstrebe	450 mm	450 mm	450 mm	450 mm
Tretlagerabsenkung	25 mm	25 mm	25 mm	25 mm
Radstand	1.205 mm	1.239 mm	1.268 mm	1.303 mm
Reach	425 mm	455 mm	480 mm	510 mm
Stack	630 mm	639 mm	648 mm	657 mm

Die verschiedenen Ausstattungsvarianten des FOCUS JAM²

Das FOCUS JAM² ist in vier Ausstattungsvarianten erhältlich: 6.0, 6.9, 6.8 und 6.7, die alle ausschließlich mit einem Aluminiumrahmen kommen. Unser Test-Bike stellt dabei das Topmodell der Serie dar.

Das JAM² 6.9 ist ab 6.999 € (800 Wh) bzw. 6.599 € (600 Wh) erhältlich und kommt mit einem hochwertigen FOX Performance-Fahrwerk. Die FOX 36 Performance Elite-Federgabel ist sogar mit der neuen GRIP X2-Dämpfungskartusche ausgestattet – top! Geschaltet wird über die mechanische Shimano DEORE XT-Schaltung, während kraftvolle TRP EVO Pro-Bremsen für Verzögerung sorgen. Optisch kann man zwischen den Lackierungen Steelgrey/Emeraldgreen und Slategrey/Magic Black wählen.

Das JAM² 6.8 geht für 6.399 € (800 Wh) bzw. 5.999 € (600 Wh) in eure Hände über. Diese Variante wird jedoch erst später mit einer neuen elektronischen Schaltung auf den Markt kommen. Hier darf man gespannt sein!

Den Einstieg macht das JAM² 6.7, das mit 5.399 € (800 Wh) oder 4.999 € (600 Wh) zu Buche schlägt. Es setzt auf eine RockShox Psylo Silver RC-Federgabel sowie einen RockShox Deluxe Select-Dämpfer. Die Schaltvorgänge übernimmt die Shimano CUES 10-Gang-Kettenschaltung, während die TEKTRO Gemini SL-Bremsen für die Verzögerung sorgen. Bei der Reifenwahl setzt FOCUS hier auf MAXXIS Minion DHF-Reifen vorne wie hinten. Optisch lässt euch die White/Adamant Silver-Lackierung auf dem Trail auffallen, während die Stategrey/Magic Black-Optik sich dezent zurückhält.

Das neue FOCUS JAM² auf dem Trail

Für unseren ersten Test hatte uns FOCUS nach Munster in Frankreich eingeladen. So hatten wir die Chance, exklusiv mit dem Team von FOCUS das neue JAM² zu testen und unzählige Trail-Kilometer zu sammeln. Hier bot sich uns alles, was das E-MTB-Herz begehrt: lange Aufstiege, technische Abfahrten und vor allem eines: Loamy Trails. Spaß war also vorprogrammiert.

Schon beim Aufsitzen auf das FOCUS JAM² fällt der hohe Komfort auf. Die Sitzposition ist aufrecht, was den Druck von den Händen nimmt und besonders auf längeren Touren oder Forstwegen für Entlastung sorgt. Das weiche Fahrwerk bügelt kleine Unebenheiten spielerisch weg, sodass man entspannt Kilometer sammeln kann. Wer sich auf Asphalt zum Traileinstieg aufmacht, kann zum Lockout am Dämpfer greifen, um effizienter zu pedalieren.

Fordert euer Riding Buddy euch dann doch zu einer steileren Uphill-Challenge heraus, generiert der feinfühlige Hinterbau gute Traktion und die Schwalbe Albert Trail-Reifen in der weichen Gummimischung, 2,6” Breite sowie Radial-Karkasse sorgen dank großer Auflagefläche für guten Grip. Der Bosch Performance Line CX greift euch dabei zusätzlich ordentlich unter die Arme und schiebt euch im eMTB- oder Turbo-Modus mit 600 Watt maximaler Leistung der Schwerkraft entgegen zum Traileinstieg. Dank des Extended Boost im eMTB-Modus könnt ihr die Unterstützung dabei äußerst präzise dosieren: Je nachdem, wie viel Kraft ihr auf die Pedale bringt, passt der Motor die Unterstützungsstärke an. Ein sanfter Tritt führt zu feinfühliger Unterstützung, während ein kräftiger Pedaldruck einen starken Schub liefert. Wer im steilen Stück noch einen Gangwechsel vollziehen will, kann das dank der montierten SRAM GX AXS Eagle Transmission-Schaltung auch unter Volllast tun. Dadurch erweist sich das FOCUS JAM² als guter Kletterer und macht dank weiterer Features wie der kleinen Rahmentasche am Unterrohr, der Anhängerfreigabe und der Möglichkeit, per Adapter einen Ständer zu montieren, auch auf langen Touren eine gute Figur.

Startet man in den Trail, fällt auf den ersten Metern der tief integrierte Stand im Bike auf. In Kombination mit der hohen Front vermittelt das ein gesteigertes Sicherheitsgefühl. Das Handling des FOCUS JAM² ist intuitiv, sodass auch weniger geübte Fahrer schnell Vertrauen finden. Der tiefe Schwerpunkt macht das JAM² wendig genug für enge Kurven, trotz seines eher hohen Gewichts. Einzig bei technisch anspruchsvollen Streckenabschnitten können Pedalaufsetzer stören.

Wird der Trail ruppiger und ist er von Steinfeldern und Wurzelsektionen geprägt, kann das FOCUS JAM² mit guter Laufruhe punkten. Das Fahrwerk bietet hier guten Gegenhalt, um auch an Wurzeln und Kanten abzuziehen. Für spritzige Manöver und luftige Sprünge ist das FOCUS JAM² jedoch weniger geeignet. Sein Gewicht macht es in der Luft etwas träge, sodass es eher auf Bodenkontrolle und Stabilität ausgelegt ist. Besonders auffällig ist die Geräuschkulisse – oder besser gesagt: das Fehlen einer solchen. Denn das Bike bleibt in ruppigen Sektionen extrem leise. Das einzige Geräusch, das man wahrnimmt, ist das Abrollen der Reifen. So lässt man die Bremse gerne mal offen und jagt mit hohem Tempo über die Trails.

Für wen ist das FOCUS JAM² 6.0 das richtige Bike und für wen nicht?

Das FOCUS JAM² spricht eine breite Fahrergruppe an – vom Einsteiger, der ein komfortables E-MTB mit intuitivem Handling und guter Laufruhe sucht, bis hin zum fortgeschrittenen Biker, der technische Trails in Angriff nimmt und bei seinem aktiven Fahrstil Agilität wertschätzt. Dank des flexiblen Akkusystems ist das FOCUS JAM² sowohl für Tourenfahrer als auch für Trail-Fans bestens gerüstet und lässt sich so individuell an die Fahrerbedürfnisse anpassen – cool! Wer jedoch regelmäßig extreme Abfahrten oder Freeride-Eskapaden plant, sollte einen Blick auf das abfahrtsorientierte FOCUS SAM² werfen, das für härtere Einsätze noch besser geeignet ist.

Tuning-Tipp: Bei schwereren Fahrern empfiehlt sich ein Upgrade auf eine dickere Reifenkarkasse am Hinterrad für höhere Pannensicherheit.

Das Fazit zum FOCUS JAM² 6.0

Mit dem neuen JAM² präsentiert FOCUS einen zuverlässigen Allrounder, der sowohl als komfortabler Tourer als auch als performantes E-MTB überzeugt. Besonders auf dem Trail überzeugt es durch eine ausgewogene Kombination aus Laufruhe und Agilität sowie einem einfachen Handling. Das variable Akkusystem macht es zudem zu einem vielseitigen Begleiter für eine breite Fahrerschaft. Somit schafft es FOCUS, ein solides E-MTB zu einem erschwinglichen Preis zu bieten.

Alle weiteren Infos findet ihr auf focus-bikes.com

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Words: Benedikt Schmidt Photos: Benedikt Schmidt