MERIDA war bisher nicht unbedingt die Marke, mit der man potente E-Mountainbikes in Verbindung gebracht hätte – doch das wird sich 2017 gehörig ändern und so manch ein anderer Hersteller wird sich warm anziehen müssen: Das neue MERIDA eONE-TWENTY rockt! Und zwar richtig! Wieso? Das erfahrt ihr in unserem exklusiven Test.
Ausstattung des MERIDA eONE-TWENTY
Bevor wir zum wirklich spannenden Teil übergehen, möchten wir euch kurz mit der Ausstattung des eONE-TWENTY vertraut machen. Schließlich ist MERIDA einer der ersten Hersteller, der den neuen Shimano E8000-Antrieb verbaut bzw. der die Räder seiner Performance-Toplinie ausschließlich darauf konstruiert hat. Wir konnten im Testrad die P3-Version des Motors fahren, die zwar noch über leichte Kinderkrankheiten in der Motorsteuerung verfügt. Diese sollen aber mit der P4-Produktionsversion für nächstes Jahr behoben sein. Wie bereits im First Ride-Artikel zum Shimano Steps E8000 beschrieben, sind so z. B. die Unterstützungsstufen etwas unglücklich gewählt. Der Trail-Modus für die Geschwindigkeits-Junkies bietet zu wenig und der Boost-Modus zu viel Unterstützung im Gelände.
Insgesamt ähnelt der Antrieb in Sachen Leistung, Fahrverhalten, Kraftentfaltung und Akkulaufzeit dem bekannten Bosch Performance CX-Antrieb, jedoch ist die Bauform um einiges kompakter. So lassen sich unter anderem deutlich sportlichere Geometrien realisieren. Ein weiterer Vorteil ist die Kombinationsmöglichkeit mit den elektronischen Shimano Di2-Schaltungen, über die auch unser gefahrenes Top-Modell 900E verfügt (Serie: XT Di2 mit großer 11–46-Kassette). Der Trigger links ist für die Steuerung der drei Unterstützungsstufen zuständig, der rechte wie gehabt für die Schaltung. Sehr praktisch ist hier das akustische Warnsignal, wenn man am Ende der Kassette angekommen ist und darüber hinaus schalten will. Das hervorragend ablesbare und schön integrierte Display zeigt sowohl Informationen zur momentanen Unterstützungsstufe, zum Akkustand als auch zum momentan eingelegten Gang. In Zukunft sollen sich per Smartphone-App noch weitere Informationen auslesen bzw. Einstellungen tätigen lassen.
Die restliche Ausstattung des MERIDA eONE-TWENTY 900E ist makellos. Eine bewährte RockShox PIKE RCT3-Gabel (130 mm Federweg) sowie ein nagelneuer Deluxe RT-Dämpfer (125 mm Federweg) kümmern sich um die Traktion, Shimanos XT-Bremsen liefern mit 200er-Scheibe vorn und 180er hinten zuverlässige und kraftvolle Bremspower und die 2,8″ breiten MAXXIS-Plusreifen auf den leichten, robusten DT Swiss XM1501-Laufrädern sorgen für ordentlich Grip. Eine RockShox Reverb Stealth-Sattelstütze mit 125 mm Hub sorgt für Bewegungsfreiheit und das Cockpit aus hauseigenen Parts ist mit 760 mm Lenkerbreite und 60-mm-Vorbau für den Einsatzzweck perfekt bemessen. Insgesamt leistet sich MERIDA hier absolut keine Schwächen – vor allem bei einem hervorragenden Preis von 5.300 € für das 900E-Topmodell.
Fahrverhalten des MERIDA eONE-TWENTY
Nun zum wirklich spannenden Teil: Wie fährt es sich? Zuerst muss hier klargestellt werden, dass MERIDA das eONE-TWENTY nicht als Tourenbike für den gemütlichen Wochenendausflug konzipiert hat (auch wenn man das sicher machen kann), sondern als waschechtes Trailbike zum Abheizen. Und das kann man! Vor allem die – dank des kompakten Motors – knackig kurzen Kettenstreben machen das eONE-Twenty super agil und verspielt und lassen selbst den langweiligsten Trail zur Spielwiese werden. Die restliche Geometrie ist in Richtung sportlich und eher etwas gestreckt getrimmt, aber sehr ausgewogen. Reaktionsfreudig, aber nicht nervös, laufruhig bei Highspeed, aber dennoch extrem wendig im Baumslalom.
Man steht sehr integriert im Bike und auch Sprints fühlen sich dank des guten Supports vom Hinterbau sehr natürlich an. Das Fahrwerk ist allgemein sehr ausgewogen, der Federweg wird effizient genutzt und die Dämpfung ist nie überfordert. Kurzum, das eONE-TWENTY fühlt sich auf Anhieb verdammt gut an und nach wenigen Minuten hat man völlig vergessen, dass man hier eigentlich einen 21,3 kg schweren Panzer durch die Gegend zirkelt. Man könnte meinen, dass eine derart spaßorientierte, knackige Geometrie dann im Uphill negativ auffallen müsste, doch das MERIDA leistet sich auch hier keine Schwächen und erklimmt steile Abschnitte ohne steigendes Vorderrad oder Probleme bei der exakten Linienwahl. Hut ab, hier stimmt wirklich alles!
Ausstattung des MERIDA eONE-TWENTY
MERIDA eONE-TWENTY 900E
- Gabel: RockShox Pike RCT3
- Dämpfer: RockShox Deluxe RT
- Schaltung: Shimano XT mit 11-46 Kassette
- Bremsen: Shimano XT
- Laufradsatz: DT Swiss XM1501 Spline
- Reifen: Maxxis DHR 2 27.5+ 2.8 / Maxxis Recon 27.5+ 2.8 (v/h)
- Cockpit: Merida Expert
- Sattelstütze: RockShox Reverb Stealth
- Sattel: Merida Expert
- Preis: 5.299 €
Merida eONE-TWENTY 800
- Gabel: RockShox Yari
- Dämpfer: RockShox Deluxe RT
- Schaltung: Shimano XT/SLX
- Bremsen: Shimano SLX
- Laufradsatz: Merida Expert mit Shimano Deore Nabe
- Reifen: Maxxis DHR 2 27.5+ 2.8 / Maxxis Recon 27.5+ 2.8 (v/h)
- Cockpit: Merida Expert
- Sattelstütze: Merida Expert Dropper
- Sattel: Merida Sport
- Preis: 4.099 €
Merida eONE-TWENTY 500
- Gabel: FOX Rythm 34
- Dämpfer: RockShox Deluxe R
- Schaltung: Shimano Deore
- Bremsen: Shimano M605
- Laufradsatz: Merida Expert mit Shimano Deore Naben
- Reifen: Maxxis DHR 2 27.5+ 2.8 / Maxxis Recon 27.5+ 2.8 (v/h)
- Cockpit: Merida Expert
- Sattelstütze: Merida Expert Dropper
- Sattel: Merida Sport
- Preis: 3.899 €
Geometrie des Merida eONE-TWENTY
Größe | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sitzrohr | 400 mm | 440 mm | 490 mm | 540 mm |
Oberrohr | 583 mm | 601 mm | 623 mm | 646 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 67,5° | 67,5° | 67,5° | 67,5° |
Sitzwinkel | 75° | 75° | 75° | 75° |
Kettenstrebe | 439.5 mm | 439.5 mm | 439.5 mm | 439.5 mm |
BB drop | 27,5 mm | 27,5 mm | 27,5 mm | 27,5 mm |
Reach | 420 mm | 435 mm | 455 mm | 475 mm |
Stack | 609 mm | 619 mm | 628 mm | 637 mm |
Wir haben soeben von MERIDA ein seriennahes eONE-TWENTY-Testmodell mit finaler Lackierung erhalten, das am nächsten großen Vergleichstest der E-MOUNTAINBIKE-Ausgabe #008 teilnehmen wird – und wir sind gespannt, wie es sich im direkten Vergleich mit den besten und interessantesten Bikes der Saison 2017 schlagen wird!
Mehr Infos auf der MERIDA Website
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Words: Photos: Noah Haxel