Mit dem neuen Software-Update „Bundle 12“ verpasst der bayerische Motorenhersteller FAZUA seinem Ride 60-System ein Performance-Upgrade: schnelleres Ansprechverhalten, dynamischer KickOverrun, feinere Dosierbarkeit. Wir haben das Motorsystem vor und nach dem Update im direkten Vergleich getestet und verraten euch, wie es sich auf dem Trail schlägt.

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Bereits im März 2025 hat FAZUA seinem Ride 60-System ein Hardware-Upgrade spendiert, inklusive neuer Remote Control und einem optionalen 480-Wh-Akku. Doch davon profitieren bislang nur Käufer neuer Bike-Modelle. Jetzt folgt ein Software-Update, das allen Nutzern des FAZUA Ride 60 zugute kommt, egal auf welchem E-MTB mit FAZUA Ride 60-Motorsystem sie unterwegs sind. Mit dem Firmware-Bundle 12 will FAZUA das Fahrgefühl seines Antriebssystems spürbar verbessern. Neue Features wie der dynamische KickOverrun, eine automatische Sensorkalibrierung sowie eine verlängerte Standby-Zeit sollen das System intuitiver und das Fahrgefühl flüssiger machen.

FAZUA – der bayerische Hersteller für kompakte Mittelmotoren – hat 2017 im Werk in Ottobrunn seinen ersten Antrieb gefertigt. Mit dem Launch des Ride 60 im Jahr 2022 kam die zweite Mittelmotor-Generation auf den Markt. Doch der Start verlief holprig: Schwankende Zuverlässigkeit und sporadische Ausfälle, vor allem bei frühen Produktionschargen, sorgten für Kritik – zu Recht. Doch das Blatt hat sich gewendet und FAZUA in Sachen Qualitätsmanagement deutlich nachgelegt. Nach unserem letzten Besuch in der Fertigung im Winter 2024 konnten wir uns davon überzeugen und auch die Praxistests unterschiedlicher Bikes im Frühjahr 2025 verliefen ohne Ausfälle. Die aktuellen Chargen des Ride 60 laufen deutlich zuverlässiger, und die anfänglichen Kinderkrankheiten gehören der Vergangenheit an.

Was ist neu am FAZUA Ride 60 Softwareupdate? KickOverrun & mehr

An den technischen Eckdaten des FAZUA Ride 60 ändert sich mit dem Firmware-Update Bundle 12 erstmal nichts. Es bleibt bei 60 Nm Drehmoment und 450 W Spitzenleistung im Boost-Modus. Vielmehr verspricht FAZUA mit dem Update ein neues Feature: KickOverrun, der die Fahreigenschaften auf technischen Trails verbessern soll.

Der KickOverrun liefert bei gezielten Pedaltritten einen Extraschub in Form eines längeren Nachlaufs und soll beispielsweise beim Überwinden von Stufen oder Felskanten helfen, wenn man in technischen Anstiegen keine volle Kurbelumdrehung mehr machen kann. Das soll vor allem an steilen, verblockten Anstiegen für mehr Kontrolle sorgen. Dieses Feature kennt man bereits von Bosch und deren Extended Boost – allerdings will FAZUA die Aktivierung technisch anders gelöst haben.

Zusätzlich bringt das Update:

  • eine automatische Kalibrierung des Drehmomentsensors
  • eine verlängerte Standby-Zeit (praktisch zum Beispiel bei Fahrten mit längeren Pausen oder bei App-Nutzung)
  • optimierte Systemzuverlässigkeit durch besseres Wärmemanagement

Laut FAZUA soll sich der Ride 60 durch das Update spürbar intuitiver, feinfühliger und natürlicher fahren. Doch bevor das neue Trail-Feeling genossen werden kann, steht erst einmal ein Software-Upgrade auf dem Plan …

Wie installiert man das neue FAZUA Ride 60 Softwareupdate?

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Auf der FAZUAWebsite werden die Toolbox 2.24 sowie das Update Firmware Bundle 12 für Windows, MAC oder Linux heruntergeladen. Die Downloaddatei der Toolbox muss nur entpackt werden, eine Installation ist nicht notwendig.

Euer Computer und der FAZUA Ride 60 LED Hub werden mit einem USB-C-Kabel verbunden. Dazu hebt ihr einfach das Display des LED Hub vorne an, um den Steckverbinder zu erreichen. Das E-Bike schaltet ihr ein und startet die Toolbox, die sich dann automatisch mit dem Bike verbindet. Unter der Kategorie „Update“ startet ihr dann den Update-Prozess und wählt „Local“ als Quelle für das Update-Bundle aus und benennt dann euren Firmware Bundle 12 Download File. Alternativ könnt ihr als Quelle „Online“ klicken und dort das Firmware Bundle 12 auswählen. Das wars!

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Zwar bieten Hersteller wie Bosch oder DJI bequemere Over-the-Air-Updates per App, doch mit etwas technischer Affinität lässt sich auch das FAZUA-Update problemlos und zügig in rund 10 Minuten durchführen – und das kostenlos und ohne Werkstattbesuch.

Unsere Einstellungen in der FAZUA App im Detail

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In der App lassen sich wie gewohnt die drei Fahrmodi Breeze, River und Rocket individuell anpassen. Dabei stehen drei Parameter zur Verfügung: das Unterstützungsverhältnis (also das Verhältnis von Motor- zu Fahrerleistung), die maximale Motorleistung sowie die Dynamik, mit der der Motor auf Veränderungen der Trittleistung reagiert. Die Einstellung kann man entweder über ein intuitives Diagramm vornehmen, in dem sich die Kurvenpunkte verschieben lassen, oder durch die direkte Eingabe von Zahlenwerten. Ein vollständiges Set aus Einstellungen für alle drei Modi kann unter einem frei wählbaren Namen gespeichert werden. So kann man das Motorsystem bei Bedarf schnell und einfach an unterschiedliche Tourenprofile anpassen. Auch einige Voreinstellungen vom Hersteller sind verfügbar. Das gefällt uns!

Für den Vergleich der Fahreigenschaften vor und nach dem Update haben wir den Modus River mit moderatem Unterstützungsverhältnis und mittlerer Dynamik eingestellt, um die Modulation des Motors zu testen. Den Modus Rocket haben wir hingegen maximal unterstützend und direkt konfiguriert.

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Wie schlägt sich der FAZUA Ride 60 mit neuem Software Update auf dem Trail?

Zum Testen hatten wir das Santa Cruz Heckler SL mit der aktuellen FAZUA Mode Control und dem Software Update Bundle 12 dabei. Zum Vergleich haben wir das YT DECOY SN MX mit dem FAZUA Ring Control und dem Software Update Bundle 10 mitgetestet. Die in der FAZUA Toolbox angezeigten Hardware-Versionen von Motor, Torque Sensor, Batterie und Display sind identisch. Dies erlaubt uns den mehrfachen Quervergleich der Software-Stände. Beide Testbikes hatten den 430-Wh-Akku verbaut.

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Ab auf den Trail: Tritt man beim YT DECOY SN MX mit dem bisherigen Software-Stand in die Pedale, dauert es einen Moment, bis der Motor einsetzt. Man muss also zunächst mit Muskelkraft anrollen und ist dann für den etwas später einsetzenden Motorstart dankbar. Stoppt man das Pedalieren plötzlich, läuft der Motor noch etwas nach und beendet dann jedoch deutlich spürbar die Unterstützung. Verringert man stattdessen sanft die Kraft auf die Pedale, passt sich der Motor daran an und regelt die Unterstützung feinfühlig herunter. Die Dosierbarkeit ist bei langsamen Änderungen der Fahrerleistung gut und nur beim schnellen Start oder Stopp der Kurbeln wartet der Antrieb auffällig lang mit der Reaktion.

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Das Anfahren gelingt nach dem Update mit dem Santa Cruz Heckler SL deutlich besser, indem spürbar weniger Kurbelbewegung notwendig ist, bis die Unterstützung einsetzt. Wie stark der Motor zu Beginn unterstützt, ist logischerweise von den Konfigurationswerten des jeweiligen Fahrmodus abhängig. Die schnellere Reaktion des Motors auf den Fahrer-Input macht sich aber angenehm bemerkbar. Auch die Dosierung der Motorpower erscheint deutlich geschmeidiger. Zudem entfallen die Klackgeräusche des Motorfreilaufs, die man bei dynamischen Veränderungen der Motorunterstützung immer wieder vernehmen konnte. Deutlich spürbar ist auch, dass die Unterstützung nicht mehr abrupt endet, sobald man nicht mehr in die Pedale tritt oder die 25-km/h-Grenze erreicht.

Die größte Neuerung ist die KickOverrun-Funktion, die im technischen Uphill einen spürbare Hilfe bietet. Der Motor läuft noch deutlich länger nach, sobald kein Input mehr auf die Pedale kommt. Die Dauer des Nachlaufs hängt dabei vom zuvor eingebrachten Pedalimpuls ab: sanfter Impuls, kurzer Nachlauf – kraftvoller Impuls, langer Nachlauf. Mehr als zwei Meter sind allerdings gesetzlich nicht drin. Anfangs benötigt man etwas Übung, um genau zu verstehen, wann der KickOverrun einsetzt und wie lange er nachschiebt. Nach etwas Zeit mit dem System funktioniert das aber intuitiv. Wichtig: Der KickOverrun kann nur erfolgen, wenn man zuvor pedaliert hat. Ein kurzer Kick aus dem „Trockenen“ wie bei Bosch bewirkt bei FAZUA nichts.

Besonders hilfreich ist der KickOverrun beim Anrollen auf Hindernisse wie Stufen: Statt durchzutreten und das Risiko einzugehen, mit dem Pedal hängen zu bleiben, hört man im richtigen Moment auf zu treten und gibt einen kräftigen Pedalimpuls. Der Motor schiebt dann kontrolliert nach und hilft euch, das Bike sauber über das Hindernis zu bringen. Natürlich ist der Nachlauf nicht so kraftvoll wie bei einem Full-Power-System, dafür fehlt dem FAZUA Ride 60 schlicht die Power, aber dennoch erleichtert er den Uphill in technischen Abschnitten.

Die Standby-Zeit, nach der der Motor bei Nichtnutzung des Bikes abschaltet, wurde auf 10 Minuten verlängert. Beim Warten auf eure Trailbuddies, beispielsweise am Ende eines Trails, ist das hilfreich, insbesondere aber dann, wenn die Fahrdaten mit der App aufgezeichnet werden sollen. Denn auch diese Aufzeichnung stoppt, wenn der Motor abschaltet und die Verbindung zur App unterbrochen wird. In der App muss diese Verbindung dann aktiv wiederhergestellt und die Aufzeichnung wieder gestartet werden. Die längere Standby-Zeit hilft hier, jedoch wäre eine automatische Wiederaufnahme noch besser.

Aber ist mit dem Update alles nur besser geworden oder gibt es auch Nachteile?

Wir kamen mit dem YT DECOY SN MX mit dem bisherigen Softwarestand an steilen Sektionen oder Treppen immer etwas weiter als mit dem Santa Cruz Heckler SL mit dem Software-Update. Gefühlt hatte das YT DECOY mehr Durchzug.

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Dieser Eindruck hat sich bestätigt, als wir auch das YT DECOY SN mit dem neuen Update ausgestattet haben. Zunächst waren wir überrascht: Im Vergleich wirkte das Bike an derselben Teststelle weniger durchzugsstark und das, obwohl wir den Modus Rocket mit maximaler Dynamik eingestellt hatten. Also wechselten wir testweise in den River-Modus, den wir bewusst mit geringerer Dynamik konfiguriert hatten und siehe da: Der Durchzug war wieder da, spürbar kräftiger und kontrollierter als zuvor.

Erklärung: Eine hohe Dynamik sorgt zwar dafür, dass das Motormoment schnell aufgebaut wird, lässt es aber ebenso schnell wieder abfallen, beispielsweise wenn sich die Kurbeln kurz im Totpunkt befinden oder die Kadenz stark schwankt. Genau das war an den getesteten Stufen und Hindernissen der Fall. Durch die geringere Dynamik im River-Modus wurde das Motormoment langsamer hoch- und auch langsamer wieder abgebaut und der Schub über eine längere Zeit erhalten. Das Ergebnis: Der FAZUA Ride 60 schob uns mit dieser Einstellung wieder zuverlässig und kräftig die Treppen hinauf und zeigte, wie viel Einfluss die richtige Konfiguration auf die Trail-Performance hat.

Fazit zum FAZUA Ride 60 Software Update

Insgesamt ist das Update Firmware Bundle 12 ein spürbarer und nützlicher Fortschritt mit einem deutlich verbesserten Fahrgefühl. Der Motor spricht schneller und feinfühliger auf Änderungen des Fahrer-Inputs an, lässt sich gut dosieren und der KickOverrun hilft in technischen Uphills, trotz der anfänglichen Eingewöhnungszeit. Eine Over-the-Air-Update-Funktion via App hätte das Paket abgerundet, nichts desto trotz ein sinnvolles Update, das sich alle Ride-60-User installieren sollten.

Tops

  • dynamischere Unterstützung beim Anfahren
  • praktische KickOverrun-Funktion
  • sanftes Ein-/und Ausklingen des Motors
  • schnellere Modulation der Motorpower

Flops

  • kein Over-the-Air-Update

Mehr Infos auf fazua.com


Words: Ben Krager, Benedikt Schmidt Photos: Robin Schmitt