Was hat das Fantic XF1 Integra Carbon One mit einem Ferrari F50 gemeinsam? Eines steht fest: Es ist nicht nur das Herkunftsland Italien. Beides sind absolute Fahrmaschinen, bei denen die Performance im Mittelpunkt steht. Allerdings muss man dafür auch Abstriche in Kauf nehmen, wie dieser Test beweist.

FANTIC XF1 Integra Carbon One | 160/160 mm (v/h) | 21,57 kg | 9.190 €

Nach der Vorstellung des Ferrari F50 standen die Kunden mit gezückten Scheckheften Schlange. Das Auto, das zum 50-jährigen Firmenjubiläum präsentiert wurde, war die Definition der ultimativen Fahrmaschine. Sein Preis: umgerechnet rund 380.000 €. Im Vergleich dazu wirkt das Fantic XF1 Integra Carbon One für 9.190 € wie ein echtes Schnäppchen – auch wenn es das nicht ist. Wie auch beim F50 kommen beim XF1 einige Bauteile aus Carbon zum Einsatz. Genauer gesagt, der Hauptrahmen und die edlen und optisch einzigartigen Alchemist X-Sense-Laufräder. Apropos Optik: Die fließenden Formen des Hauptrahmens erinnern stark an die des Ferraris.

Schnell, spaßig, außergewöhnlich – das Fantic hat viele Gemeinsamkeiten mit dem Ferrari F50

Der Hörsinn wird jedoch unterschiedlich gereizt: Während Auto-Fans auf den kreischenden Sound des V12 stehen, schätzen E-Mountainbiker die Ruhe, die der Brose Drive S-Antrieb dank seiner Zahnriemen-Konstruktion beschert. Außerdem überzeugt der Motor gewohnt mit gutem Durchzug und guter Dosierbarkeit. Seine Energie erhält er von einem 630 Wh großen Akku, der semi-integriert auf dem Unterrohr sitzt. Fantic hat diesen extra kompakt designt, um einen möglichst tiefen Schwerpunkt zu erreichen.

Das FANTIC XF1 Integra Carbon One im Detail

Gute Bremsen sind bei Supersportlern unverzichtbar und Fantic greift hier zu den exotischen Hope V4-Stoppern, die mit hoher Standfestigkeit punkten, allerdings hohe Bedienkräfte für ihre maximale Power erfordern. Bei der Schaltung verbauen die Italiener einen Mix aus SRAM gepaart mit einer SunRace-Kassette mit großer Übersetzungsbandbreite (11-46). Leider schaltet die Kassette die Gänge aber nicht so sauber, wie wir es von einem SRAM Pendant gewohnt sind. Das Fahrwerk besteht aus einer RockShox PIKE mit 160 mm Federweg gepaart mit einem Super Deluxe RC3-Dämpfer am Heck. Und was den Vergleich zwischen den beiden Italienern angeht, zeigt sich eine letzte Gemeinsamkeit: Wie auch beim Ferrari wirken einige Ausstattungsdetails etwas billig und lieblos. So fehlt es der Teleskopsattelstütze mit lediglich 100 mm Hub deutlich an Verstellbereich und auch die Verarbeitung des Rahmens könnte an einigen Stellen etwas besser sein.

Federgabel Rock Shox Lyric RCT3 29 160 mm
Dämpfer RockShox SuperDeLuxe RC3 160 mm
Bremsen Hope 4P 203/203
Schaltung SRAM X01
Akku Fantic Integra, Lithium Ion 630 Wh
Motor Brose Drive-S
Sattelstütze Switch, height-adjustable dropper 100 mm
Lenker FSA Gradient Carbonio 760 mm
Vorbau FSA Gradient ST 50 mm
Läufräder Alchemist X-Sense carbon
Reifen Maxxis Minion DHF 2,5″ / Maxxis Minion DHR II 2,6″
Gewicht 21,57 kg
Preis 9.190 €

Edel und schick
Die Hope V4 passt perfekt zum Gesamtbild des Bikes und begeistert mit schicker Fräsoptik. Ihre Standfestigkeit ist top, die Dosierbarkeit herausragend, allerdings fehlt es ihr an Biss.
Außergewöhnlich
Die Alchemist X-Sense-Carbon-Laufräder made in Italy besitzen eine unverwechselbare Optik und überzeugen mit einem angenehmen Flex und geringem Gewicht. Wie es um die Dauerhaltbarkeit bestellt ist, konnten wir in unserem Test noch nicht herausfinden.
Groß aber kompakt
Der Akku des Fantic besitzt mit 630 Wh viel Kapazität und verleiht dank seiner kompakten Bauform dem Rad einen tiefen Schwerpunkt
Etwas lieblos
Den schicken Carbon-Rahmen kombiniert Fantic mit einer Umlenkwippe und einem Hinterbau aus Aluminium. Speziell letzterer wirkt mit vielen Löchern und schmalen Stegen etwas lieblos und günstig – hier hätten wir uns mehr erwartet.

Die Geometrie des FANTIC XF1 Integra Carbon One

Um eines muss man sich beim Fantic keine Gedanken machen – die Wahl der Rahmengröße. Die Italiener bieten das Rad nämlich lediglich in Größe Medium an. Mit einer Körpergröße von 180 cm sitzt man hier kompakt, aber komfortabel. Für größere Fahrer scheidet das Rad dadurch aber von vornherein aus. Fantic setzt auf einen Mix aus einem 29” Vorderrad und einem 27,5” Hinterrad – ein Konzept, das aufgeht. Der Motor schiebt bergauf kraftvoll an und die griffigen MAXXIS Reifen überzeugen mit guter Traktion. Die Sitzposition ist angenehm zentral, wodurch man auch sehr technische Uphills spielerisch meistern kann. Egal wie steil es wird, das Vorderrad neigt nie zum Steigen – top!

Größe M
Sattelrohr 430 mm
Oberrohr 600 mm
Steuerrohr 110 mm
Lenkwinkel 65,0°
Sitzwinkel 73,0°
Kettenstrebe 464 mm
Radstand 1228 mm
Reach 431 mm
Stack 609 mm
Helm Giro Montaro | Brille Oakley Jawbreaker | Jersey iXS VIBE 8.1 | Short IXS VABOR 6.1

Das FANTIC XF1 Integra Carbon One auf dem Trail

Sowohl der F50 als auch das XF1 Integra Carbon One fühlen sich erst so richtig wohl, wenn man es mit ihnen ordentlich fliegen lässt. Das Rad überzeugt dann mit hoher Laufruhe und sehr gutmütigen Handling. Der Grenzbereich ist sehr berechenbar und das Fantic fährt sich dank seiner ausgewogenen Geometrie und dem flachen Lenkwinkel sehr fehlerverzeihend. Das Fahrwerk besitzt genau den richtigen Mix aus Sensibilität und Feedback, sodass es Schläge souverän aufnimmt, ohne zu viel Energie zu schlucken. Wir hätten uns allerdings die etwas steifere RockShox Lyrik anstelle der PIKE gewünscht. Wer ein agiles und verspieltes Bike sucht, wird hier fündig. Über Wurzelteppiche fliegen? Easy! Um enge Kurven zirkeln? Kein Problem! Mit Highspeed durch ein Steinfeld? Nichts leichter als das! Was auch immer der Trail dem Fahrer serviert, das Fantic verschlingt es und lässt seinen Fahrer mit einem dicken Grinsen zurück. Um allerdings das volle Potenzial des Bikes auszureizen, sollte man unbedingt die Sattelstütze tauschen.

Trotz Schwächen in der Ausstattung begeistert das Rad mit einem super Handling

Fazit

Das Fantic XF1 Integra Carbon One ist eine echte Fahrmaschine. Es überzeugt sowohl bergauf als auch bergab mit top Handling und jeder Menge Fahrspaß. Wie bei einem italienischen Supersportwagen muss man aber Abstriche bei einigen Details in Kauf nehmen. Das größte Problem ist jedoch, dass das Rad aktuell nur in Größe M verfügbar ist und es so für viele Fahrer entweder zu groß oder zu klein sein wird. Schade, das Fantaic würde sonst garantiert noch mehr Freunde finden!

Stärken

– verspieltes und laufruhiges Handling
– sehr guter Hinterbau
– klettert super

Schwächen

– nur eine Rahmengröße
– Bremse fehlt es an Biss
– Verstellbereich der Sattelstütze zu gering


Mehr Infos findet ihr unter: fantic-bikes.com

Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #015

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