Die italienische Traditions-Motorradschmiede FANTIC setzt seit einigen Jahren erfolgreich auch auf E-Mountainbikes. Das FANTIC XF1 180 Race trägt seine Motorsportgene selbstbewusst zur Schau. Doch wie viel Allrounder steckt in dem Bike?
Hier findet ihr alles über den Test des besten E-MTB 2020.
Bereits auf den ersten Blick polarisiert das 6.390 € teure FANTIC XF1 180 Race. Die Silhouette des Hauptrahmens mit dem markanten Knick im Oberrohr sowie die farbenfrohe Lackierung erinnern an ein leichtes Motorrad der 1990er-Jahre. Statt eines Zweitakters sorgt der leichte und bärenstarke Brose Drive S Mag für 90 Nm Drehmoment, die an das 2,8” breite 27,5”-Hinterrad weitergeleitet werden. Ganz im Motocross-Style kombiniert FANTIC das Hinterrad mit einem größeren, aber schmaleren 29”-Vorderrad in 2,6” Breite für besseres Überrollverhalten und mehr Lenkpräzision. Der Aluminium-Rahmen integriert den 630-Wh-Akku nur teilweise im Unterrohr.
Ausstattung, Gewicht und technische Daten des FANTIC XF1 180 Race
Für einen tiefen und zentralen Schwerpunkt positioniert FANTIC das Stahlfederbein, das wie die Gabel 180 mm Federweg kontrolliert, im Einschubbereich der Sattelstütze. Das hat zur Folge, dass bei allen drei Rahmengrößen nur sehr kurzhubige Sattelstützen im Sitzrohr Platz finden, ohne am Dämpfer anzuschlagen. Mit Ausnahme der zu kurzen Sattelstütze und der Reifen in der pannenanfälligen EXO-Karkasse leistet sich die Ausstattung des FANTIC XF1 180 Race keine Schwächen. Alle Anbauteile sind robust, langlebig und auf hohe Trail-Performance ausgelegt. Die MAGURA MT7-Bremsen mit riesigen 220-mm-Galfer-Bremsscheiben vorne wären auch an einem waschechten Downhill-Bike nicht fehl am Platz und begeistern mit massig Power.
FANTIC XF1 180 Race
6.390 €
Ausstattung
Motor Brose Drive S Mag 90Nm
Akku TP FTC-03-35S 630Wh
Display Marquardt
Federgabel RockShox Lyrik Select+ 180 mm
Dämpfer RockSHox Super Deluxe Coil Select+ 180 mm
Sattelstütze Switch Dropper 100 – 125 mm
Bremsen MAGURA MT7 220/200 mm
Schaltung SRAM GX Eagle 1x12
Vorbau FSA Grid 35 mm
Lenker FSA Grid 800 mm
Laufradsatz Mavic EXM/Miche XMH 550 SH 29"/27,5"
Technische Daten
Größe S M L
Gewicht 24,19 kg
Zul. Gesamtgewicht 140 kg
Max. Gewicht Fahrer/Equipment 115 kg
Anhänger-Freigabe nein
Ständeraufnahme TRUE, mit speziellem Insert
Besonderheiten
Geometrie und Größe des Fantic
Auch in Sachen Geometrie geht FANTIC ganz eigene Wege und pfeift auf den aktuellen Länger-tiefer-flacher-Trend. Mit einem Reach von lediglich 436 mm ist das XF1 180 Race das kürzeste Bike im Test. Dafür ist der Lenkwinkel mit 65° sehr flach und die Front dank viel Stack sehr hoch.
Größe | S | M | L |
---|---|---|---|
Sattelrohr | 390 mm | 440 mm | 490 mm |
Oberrohr | 570 mm | 604 mm | 631 mm |
Steuerrohr | 105 mm | 110 mm | 120 mm |
Lenkwinkel | 64,0° | 64,5° | 65,0° |
Sitzwinkel | 71,0° | 71,0° | 71,0° |
Kettenstrebe | 407 mm | 407 mm | 407 mm |
Tretlager Höhe | 368 mm | 368 mm | 368 mm |
Radstand | 1.206 mm | 1.235 mm | 1.257 mm |
Reach | 381 mm | 413 mm | 436 mm |
Stack | 607 mm | 615 mm | 628 mm |
Das Fantic XF1 180 im Test
Trotz der martialischen Optik fällt die Sitzposition auf dem FANTIC XF1 180 Race sehr komfortabel und aufrecht aus. Die super hohe Front und der eher kurze Hauptrahmen lassen auf der Forststraße wahres Chopper-Feeling aufkommen. Dennoch schlägt sich das FANTIC auch im steilen Uphill hervorragend. Die hohe Front neigt zwar zum Steigen und muss aktiv am Boden gehalten werden, allerdings generieren das stets sehr aktive Fahrwerk und der breite MAXXIS Minion-Hinterreifen so viel Traktion, dass das Hinterrad selbst beim Pedalieren im Stehen auf losem Schotter nicht durchdreht. Die Feinabstimmung des Brose Drive S Mag ist FANTIC sehr gut gelungen. Seine 90 Nm Drehmoment stellt der Motor absolut natürlich und gefühlvoll zur Verfügung.
Grip, Präzision und Sicherheit: Mit dem FANTIC XF1 180 Race ist jede erdenkliche Linie möglich.
Steil, steiler, FANTIC: Das XF1 180 Race blüht auf anspruchsvollen Abfahrten erst so richtig auf. Die extrem hohe Front verhindert das Aufkommen jeglicher Überschlagsgefühle und vermittelt ein sehr hohes Sicherheitsgefühl. Das hervorragende Fahrwerk, die hohe Traktion von Vorder- und Hinterrad und die fantastische Lenkpräzision im steilen Gelände machen das Bike zur Downhill-Waffe! Bei Highspeed läuft das Fahrwerk zur Höchstform auf und frisst jegliche Hindernisse, ohne dabei undefiniert zu werden. Einziger Kritikpunkt am FANTIC XF1 180 Race ist der nervige Sattel, den man aufgrund des geringen Sattelstützenhubs nicht weit genug absenken kann. Alle, die sich nicht als Downhill-Piloten sehen, seien vorgewarnt: Wer das FANTIC nicht auf den härtesten Strecken des Landes bewegt, wird deutlich weniger Freude an ihm haben. Denn auf flachen und flowigen Trails ist das CF1 180 Race unterfordert und braucht viel Körpereinsatz, um durch enge Kurven bewegt zu werden.
Bei Highspeed ist das 180-mm-Fahrwerk des FANTIC das beste im gesamten Testfeld.
Tuning Tipp: Hinterreifen in 2,6” Breite mit stabilerer Karkasse montieren | mit möglichst kompakter Sattelstütze (OneUp V2) das letzte Quäntchen Stützenhub aus dem Rahmen holen
Fahreigenschaften
7Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspaß
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- top
Fazit
Das FANTIC XF1 180 Race ist nur etwas für waschechte Downhill-Piloten. Bei Highspeed im Bikepark und bei großen Sprüngen überzeugen sowohl Fahrwerk als auch Geometrie, mit Ausnahme des sehr langen Sitzrohrs. Im Touren-Einsatz oder auf gemäßigten Trails ist das Bike unterfordert und die hohe Front muss mit viel Körper- und Krafteinsatz gefahren werden.
Tops
- top Fahrwerk
- unglaublich sicher und präzise im Steilen
- natürliches Motor-Setup
Flops
- Sattelrohr viel zu lang und Einstecktiefe zu gering
- Hinterreifen zu schwach
- im Flachen behäbig
- Reifen schleift am Fender
Mehr Informationen zum FANTIC XF1 180 Race findet ihr auf fantic-bikes.com.
Das Testfeld
Hier findet ihr alles, was ihr über den Test des besten E-Mountainbike 2020 wissen müsst.
Alles Bikes im Vergleichstest: BULLS SONIC EVO AM 6 | Cannondale Moterra 1 | Canyon Spectral:ON 9.0 | COMMENCAL META POWER 29 TEAM 2020 | CONWAY XYRON 927 Carbon | CUBE Stereo Hybrid 160 HPC | FANTIC XF1 180 Race | FOCUS JAM² 9.9 DRIFTER | Giant Reign E+ 0 Pro | Haibike XDURO Nduro 10.0 | Liteville 301 CE MK1 | MERIDA eONE-SIXTY 10K | Moustache Samedi 27 Trail | Norco Range VLT C1 | NOX Hybrid Enduro 7.1 | Orbea WILD FS M-LTD | Pivot Shuttle 29 | Rocky Mountain Altitude Powerplay Carbon 90 Rally Edition | ROTWILD R.X750 ULTRA | SIMPLON Rapcon Pmax | Specialized Turbo Kenevo Expert | Specialized S-Works Turbo Levo | Trek Rail 9.9 | Whyte E-180 RS V1 | YT DECOY CF Pro Race
Entspanntes und komfortables Biken auf breiten befestigten Wegen, bergauf wie bergab.↩
Uphill auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und gemäßigter Steigung.↩
Aktives Fahren und spielen mit dem Gelände auf einfachen Trails mit wenig Hindernissen, weiten Kurvenradien und im gemäßigten Gefälle.↩
Uphill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und teilweise extremer Steigung.↩
Downhill auf Wanderwegen und Singletrails im anspruchsvollen Gelände, beispielsweise mit losem Untergrund, Stufen, Wurzeln, engen Kurven und kleinen Sprüngen sowie Steilabfahrten.↩
Ballern bei Highspeed auf schnellen und teilweise sehr ruppigen Trails mit großen Sprüngen und Hindernissen, die sich nicht überrollen lassen.↩
Das Rating der Fahreigenschaften bezieht sich auf die Räder im Vergleichstest und den aktuellen Entwicklungsstand von E-Mountainbikes. Die besten Bikes schaffen es, vermeintlich gegenteilige Fahreigenschaften in sich zu vereinen und sind so z. B. agil und laufruhig zugleich. Das Handling beschreibt die Balance des Bikes im Gelände bergab. Die Angaben zur Motorpower beziehen sich auf das Fahrgefühl im Gesamtkontext des Bikes, nicht auf den Motor isoliert – dadurch können die Werte zwischen gleichen Motoren variieren.↩
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Words: Felix Stix, Robin Schmitt, Jonas Müssig Photos: Finlay Anderson, Robin Schmitt, Felix Stix, Markus Frühmann