Ausgabe #012 Kaufberatung Know How

Fahrrad-Leasing: So kann sich jeder ein Traumbike leisten

Stell dir vor, du erhältst 25 % Nachlass auf dein nigelnagelneues Traumbike. Nein, die Rede ist nicht von Media-Markt-Schleuderpreisen oder einer Geiz-ist-Geil-Kampagne, um dem Händler den letzten Taler aus der Tasche zu klauen, sondern von einem staatlichen Anreiz, aufs Bike zu steigen: Fahrrad-Leasing. Wie das geht, verraten wir euch hier!

Letztendlich ist es eine Win-Win-Situation, sowohl für den Arbeitgeber als auch für jeden Mitarbeiter. Seit Kurzem bietet nun auch der Bosch-Konzern seinen in Deutschland beschäftigten Mitarbeitern Fahrrad-Leasing an. Während das Unternehmen mit einem Imagegewinn für Nachhaltigkeit und Gesundheitsfürsorge punkten kann, profitiert der Mitarbeiter gleich mehrfach. Er sucht sich sein Traumbike beim Händler seines Vertrauens aus. Dieser Händler kooperiert mit dem Leasing-Anbieter. Der Arbeitgeber least das Bike über die Leasingagentur und überlässt es seinem Mitarbeiter zur freien Nutzung. Die Leasingrate behält er über die Gehaltsabrechnung ein. Der Mitarbeiter muss dann den geldwerten Vorteil versteuern. Das geschieht über die aus dem Dienstwagenbereich bekannte 1-Prozent-Regel, wonach 1 % des Bruttolistenpreises der Lohnsteuer unterworfen wird. Der Preisvorteil gegenüber dem Direktkauf beträgt so häufig mehr als 25 %. Die tatsächliche Höhe der Einsparung hängt jedoch von mehreren Faktoren ab, u. a. von der Steuerklasse. Manche Arbeitgeber übernehmen sogar die obligatorische Versicherung des Dienstrades oder auch die Inspektion und geben einen Zuschuss zur Leasingrate.
Der Vorteil des Fahrrad-Leasings für den Arbeitgeber liegt darin, dass er die Leasing-Raten als Betriebsausgaben geltend machen kann, sofern er sie bezahlt.

Grau ist alle Theorie

Da wir beruflich (fast den ganzen Tag) Testbikes fahren und deshalb keiner unserer Mitarbeiter Fahrrad-Leasing benötigt, haben wir bei unseren Lesern nachgefragt, wie sich das Konzept in der Praxis schlägt. Jörg K. hat uns von seinen Erfahrungen aus einem mittelständischen deutschen Unternehmen berichtet: Sein Mountainbike hatte er über mehrere Jahre in der Garage unter einer Staubschicht konserviert, bis sein Arbeitgeber über JobRad Fahrrad-Leasing anbot und damit sein Leben veränderte. Jörg entschied sich für ein SCOTT E-Aspect 920 zum damaligen Kaufpreis von 2.074 €. Die monatliche Leasingrate betrug 68,06 €, hinzu kam die obligatorische Versicherung des Bikes für monatlich 5,19 €. Sein Arbeitgeber bezuschusste das Leasing mit monatlich 25 €, was rein rechnerisch eine Rate von 48,25 € ergeben würde. Letztendlich wendete Jörg aber durch die Steuerersparnis monatlich lediglich 39 € netto für sein E-Mountainbike auf. Summa summarum musste Jörg insgesamt 1.404 € für die Leasingraten berappen. Als sein 36-monatiger Leasingvertrag im März auslief, wurde ihm sein SCOTT-E-MTB zum Restwert von 207,48 € zum Kauf angeboten und er schlug zu.
Apropos Leben verändern: Jörg ist jetzt voll mit dem E-Mountainbike Virus infiziert. Fuhr er anfangs nur auf Waldautobahnen, so biegt er mittlerweile von den Schotterwegen sehr gerne auf Singletrails ab, verbringt seinen Urlaub in Bike-Hotels, trainiert im Winter auch auf der Rolle und hat jetzt einen Rennrad-Urlaub auf Mallorca gebucht. Innerhalb von 3 Jahren hat er spielerisch und ohne Diät 20 kg Gewicht verloren!

Ohne Leasing könnte ich mir so ein teures E-Mountainbike nicht leisten.

Sein neuester Traum, ein SCOTT E-Genius 700 Tuned für 7.200 €, geht für Jörg dank Fahrrad-Leasing nun auch noch in Erfüllung. Die monatliche Leasing-Rate ist zwar jetzt wesentlich höher, aber ohne Leasing könnte er sich das Bike gar nicht leisten. Bei Jörgs Arbeitgeber, einem mittelständischen Industrieunternehmen in Süddeutschland, haben schon 150 von 420 Mitarbeitern das Angebot genutzt, ein Fahrrad zu leasen.

Daas SCOTT E-Genius 700 Tuned ist ein echtes Traumbike, danke Leasing kann der Traum jedoch in Erfüllung gehen.

Wichtige Infos und Begriffe

Traumbike mit Zubehör

Pro Arbeitnehmer können oftmals bis zu zwei Bikes geleast werden, meist ist es egal ob Rennrad, Citybike oder E-Mountainbike. In der Regel ist das Modell frei wählbar. Dieses Leasing kann auch Zubehörteile wie Navigationsgeräte oder den Fahrrad-Kinderanhänger umfassen (z. B. beim Anbieter Bikeleasing-Service).

1-Prozent-Regelung – Dienstwagenprivileg

Seit 2012 gilt die bis dato nur Dienstwagen vorbehaltene 1-Prozent-Regelung auch für Fahrräder und E-Bikes. Weil das Dienstrad auch privat genutzt werden darf, ist das ein geldwerter Vorteil, der vom Arbeitnehmer zu versteuern ist.

Vorteilsrechner

Zum Berechnen der monatlichen Leasing-Rate findet ihr auf der Website der Leasing-Anbieter einen Vorteilsrechner. Dort gebt ihr u. a. den Kaufpreis des Bikes, euer Bruttomonatsgehalt und eure Steuerklasse ein, um die monatliche Leasing-Rate für euer Traumbike zu berechnen.
In der Kalkulation sollten jedoch auch die zusätzlichen Kosten für Wartungen, neue Ketten und Ritzel nicht vergessen werden. Es kann auch nicht schaden, ein Fullservice-Paket dazuzubuchen.

Ersparnis

Die Ersparnis des Fahrrad-Leasings gegenüber dem Direktkauf lässt sich nicht pauschal beziffern. Sie ist abhängig von verschiedenen persönlichen Faktoren wie Einkommenshöhe, Steuerklasse, Kinderfreibetrag, Kirchensteuerpflicht, Art der Krankenversicherung und weiteren Auswüchsen unseres rund 3.500 Seiten umfassenden Steuergesetzes. Dazu zählen auch der Arbeitgeberanteil an der Leasing-Rate und ob der Arbeitgeber vorsteuerabzugsberechtigt ist.

Laufzeit

In der Regel 36 Monate, aber auch 48 Monate sind möglich.

Versicherung

Eine Versicherung muss sein, da das Dienstrad als Sicherheit für die Finanzierung gilt und sich im Eigentum der Leasing-Gesellschaft befindet. Angeboten werden verschiedene Versicherungspakete bis hin zur Mitversicherung von Verschleißkosten.

Arbeitgeberzuschuss

Die Höhe des Arbeitgeberzuschusses für die Leasing-Rate ist äußerst unterschiedlich. So gewähren laut dem Leasing-Anbieter BUSINESSBIKE lediglich ca. 20 % der Arbeitgeber einen Zuschuss, der dann bei durchschnittlich 10 € pro Monat liegt. Laut JobRad übernimmt der Arbeitgeber in der Regel die Vollkasko-Versicherung und die Mobilitätsgarantie. Diese kostet ab 4,20 € netto pro Monat. Weiterhin ist nicht unüblich, dass der Arbeitgeber den monatlichen Beitrag für die jährliche Inspektion in Höhe von 5 € netto zahlt. Der Anbieter Bikeleasing-Service betont, dass sich die Situation als Rad fahrender Pendler auch für die Arbeitnehmer stark verbessert hat, denen kein Zuschuss gewährt wird. Die meisten Unternehmen, die am Bike-Leasing teilnehmen, haben eine fahrradfreundliche Infrastruktur in Form von überdachten Fahrrad-Stellplätzen, Ladestationen oder der Einrichtung von Duschen geschaffen, was für viele Mitarbeiter mehr wert ist als ein kleiner Zuschuss.

Erwerb des Dienstrades nach Auslaufen des Leasingvertrags

Vor Ablauf des Leasingvertrags wird dem Arbeitnehmer in der Regel ein Angebot zur Übernahme seines geleasten Bikes unterbreitet. Bislang lag es bei einem Restwert von 10 %. Die Oberfinanzdirektion Nordrhein-Westfalen hat jedoch im vergangenen Jahr den Restwert von 10 % bei E-Bikes als zu gering und 40 % als realistisch proklamiert. Diese Entscheidung hatte zunächst drastische Auswirkungen: Kaufte der Leasingnehmer sein Dienstrad nach Ablauf der Leasinglaufzeit von 3 Jahren zu einem geringeren Betrag als 40 % der ursprünglichen unverbindlichen Preisempfehlung, bestand die Gefahr einer Nachversteuerungspflicht des geldwerten Vorteils, also von 30 %. Die Leasing-Anbieter haben zwischenzeitlich darauf reagiert mit einer Erhöhung des Restwertes auf 15–17 % und mit gleichzeitiger Übernahme des geldwerten Vorteils gemäß der Pauschalversteuerung nach § 37 EStG. Da es sich um Leasing handelt, besteht keine Verpflichtung zum Erwerb des Dienstrades.

Leasing-Anbieter

JobRad

ist Pionier im Dienstrad-Leasing. Weit mehr als 6.000 Arbeitgeber mit mehr als 1,5 Millionen Beschäftigten in Deutschland, z. B. Bosch oder SAP, setzen auf den Marktführer, bei dem jedes Rad ein JobRad sein kann.
Mehr Infos auf jobrad.org

EURORAD

ist der Leasing-Anbieter der renommierten Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG), die in Köln sitzt und über 2.000 Fachhändler zu ihren Mitgliedern zählt.
Mehr Infos auf eurorad.de

BUSINESSBIKE

wurde 2014 gegründet und verweist auf über 50.000 Leasing-Verträge. Sie werden vom Fahrradhändlerverband BIKE&CO unterstützt und empfohlen. BIKE&CO verfügt mit über 670 Mitgliedsbetrieben in Deutschland über ein umfassendes Netz an Anlaufstellen.
Mehr Infos auf businessbike.de

Bikeleasing-Service

arbeitet mit dem Versicherungspartner Iragon zusammen, versichert sind die Räder beim Branchenriesen ERGO. Er bietet als einziger auch Kinderfahrradanhänger als Zubehör zum Leasen an.
Mehr Infos auf bikeleasing-service.de

mein-dienstrad.de

ist seit 2012 im Dienstrad-Leasing tätig, hersteller- und markenunabhängig. Der Anbieter ist an keine Leasingbank oder Versicherung gebunden und mit über 2.200 Fachhändlern bundesweit vor Ort vertreten.
Mehr Infos auf mein-dienstrad.de

Lease-a-bike

ist eine Marke der Derby Cycle Werke GmbH mit den Marken FOCUS, Kalkhoff, Raleigh und UNIVEGA und arbeitet mit über 2.000 Fachhändlern zusammen.
Mehr Infos auf lease-a-bike.de

Update Januar 2020: Wie von uns prognostiziert, wurde die 0,25 %-Regel auch für das Fahrrad-Leasing durch gleich lau­ten­de Er­las­se der obers­ten Fi­nanz­be­hör­den der Län­der vom 9. Ja­nu­ar 2020 eingeführt.


Dieser Artikel ist aus E-MOUNTAINBIKE Ausgabe #012

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Words: Manne Schmitt Photos: Christoph Bayer

Über den Autor

Manne Schmitt

Als stolzer Daddy von Robin und Max-Philip ist Manne der Mann der ersten Stunde und die „graue Eminenz“ im Redaktionsteam. Sein erstes Rad-Rennen gewann er im Grundschulalter beim Schulfest. Nach weniger erfolgreichen Versuchen im Fußball fand er über den Ausdauersport (Marathon) im Jahr 1989 seine Passion fürs Biken! Das Thema Racing verfolgt ihn noch immer, niemand im Team kennt die EWS-Profis besser als Manne. Als ehemaliger Chef-Analyst einer Landesbehörde weiß er, wie man richtig recherchiert, und findet exklusive News, die sonst niemand hat. Als Prokurist unterstützt er seine Söhne erfolgreich im Alltag – viva la familia!