EUROBIKE 2019 News

Software-Trends und Digital-Angebote von der EUROBIKE 2019 – bereit für die E-Bike-Revolution?

Die Hallen der EUROBIKE waren dieses Jahr vollgestopft mit ausgefallener und erstaunlicher Technik – besonders Halle A1 mit massig E-Bike-Software und -Motoren. Wir haben uns umgeschaut und zeigen euch die aufregendsten Software-Trends und Entwicklungen, die die Zukunft von E-Bikes gestalten könnten!

Einige der hier vorgestellten digitalen Produkte und Softwares sind bereits im Gebrauch, einige werden es in naher Zukunft sein. Sie sollen Bereiche wie Sicherheit, Diebstahlsicherung, Flottenmanagement, Augmented Reality sowie Fahrdatenanalyse auf ein neues Level heben.

Greyp Bikes: Wenn die Grenzen zwischen Fahrradfahren und Gaming verschwimmen

Das Team von Greyp hat noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass es seine Bikes um seine Software herum entwickelt hat und nicht andersherum. Daraus resultierte ein Level an Konnektivität und Augmented Reality, das im E-MTB-Sektor seinesgleichen sucht. Die Kombination aus einer Vielzahl an Kameras, Sensoren und einer eSIM hat es Greyp erlaubt, eine Plattform zu entwickeln, in der die Gaming-Welt und E-Bikes verschmelzen. Hier bei der EUROBIKE präsentierte Greyp mit einem Echtzeit-Game stolz die Möglichkeiten dieses Ansatzes: Die Besucher konnten die E-Bikes auf einer Versuchsstrecke testen. Dabei zeigte eine digitale Karte am Stand von Greyp die aktuelle Position aller Testfahrer (die Bikes sind ständig mit dem Internet verbunden!) sowie einige Echtzeitdaten wie Motor-Unterstützung, Kraft-Input durch den Fahrer sowie die Geschwindigkeit der Bikes. Aber die Karte diente auch dazu, ein „digitales Bier“ oder andere Goodies aufpoppen zu lassen. Jede Mal, wenn Greyp ein solches Goodie spendierte, wurde die Position der Gegenstände an alle Bikes gesendet und die Tester mussten um die Wette fahren, um sie zu finden – wer zuerst kam, mahlte zuerst. Natürlich kümmerte sich die Greyp-Software auch gleich um die Navigation.

Mehr Infos unter greyp.com


ESB: Ready2Connect?

Auch in Italien wird es digital: Die Firma ESB hat ein Konnektivitäts- und Management-System für E-Bikes entwickelt. Es ist in den Akku oder Rahmen integriert und sammelt Echtzeit-Daten, die in einer Cloud gesichert werden. Auf diese Informationen kann dann von einem Service-Center, dem Fachhändler oder dem Endkunden selbst via App zugegriffen werden. ESB ist ein Tochterunternehmen der Firma SITAEL, die Technologien für Kunden wie die NASA und ASA entwickelt, ebenso für Sektoren wie Luftfahrt und Bahnverkehr. Produziert wird komplett in Italien.

Die Plattform bietet Interaktion mit sozialen Netzwerken und Marken, Navigation, Flottenmanagement, Ferndiagnosen, Echtzeit-Support, Wartungs-Benachrichtigungen, Leistungsmessung sowie Unfall-Erkennung – dank eines Beschleunigungssensors, der im Falle eines Unfalls Informationen an eine vorbestimmte Kontaktliste sendet. Tracking zum Diebstahlschutz steht ebenfalls ganz oben auf der Agenda: Zwei gestohlene Bikes aus Österreich und Deutschland konnten dank der Software bereits aufgespürt und sichergestellt werden.


Sharea: Flottenmanagement

Sharea liefert eine gesamtheitliche Lösung für Firmen, die sich nicht selbst um Flottenmanagement, Buchungen sowie eine Vermietungsplattform kümmern können oder wollen und daher nach einem Subunternehmen suchen.Der Endkunde nutzt eine White-Label-App, die eine Buchungsplattform sowie Flottenmanagement bietet. Als Tochterunternehmen der ZEG, Deutschlands größter Vereinigung unabhängiger Bike-Händler und einem Konglomerat aus verschiedenen Herstellern wie etwas BULLS und Kettler, ist Sharea in der Lage, das volle Paket anzubieten – von Bike-Leasing sowie Versicherungen bis hin zum Bike-Service durch einen lokalen ZEG-Fachhändler.


Eplus.bike: spurloses Tuning

Bei der nächsten technologischen Neuerung sind wir zugegebenermaßen gemischter Gefühle. Das Team von Eplus.bike hat ein Tuning-Tool entwickelt, das angeblich spurlos arbeitet und mit dem ihr euren E-MTB-Motor neu programmieren könnt. Alles, was ihr dafür tun müsst: Wählt den Motor aus, den ihr tunen wollt, verbindet euer Telefon damit und erschafft eure eigenen Modi. Ihr könnt bis zu fünf verschiedene Modi programmieren und so das maximale Drehmoment, die maximale Leistung (Watt) sowie die mögliche Höchstgeschwindigkeit manipulieren.

Während die Software selbst – laut Eplus.bike – nicht illegal ist, verstößt es natürlich gegen das Gesetz, das Speed-Limit eures E-Bikes zu erhöhen und es im öffentlichen Raum zu bewegen. Eplus.bike sichert sich mit einer eindeutigen Ausschlussklausel ab und verlangt eine Art „Unterschrift“ (die Zahlung von 1 €), mit der ihr bestätigt, dass ihr die Geschäftsbedingungen verstanden habt. Wenn ihr also auf frischer Tat ertappt werdet, könnt ihr euch nicht damit herausreden, dass ihr im Vorfeld nicht gewarnt worden seid! Dass wir generell gegen Tuning sind, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben.

Mehr Infos unter eplus.bike


COMODULE: Navigation, Reichweiten-Visualisierung und Diebstahlsicherung

COMODULE ist ein estnisches Unternehmen, das aus der Liebe zum Bau elektrischer Rennwagen entstanden ist – einer Passion, die ihre drei Firmengründer teilten. Seit ihrer Gründung 2014 hat sich die Firma auf die Produktion von Software und Hardware spezialisiert, die in der Lage ist, Lösungen hinsichtlich Flottenmanagement und Konnektivität zu bieten. Der Endkunde interagiert mit der COMODULE-App, die Navigationsdaten und eure Reichweite ausgehend von dem E-Bike, mit dem ihr unterwegs seid, visualisieren kann. Die App kann in Echtzeit den Radius eurer maximalen Reichweite anzeigen und kümmert sich ebenso um Tracking zur Diebstahlsicherung, Motor-Diagnose und Fahrdaten. So weit die vielversprechenden Eckdaten, doch gerade bei den Reichweiten-Angaben ist Vorsicht geboten, weil sie hochgerechnet werden. Die COMODULE-App nutzen der Motorenhersteller FAZUA sowie einige Bike-Marken wie z. B. Coboc.

Mehr Infos unter comodule.com


Riese & Müller RX Connect-System

Das Team von Riese & Müller hat bereits letztes Jahr sein RX Connect-System zum Diebstahlschutz vorgestellt – dieses Jahre wurde es erweitert. Eine im Motor verbaute eSIM ermöglicht die Ortung eures E-Bikes und Riese & Müller kümmert sich darum, dass es zurückgebracht wird. Mehr zum Sicherheits- und Service-Konzept erfahrt ihr in diesem Artikel.

eBike Abo bzw. Rebike1 waren auch auf der EUROBIKE und werfen die Frage auf: „Sparst du noch oder fährst du schon?“ Alle Infos dazu, wie man ein E-Bike im Abo bekommt, haben wir euch ebenfalls in einem separaten Artikel zusammengefasst.

Fazit

Der Trend zur Digitalisierung von E-Bikes ist stärker als je zuvor und die Zukunft klassischer Bike-Diebe sieht düster aus – denn vielleicht brauchen wir eines Tages keine Schlösser mehr, da unsere E-Mountainbikes stets online und ihre Standorte nachverfolgbar sind. Die Zukunft vieler Biker sieht hingegen rosig aus, ebenso die der Firmen, die ihren Kunden besseren und smarteren Service bieten wollen. Gibt es also nur gute Nachrichten? Das muss sich erst noch zeigen, doch eine Sache ist klar: Der Digitalisierungstrend wirft auch einige ernste Fragen auf. Wem gehören eure Daten eigentlich? Was sind die Risiken und welche wirklichen Vorteile wird uns die Digitalisierung bescheren?


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Words: Finlay Anderson, Robin Schmitt Photos: Finlay Anderson